Cichorium intybus L., die Wegwarte, als Kulturpflanze entweder Zichorie (C. i. var. sativum) oder Chicorée (C. i. var. foliosum) genannt, gehört zur Familie der Asteraceae oder Compositae (Korbblütler). In Italien werden mehrere Kultursorten angebaut, unter anderem eine rote, der Radicchio. Die englischen Namen sind Blue Dandylion, Wild Chicory, Wild Succory, die Kulturpflanze heißt nur Chicory, in Australien auch Belgian Endive. Die Endivie ist wohl die gleiche Pflanze, manchmal auch als Chichorium endivia geführt . EPPO-Code CICIN.
Die Wegwarte ist eines der häufigen Pflanzen an mitteleuropäischen Wegrändern, die mit ihren hellblauen Blüten besonders auffällt. In Deutschland wächst sie fast überall, ebenso wie im übrigen Europa, vom Mittelmeer bis nach Mittelschweden, aber nicht mehr in Finnland. Nach Nordamerika wurde sie verschleppt, bzw. wohl absichtlich eingeführt, ebenso nach Australien und Neuseeland. Sie kann auf verdichteten Böden wachsen, aber besser auf nährstoffreichen, lockeren Böden, an die sie keine großen Ansprüche stellt. Auch in Wiesen kann sie sich halten, wenn diese so spät gemäht werden, dass sie aussamen können. Und deswegen ist die Wegwarte hier aufgeführt.
Die mehrjährige Pflanze kann fast 1,5 m hoch werden und hat eine tiefreichende Pfahlwurzel. Die straff aufrecht wachsende Wegwarte hat einen bis zu 5 cm großen Blütenkorb mit Zungenblüten.
Die verdickte Wurzel von Cichorium intybus var. sativum wurde ab dem 18ten Jahrhundert vor allem viel im Braunschweiger Raum angebaut, aber auch in Belgien, und geröstet als Ersatz für Kaffee verwendet mit dem schönen Namen Muckefuck, umgangssprachlich für Mocca faux, falscher Mokka. Beim Rösten wird Inulin in Hydroxymethylfurfural umgewandelt, das den Aromen des Kaffees ähnelt. Im Dunkeln angezogen, enthalten die bleichen Blätter des Chicorée, C. intybus var. foliosum, wenig Bitterstoffe und werden in der Regel roh gegessen. So wurde die Wegwarte erstmals in Belgien im 19ten Jahrhundert kultiviert. Weitere Salatformen sind roter Radicchio, dann der krausblättrige Frisée, der aber auch als eigene Art Cichorium endivia angesehen wird. Auch Zuckerhut-förmige Sorten sind in Italien auf dem Markt. Außerdem der wild wachsende, in Italien in der Natur gesammelte ‚radicchio selvatica‘, der gekocht wird und ziemlich hart ist. Die Wegwarte ist also eine sehr variable Kulturpflanze, die erst neuerdings in Wiesen zu finden ist. Die Kulturformen haben meistens einen verdoppelten Chromosomensatz, statt 2n = 18 dann = 36. Im Mittelalter wurde sie als schweißtreibende Heilpflanze verwendet, heute in der Naturmedizin zur Stimulierung von Leber und Galle.
| Eine einzelne Pflanze auf einer Kräuterwiese. Die Pflanze kann 1,5 m hoch werden. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Blühende, fast 1 m hohe, auffallend schöne Bestände am Wegrand erfreuen jeden. Wahrscheinlich wurde einmal im Frühjahr gemäht. (Bild: W. Wohlers) |
| Auch mehrmalige Mahd übersteht die Wegwarte, sie bleibt dann klein. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Wegwarte schafft es bis weit in die Wiese hinein, wenn diese so spät gemäht wird, dass die Pflanzen sich aussamen können. (Bild: W. Wohlers) |
| Auch im wenig gemähten Rasen kann sie sich halten. (Bild: W. Wohlers) |
| Bei Trockenheit bleibt sie aufgrund ihrer großen Wurzel lange grün. (Bild: W. Wohlers) |
| Als Kulturpflanze bildet sie dicke Rüben aus, die zu Kaffee-Ersatz getrocknet, gemahlen und geröstet wurden. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Blätter der Sorte Zuccherina di Trieste, 10 Wochen alt. (Bild, W. Wohlers) |
| In Italien werden wild wachsende Wegwarten im Frühjahr gesammelt und als Gemüse gekocht, hier noch roh. Übrigens ziemlich zähes Zeug. (Bild. W. Wohlers) |
| Die Blätter der wildwachsenden Wegwarte sind tief gesägt, fast wie Löwenzahn. Sie können 15 cm lang oder länger werden. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Im Frühjahr bildet die Wegwarte eine Rosette aus, hier der Kulturpflanze var. sativum. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Blätter von Cichorium intybus var. sativum sind schmal und ganzrandig. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| 25 cm langes, nicht tief gesägtes Rosettenblatt. Die harten Borsten laden nicht zum Verzehr ein. (Bild: W. Wohlers) |
