Frauenmantel
Frauenmantel, Gemeiner Frauenmantel, Echter Sinau, Taubecher and Löwenfuß (Alchemilla vulgaris L., Familie Rosengewächse = Rosaceae) Wortherkunft: Alchemilla vom arabischen Alkemelyeh bzw. von der Verwendung in der Alchemie nach der die Pflanze besondere Kräfte hat, vulgaris=gemein oder vulgus=Volk (Kanngiesser 1908; Martin 1851; Schmeil & Heubach 1911; Schubert & Wagner 1993)
Merkmale
Alte Bauerngarten- und Zierpflanze mit ausdauerndem Wuchs, Pflanze kahl oder auch zottig, mit kleinen grün-gelblichen Blüten, ohne Blütenblätter, Blätter nierenförmig-tellerartig aufgefächert mit lappigem Blattrand der gesägt ist; auf Wiesen, Grasplätzen, an Rainen und Waldrändern häufig; ist eine Sammelart mit vielen Formerscheinungen (Willkomm 1895; Düll & Kutzelnigg 1994; Hegi u.a. 1921 Sturm 1904; Baxter 1839) Größe: 10 bis 50 (80) cm Blume (Blütenstand) (⚘ ➚ 1–4): Blütenstand kahl oder unterwärts zerstreut behaart, meist weit ausgebreitet, oft sehr reichblütig, Blütenzweige 8 bis 50 cm lang, aufstrebend. Blüten (⚘ ➚ 2) 2 1⁄2 bis 5 1⁄2 cm breit, grün, kahl; Blütenblätter fehlen; Kelchblätter kürzer oder nur solang wie der Kelchbecher; Außenkelchblätter kürzer als die Kelchblätter, nach der Blüte nur undeutlich sternförmig ausgebreitet, 4 Staubblätter. Früchte: Samen 1 oder 2, können auch durch Samenbildung ohne Befruchtung entstehen Blätter: Grundblätter rundlich nierenförmig, in der Regel neunlappig mit abgerundeten, sägezähnigen Lappen, oberseits meist kahl, an den Zähnen büschelig gewimpert, Unterseite behaart oder kahl Stengel: Blattstiele und Triebe grün bis bläulich-grünlich, an der Sonne oft rötlich oder bräunlich sich färbend, abstehend zottig bis kahl behaart, aber nie seidig schimmernd Wurzel: Hauptwurzel frühzeitig schwindend, durch zahlreiche Seitenwurzeln, sogenannte Adventivwurzeln, des Wurzelstocks ersetzt; Wurzelstock dicht mit Resten von Nebenblättern besetzt, mit Blattrosette endigend, die aber keinen Blütenstand ausbildet.
Vorkommen, Verbreitung
Wiesen und Weiden, Feuchtwiesen, Hochgebirge (auch in der Ebene) — Sehr verbreitet und meist häufig, oft in ausgedehnten Heiden, an frischen bis feuchten, humusreichen wie auch mineralischen Standorten, auf Frisch- und Fettwiesen, Weiden (besonders auch da, wo sich Weidevieh lagert, auf sogenannten Lägern), auf Schutt, überschwemmten Böden, auf Felsen, in Wäldern, Gebüschen; vom Tiefland bis in die alpine Stufe ansteigend, bis etwa 2800 m; auf kalkreicher wie auf kalkarmen Böden (Hegi). — Verbreitung: Östliches Nordamerika, Grönland; fast ganz Europa vom Mittelmeer bis Island, zu den Färöern und zum nördlichsten Norwegen; in Asien vom Kaukasus und Himalaya bis Sibirien (Hegi). — Zum Schutz: kein besonderer Schutzstatus nach Bundesartenschutzverordnung; nach älteren Datenerhebungen (1990–1998) in Mecklenburg-Vorpommern als „vom Aussterben bedroht“, in Brandenburg + Land Berlin und Land Hamburg als „stark gefährdet“, und in Schleswig-Holstein als „gefährdet“ eingestuft (Floraweb 2019)
Wissenswertes
