Gewöhnliche Kreuzblume
Gewöhnliche Kreuzblume, Gemeine Kreuzblume, Kreuzblümchen, Milchblume, Natterblume and Ramsel (Polygala vulgaris L., Familie Kreuzblumengewächse = Polygalaceae) Wortherkunft: Polygala von (πολύ sprich: polý) viel und (γάλα sprich: gála) Milch, Genuss des Krautes soll die Milch vermehren; vulgaris heißt gewöhnlich, gemein; lat. vulgus = die große Menge, Volk, Pöbel (Kanngiesser 1908; Hegi u.a. 1906)
Merkmale
Ausdauerndes Kraut mit blauen zu einer Seite nickenden Blüten, Blätter schmecken nicht oder nur schwach bitter (Hegi u.a. 1925; Schubert & Vent 1994) Größe: 7 bis 35 cm Blume (Blütenstand) (⚘ ➚ 2–5): Blütenstand reichblütig, anfangs pyramidenförmig, Blüten intensiv blau, selten purpurn oder weißlich. Tragblätter beim Aufblühen so lang oder wenig länger als die etwa 2 mm langen Blütenstiele, die Knospen nicht überragend, hinfällig, häutig. Äußere Kelchblätter linealisch, etwa 2,5 bis 3 mm lang; die Flügel anfangs etwa 5 bis 6, zuletzt bis etwa 9 mm lang, länglich verkehrt-eiförmig, am Grunde keilförmig, vorne abgerundet oder durch den über den Rand vortretenden Mittelnerven kurz stachelspitzig, mit 3 Nerven (Mittelnerven an der Spitze mit den Seitennerven verbunden; diese nach außen netzig verzweigt). Kronröhre meist etwas länger als die freien Teile der Kronblätter, so lang oder länger als die Flügel. Früchte (⚘ ➚ 6, 7): verkehrt herz-eiförmig, am Grunde stielartig verschmälert, mit etwa 0,4 bis 0,6 mm breitem Hautrand. Samen eiförmig, 2,5 bis 3 mm lang, graubraun, weißlich behaart; Anhängsel behaart; Lappen etwa 1⁄3 so lang als der Same Blätter: untere Laubblätter verkehrt-eiförmig bis länglich-elliptisch, am Grunde meist keilförmig, die oberen lineallanzettlich; alle spitz, kahl oder spärlich behaart, nicht bitter schmeckend Stengel: aufrecht oder aufsteigend bis niederliegend, meist einfach, kahl oder schwach behaart Wurzel: spindelförmig und reich verzweigt
Vorkommen, Verbreitung
Heiden und Borstgrasrasen — Verbreitet und in vielen Gegenden häufig auf sonnigen Hügeln, Dämmen, in lichten Wäldern, im Gebüsch, in Zwergstrauchheiden, trockenen bis frischen Wiesen, Flachmooren, auf überfluteten Flusskiesbänken, an Wegrändern; in Österreich und im südöstlichen Bayern besonders auf kalkarmen Untergründen, gegen Westen ± pH-Wert tolerant; von der Ebene bis etwa unter 2000 m (=subalpine Stufe; max. 2200 m). — Verbreitung: ganz Europa, weit verbreitet; außerdem im gemäßigten Asien — Zum Schutz: kein besonderer Schutzstatus nach Bundesartenschutzverordnung; nach älteren Datenerhebungen (1986-2001) eingestuft als „gefährdet“ im Schleswig-Holstein, Niedersachsen + Bremen, Brandenburg + Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Land Berlin, als „stark gefährdet“ in Mecklenburg-Vorpommern und als „vom Aussterben bedroht“ im Land Hamburg (Floraweb 2019)
Wissenswertes
Zum Namen schreiben Hegi u.a., der Name Kreuzblume (ab und zu auch volkstümlich) rührt daher, dass die Pflanze etwa um die „Kreuzwoche“ (zweite Woche vor Pfingsten) herum zu blühen beginnt. Ebenso deutet vielleicht die Bezeichnung Heilig’ngeistbleaml (Niederösterreich) auf die Zeit um Pfingsten. Andere Benenungen, die z.T. auf die Blüten gehen, sind Feldsträussl, Peterzöpfl (Niederösterreich), Goldhansel (füher Egerland), Schneiderlein (Böhmerwald), Natternzüngl (früher Nordböhmen), Pilgerblume (Eifel). Bei den Blüten wird Nektar am Grund ausgeschieden und Bestäuber, wie Bienen und Schmetterlinge, müssen mit ihrem Rüssel bis zum Grunde lecken, kommen dabei aber auch am „Pollenlöffel“ und der Narbe vorbei und streifen so mitgebrachten Pollen an ihr ab, nehmen aber erst beim Herausziehen des Rüssels durch die Nektarklebemasse wieder neuen Pollen mit, dadurch wird Selbstbestäubung vermieden (Düll & Kutzelnigg 1994). Die Früchte werden vor allem durch Ameisen verbreitet, weniger durch Wind: häufig findet man junge Pflanzen in der Nähe von Ameisennestern verschiedenster Ameisenarten, wobei sie die Samen – der winzigen Ölkörperchen wegen, die als Nahrung fettige Substanzen enthalten – in ihr Nest transportieren und die Samen trotzdem später auskeimen (Oostermeijer 1989).
