Gypsophila muralis L. (= Psammophiliella muralis), das Mauer-Schleierkraut, auch Mauer-Gipskraut oder Einjähriges Schleierkraut, gehört zur Familie der Caryophyllaceae (Nelkengewächsen). Der englische Name ist Annual Gypsophila. EPPO-Code GYPMU.
Wer diese Pflanze bei sich im Garten findet, der muss sich glücklich schätzen, denn das Mauer-Schleierkraut ist selten und steht auf der Roten Liste als gefährdet. Man sollte die Pflanzen also stehen lassen, zumal sie mit ihren kleinen rosa Blüten ganz hübsch aussehen und den Gartenbewuchs bereichern. Außerdem sind sie mit ihren feinen Stängeln und Blättern keine Konkurrenz für andere Pflanzen. Man kann Samen sogar kaufen.
Das Mauer-Schleierkraut kommt in Europa und bis nach Sibirien vor, in Deutschland aber nur in einigen Gebieten. Nach Nordamerika wurde es verschleppt und wächst dort bisher nur im Nordosten, vor allem in Maine und Massachusetts. In Skandinavien kommt es bis zum 63. Breitengrad vor, aber vereinzelt auch noch weiter im Norden bis zum Polarkreis. Es bevorzugt feuchte Böden und wuchs früher manchmal auf Getreidefeldern nach der Ernte, wenn die Böden vernässt waren. Es wächst gerne auf Mauern, daher der Name, auch im Lateinischen. Unter dem Namen Mauer-Gipskraut ist es ebenfalls bekannt, denn es bevorzugt kalkreiche Böden.
Die einjährige Pflanze kann bis zu 20 cm lange, dünne Stängel bilden, die meistens liegend und verzweigt sind. Die Blätter sind schmal lanzettlich. Die Blüten haben einen Durchmesser von bis zu 8 mm und sind weiß und rosa gestreift. Blütezeit ist Juni bis Oktober. Das Mauer-Gipskraut ist manchmal auch in Geschäften zu sehen, dann mit kompaktem Wuchs oder auch mit größeren, dunkelrosa Blüten mit doppelter Anzahl Kronblätter.
Die Gattung Gypsophila hat mehr als hundert Arten, von denen mindestens drei in Mitteleuropa wild wachsen. Die Zierpflanze Gypsophila paniculata, das Garten-Schleierkraut, ist die bekannteste Art der Gattung. Im Englischen wird sie in der Umgangssprache mit dem lateinischen Gattungsnamen benannt.
| Die Pflanze ist sehr zart gebaut und fällt eigentlich nur durch die rosa Blüten auf. Die großen Blätter sind von Lychnis flos-cuculi. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Kompakte, hier weißblühende Pflanzen des Mauer-Gipskrauts werden als Zierpflanzen angeboten. (Bild: W. Wohlers) |
| Wie bei allen Nelkengewächsen stehen die Blätter gegenständig. Typisch die Art der Verzweigung. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blüten sind mit 8 mm Durchmesser klein. Die Antheren sind hell gefärbt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Es gibt zehn Antheren, drei sind hier bereits abgefallen, nur die Filamente sind noch zu sehen. (Bild: W. Wohlers) |
| Eine weißrosa Blüte mit den beiden Narbenästen. Alle Antheren sind bereits abgefallen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Kelchblätter haben einen durchsichtigen Rand. Sie umhüllen die Samenkapsel. Die Samen sind herausgefallen. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Samen messen nur einen halben Millimeter. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Samen keimen sofort, hier vier Tage nach dem Aussäen. Ein Keimblatt ist nur wenig mehr als 1 mm groß. (Bild: W. Wohlers) |
| Acht Tage nach dem Aussäen sind die Keimblätter 4 mm lang. Viel größer werden sie nicht mehr. (Bild: W. Wohlers) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers. August 2021.
Eine detaillierte Beschreibung vom Mauer-Schleierkraut mit schönen Fotos gibt es beim finnischen NatureGate.