Bestimmung einiger wichtiger Süß- und Sauergräser des nordwestdeutschen Flachlandes nach vegetativen Merkmalen (Lars Neugebohrn)
Hinweis: | Dieser Schlüssel ist mit dem Autornamen gekennzeichnet und die Mitarbeit ist auf Lars Neugebohrn (Hamburg) beschränkt. Auf der Diskussionsseite sind Kritik und Verbesserungsvorschläge willkommen! |
Zitiervorschlag: | Neugebohrn, L. 2012. Bestimmung einiger wichtiger Süß- und Sauergräser des nordwestdeutschen Flachlandes nach vegetativen Merkmalen. Überarbeitete Fassung der gleichnamigen Arbeit aus Berichte des Botanischen Vereins zu Hamburg, Heft 23 (2007): 121-124. Neugebohrn) http://offene-naturfuehrer.de/web/Bestimmung_einiger_wichtiger_Süß-_und_Sauergräser_des_nordwestdeutschen_Flachlandes_nach_vegetativen_Merkmalen_(Lars Neugebohrn) |
Die Umsetzung des graphisch gestalteten Schlüssels für die Nutzung im Web und auf Mobilgeräten stellte sich als sehr aufwendig heraus. Der (Zwischen-)Stand dieser Umsetzung ist in den folgenden Unterseiten festgehalten. Die Blätter tragen jedoch alle den Hinweis, dass es sich um eine "vorläufige, nicht vollständig korrigierte Version" handelt. Die neueste und autoritative Version liegt zur Zeit lediglich als PDF vor! (FOLGT IN ca. 2 WOCHEN)
Für eine endgültige Fertigstellung der im folgenden verlinkten Web-/Mobilschlüsseln bedarf es der Mitarbeit einer oder eines interessierten, computerversierten Botanikerin oder Botanikers. Die Schlüssel müssen kontrolliert, die Querverweise verlinkt, die Arbeit an den Stand des aktualisierten PDFs anglichen und die (vorhandenen) Illustration eingearbeitet werden. Alternativ wäre die Erstellung einer eigenen, allgemein bearbeitbaren Version willkommen.
Die Umsetzung für die Offenen Naturführer und die Publikation eines überarbeiteten PDFs geschieht mit Genehmigung und Unterstützung des Botanischen Vereins zu Hamburg - die Offenen Naturführer danken herzlich dafür!Teile die bereits vorläufig für Web und Mobilgeräte umgesetzt wurden:
- Teil 3: Unterscheidungsmerkmale der Süß- und Sauergräser von verwandten Pflanzenfamilien
- Teil 4: Schnellschlüssel zur Bestimmung der Süßgräser
- Teil 5-27: Ausführlicher Bestimmungsschlüssel der Süßgräser
- Teil 5: Blatt schmal borstlich, schwer entfaltbar
- Teil 6ff: Blatt schmal, nicht borstlich, ± gut entfaltbar, bis 5 mm breit
- Teil 16ff: Blatt breiter, 5 bis 10 mm
- Teil 27: Blatt sehr breit, über 10 mm
- Teil 37 Unterscheidungsmerkmale einiger Sauergräser (noch nicht umgesetzt, nur im PDF)
- Teil 38 bis 46 Bestimmungsschlüssel einiger Sauergräser (noch nicht umgesetzt, nur im PDF)
Inhaltsverzeichnis
Entstehungsgeschichte der Bestimmungsschlüssel
Die beiden Bestimmungsschlüssel, die im Anschluss an diese Einführung folgen, haben eine etwa 30jährige Evolutionsgeschichte hinter sich (vgl. Neugebohrn 1984): Als Dozent an der Universität Hamburg (Fachbereich Biologie, Fachgebiet Angewandte Botanik) unterrichtete ich u.a. Angewandte Vegetationskunde. Die Studenten mussten Pflanzenbestände – insbesondere im Grünland – als Grundlage für die Erfassung von Pflanzengesellschaften und deren Standorteigenschaften komplett aufnehmen. Die Haupt-Schwierigkeit für den Anfänger ist dabei die Tatsache, dass viele Pflanzenarten im blütenlosen Zustand angetroffen werden. Das liegt u.a. daran, dass die Pflanzen aufgrund von Beweidung oder Mahd nicht zur Blüte kommen oder dass die Vegetationsaufnahmen zu Jahreszeiten durchgeführt werden, in denen die betreffenden Arten nicht blühen. Deshalb liegen gerade im Grünland in den seltensten Fällen die zur Artbestimmung erforderlichen Blüten und Blütenstände vor, was vor allem zu Schwierigkeiten bei der Bestimmung von Gräsern und Schmetterlingsblütlern führt.
