Gewöhnliches Ruchgras
Gewöhnliches Ruchgras, Wohlriechendes Ruchgras and Gelbähriges Ruchgras (Anthoxanthum odoratum L., Familie Süßgräser = Poaceae) Wortherkunft: Anthoxanthum von (ἄνθος, sprich ánthos) Blume und (ξανθὀς, sprich xanthos) gelbrot oder gelblich, blond, wegen der Staubbeutel oder der Ährenrispe (Kanngiesser 1908), odoratum heißt wohlriechend, lat. odor = Geruch (Hegi u.a. 1906)
Merkmale
Wohlriechendes ausdauerndes Gras, das Grashorste bildet, mit einer Ähre, die länglich und eirund ist, und kurzgestielte Blüten hat, die länger sind als ihre Grannen (Sturm 1798; Braune 1797; Hegi) Größe: 30 bis 50 cm Stengel: zahlreich, aufrecht bis aufsteigend, glatt oder nebst den Blattscheiden etwas rauh oder behaart, oberwärts nicht verzweigt. Blütenähre (⚘ ➚ 2): länglich, 2 bis 4 (7) cm lang und 0,5 bis ca. 2 cm breit, unten am dicksten. Ährchen (⚘ ➚ 3, 4): einblütig mit 4 Hüllspelzen, die beiden untern zugespitzt, kahl oder zerstreut behaart, die beiden oberen (oft als unfruchtbare Blüten bezeichnet) behaart, wenig länger als die bis fast 2 mm lange Deckspelze, die dritte auf dem Rücken mit meist kräftiger, geknieter, die vierte mit kürzerer, gerader Granne. Staubblätter, Griffel und Narben 2, letztere fast 1 cm lang. Früchte (⚘ ➚ 5): sehr klein (fast 2 mm lang), kaffeebraun, fest von den derben, braunglänzenden, hautrandig weißen Deckspelzen eingeschlossen. Blätter: 3 bis 6 mm breit, die grundständigen kurz oder bis 30 cm lang, die stengelständigen bedeutend kürzer (oft nicht über 2,5 bis 5 cm lang), besonders am Grunde bewimpert, seltener beiderseits behaart. Blatthäutchen mäßig lang (bis 2 mm), am stumpfen Ende oft gezähnelt Wurzel: ist faserig, und treibt neben den Blättern und Halmen zuweilen gestreckte oder kriechende Ausläufer, sie hat einen starken und nicht unangenehmen Geruch, an Bisam erinnernd.
Vorkommen, Verbreitung
Trocken- und Halbtrockenrasen, Wiesen und Weiden, Wälder Waldränder und Gebüsche — Wächst auf Wiesen, Triften (d.h. vom Vieh benutzte Wege mit spärlicher Grasnarbe zwischen der Weide und dem Stall, der Tränke oder dem Platz zum Melken), in Wäldern (besonders in Kiefern-, Birken-, Eichen-, Buchen-, Fichten-, Lärchen- und Zirbelkieferwäldern, sowie im Latschenkieferngebüsch), auf Felsen, in Baumgärten, auf Magermatten, Sumpfwiesen, auf Kuh- und Schafweiden, auf allen Bodenarten (vom fruchtbaren Lias bis zum sterilen Serpentin, auf Torfboden, Sand u.s.w), und bei jedem Feuchtigkeits- und Belichtungsgrad. Gemein von der Ebene bis in die Hochalpen, bis 2700 m. — Verbreitung: Europa (im Süden seltener, fast nur im Gebirge), westliches Nordafrika, Kleinasien, Kaukasusländer (bis 2800 m), Nordasien; außerdem in Nordamerika, Australien und Tasmanien eingeführt — Zum Schutz: kein besonderer Schutzstatus nach Bundesartenschutzverordnung; nach älterer Datenerhebung nur in Mecklenburg-Vorpommern eingestuft (1992) als „gefährdet“ (Floraweb 2019)
Wissenswertes
Zum Namen schreiben Hegi u.a.: den Namen Ruchgras hat das Gras von dem angenehmen Gerüche seiner Blüten erhalten; da sich der Kumaringehalt besonders beim Kauen frischer Pflanzen bemerkbar macht, heißt es im Thurgau (Schweiz) Süessgras; in Dessau (Anhalt) wird es auch Weisse Schmele genannt; wegen der goldgelben Farbe der reifen Scheinähren wird es in der Schweiz als Goldgras, Goldschmäli, Fuchsschmäli oder gelbes Ruchgras bezeichnet. Mehr Büchernamen sind: Riechgras, Lavendelgras, wilder Lavendel, Melilotengras, Tunka- oder Tonkagras, wohlriechendes Raygras.
