Wolliges Honiggras
Wolliges Honiggras, Honiggras and Wolliges Rossgras (Holcus lanatus L., Familie Süßgräser = Poaceae) Wortherkunft: Holcus ist der Name einer langbegrannten Grasart bei Plinius (Griechisch: ἔλκειν, sprich élkein = ziehen) da nach Plinius die erwähnte Grasart eingedrungene Grannen (aristas) oder Fischgräte ausziehen soll (Hegi u.a. 1906); lanátus bedeutet mit Wolle bewachsen (Sturm & Lutz 1900)
Merkmale
Ganze Pflanze weichhaarig, Stengelknoten wenig behaart; Ähre lockerrispig, innere Spelzen grün, Deckspelzen der Einzelblüten breiter und kürzer, weißlich, meist rosa oder lila angelaufen, auch violett; Granne der männlichen Blüte eingeschlossen oder etwas hervortretend, zuletzt hakig-einwärts gebogen. Größe: (20) 30 bis 75 (100) cm Stengel: aufrecht, am Grunde meist knickig aufsteigend, an und unter den Knoten mit kurzen, etwas nach rückwärts gerichteten Haaren besetzt; Halmknoten kaum oder wenig behaart. Blütenähre: Blütenstand rötlich überlaufen, zur Blütezeit eine weit ausgebreitete Rispe darstellend, bis über 10 cm lang. Ährchen: 4 bis 5 mm lang, verschieden lang gestielt; meist 2 Blüten: untere zwitterig und unbegrannt, obere männlich und begrannt (seltener noch eine dritte [männliche] Blüte). Die das Ährchen umhüllenden Hüllspelzen nur am Kiel und am Rande bewimpert oder rundum kurzhaarig, rauh, weißlich, oben meist etwas rötlich überlaufen, punktiert. Die Deckspelzen der Einzelblüten sehr klein, weißglänzend, nervenlos, vorn gerundet, von den Hüllspelzen vollständig eingeschlossen. Granne der Deckspelze der männlichen Blüte unter der Spitze schwach einwärts gekrümmt, zuletzt hakig-einwärts gebogen, Granne eingeschlossen oder etwas hervortretend. Schwellkörper (Lodiculae) am Grund der Einzelblüte sehr groß, fast doppelt so lang als der Fruchtknoten der Zwitterblüte. Fruchtknoten an der Spitze behaart, mit zwei federförmigen Narben; Fruchtknoten der männlichen Blüte bedeutend kleiner, mit zwei astlosen Narbenstummeln. Früchte: leichtgewichtig, Scheinfrucht 1 bis 2 mm lang, an der Basis behaart; das ganze Ährchen fällt zur Reife ab; Verbreitung als Ballonflieger, Windstreuer, Schwimmer, Regenschwemmlinge, Wasserhafter Blätter: die Blatt-Umhüllung des Stengels, die sogenannte Blattscheide, ist weichhaarig, ein wenig aufgeblasen, blaugrün, lange erhalten bleibend, sich nicht in Fasern auflösend; Blatthäutchen am Übergang von der Blattscheide zur Blattfläche ziemlich kurz (kaum über 2 mm lang); Blattflächen ebenfalls weichhaarig; Wurzel: faserig, auch Ausläufer bildend (Hegi; Potonié u.a. 1889; Garcke 1922; Düll & Kutzelnigg 1994; Watt 1978)
Verwechslung und
ähnliche Arten
Weiches Honiggras (Holcus mollis L.): Spelze mit gerader und langer Granne, anstatt hakig gekrümmt und kürzer als die Spelzenlänge selbst (Hoffmann & Dennert 1911); Stengel und Blattflächen kahl aber Halmknoten sind stark behaart, anstatt Stengel und Blattflächen behaart und Halmknoten kaum oder weniger behaart (Potonié).
