Gemeines Zittergras
Gemeines Zittergras, Gewöhnliches Zittergras, Mittleres Zittergras, Zittergras and Hasenbrod (Briza media L., Familie Süßgräser = Poaceae, Synonym: Briza tremula Lam.) Wortherkunft: βρίζα (sprich vríza) hieß eine Getreideart im griechischen Thrakien, die noch heute daselbst wrisa heißt. Das Wort, vielleicht verwandt mit όρυζα [sprich óriza], Reis, ist wahrscheinlich nicht griech. Herkunft. Der Name Briza wurde von Linné auf das Zittergras übertragen und wäre dementsprechend mit βρίζω, βρίσω [sprich vrízo, vríso] „(mit Frucht) belasten“ oder βρίθω [sprich vrítho], „schläfrig sein“, in Einklang zu bringen, wegen der an zarten Stielen hängenden Ährchen; media bedeutet mittleres oder mittelgross (Kanngiesser 1908; Hegi u.a. 1906)
Merkmale
Dekoratives, ausdauerndes Gras mit ausgebreiteter Ährchenrispe und glockigen Ährchen (Hegi) Größe: 20 bis 50 (100) cm Stengel: glatt Blütenähre: Rispe weit ausgebreitet, locker, breit pyramidenförmig, bis 15 cm lang. Rispenäste meist glatt, oberwärts einzeln gezähnelt, zuerst aufrecht, später waagrecht abstehend. Ährchen (⚘ ➚ a): rundlich bis herzförmig, seitlich zusammengedrückt, 3- bis 12-blütig, 4 bis 7 mm lang, auf langen, geschlängelten Stielen meist hängend, violett überlaufen. Ährchenspindel sehr kurz, zerfallend. Hüllspelzen (⚘ ➚ b) außen am Ährchen verkehrt-eiförmig, gekielt, 3-nervig, ca. 3 mm lang. Deckspelzen (⚘ ➚ c) eiförmig, stumpf, gekielt, schwach 5-nervig, fast waagrecht abstehend, mit ihrem Grunde die Ährchenachse herzförmig umfassend. Hüll- und Deckspelzen trockenhäutig, grünlichweiß oder meist violett, am Rande grünlichweiß, später pergamentartig. Narben (⚘ ➚ e) 2, manchmal 3. Der Nabel – das sog. Hilum, das ist die Stelle, an der der Same am Fruchtknoten angewachsen war – ist linealisch, kaum halb so lang wie die Frucht. Früchte: beiderseits gewölbt, der Deck- und Vorspelze anhängend. Blätter: Blattscheiden am Stengel glatt, Blattfläche (=Spreite) ca. 4 mm breit, besonders an den Rändern rauh, Blatthäutchen (da wo die Blattscheide in die Blattfläche übergeht) ganz kurz, gestutzt.
Vorkommen, Verbreitung
Trocken- und Halbtrockenrasen, Wiesen und Weiden, Hochgebirge (auch in der Ebene) — Sehr verbreitet auf trockenen Wiesen, Magermatten, an steinigen Abhängen, in lichten Wäldern, von der Ebene bis in die Alpen, bis ca. 2250 m (Hegi) — Verbreitung: Fast durch ganz Europa (fehlt in der Arktis und stellenweise im Süden), gemäßigtes Asien (Hegi). — Zum Schutz: kein besonderer Schutzstatus nach Bundesartenschutzverordnung; nach älteren Datenerhebungen (1990–2001) eingestuft in Hessen „Vorwarnliste, Bestände zurückgehend“, in Niedersachsen + Bremen, Brandenburg + Berlin, Sachsen und Nordrhein-Westfalen als „gefährdet“, in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin als „stark gefährdet“ und Hamburg als „vom Aussterben bedroht“ (Floraweb 2019)
Wissenswertes 