Bienen besuchen auch die Blüten und holen aus selben Honig, und Wachs (Braune).
Verwendung
Stichworte: Aromatikum; Duftheu; Kräuterkissen; Futterheu (Zusatz); Schnupftabakbereitung; Wildpflanzengärten — Die Wurzel wurde für die Parfümerie zur Schnupftabakbereitung verwendet und in der Volksheilkunde allgemein für Duftendes, z.B. in Kleiderkästen und „Kräuterkissen“; diese leinenen Säckchen, die mit wohlriechenden Kräutern gefüllt sind, wurden auch zur Linderung den schmerzenden Körperstellen aufgelegt (Hegi); als Zusatz zum Futterheu der Tiere zur Verbesserung der Verdauung wurde es auch verwendet (Hiller u.a. 1999). Es wird als ein gutes Futtergras beschrieben (Braune), jedoch ist es den Tieren wegen des starken Geruches in größeren Mengen unangenehm (Sinclair 1826). Bei Samenmischungen wurden die Samen häufig mit denen des nicht duftenden Begrannten Ruchgrases (Anthoxanthum aristatum) verfälscht.
Losch (1903) beschreibt in seinem Kräuterbuch, dass man es als Aromatikum für Getränke mehrfach verwenden kann, wobei der „Verdienst Herrn Schullehrer Allemendinger in Niedernau (früher in Stockheim) gebührt, es als erstes erprobt zu haben“ (jedoch gab/gibt es diese Tradition auch im schweizerischen Thurgau; Hegi): »Zum Maientrank schneidet man das ganze Gras, Halme, Blätter und Rispen, in 3–5 cm lange Stücke, welche, am besten mit einem reinen Seihtuch umhüllt in den zum Trank bestimmten Wein mit Zuckerzusatz gehängt werden. Nach 1⁄4–1⁄2 Stunde ist der Maienwein fertig und man wird ihn von dem aus Waldmeister bereiteten kaum unterscheiden können. Während nun der Waldmeister nur einmal benutzt werden kann und, zu lange angesetzt, dem Wohlgeschmack sowie der Bekömmlichkeit des Maiweins Eintrag tut, ist solches beim Ruchgras keineswegs der Fall. Man kann es drei- bis viermal nacheinander anlegen, ja die folgenden Aufgüsse werden eher noch feiner. Auch kann man das Ruchgras gedörrt längere Zeit zum Gebrauch aufbewahren, nur muss dann der Ansatz etwa eine Stunde stehen, bis der Wein den Wohlgeschmack angezogen hat.« (Anm.: siehe aber Inhaltsstoffe, nur behutsame Verwendung!)
Hegi u.a. berichten uns, dass im hochnordischen Finnmarken (Norwegen), wo das Cumarin in größerer Menge in der Pflanze vorzukommen scheint als in südlicheren Gegenden, die Lappländer das Stroh zu Stricken flechten, die sie zwischen ihre Kleider legen, um denselben das Aroma mitzuteilen.