Vorkommen, Verbreitung
Wiesen und Weiden, Wiesen und Weiden des Berglandes, Feuchtwiesen — Sehr verbreitet auf humosen Fettmatten, auf nassen Wiesen, an Abhängen, auf Grasplätzen, seltener in Wäldern, auf Waldwiesen, von der Ebene bis ins Gebirge, bis gegen 1700 m (Hegi) — Verbreitung: Europa (fehlt in der Arktis, in Island wahrscheinlich nur eingeschleppt); gemäßigtes Asien; in Nordamerika eingeführt und vollständig eingebürgert (Hegi). — Zum Schutz: kein besonderer Schutzstatus nach Bundesartenschutzverordnung (Floraweb 2019)
Wissenswertes 
Zu den Namen schreiben Hegi u.a., nach den süssschmeckenden Halmen heißt das Gras Honiggras, in Solothurn (Schweiz) Suessschmale oder Honigschmale. Das stark behaarte, wie mehlbestäubt aussehende Gras wird im nördlichen Hannover Mehlhalm (niederl.: Meelrai), das Weiche Honiggras (Holcus mollis) Homäel genannt. Im unteren Wesergebiet heißt das Wollige Honiggras „Witten [= Weisser] Meddel“. Nach der Form der Ährchen heißt es in Kärnten Wanzengras. Da besonders das Weiche Honiggras (Holcus mollis) in höheren Lagen die Rolle der Quecke (Agropyrum repens) übernimmt, heißt das Gras Pein (Böhmerwald, in Niederösterreich für H. lanatus), Queke (Wesergebirge). Weitere Bezeichnungen sind noch Zuckerschmale und Sammetschmale. In den östlichen Staaten von Nordamerika heißt das Gras Salomonsgras oder Weißes Timothegras. Sturm & Lutz beschreibt, dass die Zwitterblüten homogam sind, also bevorzugt befruchtet werden, wenn bei „männlich“ und „weiblich“ mehrere Ausprägungsmerkmale übereinstimmen; Fremd- und Selbstbestäubung ist möglich; die Blüten öffnen sich mittags; Kerner beschreibt 1891: ›merkwürdig ist, dass das Honiggras bei günstigen Witterungsverhältnissen zweimal an einem Tage die Spelzen auseinanderspreizt, die Antheren [Staubblätter] vorschiebt und den Pollen ausstäubt; einmal am Morgen nach 6 Uhr, zum zweitenmal abends um 7 Uhr, und zwar stets beim Eintritt einer Temperatur der Luft von 14 °. In den meisten Fällen dauert der ganze Vorgang in einer Blüte 15–20 Minuten.‹. Von den Blättern des Honiggrases ernähren sich u.a. die Schmetterlingsraupen des Kleinen Waldportiers (Hipparchia hermione) und des Kleinen Sackträgers (Epichnopterix plumella) und an den Blättern kommen häufig die nach Baxter (1834) „sehr schönen Pilze“ Sphaeria typhina Person und Sphaeria spiculifera Sowerby vor.
Verwendung 
Stichworte: dekorative Graspflanze; leichtes Heu; Werkmaterial Luft-Wärme-Dämmung; Bodenverfestigung von Erosionsflächen; Schwermetall tolerante Graspflanze — Aufgrund der wolligen Behaarung wird es nur ungern von Weidetieren gefressen (Knapp 1804; Sinclair & Friedrich 1826) und wurde eher nur als Pferdefutter empfohlen (Krafft 1876) oder gar als wertloses Futtergras (Düll) nicht empfohlen, doch wurde/wird es auch in höheren Berglagen und auf sauren Böden als Futtergras oder Heu verwendet (Watt). Da es ein sehr leichtes Heu ergibt (Hegi) und durch die wollige Behaarung, dürfte es als Werkmaterial gegenüber anderem Heu geeignet erscheinen zur Luft-Wärme-Dämmung. Auf Erosionsflächen kann man es gut verwenden, um den Boden wieder zu verfestigen, es zeigte sich im Feldexperiment, dass es anfänglich besser als das Gras Rot-Schwingel (Festuca rubra) oder Rotes Straußgras (Agrostis tenuis) ist, jedoch innerhalb der folgenden 3 Jahre wieder verschwand (Watt). Bei Bergbauböden zeigt sich auch, dass es tolerant mit Cadmium und Zink im Boden wachsen kann (Wigham u.a. 1980).