Die großen, muschelförmigen Spelzen des Ährchens sind wirksame Windfänge für die winzigen Früchte (Schmeil & Heubach 1911), dadurch kann es sich auch der Windverbreitung bedienen. Wenn man einen Samen unterm Mikroskop sorgfältig seziert – wie uns Bakers „Mikroskopie einfach gemacht“ (1743, S. 252.) berichtet – findet man die Jungpflanze mit ihren Wurzeln und Blättern perfekt geformt. Diese kann somit leicht erwachsen. Sinclair (1826) berichtet uns aus seinen Gartenuntersuchungen, dass es nicht geeignet sei für reiches Dauergrünland, arme Sandböden und schlechte hartnäckige Böden, doch auf nährstoffarmen Böden ist es gut (auch zum Anbau) geeignet und zeigt da eine beachtliche Nährwertkraft, verglichen mit anderen Gräsern; es wird von Pferden, Kühen und Schafen gegessen, und man zählt es zu den bessern Futtergräsern (Hegi). Die ♀ und ♂ Blüten sind zur gleichen Zeit reif, aber sie sind mit sich selbst steril (Düll & Kutzelnigg 1994); sie öffnen sich zum ersten Mal in der Frühe zwischen 5 und 6 Uhr, zum zweiten Mal gegen Abend zwischen 6 und 7 Uhr; auffallend ist, dass die in der Ebene und im Tal wachsenden Pflanzen blassgrüne Spelzen besitzen, wahrend dieselben bei den im Hochgebirge vorkommenden Zittergräsern tiefviolett gefärbt sind, vermutlich dient dies auch zur Wärmeerzeugung im kalten Hochgebirge (Sturm 1900). Hegi u.a. beschreiben an die 70 Volksnamen, wobei sich der Name Zittergras auf die zierlichen, an sehr dünnen Rispenzweigen sitzenden (und daher sehr leicht beweglichen) Ährchen des Grases bezieht: Zittermännl (Anhalt), Zittermannel (Westböhmen), Zitterherzl (Nordböhmen), Zitterkraut (Steiermark), Zitterla (Schwaben), Zittelischmalä [=Schmiele] (Waldstätten, Schweiz), Zitterli (Schweiz) u.a.m.; hier noch einige interessante Volksnamen Flimmerle, Flitterich, Nimmerstill (früher Nordböhmen, Riesengebirge, Ostpreußen); Bücklingsgras (Mecklenburg); Klepperle [zu klappern!] (Schwaben); Schlatterl [zu schlottern!] (Böhmerwald, Eger); Schepperl, Sonnenwend-Schöberl [Schepperl = auch „Kinderklapper“ zum Spielen, von schebern = klappern] (Böhmerwald, Niederbayern); Klunkergras [Klunker = Troddel] (nördl. Braunschweig) u.a.m.; nach ihrem Aussehen vergleicht man die Ährchen vielerorts mit Laus, Floh oder Wanze: Zitterläuse (Hessen), Flohgras (Schweiz: Solothurn), Wanzengras (Gotha); einigermaßen poetischer sind die Benennungen, in denen die zierlichen Rispen des Grases mit Frauenhaar verglichen werden Jungfernhaar (Oberösterreich), Fraunhaar (Oesterreich), Liebfraunhaar (Niederösterreich), Muatergotteszacher [= Träne] (Kärnten) u.a.m.; auch mit dem Flechtwerk eines Körbchens etc. vergleicht man die Ährchen: Chörbligräs (Schweiz: St. Gallen, Churfirstengebiet), Mulchörbli, Maulchörbli (Schweiz: St. Gallen); nach der brotähnlichen Ährchenform und vielleicht auch deshalb, weil sie ab und zu von Kindern in den Mund geschoben werden (in St. Gallen bereitet man aus dem Zittergras einen durststillenden Tee), heißt die Pflanze: Hasenbrod (Oberhessen, Niederösterreich), Hasenbrodle (Schwaben, Aargau), Hase(n)-Gras (Schweiz: Bern), Vogelbrod (Schweiz: St. Gallen), Manna, Honigbrod (Niederbayern); der Name Äugstallkraut (Steiermark) rührt davon her, dass der aus den Blättern des Zittergrases ausgepresste Saft gegen den „Augstall“ (eine Augenkrankheit) verwendet wurde oder wird.
Verwendung 
Stichworte: Wildpflanzengärten — Als schmückendes Gras in Sträußen wird es seit jeher geachtet und Knapp (1804) schreibt aus England, dass es dort allgemein bekannt war und „in den Händen eines jeden Kindes liegt, und die besondere Einfachheit seiner Wuchsform und elegante Manier, wie die Ährchen angeordnet sind – ‚zitternd bei [des Windgottes] Zephyrs säuselndem Atemhauch‘, erweist es sich einem Strauß nicht selten als ein beigefügtes Schmuckstück“.