Inhaltsstoffe
Cumaringlykosid (spaltet beim Welken Cumarin ab), Kieselsäure (Hiller). Das Cumarin ist eine flüchtige, bitter schmeckende Substanz, die in größeren Dosen bei Kalt- und Warmblütlern lähmend auf die Herztätigkeit, den Blutumlauf und die Atmung wirkt (Hegi).
Umseitige Bildtafel: 1. Die Pflanze mit blühender Ähre, in welcher die Narben aus den Ährchen herausragen. 2. Ähre im männlichen Stadium. 3. Ährchen einzeln (5/1). 4. Gleiches ohne Hüllspelzen (5/1). 5. Frucht: Korn mit seiner Spelze (8/1)—Abbildung aus Mentz & Ostenfeld 1917-1923
Pflanzentafeln
Zeichnung zum Ausmalen
Die Menschen nennen mich auch Wohlriechendes Ruchgras and Gelbähriges Ruchgras oder Anthoxanthum odoratum L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: grün bis gelblich und meine Blütezeit ist April bis August
- nach menschlichen Maßstäben bin ich 30 bis 50 cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Trocken- und Halbtrockenrasen, Wiesen und Weiden, Wälder Waldränder und Gebüsche
Die Menschen nennen mich auch Wohlriechendes Ruchgras and Gelbähriges Ruchgras oder Anthoxanthum odoratum L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: grün bis gelblich und meine Blütezeit ist April bis August
- nach menschlichen Maßstäben bin ich 30 bis 50 cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Trocken- und Halbtrockenrasen, Wiesen und Weiden, Wälder Waldränder und Gebüsche
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- Wo hast Du mich gefunden? Bin ich alleine? Bin ich größer oder kleiner als die anderen Pflanzen?
- Was fällt Dir an mir auf? Habe ich auffallende Haare?
- Kannst Du an mir riechen, ohne mich rauszureißen? Komm gerne auf meine Augenhöhe und rieche an meinen Blüten und Blättern. Dufte ich vielleicht?
- Wie fühlt sich Dir mein Körper an?



- Habe ich überhaupt Blüten?
- Welche Tiere entdeckst Du an meinen Blüten oder Früchten?
- Was machen sie?
- Kann man meine Blüten essen?
- Wie schmecken sie Dir?

- Welche Tiere entdeckst Du an meinen Blättern? Was machen sie?
- Wie fühlen sich Dir meine Blätter an?
- Zerreibe eines meiner Blätter. Wonach riecht es?
- Kann man es essen? Wonach schmeckt es?
- Fällt Dir auf, dass ich mich mit meinen Blättern umhülle?
- Da wo meine Blattfläche am Stengel anfängt: vielleicht fällt Dir an der Stelle etwas auf. Vielleicht habe ich – die Menschen sagen – Blattöhrchen oder eine extra hellere Blattzunge?
- Welche Form haben meine Blätter?
- Was ist Deine Lieblingspflanze?
- Wie würdest Du meine Lebensgeschichte erzählen?
- Wer weiß: es kommt ein Gedicht
- daher und Dir in den Sinn …
- Hm, sooo schwer ist’s eigentlich nicht
- und schon fließen die Worte dahin …
Da Du ein Mensch bist und die Natur
Dir einen kreativen Geist geschenkt hat,
vermagst Du ja sogar noch mehr …
- Fällt Dir an mir sonst noch etwas auf? Oder kann ich Dir vielleicht gar von Nutzen sein? Kommen Dir Ideen?
Wie kann ich die Pflanzentafel verwenden?
Anwendung oder Aufgabe | Welche Seiten und welches Material? |
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Klassische Informationstafel 2-seitig ausgedruckt |
Seite 1 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Komplexe Aufgabe, Selbststudium und Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Komplexe Aufgabe + Selbststudium & Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Verwendete und weiterführende Literatur
(Zur intensiven Recherche siehe auch die Virtuelle Fachbibliothek Biologie www.vifabio.de)