Heide-Nelke
Heide-Nelke, Deltafleckige Nelke and Wiesennelke (Dianthus deltoides L., Familie Nelkengewächse = Caryophyllaceae) Wortherkunft: Dianthus verkürzt aus griechisch Διὸς und ἄνθος (sprich Diós ánthos), = „Jupiterblume“, wegen ihrer Schönheit Gott Jupiter bzw. Zeus geweiht (Jupiter ist die römische Form des griechischen Zeus, des „Himmelsvaters“); deltoides nach den Blumenblättern, die auf der Oberfläche eine deltaförmige Zeichnung aufweisen (= Buchstabenform Δ) und είδος (sprich eidos) = Aussehen, Gestalt (Kanngiesser 1908; Hegi u.a. 1912; Digitales Wörterbuch DWDS)
Merkmale
Stengel behaart, einblütig oder mit locker-gabeligem Blütenstand, mit ausdauernden, aufstrebenden Blatttrieben, Blätter lineal-lanzettlich, Blumenkrone purpurn oder rosenrot öfters mit weißlichen Flecken; selten weiß (Thomé & Müller 1886; Hegi) Größe: (15) 20 bis 45 (50) cm Blume (Blütenstand): Blüten einzeln, langgestielt, in ausgesperrt-gabelspaltigen, lockeren Trugdolden. Kelchschuppen meist 2, krautig, kahl, eiförmig, in eine pfriemliche Granne auslaufend, halb so lang wie der Kelch; letzterer zylindrisch, 12 bis 17 mm lang, kahl, grün oder rötlich überlaufen. Kelchzähne lanzettlich zugespitzt. Kronblätter purpurrot bis lila (selten weiß) mit helleren Punkten und einem dunkleren Querstreifen. Platte 6 bis 8 mm lang, vorn kurzgezähnt, am Grunde schwach gebartet. Früchte: Kapsel so lang oder etwas länger als der Kelch und von diesem dicht umgeben. Samen 2 bis 2,5 mm lang, matt, schwarz, eiförmig, an einem Ende zugespitzt. Blätter: untere Laubblätter länglichspatelförmig, stumpf, zur Blütezeit meist abgewelkt; die mittlern und obern lineal-lanzettlich, spitz, etwa so lang als die Internodien, kurz scheidig-sitzend (Scheide kaum so lang als die Breite der Blätter), alle am Rande und unterseits auf den Mittelnerven kurzhaarig-rauh. Stengel: Grundachse etwas kriechend, ästig, längere blühende und kürzere, ziemlich dicht beblätterte nichtblühende Sprosse treibend, Blütenstengel aufrecht, oberwärts gabelästig, kurzhaarig-rauh.
Vorkommen, Verbreitung
Trocken- und Halbtrockenrasen, Wälder Waldränder und Gebüsche (trocken) — Ziemlich verbreitet, aber doch nicht überall, auf trockenen Wiesen, an Rainen, Waldrändern, auf Sandfeldern, in Föhrenwäldern, auf trockenen Flachmooren; von der Ebene bis in die Alpentäler (bei Capella im Engadin bis ca. 1700 m, Keilberg im Erzgebirge 1100 m). Gern auf Sand; fehlt auf Kalk fast vollständig; selten auch angepflanzt (Hegi) — Verbreitung: Fast ganz Europa (nördlich bis Schottland, Norwegen, Finnland, Nordrussland), gemässigtes Asien; in Nordamerika eingeschleppt (Hegi). — Zum Schutz: wild lebende Pflanzen sind nach Bundesartenschutzverordnung gesetzlich „besonders geschützt“ (Floraweb 2019).