Viele der umgangssprachlichen Namen beschreiben Hegi u.a.: die Pflanze wird meist nach ihren großen mantelförmigen Blättern als Frauenmantel (auch mundartlich) bezeichnet: Mänteli, Mäntelichrut, Hasämänteli, Frauemänteli (Schweiz), Krusemäntelchen (Oberharz), Herrgottsmäntelchen (Eifel), Liebfrauenmantel (Nassau), Muetergottesmäntele (Elsass), Mariamäntela (früher Schlesien), (Muttergottes-) Mantelteni (Schweiz: Goms), Jungfernmantel (Steiermark). Ebenfalls auf die Blattform gehen Schüsselichrut, Röckli (Schweiz), Kräglein (früher Schlesien), Frauenhäubl, Haubma, Hiadl [Hütchen] (Böhmerwald), Dächlichrut (Zug), Regendächle (bayer. Schwaben), Parisol (Engadin), Neuneck (Eifel), Neunlappenkraut (Kärnten). Der Vergleich mit Gänsfüßen liegt nahe: Gänstotscherl, -pratzerl (Böhmerwald), Gänsfüaß (Niederösterreich), Gänseloutschen (Riesengebirge), Gänseplätschel (Nordböhmen). Die an den Blattzähnen ausgeschiedenen Wassertröpfchen sowie der Umstand, dass sich Regenwasser in den etwas trichterförmig vertieften Blättern längere Zeit hält (um eigentliche „Tautropfen“ wird es sich meist nicht handeln) haben Namen veranlasst wie Daufänger (Gotha), Taubecherl (bayerisch-österreichisch), Taubletter, -mantel, -schüsseli (Graubünden), Wasserträger, Rägätropfä (Schweiz), Taukräutel (Obersteiermark). Der Name Sin(n)au, im Böhmerwald als Sinäugl, Zinäugl, gehört ebenfalls hieher. Zusammengesetzt aus „sin“ = groß, dauernd, immer und „Tau“, bedeutet Sinau eine „immer betaute“ Pflanze.
Verwendung 
Stichworte: Salat; Wildgemüse; Gewürz; Rezepte Kreiter uffn Taller; Heil- und Teepflanze; Wildpflanzengärten; Durchfallerkrankungen; Erbrechen; Wundheilung; Kosmetik und Hautanwendung; Frauenkrankheiten; gerben; grün färben — Die Blätter des Frauenmantels können als Gemüse und als Beigabe für Salate verwendet werden (Düll) oder getrocknet und geriebelt als Gewürz für den Winter, in Kräutermischungen kann man ihn auch eingesalzen aufbewahren (Dietrich 2000); Rezepte-Ideen siehe auch Kreiter uffn Taller (2012, S.32ff.). Früher wurde der Frauenmantel beim Gerben mitverwendet, zur sogenannten Lohgare (Braune 1797), auch eignet er sich zum Grünfärben (Dietrich). Er hat durch seine Inhaltsstoffe insgesamt eine zusammenziehende Wirkung und Graeme u.a. (2011) fassen im Abschnitt Empfehlungen zusammen, dass er als Wundkraut allgemein empfohlen wird (äußerlich und innerlich: Teeaufguss der Blätter oder die abgekochte Wurzel), also für kleinere Verbrennungen und Hauterkrankungen, außer von sehr trockenen; bei Durchfall und Erbrechen kann er innerlich angewandt werden, jedoch nicht zu lange wegen der enthaltenen Tannine; bei Frauenkrankheiten, zu langen Monatsblutungen (Menorrhagie), vermehrtem Scheidenausfluss (Weißfluss, Leukorrhoe) und durchaus auch bei Neubildung der Gebärmutterschleimhaut (Endometriose), knotigen Wucherungen in der Muskelschicht der Gebärmutter (Myome) und bei inkompetentem Muttermund kann er eingesetzt werden; er kann kosmetisch auf der Haut angewendet werden: z.B. nach dem Stillen zur Straffung der Brüste, wahrscheinlich kann er auch der Hautalterung vorbeugen (Dosierung und Aufbereitung siehe z.B. Ennet u.a. (1991) oder Treben (2017)). Gleditsch (1767) schreibt dem Kraut zu, dass es ein gesundes Futter für das Vieh ist, und die Fettigkeit der Milch in gebirgigen Regionen vermehrt. Baxter beschreibt: Pferde, Schafe und Ziegen fressen es; Schweine verweigern es; Kühe mögen es nicht, wenn der Frauenmantel übermäßig viel vorkommt (5 Milchkühe starben damals an Verstopfung), jedoch fressen Kühe den Frauenmantel auch mit (Vondrášková u.a. 2012).
