Vogel-Wicke
Vogel-Wicke, Blaue Wicke, Große Blaue Waldwicke, Vogelheu and Kracka (Vicia cracca L., Familie Schmetterlingsblütengewächse = Fabaceae) Wortherkunft: Vicia Name einer Hülsenfrucht (wohl Vicia sativa) bei Varro, jedenfalls mit dem gleichfalls Hülsenfrüchte bezeichnenden griech. βικἱον (sprich bikíon) und βἱκος (sprich bíkos) verwandt. Ob vicia mit vincire = binden zusammenhängt (ähnlich wie Wicke mit wickeln), ist zweifelhaft; Cracca ist bei Plinius eine unter Getreide auftretende Wickenart, der Name hängt wohl zusammen mit altgr. κάχληξ (sprich káchlex) und κόχλαξ (sprich kóchlax) = Steinchen, neugr. γράχος (sprich, gráchos), slovenisch grah, grahor, polnisch groch, russisch goroch, die Linse bezeichnend (Hegi u.a. 1924) Anmerkungen: sie wird als Sammelart betrachtet, d.h. Beschreibung (feiner) unterscheidbarer Unterarten ist möglich
Merkmale 
Mehrjährige Pflanze, vielblütig blau- bis rot-violett, Blatt etwa 10-12 paarig und rankend, Nebenblätter ganzrandig Größe: (20) 50 bis 130 (200) cm Blume, Blütenstand (⚘ ➚ 1-6): Blüten blauviolett bis rotviolett oder lila, selten weiß, 8 bis 12 (bis 16) mm lang, an ± 1 mm langen Stielen nickend; (Kronblätter aus: „Fahne“ oben mittig, „Flügel“ links/rechts, diese umschließen: „Schiffchen“ innen), Blütenkrone 3 bis 4 mal so lang wie der Kelch, Platte der Fahne verkehrt-eiförmig bis verkehrt-herzförmig, wenig länger als die Flügel beide Abschnitte der Fahne gleich lang; Schiffchen viel kürzer; Blütenstand in langen Trauben ± so lang bis doppelt so lang wie die Laubblätter, einseitig, dicht und reichblütig (± 20 bis 50-blütig) Blätter: Laubblätter ± 5 bis 15 cm lang, mit kräftigen, ästigen Ranken und ± 10 bis 12 (6 bis 20) Paar fast sitzender Blättchen; Blättchen ± eiförmig-lanzettlich bis lineal, ± 1 bis 3 cm lang und 3 bis 5 mm breit, an beiden Enden ± abgerundet bis zugespitzt Früchte (⚘ ➚ 7, 8): Hülsen sind sehr glatt, braun, adrig, herabhängend, und enthalten schwarze oder bräunliche Samen, als Austrocknungsstreuer 1-2 m weit fliegend Stängel: 30 bis 125 cm lang, liegend oder kletternd, fast geflügelt kantig, angedrückt-weichhaarig Wurzel: aus einem fadenförmigen Wurzelstock, der sehr lang unterirdisch fortkriecht, sich verästelt und hin und wieder einzelne oder mehrere Stengel austreibt (Hegi; Dietrich; Düll; Sturm)
Verwechslung und
ähnliche Arten
Heide-Wicke (Vicia orobus DC.): Blüten weiß, Fahne violett geadert, 10–15-blütig; Blätter am Ende mit Grannenspitze aber ohne Ranke, mit 6-12 Fiederpaaren, 3-7 mm breit, untere Nebenblätter oft gezähnt. Mehrjährig. Pflanze 20-50 cm hoch, Blüte Juli-August. Magerrasen, Heiden, Hochgrasfluren, Laubwälder. Zottel-Wicke (Vicia villosa Roth): Blüten blau-violett, 3–30-blütig; Stängel 3-5 mm dick, mit 1-2 mm langen Haaren; längere Kelchzähne 3-4 mm lang; Blätter mit 5-10 Fiederpaaren diese 3-7 mm breit. Meist Einjährig. Pflanze 30-120 cm hoch, Blüte Juni-August. Kulturpflanze; auch Äcker und Ruderalstandorte. Feinblättrige Wicke (Vicia tenuifolia Roth): Blüten hellblau, 10–25-blütig; Flügel oft weißlich; Fahne doppelt so lang wie ihr Nagel. Fiederblätter 2-6 mm breit. Mehrjährig. Pflanze 30-150 cm hoch, Blüte Juni-August. Gebüsche, Laubwälder, Bergwiesen, Weg- und Straßenränder.