Wissenswertes
Um auf die schutzwürdige und in Deutschland gefährdete Art sowie ihre bedrohten Lebensräume aufmerksam zu machen, wurde sie zur „Blume des Jahres 2012“ erwählt (Jagel 2013). Zum Namen schreiben Hegi u.a., das Wort Nelke ist nichts anderes als die (verkürzte) niederdeutsche Form für „Nägelchen“, bekanntlich auch Bezeichnung für die Gewürznelke, deren getrocknete, geschlossene Blüten einem kleinen Nagel ähnlich sehen; als wildwachsende, an Rainen und auf steinigem Grunde vorkommende Nelke heißt sie: Feldnogerl (Böhmerwald), Feldnagele (Tirol), Rainnagerl (Böhmerwald), Steinröschen (Nassau), Steinnägelken (Braunschweig), Stoannelke (Böhmerwald). Der roten Blütenfarbe verdankt die Pflanze folgende Benennungen: Blutnelken (Gotha), roter Himmelsschlüssel (Böhmerwald). Namen wie Sommersprenkeln (früher Riesengebirge), Thautröpfl, Hühneräugl, Katzenäugl (früher Nordböhmen) beziehen sich ebenfalls auf Form und Farbe der Blüte (helle Tupfen der Blütenblätter!), Donnernelke (der Blütenfarbe wegen?), und Flettchen, Haideflättchen (Eifel) wohl aus dem griech.-lat. caryophyllus der ähnlich aussehenden Karthäusernelke entstanden. — Bei der Heide-Nelke reifen zuerst die männlichen Blütenorgane, dann die weiblichen, und es können Zwitterblüten und weibliche Blüten auf derselben oder auf unterschiedlichen Pflanzen vorkommen (Hegi). Sie ist eine ausgesprochene Falterblume: durch die nur ca. 2 mm weite Kelchröhre, welche zudem bei Beginn des Blühens durch die 5 inneren Staubblätter stark verengt wird, ist es einzig dem Schmetterlingsrüssel möglich zu dem am Grunde des Fruchtknotens befindlichen Nektar zu gelangen (Hegi); nach den Beobachtungen von Jennersten (1984) wurden überwiegend Schmetterlinge beobachtet, z. B. der Rostfarbige Dickkopffalter (Ochlodes sylvanus) oder der Schwarzkolbige Braundickkopffalter (Thymelicus lineola), zu einem geringeren Anteil besuchen Schwebfliegen und Käfer die Blüten und noch weniger Bienen oder Hummeln. In Norddeutschland besiedelt diese Art mit Vorliebe Ameisenhaufen (Hegi), von Kovář u.a. (2001) auch beobachtet u.a. bei der Gelben Waldameise (Lasius flavus). Als Schmetterlingsraupe ernährt sich die Karthäusernelken-Kapseleule (Hadena compta) zunächst von den Samenkapseln, später von den Blättern (Floraweb 2019). — In alten Meisterwerken der Bildenden Kunst verstand man Nelken (ähnlich wie Rosen) als eine Blume der Liebe Gottes oder brachte sie auch in Verbindung mit Jungfrau Marias Lächeln (Haig 1913); im von Marco Zoppo (1471) gemalten Bild „Thronende Maria mit dem Kind und den Heiligen Johannes dem Täufer, Franziskus von Assisi, Paulus und Hieronymus“ kann man auf den Thronlehnen eine rote und weiße „Dianthus“ eingesteckt in 2 Schnecken betrachten. Auch in der Poesie finden die Nelken seit geraumer Zeit eine breite Würdigung (Turner 1877). Schon William Shakespeare nahm auf Nelken (“the pink”) Bezug: in seinem 1597 veröffentlichten Stück „Romeo und Julia“ lässt er Mercuntio, den Freund Romeos, sagen: “Nay, I am the very pink of courtesy” wortwörtlich „Nein, ich bin der Höflichkeit Gänzlichstes Rosarot“, oder sinngemäßer für unsere Ohren „Nein, ich bringe die Höflichkeit zur höchsten Blüte“ (Bosswell u.a. 1864). Johann Wolfgang von Goethe lässt im Gedicht „Das Blümlein Wunderschön“ die Nelke auch selbst „zu Wort“ kommen, Theodor Storm widmete den Nelken ein eigenes Gedicht oder die Gebrüder Grimm schrieben das Märchen „Die Nelke“ auf, um nur einige Beispiele von vielen zu nennen. — Die Heide-Nelke und andere Nelken wurden früher auch in Gärten, Blumenbeeten, Felsen- oder Steingärten angepflanzt (Masclef 1891).
Verwendung
Stichworte: Wildpflanzengärten — Für Wildpflanzengärten ist sie zu empfehlen (Schutz beachten!). Bosswell u.a. beschreiben, dass in einigen Teilen Ungarns diese Pflanze in der Sonne getrocknet und in Wein eingelegt wurde und als gutes Heilmittel für den Schüttelfrost galt; der alt-englische Name “Sop-in-Wine” (in Wein tunken) könnte auf diese oder eine ähnliche Praxis hindeuten. Sie soll angeblich allen Weidetieren schmecken (Swartz u.a. 1812).