Verwendung 
Stichworte: Milch fördernd; Hustenlinderung; Entzündungen (Lunge); antioxidative Wirkung; Futterbereicherung für Vieh; Wildpflanzengärten; Zierpflanze — Hegi u.a. schreiben, um die Wende des 16. Jahrhunderts wurde sie bereits im damaligen „Eichstätter Garten“ (Hortus Eystettensis) kultiviert, und dass sie pharmazeutisch wertlos sei, sie wurde oft irrtümlicherweise oder als Verfälschung für das stärker heilwirksame Bittere Kreuzblümchen (P. amara) genommen. Heute genießt sie unter den Heilpflanzen nur wenig Bedeutung, und wird, so scheint’s, nur in der Volksmedizin noch verwendet: in Rumänien wird ein Sud der Wurzeln angewendet bei Husten(-linderung), Asthma, um spastische Krämpfe zu lösen, für gute Stimmung, als milchtreibendes Mittel für Ammen/Wöchnerinnen (=Galaktagogum), bei Appetitlosigkeit und bei Saugstörungen (Tiţă u.a. 2009). Im spanischen Katalonien werden die oberirdischen Pflanzenteile bei Kindern gegen Verdauungsbeschwerden und -entzündungen angewendet (Bonet u.a. 1999), in der Türkei (Johnson 1998) zur Wundheilung, ebenfalls als schleimlösendes Hustenmittel und die Milch fördernd, üblicherweise wird sie dort verwandt, zur Entzündungshemmenung (Lunge). Bisher konnten zelltötende Eigenschaften der Pflanzeninhaltsstoffe nachgewiesen werden (Dall’Acqua u.a. 2002) als auch eine antioxidative Wirkung (Cervellati u.a. 2004), d.h. die durch den Sauerstoff angeregten Zersetzungs- und Veralterungsprozesse werden unterdrückt. In älterer Literatur (Vietz u.a. 1804; Spach 1839; Boswell u.a. 1864; Masclef 1891) wird auch die Förderung der Milch beim Säugen (bei Rindern und beim Menschen) erwähnt und ähnliche Anwendungen wie oben. Verglichen mit der damals in Apotheken ebenso verarbeiteten Nordamerikanischen Kreuzblume (P. senega L.), die besonders zur Hustenlinderung bis hin zur Lungenentzündung verwendet wurde, wird das Gewöhnliche Kreuzkraut als sehr viel schwächer wirkend eingeschätzt, wurde aber auch als Ersatz oder Beimischung verwendet. Gefressen wird es nach Boswell von Kühen, Schafen und Ziegen, aber Schweine verweigern es.
Inhaltsstoffe
Polyphenole, Xanthone u.a.m. (Dall’Acqua)
Umseitige Bildtafel: 1. Einzelne Pflanze, von denen mehrere Schösslinge abgeschnitten sind. 2. Blüte an der Basis mit 3 Hochblättern (3/1). 3. das Schiffchen und die darin enthaltenen Fortpflanzungsorgane (12/1). 4. Staubblatt-Röhre mitsamt der Stempel; zwischen den Klappen liegt eine Staubmasse (28/1); selbige Ansicht wie in Abb. 3. 5. Blick von der Innenseite des Staubblattbündels (28/1). 6 Die Frucht, umgeben von den beiden Kelchblättern (2/1). 7 Reife Früchte (2/1).—Abbildung aus Mentz & Ostenfeld (1917-1923)
Pflanzentafeln
Zeichnung zum Ausmalen
Die Menschen nennen mich auch Gemeine Kreuzblume, Kreuzblümchen, Milchblume, Natterblume and Ramsel oder Polygala vulgaris L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: intensiv blau, selten purpurn oder weißlich und meine Blütezeit ist Mai bis August
- nach menschlichen Maßstäben bin ich 7 bis 35 cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Heiden und Borstgrasrasen
Die Menschen nennen mich auch Gemeine Kreuzblume, Kreuzblümchen, Milchblume, Natterblume and Ramsel oder Polygala vulgaris L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: intensiv blau, selten purpurn oder weißlich und meine Blütezeit ist Mai bis August
- nach menschlichen Maßstäben bin ich 7 bis 35 cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Heiden und Borstgrasrasen
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- Kannst Du an mir riechen, ohne mich rauszureißen? Komm gerne auf meine Augenhöhe und rieche an meinen Blüten und Blättern. Vielleicht dufte ich sogar – wonach denn?
- Wie fühlt sich mein Pflanzenleib für Dich an?
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- Habe ich schon Früchte? Falls ja, koste behutsam davon, wie schmecken sie Dir?
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- Zerreibe eines meiner Blätter. Wonach riecht es?
- Kann man sie essen? Koste behutsam davon, wonach schmeckt es?
- Stehen sich meine Blätter genau gegenüber oder abwechselnd gegenüber?
- Sehen sie alle gleich aus oder verschieden? Wie sieht der Rand meiner Blätter aus?
- Welche Form haben meine Blätter?
- Was ist Deine Lieblingspflanze?
- Wie würdest Du meine Lebensgeschichte erzählen?
- Wer weiß: es kommt ein Gedicht
- daher und Dir in den Sinn …
- Hm, sooo schwer ist’s eigentlich nicht
- und schon fließen die Worte dahin …
Da Du ein Mensch bist und die Natur
Dir einen kreativen Geist geschenkt hat,
vermagst Du ja sogar noch mehr …
- Fällt Dir an mir sonst noch etwas auf? Oder kann ich Dir vielleicht gar von Nutzen sein? Kommen Dir Ideen?
Wie kann ich die Pflanzentafel verwenden?
Anwendung oder Aufgabe | Welche Seiten und welches Material? |
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Klassische Informationstafel 2-seitig ausgedruckt |
Seite 1 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Komplexe Aufgabe, Selbststudium und Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Komplexe Aufgabe + Selbststudium & Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Verwendete und weiterführende Literatur
(Zur intensiven Recherche siehe auch die Virtuelle Fachbibliothek Biologie www.vifabio.de)