Bezugsraum: Der nachfolgende Schlüssel ist für Mitteleuropa konzipiert, lässt sich jedoch auch in einigen angrenzenden Ländern anwenden, im Einzelnen: Frankreich (Nordhälfte), Britische Inseln, Benelux-Staaten, Dänemark, Südschweden, Baltische Länder, Polen, Deutschland, Schweiz, Österreich, Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Balkanhalbinsel (außer Griechenland), Italien (Nordhälfte).
Hinweise zum Sammeln und Bestimmen: Von Wiesenrauten werden oft nur Teilblütenstände und einzelne Blätter herbarisiert. Die Artzugehörigkeit ist mit etwas Übung anhand solcher Aufsammlungen zwar möglich; sinnvoller ist es jedoch, Pflanzen durchschnittlicher Größe zu sammeln und gegebenenfalls zu teilen. Vollständig auf Herbarbögen passende, kleinwüchsige Exemplare zeigen oft keine typische Merkmalsausbildung. Die Bestimmung der Unterarten zeitigt meist nur Erfolg, wenn mehrere Exemplare vorliegen oder die Population im Gelände näher untersucht wurde. Für die sichere Zuordnung müssen alle Schlüsselmerkmale (gemittelte Messwerte) zutreffen. Regional überwiegen intermediäre Übergangsformen, die sich einer eindeutigen Bestimmung entziehen. Wegen der großen infraspezifischen Variabilität sind einzelne Arten mehrfach im Schlüssel berücksichtigt, da manche Unterart einfacher ansprechbar ist. Nachblühende oder sterile Pflanzen zeigen stark abweichende Merkmalskombinationen und sind oft schwer zuordbar. Empfehlenswert ist das Mitsammeln unterirdischer Organe oder zumindest deren Untersuchung im Gelände. Die Stellung der Staubblätter und Blütenstiele (idealerweise an gerade öffnenden Blüten) sollte an der lebenden Pflanze untersucht werden, da der Welkungsprozess bereits nach wenigen Minuten einsetzt. Bei T. minus empfiehlt sich für die Bestimmung der Unterarten eine Untersuchung des Blühverhaltens der gesamten Population. In seltenen Fällen kann für die Bestimmung fruchtendes Material erforderlich sein.
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1 | * | Stängel mit mehreren Blättern. Blütenstand ein Rispe | ► 2 |
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2 | * | Staubfäden fadenförmig, annähernd gleichmäßig breit. Früchtchen sitzend oder kurz gestielt, im Querschnitt rundlich-elliptisch, längs gerippt | ► 3 |
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3 | | Blätter im obersten Sprossdrittel unterhalb des Blütenstandes mehrheitlich (> 75 %) mit ganzrandigen, linealischen bis lanzettlichen Blättchen. Stipellen an der Blattrhachis nur sehr selten vorhanden | ► 4 |
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3 | * | Blätter im obersten Sprossdrittel unterhalb des Blütenstandes höchstens mit wenigen (< 25 %) ganzrandigen, linealischen bis lanzettlichen Blättchen. Stipellen an der Blattrhachis vorhanden oder fehlend | ► 5 |
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4 | | Blütenstand mit dicht gedrängten, überwiegend aufrecht stehenden Blüten und Staubblättern. Pflanze keine Ausläufer bildend. | | Thalictrum lucidum |
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4 | * | Blütenstand mit locker angeordneten, überwiegend nickenden Blüten und herabhängenden Staubblättern. Pflanze stets Ausläufer bildend. | | Thalictrum simplex |
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5 | | Blütenstand mit dicht gedrängten, überwiegend aufrecht stehenden Blüten und Staubblättern. Fruchtstand ebenfalls sehr dicht. | ► 6 |
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5 | * | Blütenstand mit locker angeordneten, überwiegend nickenden Blüten und herabhängenden Staubblättern. Fruchtstand ebenfalls sehr locker. | ► 8 |
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6 | | Pflanze keine Ausläufer bildend. Stipellen an der Blattrhachis nur sehr selten vorhanden. Pflanze kahl bis stark behaart oder durch starke Bewachsung graugrün gefärbt. | ► 7 |
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6 | * | Pflanze stets Ausläufer bildend. Stipellen an der Blattrhachis nur sehr selten bei kleinen Pflanzen fehlend. Pflanze meist kahl oder vereinzelt mit schwer zu erkennenden Mikrodrüsen. | | Thalictrum flavum |
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7 | | Pflanze oft mit zahlreichen Drüsenhaaren, selten nahezu kahl. Früchtchen meist deutlich < 3 mm lang. | | Thalictrum lucidum |
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7 | * | Pflanze meist ohne Drüsenhaare, aber mit auffallend graugrüner Bewachsung. Früchtchen meist deutlich > 3 mm lang. [nicht heimisch, subsp. speciosissimum selten verwildernde Gartenpflanze]. | | Thalictrum speciosissimum |
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8 | | Früchtchen in Seitenansicht stark asymmetrisch, ventral stärker gekrümmt und seitlich stark abgeflacht. Haare der Blättchen teilweise auf auffallenden epidermalen Sockeln sitzend. Haare (sofern vorhanden) teilweise ohne Drüsenköpfchen. Blättchenoberseite durch eingesenkte Nerven stark runzelig. | | Thalictrum foetidum |
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8 | * | Früchtchen in Seitenansicht nicht stark asymmetrisch, allenfalls leicht abgeflacht. Haare (sofern vorhanden) nicht auf epidermalen Sockeln sitzend, stets mit Drüsenköpfchen. Blättchenoberseite nicht auffallend runzelig. | ► 9 |
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9 | | Pflanze stets mit unterirdischen Ausläufern. Blätter mehrfach gefiedert. Blattrhachis ohne Stipellen (nur in Mitteleuropa). Blättchen überwiegend deutlich länger als breit, oft ganzrandig. Früchtchen < 1,4 mm breit. | | Thalictrum simplex |
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9 | * | Pflanze nur selten mit langen, unterirdischen Ausläufern. Blätter mehrfach dreigeteilt, nur selten annäherungsweise mehrfach gefiedert. Blattrhachis mit oder ohne Stipellen. Blättchen überwiegend ungefähr so lang wie breit, selten länger als breit, nicht ganzrandig. Früchtchen > 1,4 mm breit. | | Thalictrum minus |
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Zu Details siehe Revision der Gruppe unter: http://www.bvnh.de/bnh/abstract/bnh-b09/zus-b09-rh.html.
Ralf Hand, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Str. 6-8, 14195 Berlin; r.hand(at)bgbm.org