Wiesen-Bärenklau
Wiesen-Bärenklau, Gemeiner Bärenklau, Bärentatze and Gemeines Heilkraut (Heracleum sphondylium L., Familie Doldengewächse = Apiaceae) Wortherkunft: Der Gattungsname „Heracleum“, den Plinius gebraucht, ist von unsicherer Bedeutung, er soll von dem Heros Herakles oder Herkules, der die Heilkraft der Pflanze entdeckt haben soll, abgeleitet sein (Madus); sphondylium ist ein altgriechischer Pflanzenname von unsicherer Bedeutung bei Dioskurides (σφονδύλιον [sphondýlion]), bei Nikandros (σφονδύλειον [sphondýleion]), vermutlich die Verkleinerungsform von griech. σφόνδυλος [sphóndylos] = Wirbel, Knochen, Gelenk, Knauf, wegen der kropfartig angeschwollenen Stengelblattscheiden. Anderseits ist σφονδύλη [sphondýle] oder σπονδύλη [spondýle] der Name eines unter der Erde von Wurzeln lebenden, beim Angreifen stinkenden Insektes (Wanze?), mit dessen Geruch derjenige unserer Pflanze möglicherweise verglichen wurde (Hegi) Anmerkungen: er wird als Sammelart betrachtet, d.h. Beschreibung (feiner) unterscheidbarer Unterarten ist möglich
Merkmale 
Ein großes Doldengewächs mit gefurchtem steifhaarigem Stengel und großen fiederteiligen Blättern nebst aufgeblasenen Scheiden, die großen vielstrahligen Dolden haben weiße Blüten (falls starke Sonne Vorsicht nach Berührung: hautreizende Wirkung). Größe: (30) 50-150 (180) cm Blume, Blütenstand: Dolden groß, flach, 15-30 strahlig, Strahlen und Blütenstielchen inwendig mit etwas klebrigen Drüsenhärchen besetzt. Die Hülle fehlend oder aus 1–2, zuweilen doch auch aus 5–6 lanzettpfriemlichen Blättchen bestehend, die Hüllchen vielblättrig, die Blättchen pfriemlich Blätter: Laubblätter in Zerteilung und Behaarung äußerst veränderlich: bald alle ungeteilt und nur gelappt, bald die Grundblätter ungeteilt und die Stengelblätter (wenigstens teilweise) fiederschnittig, bald alle Laubblätter fiederschnittig mit 3 bis 5 (selten 7) Abschnitten; diese in verschiedener Weise gelappt Früchte: elliptisch, breiter oder schmäler verkehrt-eiförmig oder fast kreisrund, beiderends oder nur oben ausgerandet (in den genannten Merkmalen äußerst veränderlich und zur Einteilung der Art nicht verwertbar), etwa (5) 6 bis 10 (11) mm lang, bei der Reife öfter kahl, seltener bleibend steif- oder weichhaarig; Flügelrand (außerhalb des Nervs) (1⁄3) 1⁄2 bis 1 mm breit Stängel: aufrecht, gefurcht, steifhaarig, röhrig, nach oben ästig Wurzel: dick, spindelig, ästig, auswendig gelblich, inwendig weiß (Hoffmann; Hegi; Röhling)
Verwechslung und
ähnliche Arten
Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum Sommier & Levier): Pflanze bis 3 1⁄2 m hoch, Durchmesser des Blütenstengels am Grunde bis 10 cm, Laubblattfläche bis 1 m lang, Durchmesser der Enddolde bis 50 cm; Laubblätter fast stets nur 3-zählig-zerschnitten, der Endabschnitt oft tief 3-teilig; Vorsicht, nach Berührung hautreizende Wirkung, v. a. unter Sonne/UV!!
