Großer Wiesenknopf
Großer Wiesenknopf, Gemeiner Wiesenknopf, Blutkraut, Ruhrkraut, Bibernell and Pimpinell (Sanguisorba officinalis L., Familie Rosengewächse = Rosaceae. Synonyme: Poterium officinale (L.) A.Gray and Pimpinella officinalis (L.) Gaertn.) Wortherkunft: Sanguisorba von lat. sánguis = Blut und sorbére = einsaugen; zuerst bei Fuchs, die blutrote Farbe der Blütenköpfe galt als Signatur, dass die Pflanze blutstillende Eigenschaften besitze, die auch tatsächlich dem gerbstoffreichen Wurzel-Erdstock zukommen; officinalis in den Apotheken gebräuchlich, heilkräftig, lat. officina = Apotheke (Hegi u.a. 1921, 1906)
Merkmale
Größe: 30 bis 90 (150) cm Blume (Blütenstand) (⚘ ➚ 3, 4): Blütenstände meist walzenförmig, rotbraun, von unten nach oben aufblühend. Blüten zwitterig, mit 4 Kelchblättern, 4 Staubgefäßen und einem Fruchtknoten; zuweilen kommen fünf- oder sechszählige Blüten vor, Griffel kurz, Narbe mit kurzen Warzen. Früchte (⚘ ➚ 5): Früchte (Fruchtachsen) mit vier oberwärts geflügelten Kanten und glatten Seiten Blätter: Blätter gefiedert mit (oft hinfälligen) Nebenblättchen am Blattgrund, Blättchen gestielt, völlig kahl Stengel: meist einzeln, aufrecht, oberwärts gabelästig, gerillt, hohl, völlig kahl, etwas glänzend Wurzel: kräftig, dunkelbraun, dicke Fasern treibend und meist mit kurzem, mehr oder wenig ästigem Erdstock (Sturm 1904; Hegi u.a. 1921)
Vorkommen, Verbreitung
Wiesen und Weiden des Berglandes, Feuchtwiesen — Auf mäßig trockenen bis feuchten Mager- und Frischwiesen; vom Tiefland bis etwa unter 2000 m (=subalpine Stufe; max. 2300 m) ziemlich allgemein verbreitet und oft sehr gesellig, wenig wählerisch hinsichtlich Bodenverhältnisse (Hegi) — Verbreitung: auf der ganzen Nordhalbkugel weit verbreitet (www.gbif.org) — Zum Schutz: kein besonderer Schutzstatus nach Bundesartenschutzverordnung; nach älteren Datenerhebungen (1990–2001) eingestuft im Land Hamburg als „vom Aussterben bedroht“, in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin als „stark gefährdet“, in Schleswig-Holstein, Niedersachsen + Bremen, Brandenburg + Berlin, Sachsen-Anhalt als „gefährdet“ und in Sachsen als „Vorwarnliste, Bestände zurückgehend“ (Floraweb 2019)
Wissenswertes
Sie ist eine gute Bienenweide-Pflanze (Dietrich 2000), die Bestäubung wird durch Insekten vermittelt, doch ist Selbstbestäubung nicht selten (Sturm). Junge Schmetterlingsraupen des Ameisenbläulings (Maculinea) nähren sich an der Pflanze (Düll & Kutzelnigg 1994), und unter den Weidetieren wird sie nur von Schafen gefressen (Dietrich 1836). Zum Namen schreiben Hegi u.a.: nach dem kopfförmigen Blütenstande heißt die Pflanze Wiesenknopf (auch volkstümlich), Schneider-Hosenknopf (Niederbayern): Hartkopp (Nassau), Krometkhop [Grummetkopf] (Oberhessen), Heideköpfli (Baden), Trummelsschliagala (früher Egerland), Botz’n (Böhmerwald), Bummala (früher Egerland), Kölble (bayer. Schwaben), Bolle (Elsass). Sehr häufig spielen die Benennungen auf die dunkle, braunrote (blutrote) Färbung der Blüten an: Braunelle, Braunalle, Franellen (oberpfälzisch), Kaminkehra (Altbayern), Schlotfeger (Mittelfranken), Rau(ch)fangkehral (Oberpfalz), Blaudfätken, Blaudkopp (Westfalen), Blutkopp (Oberhessen), Ruthkopp [Rotkopf] (Eifel), Bluatsknepfl (Niederösterreich), Blutstrop(fe) (Oberhessen), Blutströpfli (Baden), Kaffee (früher Nordböhmen). Nach der leiterähnlichen Anordnung der gefiederten Blätter nennt