Umseitige Bildtafel: 1 Pflanze vom obereren Halm abgeschnitten und nach unten versetzt gezeichnet. 2 Ährchen (5/1). 3 zwei blühende Ährchen, jedoch ohne Hüllspelze (5/1) A. Blüten mit markierter Granne—Abb. 1 bis 3 aus Mentz & Ostenfeld (Bd. 2, 1917ff., Tafel 464), A aus Reichenbach & Reichenbach (Bd. 1., 1850, Tafel XCVII/97, Nr. 90)
Pflanzentafeln
Zeichnung zum Ausmalen
Die Menschen nennen mich auch Honiggras and Wolliges Rossgras oder Holcus lanatus L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: grün bis grünlichweiß, violett überlaufen und meine Blütezeit ist (Mai…) Juni bis August (…September)
- nach menschlichen Maßstäben bin ich (20) 30 bis 75 (100) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Wiesen und Weiden, Wiesen und Weiden des Berglandes, Feuchtwiesen
Die Menschen nennen mich auch Honiggras and Wolliges Rossgras oder Holcus lanatus L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: grün bis grünlichweiß, violett überlaufen und meine Blütezeit ist (Mai…) Juni bis August (…September)
- nach menschlichen Maßstäben bin ich (20) 30 bis 75 (100) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Wiesen und Weiden, Wiesen und Weiden des Berglandes, Feuchtwiesen
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- Wo hast Du mich gefunden? Bin ich alleine? Bin ich größer oder kleiner als die anderen Pflanzen?
- Was fällt Dir an mir auf? Habe ich auffallende Haare?
- Kannst Du an mir riechen, ohne mich rauszureißen? Komm gerne auf meine Augenhöhe und rieche an meinen Blüten und Blättern. Dufte ich vielleicht?
- Wie fühlt sich Dir mein Körper an?



- Habe ich überhaupt Blüten?
- Welche Tiere entdeckst Du an meinen Blüten oder Früchten?
- Was machen sie?
- Kann man meine Blüten essen?
- Wie schmecken sie Dir?

- Welche Tiere entdeckst Du an meinen Blättern? Was machen sie?
- Wie fühlen sich Dir meine Blätter an?
- Zerreibe eines meiner Blätter. Wonach riecht es?
- Kann man es essen? Wonach schmeckt es?
- Fällt Dir auf, dass ich mich mit meinen Blättern umhülle?
- Da wo meine Blattfläche am Stengel anfängt: vielleicht fällt Dir an der Stelle etwas auf. Vielleicht habe ich – die Menschen sagen – Blattöhrchen oder eine extra hellere Blattzunge?
- Welche Form haben meine Blätter?
- Was ist Deine Lieblingspflanze?
- Wie würdest Du meine Lebensgeschichte erzählen?
- Wer weiß: es kommt ein Gedicht
- daher und Dir in den Sinn …
- Hm, sooo schwer ist’s eigentlich nicht
- und schon fließen die Worte dahin …
Da Du ein Mensch bist und die Natur
Dir einen kreativen Geist geschenkt hat,
vermagst Du ja sogar noch mehr …
- Fällt Dir an mir sonst noch etwas auf? Oder kann ich Dir vielleicht gar von Nutzen sein? Kommen Dir Ideen?
Wie kann ich die Pflanzentafel verwenden?
Anwendung oder Aufgabe | Welche Seiten und welches Material? |
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Klassische Informationstafel 2-seitig ausgedruckt |
Seite 1 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Komplexe Aufgabe, Selbststudium und Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Komplexe Aufgabe + Selbststudium & Wahrnehmungsfragen:
|
Seite 4 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Verwendete und weiterführende Literatur
(Zur intensiven Recherche siehe auch die Virtuelle Fachbibliothek Biologie www.vifabio.de)