Deshalb entwickelte ich auf der Basis meiner langjährigen Erfahrung in der Bestimmung von Süßgräsern und Schmetterlingsblütlern zwei einfach zu handhabende Schlüssel, die es den Studenten relativ rasch ermöglichen sollten, auch nicht blühende Vertreter der Gräser und Schmetterlingsblütler bis zur Art zu identifizieren. Darüber hinaus sollten die Vorurteile überwunden werden, dass besonders die Bestimmung der Gräser, aber auch die der Schmetterlingsblütler, sehr schwierig sei. Diese Vorurteile hört man im Übrigen nicht nur von Studenten der Botanik, sondern auch von Hobby-Botanikern und manchmal sogar von floristischen Experten.
Während ihres Gebrauchs durch und unter Mitwirkung der Studenten wurden die Schlüssel im Laufe der Jahre immer weiter verbessert und ausgebaut.
Aufbau der Schlüssel, verwendete Merkmale und Nomenklatur der Arten
Die Bestimmungsschlüssel sind in der ursprünglichen Publikation nach dem Prinzip des Flussdiagramms aufgebaut. Dabei stehen jeweils die Arten zusammen auf einem Blatt, die sich makroskopisch und physiognomisch ähneln. Den Merkmalen und Merkmals-Kombinationen sind direkt entsprechende Zeichnungen zugeordnet, so dass die verwendeten Fachbegriffe sich wenigstens teilweise selbst erklären. Durch diesen Aufbau der Schlüssel wird eine übersichtliche und anschauliche Darstellung der Merkmals-Kombinationen erreicht. Darüber hinaus ist den Schlüsseln ein Glossar angefügt.
Der „Bestimmungsschlüssel der wichtigsten Gräser Schleswig-Holsteins im blütenlosen Zustand“ (Raabe 1975; s. auch Raabe 1951) verwendet eine herkömmliche Verschlüsselung der Arten.
Für den Schlüssel der Gräser wurden vor allem Blattmerkmale wie Blattbreite, Blattnervatur und -behaarung, Blattgrund, Blatthäutchen (Ligula), Öhrchen und die Knospenlage der Blätter verwendet, jedoch auch solche der Wuchsform, wie horstförmiger Wuchs oder Ausläuferbildner, und in wenigen Ausnahmen wird auf Unterschiede in der Spelzennervatur hingewiesen (in Klammern). Für den Schlüssel der Schmetterlingsblütler wurden entsprechend die unterschiedlichen Blattteilungen, von handförmig, gefingert über unpaarig und paarig gefiedert, mit und ohne Rankenbildungen sowie die verschiedenen Nebenblattbildungen und die Flügelung des Stängels herangezogen. Um ähnliche Arten gegeneinander abzugrenzen, wurden in Ausnahmefällen auch Blütenfarben und Unterschiede in den Früchten erwähnt.
Die Nomenklatur der Arten folgt im Wesentlichen Wisskirchen & Haeupler (1998). Bei dem Schlüssel der Schmetterlingsblütler wurden für die Namen eingeschleppter Arten zusätzlich Hegi (1931), Garcke (1972), Fitter et al. (2000) sowie Encke et al. (1984) herangezogen.