man die Pflanze auch Hühnerleiterle (Gotha), Leiterlichrut, -gras (Schweiz: Aargau). Wie der ähnliche Laubblätter besitzende Pimpernell (Pimpinella) heißt der Wiesenknopf auch Pumerellen (Böhmerwald), Bibernell (z.B. bayer. Schwaben, Baden), Großer Bimbernell (Hessen), Futterbiwernell (Gotha), falsche-, rote Pimpernell (bergisch). Ab und zu dient auch das Kraut zum Ausreiben der Bienenstöcke, daher Bainkraut [Bienenkraut] (bayerisch-österreichisch). Vereinzelte Benennungen sind Schmetzkraut [Blütenspross als „Schmitze“, d.h. eine Peitschenschnur] (Oberhessen), Unsern Herrgott sein Bart (früher Südböhmen), Triebkraut (Kärnten), Schopsküütelkes (Niederrhein).
Verwendung
Stichworte: Heil- und Gewürzpflanze; Verdauungsbeschwerden; Blutungen; Schleimhautentzündungen; Husten; Salatbeigabe; Wildpflanzengärten; gerben; färben — Dietrich (2000): junge Blätter und Pflanzenteile (vor der Blüte) können als Zutat zu Salaten, Suppen, Kräutermischungen oder Gemüse verwendet werden, getrocknete Wurzelstöcke zur Herstellung von Likören und zum Wein-Färben; Heilwirkung: arzneilich verwendet wird das Kraut und die Wurzel (letztere im Herbst ernten) bei Blutungen und Entzündungen, besonders des Mund- und Rachenraumes, auch gegen Durchfall (Antidiarrhoikum); gilt als gefäßverengend, antiseptisch (d.h. die Keimzahl z.B. in Wunden oder auf Oberflächen reduzierend) und entzündungshemmend; in der chinesischen Heilmedizin wird es als zusammenziehendes Mittel (Adstringens) benutzt. In Rumänien werden das Kraut auch als zusammenziehendes Mittel (Adstringens, wie oben) benutzt, als harntreibend, bei Durchfall, gäriger Dickdarmentzündung, Harnblutung und Hämorrhoiden (Blutungen am After; Tiţă u.a. 2009). Dosierung von Tees, z.B. bei Husten und Heiserkeit siehe Ennet u.a. (1990). Braune (1797) beschreibt, die getrockneten Blumen in rotem Wein gekocht, sollen bei Ruhr und Durchfall (Dysenterie) „gute Dienste leisten“; die Wurzel und das Kraut dient(e) auch zum Gerben des Leders, wobei man früher schwarz, grau und dunkelviolett gefärbt hat (Dietrich 1836). Hegi u.a. schreiben: der Große Wiesenknopf wurde früher wohl der roten Blütenfarbe wegen als blutstillendes Mittel angewendet. Der Genuss der Blüten soll die Milch der Kühe blutrot färben. Der Wurzel-Erdstock war früher wegen seines Gerbstoffgehaltes unter dem Namen „Falsche Bibernell“ oder „Radix Pimpinellae Italicae“ als zusammenziehendes Heilmittel bekannt; heute wird er höchstens nur mehr bei Darmerkrankungen des Viehes benützt. Die Droge wird bereits in der von 1552 bis 1578 geschriebenen berühmten chinesischen Materia medica (本草綱目, sprich pen-ts’ao kang-mu, Pinyinumschrift: běncǎo gāngmù) aufgeführt. Die Anwendung gegen den Pferdespulwurm (Ascaris megalocephala) geht nach Tabernaemontan auf den Hufschmid Karls V. zurück. Zu diesem Zweck wurde die deshalb auch Wurmwurz genannte Pflanze zerhackt, dem Futter oder auch gepulvert dem Tränkwasser beigemischt oder auch nur die „Wurzel“ dem Pferd angehängt. Der frisch gepresste Saft, wie auch Abkochungen der „Wurzel“, wurden vom Volke bei Lungentuberkulose getrunken. Die Pflanze lässt sich durch Teilung der Stöcke und auch durch Samen leicht vermehren. Die Samenpflanzen liefern zarte, gewürzhafte Blätter und lassen sich mehrmals im Sommer abschneiden. Im Elsass und in manchen anderen Gegenden kommen die „Bollen“ in die am Himmelfahrtstage geweihten Kräuterbüschel.