Umseitige Bildtafel: a Ährchen, b Hüllspelzen (Hsp.), c Deckspelze (Dsp.), d Blüte, e Staubblätter und Fruchtknoten—Abbildung aus Flora Danica (1871, Band/Faszikel 48 (XLVIII), Tafel 2825 (MMDCCCXXV))
Pflanzentafeln
Zeichnung zum Ausmalen
Die Menschen nennen mich auch Gewöhnliches Zittergras, Mittleres Zittergras, Zittergras and Hasenbrod oder Briza media L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: grün bis grünlichweiß, violett überlaufen und meine Blütezeit ist Mai bis September
- nach menschlichen Maßstäben bin ich 20 bis 50 (100) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Trocken- und Halbtrockenrasen, Wiesen und Weiden, Hochgebirge (auch in der Ebene)
- meine „Geschwister“ in unserer „Familie“, die genauso aussehen wie ich, haben es unter Euch Menschen schwer, denn wir haben nur wenig Möglichkeiten, wo wir wirklich wachsen können. Danke für Deine Behutsamkeit mit meinem Leben(!)
Die Menschen nennen mich auch Gewöhnliches Zittergras, Mittleres Zittergras, Zittergras and Hasenbrod oder Briza media L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: grün bis grünlichweiß, violett überlaufen und meine Blütezeit ist Mai bis September
- nach menschlichen Maßstäben bin ich 20 bis 50 (100) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Trocken- und Halbtrockenrasen, Wiesen und Weiden, Hochgebirge (auch in der Ebene)
- meine „Geschwister“ in unserer „Familie“, die genauso aussehen wie ich, haben es unter Euch Menschen schwer, denn wir haben nur wenig Möglichkeiten, wo wir wirklich wachsen können. Danke für Deine Behutsamkeit mit meinem Leben(!)
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- Wo hast Du mich gefunden? Bin ich alleine? Bin ich größer oder kleiner als die anderen Pflanzen?
- Was fällt Dir an mir auf? Habe ich auffallende Haare?
- Kannst Du an mir riechen, ohne mich rauszureißen? Komm gerne auf meine Augenhöhe und rieche an meinen Blüten und Blättern. Dufte ich vielleicht?
- Wie fühlt sich mein Pflanzenleib für Dich an?



- Habe ich überhaupt Blüten?
- Welche Tiere entdeckst Du an meinen Blüten oder Früchten?
- Was machen sie?
- Kann man meine Blüten essen?
- Wie schmecken sie Dir?

- Welche Tiere entdeckst Du an meinen Blättern? Was machen sie?
- Wie fühlen sich Dir meine Blätter an?
- Zerreibe eines meiner Blätter. Wonach riecht es?
- Kann man es essen? Wonach schmeckt es?
- Fällt Dir auf, dass ich mich mit meinen Blättern umhülle?
- Da wo meine Blattfläche am Stengel anfängt: vielleicht fällt Dir an der Stelle etwas auf. Vielleicht habe ich – die Menschen sagen – Blattöhrchen oder eine extra hellere Blattzunge?
- Welche Form haben meine Blätter?
- Was ist Deine Lieblingspflanze?
- Wie würdest Du meine Lebensgeschichte erzählen?
- Wer weiß: es kommt ein Gedicht
- daher und Dir in den Sinn …
- Hm, sooo schwer ist’s eigentlich nicht
- und schon fließen die Worte dahin …
Da Du ein Mensch bist und die Natur
Dir einen kreativen Geist geschenkt hat,
vermagst Du ja sogar noch mehr …
- Fällt Dir an mir sonst noch etwas auf? Oder kann ich Dir vielleicht gar von Nutzen sein? Kommen Dir Ideen?
Wie kann ich die Pflanzentafel verwenden?
Anwendung oder Aufgabe | Welche Seiten und welches Material? |
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Klassische Informationstafel 2-seitig ausgedruckt |
Seite 1 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Komplexe Aufgabe, Selbststudium und Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Komplexe Aufgabe + Selbststudium & Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Verwendete und weiterführende Literatur
(Zur intensiven Recherche siehe auch die Virtuelle Fachbibliothek Biologie www.vifabio.de)