Möglichkeiten und Grenzen der Anwendbarkeit
Die beiden Bestimmungsschlüssel ermöglichen die Identifizierung der häufigsten Süßgras- und Schmetterlingsblütler-Arten des nordwestdeutschen Flachlandes im blütenlosen Zustand. Kritische und eingeschleppte Arten lassen sich damit aber nur eingeschränkt ansprechen. Es wird deshalb empfohlen, in diesen Fällen die Artbestimmung mit Hilfe einer Kritischen Flora (z.B. Rothmaler 2002) zu überprüfen. Aufgrund ihrer Konzeption eignen sich die Bestimmungsschlüssel gut für den Einsatz im Gelände. Sie sind deshalb auch als Separata erhältlich und über den Botanischen Verein zu Hamburg e.V. zu beziehen.
Mit der Veröffentlichung der beiden Schlüssel in den „Berichten des Botanischen Vereins zu Hamburg“ soll einem breiteren interessierten Leserkreis der Einstieg in die Bestimmung der Gräser und Schmetterlingsblütler im blütenlosen Zustand erleichtert werden. Vielleicht steht am Ende die Erkenntnis, dass die Bestimmung der Arten dieser beiden Pflanzenfamilien gar nicht so schwer ist.
Glossar der benutzten Fachausdrücke
Anastomose: Quer verlaufendes Leitbündel in den Blättern (s. Abb.)
Blattansatz (auch Blattgrund): Übergang von der Blattscheide zur Blattspreite (s. Abb.)
Blätter (Bl.):
- halmartig: Blattspreite fehlend
- rinnig: Blattspreite in der Mitte leicht vertieft
- tordiert: Blatt selbst oder Blattränder gewellt
- trogähnlich: Blattspreite in der Mitte stärker muldenförmig vertieft
Blattrückseite:
- blank: Rückseite des Blattes glänzend
- stumpf: Rückseite des Blattes nicht glänzend
Blattscheide: Unterblatt, das die jungen Blätter hüllenförmig umschließt, selten verwachsen (s. Abb.)
Blattspitze kahnförmig: Spitze der Blattspreite ähnelt, von der Seite betrachtet, einem Schiffsbug (s. Abb.)
Blattspreite: Oberblatt, oft nur Blatt genannt, das meistens vom Trieb ± waagerecht absteht (s. Abb.)
Doppelrille: Zwei nahe beieinander liegende Riefen in der Mitte der Blattspreite = Doppelrille (Skispur, s. Abb.)
Halm: Meist runder, hohler, unverzweigter und durch Knoten verdickter Sproß, die Infloreszenzen tragend, aufrecht oder niederliegend
Knospenlage:
- gefaltet: Jüngste Blätter um die Mittelrippe gefaltet und V-förmig ineinander liegend (s. Abb.)
- gerollt: Jüngste Blätter um einen Rand gerollt und schneckenförmig ineinander liegend (s. Abb.)
Ligula: Dünnes Blatthäutchen an der Vorderseite des Blattgrundes, kahl oder behaart, evtl. zu einem Haarsaum reduziert (s. Abb.)
Obergras: Hochwüchsiges Gras
Öhrchen: Krallenförmige Zähne am Blattansatz (s. Abb.)
Riefen: Verdickung der Blätter über den Leitbündeln, so daß das Blatt im Querschnitt hügelig erscheint (s. Abb.)
Trieb: Oberirdische, unverholzte, krautige Pflanzenteile, zu Blatt oder Sproß gehörend
Untergras: Niederwüchsiges Gras
Literaturverzeichnis
(Im Text zitierte Literatur sowie Quellen, die für die Erstellung der Bestimmungsschlüssel herangezogen wurden.)
- Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg, Hrsg. (1975): Gramineen-Bestimmungsschlüssel. Kieler Notizen zur Pflanzenkunde in Schleswig Holstein (7. Jahrgang), H. 2.
- Ellenberg, H. (1986): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer Sicht (4. Auflage). Stuttgart: Ulmer.
- Encke, F., G. Buchheim & S. Seybold (1984): Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen (13. Aufl.) Stuttgart: Ulmer, 769 S.
- Fitter, R., A. Fitter & M. Blamey (2000): Pareys Blumenbuch, Blütenpflanzen Nordwesteuropas, übersetzt und bearbeitet von K. v. Weihe, Parey: Buchverlag Berlin, 356 S.
- Garcke, A. (1972): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Herausgegeben von K. von Weihe. (23. Aufl.). Berlin und Hamburg: Paul Parey, 1607 S.
- Hegi, G. (1931): Illustrierte Flora von Mitteleuropa mit besonderer Berücksichtigung von Österreich, Deutschland und der Schweiz; Wien: A. Pichler´s Witwe & Sohn; Bd. 1, S. 1-402;
- Hubbard, C. E. (1985): Gräser (2. Aufl.). Stuttgart: Ulmer.
- Klapp, E. (1983): Taschenbuch der Gräser. 11. Aufl. Paul Parey Verlag. Berlin und Hamburg, 259 S.
- Klapp, E. (1988): Gräserbestimmungsschlüssel für die häufigsten Grünland- und Rasengräser (3. Aufl.). Berlin und Hamburg: Paul Parey.
- Meyer, W. (1949): Bestimmen mit Bildleisten. Oldenburger Verlagshaus.
- Neugebohrn, L. (1984): Schlüssel zur Bestimmung der wichtigsten Süßgräser des nordwestdeutschen Flachlandes nach vegetativen Merkmalen. Inst. f. Angew. Bot. Hamburg, Jb. 97 (101. Jg.).
- Oberdorfer, E. (1983): Pflanzensoziologische Exkursionsflora (5. Aufl.). Stuttgart: Ulmer.
- Raabe, E.-W. (1951): Über die Gräser in Schleswig-Holstein. Mitt. Arbeitsgem. Floristik Schl.-Holst. und Hamburg 3 (133 S.).
- Raabe, E.-W. (1975): Bestimmungsschlüssel der wichtigsten Gräser Schleswig-Holsteins im blütenlosen Zustand. Kieler Notizen 2 (7. Jg.), 18-44.
- Rothmaler, W. (1991): Exkursionsflora von Deutschland, Bd. 3: Atlas der Gefäßpflanzen (7. Aufl., Hrsg.: Schubert, R., Jäger, E. u. Werner, K.). Berlin: Volk und Wissen Verlag GmbH.
- Rothmaler, W. (2002): Exkursionsflora von Deutschland, Bd. 4: Gefäßpflanzen: Kritischer Band (9. Aufl., Hrsg.: Jäger, E. J. & Werner, K.). Heidelberg und Berlin: Spektrum, Akad. Verlag.
- Nach A. Rühl, Gestaltung W. Arand, (1981): Kurzschlüssel zur Bestimmung der wichtigsten Waldgräser im blütenlosen Zustand (Gött. Flor. Rundbriefe 15 Jahrg., H. 2, S. 33-38). Göttingen: E. Golze.
- Schmeil, O. & J. Fitschen, (1996). Flora von Deutschland und angrenzender Länder. 90. Aufl. Quelle und Meyer: Heidelberg, 806 S.
- Steinbach, G. (1990): Steinbachs Naturführer, Gräser. Mosaik Verlag, 287 S.
- Weymar, H. (1967): Buch der Gräser und Binsengewächse (7. Aufl.). Radebeul und Berlin: Neumann.
- Wisskirchen, R. & H. Haeupler (1998). Standardliste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands; Hrsg. Bundesnaturschutzamt, Stuttgart: Ulmer, 765 S.