Inhaltsstoffe
Saponine vom Sanguisorbin–Typ, Flavone, Gerbstoffe, āther. Öl, Vitamin C in frischen Pflanzen (Dietrich 2000)
Umseitige Bildtafel: 1 Unterer Teil der Pflanze: Stengelgrund und ein Teils des Wurzelstocks. 2 Oberer Teil der Pflanze mit den Blütenständen. 3 Blüte mit Kelchzipfeln, Blütenstil mit Deckblatt und Vorblatt (5/1). 4 Gleiches im Längsschnitt (10/1). 5 Nuss (6/1)—Abbildung aus Mentz & Ostenfeld (Bd. 2, 1917ff.)
Pflanzentafeln
Zeichnung zum Ausmalen
Die Menschen nennen mich auch Gemeiner Wiesenknopf, Blutkraut, Ruhrkraut, Bibernell and Pimpinell oder Sanguisorba officinalis L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: rotbraun bis tief purpurrot und meine Blütezeit ist Juni bis September (…Oktober)
- nach menschlichen Maßstäben bin ich 30 bis 90 (150) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Wiesen und Weiden des Berglandes, Feuchtwiesen
Die Menschen nennen mich auch Gemeiner Wiesenknopf, Blutkraut, Ruhrkraut, Bibernell and Pimpinell oder Sanguisorba officinalis L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: rotbraun bis tief purpurrot und meine Blütezeit ist Juni bis September (…Oktober)
- nach menschlichen Maßstäben bin ich 30 bis 90 (150) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Wiesen und Weiden des Berglandes, Feuchtwiesen
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- Kannst Du an mir riechen, ohne mich rauszureißen? Komm gerne auf meine Augenhöhe und rieche an meinen Blüten und Blättern. Vielleicht dufte ich sogar – wonach denn?
- Wie fühlt sich mein Pflanzenleib für Dich an?
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- Habe ich schon Früchte? Falls ja, koste behutsam davon, wie schmecken sie Dir?
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- Zerreibe eines meiner Blätter. Wonach riecht es?
- Kann man sie essen? Koste behutsam davon, wonach schmeckt es?
- Stehen sich meine Blätter genau gegenüber oder abwechselnd gegenüber?
- Sehen sie alle gleich aus oder verschieden? Wie sieht der Rand meiner Blätter aus?
- Welche Form haben meine Blätter?
- Was ist Deine Lieblingspflanze?
- Wie würdest Du meine Lebensgeschichte erzählen?
- Wer weiß: es kommt ein Gedicht
- daher und Dir in den Sinn …
- Hm, sooo schwer ist’s eigentlich nicht
- und schon fließen die Worte dahin …
Da Du ein Mensch bist und die Natur
Dir einen kreativen Geist geschenkt hat,
vermagst Du ja sogar noch mehr …
- Fällt Dir an mir sonst noch etwas auf? Oder kann ich Dir vielleicht gar von Nutzen sein? Kommen Dir Ideen?
Wie kann ich die Pflanzentafel verwenden?
Anwendung oder Aufgabe | Welche Seiten und welches Material? |
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Klassische Informationstafel 2-seitig ausgedruckt |
Seite 1 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Komplexe Aufgabe, Selbststudium und Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Komplexe Aufgabe + Selbststudium & Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Verwendete und weiterführende Literatur
(Zur intensiven Recherche siehe auch die Virtuelle Fachbibliothek Biologie www.vifabio.de)