Vorkommen, Verbreitung
Äcker und Gärten, Ruderalstandorte, Wiesen und Weiden — In feuchten bis trockenen, mageren bis fetten Wiesen, in Getreideäckern, Hecken, Busch Wäldern, lichten Laub- und Nadelwäldern sehr verbreitet und in den meisten Gegenden häufig, vereinzelt bis zur Waldgrenze steigend (Hegi) — Verbreitung: Ganz Europa, als Begleiter der menschlichen Wohnstätten bis ins nördlichste Schweden und Norwegen, auch auf den Faer-Öern (schlecht fruchtend), Island und Grönland (zeigt daselbst die früheren Wohnstätten der norwegischen Kolonisten an); ferner in West- und Nordasien bis Sachalin und Japan; in Nordamerika wohl nur eingebürgert (Hegi) — Zum Schutz: kein besonderer Schutzstatus für Deutschland nach Bundesartenschutzverordnung (Floraweb 2020)
Wissenswertes 
Zum Namen schreiben Hegi u.a. die Vogelwicke (hie und da auch volkstümlich) wird als für den menschlichen Gebrauch nicht in Betracht kommende Art den Vögeln überlassen; daher auch Vogelzok (Nordthüringen), Vogelheu (Schweiz). Der gleichen Anschauung liegt die Bezeichnung Rossarbeis [Rosserbse, für den menschlichen Genuss nicht geeignete Erbse] (Böhmerwald) zugrunde. Gehören Krokk (Mecklenburg), sowie Krakerlizen, Kracherlitzen [aus kroat. grasica, serb. grachoriza] (Kärnten) zusammen und bestehen Beziehungen zu dem lat. cracca? — Interessant beschreiben Schmeil & Fitschen (1913), dass sich unterseits der kleinen Nebenblätter „Honigsaft“ absondernde Drüsen befinden, die Ameisen anlocken, und diese scheinen als Fresser von Raupen und Pflanzenschädlingen der Vogelwicke einen vorteilhaften Hilfsdienst zu erweisen. An den Wurzeln der Vogelwicke bilden sich zahlreiche Knöllchen die von Spaltpilzen (Bakterien) verursacht werden und die imstande sind, den Stickstoff der atmosphärischen Luft aufzunehmen und in Eiweiß überzuführen. Nach einiger Zeit sterben die Spaltpilze ab, und die in ihnen aufgespeicherten Stoffe werden von der Pflanze aufgesogen, später durch Unterpflügen kann die Landwirtschaft sich dies zur Bodenverbesserung zu nutze machen. — Die Blüten werden von Bienen und Schmetterlingen besucht, wobei der Vogelwicken-Bläuling (Plebicula amanda) als Schmetterling ein auswählender Gast ist, der selbst bevorzugt Hülsenfrüchtler besucht (Jennersten 1984).
Verwendung 
Stichworte: Futterpflanze für Weidetiere; Bienenweide; Bodenverbesserung und Nährstoffanreicherung; Anreicherung von Bodenstickstoff; Wildgemüse- und Gewürzpflanze — Man kann die Blütenknospen u. Blüten so als Gewürz, Brotzutat, für Bratlinge usw. direkt verwenden, doch empfehlen Fleischhauer u.a. (2019) bei der Zubereitung achtzugeben: erst nach leichter Verarbeitung kann sie zu mehr als nur Gewürz dienen (garen junge Frühjahstriebe u. -Blätter möglich oder über Nacht einweichen & abkochen, ähnlich auch bei zarten Sommer-Hülsenschoten), sie berichten auch davon, dass Wickensamen allgemein zu Kaffee geröstet wurden. In Schweden hatte man früher aus 3 Teilen Roggen, 2 Teilen Gerste und 1 Teil Mehl Wickensamen, Brot zubereitet, das allerdings herb und scharf im Geschmack wird (Palmstruch u.a. 1804). — Als Futterpflanze für Weidetiere wird sie auch hervorgehoben (Spach), die angeblich schwachen Weidetieren recht gut wieder zur Stärkung verhelfen soll (Sinclair & Friedrich 1826) und Vögel – z.B. Tauben – fressen die Samen gerne oder man berichtet von früher, dass sie die von Pferden bei der Mahd zerdrückten Samen aufpickten (Palmstruch; Braune 1797). Wie viele Schmetterlingsblütler ist sie auch geeignet zur Anreicherung von Bodenstickstoff (Schmeil). — Als farbigen Heckenschmuck wurde sie vormals auch empfohlen, da sie sie durch ihr Ranken aber leichtes Eigengewicht nicht gänzlich erstickt oder niederdrückt im Gegensatz zu Waldzaunwinde oder Gewöhnlicher Waldrebe beispielsweise (Curtis u.a. 1777).