Inhaltsstoffe
Gerbstoffe, Flavonoide, Bitterstoffe, Salizylsäure, ätherisches Öl, Vitamin C (Bährle-Rapp 2007; Dietrich)
Umseitige Bildtafel: AB blühende Pflanze. 1 Teil eines Blütenstandes; 2 Blütenlängsschnitt; 3 Staubblatt; 4 Stempel; 5 Teil des Blattrandes. 1 bis 5 vergrößert.—Abbildung aus Thomé & Müller (1905)
Pflanzentafeln
Zeichnung zum Ausmalen
Die Menschen nennen mich auch Gemeiner Frauenmantel, Echter Sinau, Taubecher and Löwenfuß oder Alchemilla vulgaris L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: grün bis gelblich grün und meine Blütezeit ist (April…) Mai bis Juli (…September)
- nach menschlichen Maßstäben bin ich 10 bis 50 (80) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Wiesen und Weiden, Feuchtwiesen, Hochgebirge (auch in der Ebene)
Die Menschen nennen mich auch Gemeiner Frauenmantel, Echter Sinau, Taubecher and Löwenfuß oder Alchemilla vulgaris L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: grün bis gelblich grün und meine Blütezeit ist (April…) Mai bis Juli (…September)
- nach menschlichen Maßstäben bin ich 10 bis 50 (80) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Wiesen und Weiden, Feuchtwiesen, Hochgebirge (auch in der Ebene)
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- Kannst Du an mir riechen, ohne mich rauszureißen? Komm gerne auf meine Augenhöhe und rieche an meinen Blüten und Blättern. Vielleicht dufte ich sogar – wonach denn?
- Wie fühlt sich Dir mein Körper an?
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- Habe ich schon Früchte? Falls ja, koste behutsam davon, wie schmecken sie Dir?
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- Zerreibe eines meiner Blätter. Wonach riecht es?
- Kann man sie essen? Koste behutsam davon, wonach schmeckt es?
- Stehen sich meine Blätter genau gegenüber oder abwechselnd gegenüber?
- Sehen sie alle gleich aus oder verschieden? Wie sieht der Rand meiner Blätter aus?
- Welche Form haben meine Blätter?
- Was ist Deine Lieblingspflanze?
- Wie würdest Du meine Lebensgeschichte erzählen?
- Wer weiß: es kommt ein Gedicht
- daher und Dir in den Sinn …
- Hm, sooo schwer ist’s eigentlich nicht
- und schon fließen die Worte dahin …
Da Du ein Mensch bist und die Natur
Dir einen kreativen Geist geschenkt hat,
vermagst Du ja sogar noch mehr …
- Fällt Dir an mir sonst noch etwas auf? Oder kann ich Dir vielleicht gar von Nutzen sein? Kommen Dir Ideen?
- Wusstest Du, dass mich die Menschen als Heilpflanze verwenden?
Wie kann ich die Pflanzentafel verwenden?
Anwendung oder Aufgabe | Welche Seiten und welches Material? |
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Klassische Informationstafel 2-seitig ausgedruckt |
Seite 1 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Komplexe Aufgabe, Selbststudium und Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Komplexe Aufgabe + Selbststudium & Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Verwendete und weiterführende Literatur
(Zur intensiven Recherche siehe auch die Virtuelle Fachbibliothek Biologie www.vifabio.de)