| Aus der Rosette sprießen viele Triebe. (Bild: W. Wohlers) |
| Die unteren Stängelblätter ähneln noch sehr denen der Rosette: hier tief gesägt. (Bild: W. Wohlers) |
| Mittlere Stängelblätter sind teilweise noch gesägt. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Blätter der Nebentriebe haben eine lange, schmale Spitze. (Bild: W. Wohlers) |
| Obere Stängelblätter sind klein und kaum gesägt. (Bild: W. Wohlers) |
| Am Blattgrund befinden sich kleine Öhrchen. Der Stängel ist hier nur wenig und kurz behaart. (Bild: W. Wohlers) |
| Der Stängel kann viele, kurze und harte Haare aufweisen: Borsten. Es sind wohl noch ganz kleine Haare vorhanden. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Blattunterseite ist beborstet. (Bild: W. Wohlers) |
| Besonders die Mittelader ist auf der Blattunterseite beborstet. (Bild: W. Wohlers) |
| Diese Pflanze hat besonders breite Blätter, wohl C. i. var. foliosum. (Bild: W. Wohlers) |
| Ein junger Trieb der Pflanze vom vorigen Foto mit breiten Stängelblättern. (Bild: W. Wohlers) |
| Diese Pflanze hat viele Stängelblätter. (Bild: W. Wohlers) |
| Die ganze breitblättrige Pflanze bereits blühend. (Bild: W. Wohlers) |
| Mittlere Blätter mit Seitentrieb und Knospe. (Bild: W. Wohlers) |
| Diese breiten Blätter sind gesägt und gehören zu einer Pflanze der C.i. var. sativum. (Bild: W. Wohlers) |
| Die ersten Blüten haben sich geöffnet – bei einer Wegwarte am Wegrand. (Bild: W. Wohlers) |
| Ein Trieb mit den schmalen oberen Blättern. (Bild: W. Wohlers) |
| Triebspitze. Unten ist eine Knospe in der Blattachsel zu erahnen. (Bild: W. Wohlers) |
| Kleine Vorblätter mit Knospen. Der Stängel ist leicht behaart. (Bild: W. Wohlers) |
| Abstehende äußere und geschlossene innere Hüllblätter. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Hüllblätter tragen Drüsenhaare, ebenso die Vorblätter. (Bild: W. Wohlers) |
| Die inneren Hüllblätter strecken sich. (Bild: W. Wohlers) |
| Meistens stehen mehrere Knospen zusammen. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Zungenblüten wachsen weit über die Hüllblätter hinaus. (Bild: W. Wohlers) |
| Der Blütenkorb kann 5 cm im Durchmesser sein. Er besteht nur aus den auffallenden, blauen Zungenblüten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Zungenblüten sind außen behaart. (Bild: W. Wohlers) |
| Auch die Antherenröhren und Narbenäste sind blau; der Pollen ist weiß. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Narbenäste sind sehr lang. (Bild: W. Wohlers) |
| Die ganz ausgewachsenen und aufgebogenen Griffel tragen viele Sammelhaare. (Bild: W. Wohlers) |
| Nach der Blüte vertrocknen die Zungenblüten, die Hüllblätter schließen sich aber kaum. (Bild: W. Wohlers) |
| Die vertrockneten, braunen Zungenblüten fallen ab. (Bild: W. Wohlers) |
| Häufig sind die Hüllblätter geöffnet und geben den Blick auf die hellbraunen, reifenden Samen frei. (Bild: W. Wohlers) |
| In dieser Blüte reifen 14 Samen heran. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Samen sind reif, einige haben sich bereits nach vorne geschoben. (Bild: W. Wohlers) |
| Die bis zu 3 mm großen Samen, die Achänen, tragen als Pappus nur einen Kranz kleiner, heller Schuppen. (Bild: W. Wohlers) |
| Keimblätter von Cichorium intybus var. foliosum, Sorte Zuccherina di Trieste. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Keimblätter von Samen einer im Freien gesammelten Pflanze sehen genauso aus und sind hier mit Stiel 7 mm lang. (Bild: W. Wohlers) |
| Ein besonders schönes, gut genährtes Exemplar von C.i. var. sativum im botanischen Garten Braunschweig. (Bild: W. Wohlers) |
| Zu Cichorium intybus var. foliosum zählt nicht nur die grüne Blattsorte Zuccherina di Trieste, sondern auch der rote Radicchio und der weißliche Chicorée. |
|
Verfasser: Wohlert Wohlers, März 2020.
Fotos vom Pollen der Wegwarte gibt es bei PalDat, einer palynologischen Datenbank, zu sehen.