Umseitige Bildtafel: Fig. I von Vicia Cracca L. f. linearis Peterm. Teil blühende Pflanze. 1. Blüte. 2. Fahne. 3. Flügel (verschmälerter Teil links: Nagel). 4. Schiffchen. 5. Stempel. 6. Kelch. 7. Frucht. 8. Same. 9. Blättchen. — Fig. II. Blatt von Vicia Cracca L. f. latifoliae Neilr. — Abbildung nach Tafel 230 Reichenbach u.a. (1903) verändert
Zeichnung zum Ausmalen
Die Menschen nennen mich auch Blaue Wicke, Große Blaue Waldwicke, Vogelheu and Kracka oder Vicia cracca L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: rötlich-violett, inwendig lichtblau und meine Blütezeit ist (Januar…) Juni bis August (…September)
- nach menschlichen Maßstäben bin ich (20) 50 bis 130 (200) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Äcker und Gärten, Ruderalstandorte, Wiesen und Weiden
Die Menschen nennen mich auch Blaue Wicke, Große Blaue Waldwicke, Vogelheu and Kracka oder Vicia cracca L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: rötlich-violett, inwendig lichtblau und meine Blütezeit ist (Januar…) Juni bis August (…September)
- nach menschlichen Maßstäben bin ich (20) 50 bis 130 (200) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Äcker und Gärten, Ruderalstandorte, Wiesen und Weiden
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- Kannst Du an mir riechen, ohne mich rauszureißen? Komm gerne auf meine Augenhöhe und rieche an meinen Blüten und Blättern. Vielleicht dufte ich sogar – wonach denn?
- Wie fühlt sich Dir mein Körper an?
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- Habe ich schon Früchte? Falls ja, koste behutsam davon, wie schmecken sie Dir?
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- Zerreibe eines meiner Blätter. Wonach riecht es?
- Kann man sie essen? Koste behutsam davon, wonach schmeckt es?
- Stehen sich meine Blätter genau gegenüber oder abwechselnd gegenüber?
- Sehen sie alle gleich aus oder verschieden? Wie sieht der Rand meiner Blätter aus?
- Welche Form haben meine Blätter?
- Was ist Deine Lieblingspflanze?
- Wie würdest Du meine Lebensgeschichte erzählen?
- Wer weiß: es kommt ein Gedicht
- daher und Dir in den Sinn …
- Hm, sooo schwer ist’s eigentlich nicht
- und schon fließen die Worte dahin …
Da Du ein Mensch bist und die Natur
Dir einen kreativen Geist geschenkt hat,
vermagst Du ja sogar noch mehr …
- Fällt Dir an mir sonst noch etwas auf? Oder kann ich Dir vielleicht gar von Nutzen sein? Kommen Dir Ideen?
Wie kann ich die Pflanzentafel verwenden?
Anwendung oder Aufgabe | Welche Seiten und welches Material? |
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Klassische Informationstafel 2-seitig ausgedruckt |
Seite 1 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Komplexe Aufgabe, Selbststudium und Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Komplexe Aufgabe + Selbststudium & Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Verwendete und weiterführende Literatur
(Zur intensiven Recherche siehe auch die Virtuelle Fachbibliothek Biologie www.vifabio.de)