Umseitige Bildtafel: 3. die Pflanze in natürlicher Größe; weitere Stiele wurden abgeschnitten. 4. Ein Blatt (4/1). 5. Blüte im Längsschnitt (2/1). 6. Kapsel (2/1).—Abbildung aus Mentz & Ostenfeld (Bd. 2, 1917ff.)
Pflanzentafeln
Zeichnung zum Ausmalen
Die Menschen nennen mich auch Deltafleckige Nelke and Wiesennelke oder Dianthus deltoides L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: purpurrot bis lila (selten weiß) mit helleren Punkten und einem dunkleren Querstreifen und meine Blütezeit ist Juni bis September
- nach menschlichen Maßstäben bin ich (15) 20 bis 45 (50) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Trocken- und Halbtrockenrasen, Wälder Waldränder und Gebüsche (trocken)
- meine „Geschwister“ in unserer „Familie“, die genauso aussehen wie ich, haben es unter Euch Menschen schwer, denn wir haben nur wenig Möglichkeiten, wo wir wirklich wachsen können – den Menschen sei Dank – sie haben uns da wo wir wild wachsen sogar gesetzlich geschützt, daher reiße mich bitte nicht heraus. Danke für Deine Behutsamkeit mit meinem Leben(!)
Die Menschen nennen mich auch Deltafleckige Nelke and Wiesennelke oder Dianthus deltoides L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: purpurrot bis lila (selten weiß) mit helleren Punkten und einem dunkleren Querstreifen und meine Blütezeit ist Juni bis September
- nach menschlichen Maßstäben bin ich (15) 20 bis 45 (50) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Trocken- und Halbtrockenrasen, Wälder Waldränder und Gebüsche (trocken)
- meine „Geschwister“ in unserer „Familie“, die genauso aussehen wie ich, haben es unter Euch Menschen schwer, denn wir haben nur wenig Möglichkeiten, wo wir wirklich wachsen können – den Menschen sei Dank – sie haben uns sogar gesetzlich geschützt, daher reiße mich bitte nicht heraus. Danke für Deine Behutsamkeit mit meinem Leben(!)
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- Kannst Du an mir riechen, ohne mich rauszureißen? Komm gerne auf meine Augenhöhe und rieche an meinen Blüten und Blättern. Vielleicht dufte ich sogar – wonach denn?
- Wie fühlt sich Dir mein Körper an?
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- Stehen sich meine Blätter genau gegenüber oder abwechselnd gegenüber?
- Sehen sie alle gleich aus oder verschieden? Wie sieht der Rand meiner Blätter aus?
- Welche Form haben meine Blätter?
- Was ist Deine Lieblingspflanze?
- Wie würdest Du meine Lebensgeschichte erzählen?
- Wer weiß: es kommt ein Gedicht
- daher und Dir in den Sinn …
- Hm, sooo schwer ist’s eigentlich nicht
- und schon fließen die Worte dahin …
Da Du ein Mensch bist und die Natur
Dir einen kreativen Geist geschenkt hat,
vermagst Du ja sogar noch mehr …
- Fällt Dir an mir sonst noch etwas auf? Oder kann ich Dir vielleicht gar von Nutzen sein? Kommen Dir Ideen?
- Kannst Du mir helfen, damit mein – äh ich meine – unser gemeinsamer Lebensraum nicht zerstört wird? Bitte grabe mich nicht aus, aber meine Samen kannst Du in Deinem Wildgarten aussähen, falls Du weißt unter welchen Bedingungen ich mich behaglich fühle …
Wie kann ich die Pflanzentafel verwenden?
Anwendung oder Aufgabe | Welche Seiten und welches Material? |
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Klassische Informationstafel 2-seitig ausgedruckt |
Seite 1 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Einfache Aufgabe:
|
Seite 3 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Komplexe Aufgabe, Selbststudium und Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Komplexe Aufgabe + Selbststudium & Wahrnehmungsfragen:
|
Seite 4 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Verwendete und weiterführende Literatur
(Zur intensiven Recherche siehe auch die Virtuelle Fachbibliothek Biologie www.vifabio.de)