Vorkommen, Verbreitung
Wiesen und Weiden — Überall verbreitet und häufig von der Ebene bis über die Baumgrenze in Wiesen (besonders Fettwiesen), Gebüschen, an Deichen, Weg- und Waldrändern, in feuchten Waldlichtungen, im Gebirge in Karfluren, an steinigen Felshängen, im Legföhrengebüsch, gelegentlich auch in Getreide- und Kartoffelfeldern (Hegi). — Verbreitung: Steigt in den Bayerischen Alpen bis 2100 m, im Schweizer Jura bis 1600 m (Hegi); auf der gesamten nördlichen Erdhalbkugel (GBIF) — Zum Schutz: kein besonderer Schutzstatus für Deutschland nach Bundesartenschutzverordnung (Floraweb 2020)
Wissenswertes 
Zum Namen schreiben Hegi u.a., dass Bärenklau (mittelhochdeutsch berenkläwe) sich auf die Gestalt der rauhhaarigen Blätter bezieht, auch werden um die 50 Namen genannt: Bärepot [= -pfote], Bärnklawe (Gotha), Bärlappe (Unterfranken; von <ahd. lappo = Ruder, dann auch Tatze; Latsche eigentl. Pantoffel, Schlappschuh; Tappe = [weicher] Tierfuss), Säulapp’n (Mittelfranken); Kuhlatsch (sächsisch); auf die rauhe Behaarung der Pflanze gehen ferner Ochsenzunge (Eifel, Sachsen), Ruchmül [= Rauhmaul] (Gotha), Kaumüle (Göttingen); auf die hohlen (pfeifenrohrähnlichen) Stengel, die angeschwollenen (tütenähnlichen) Blattscheiden beziehen sich Ruhpiepe, Sprützenholt (Westfalen), Schallpiepen (Elberfeld), Tuten, Wissetäüt (Eifel), Kröpel [zu „Kropf“?] (Göttingen) uvam.. Schmeil & Fitschen schreiben: die großen ansehnlichen, mehrlappigen Blätter sind am Grunde derart zu bauchigen Scheiben verbreitert, dass sie anfänglich die jungen Blütenstände schützend umhüllen; später sammelt sich in ihnen das von den Blättern abfließende Regenwasser an. Sind die ›Becken‹ gefüllt, so rinnt das überfließende Wasser an dem gefurchten Stengel herab und wird der Wurzel zugeführt, die senkrecht in die Erde hinabsteigt, und deren Verzweigungen sich nur wenig nach den Seiten ausbreiten. Da die Pflanze den süßen Blütensaft gleichsam in einer flachen Schüssel darbietet, ist er kurzrüsseligen Tieren gut zugänglich. Der vielfältige Insektenbesuch erfolgt zahlreich durch Käfer, Fliegen und Bienenverwandte, Schmetterlinge dagegen, die mit ihrem langen Rüssel die dünne Honigschicht schwer aufsaugen können, bleiben den Blüten meist fern. Die 5 Staubblätter sind bereits verschrumpft und abgefallen, wenn die beiden Narben zur Aufnahme des Blütenstaubes bereit sind. Da nun die Insekten in kurzer Zeit viele Dolden besuchen und über die ebenenmäßigen ausgebreiteten Blüten rasch dahinschreiten, beladen sie sich in jüngeren Blüten mit Staub, den sie auf älteren wieder an den Narben abstreifen. Die mit häutigen Saum umgeben Teilfrüchte stellen großflächige Scheiben dar, die vom Winde leicht erfasst und verbreitet werden können.
Verwendung 
Stichworte: Futterpflanze für Weidetiere; Volksheilkunde; Landwirtschaftliche Nutzung; Naturspielzeug; Süßspeise; Vergärung; Wespenfänger; Wildgemüse- und Gewürzpflanze — Er ist eine selleriearomatische Wildgemüse- und Gewürzpflanze und man kann junge Triebe, Früchte, (Wurzel-)Blätter und z.T. Stiele (geschält/gekocht) essen (als Kohl: Schkuhr; Jungtriebe wie Spargel: Baxter, Spach). Die getrockneten, abgeschälten Stengel oder der daraus ausgeklopfte „Zucker“ wurde als Süßspeise in Russland und Persien verwendet (Braune, Schkuhr) auch diente die Pflanze der Bier-Vergärung („Bartsch“, z.T. gewürzt mit Heidelbeere) oder Likörherstellung (Braune; Boswell; Hegi). Madus berichtet sogar, dass die Wespen – rein durch Blütenhonig berauscht – kaum fliegen können oder zur Erde fallen. Die aromatischen Blütenknospen verwendet man von Mai bis August als zarte Gemüsedelikatesse (Fleischhauer). Früher wurden Samen, Kraut und Wurzel auch in der Volksheilkunde verwendet bei: Verdauungsstörungen, nervösen Leiden, Epilepsie, Geschwüre auflösend, Hauterkrankungen (Madus; Hiller; Machatschek). Sehr verbreitet findet er als Weidefutter Erwähnung v. a. früh im Jahr, wenn die Stengel noch nicht stark ausgehärtet sind: Kühe, Schafe, Pferde, Schweine, Ziegen und Kaninchen (Braune; Baxter; Sinclair & Friedrich) oder (gehäckselt) für Hühner (Hegi); in England nannte man ihn auch Schweinskraut (Boswell). Die hohlen Stengel als Naturspielzeug zu nutzen (Spritzen, Pfeifen u. dgl.), war früher verbreitet, schreiben Hegi u.a. 1926.
Umseitige Bildtafel: A Teil der Pflanze, 1 Stempel; 2 halbreife Frucht; 3 Fruchtträger mit den Früchtchen; 4 Fruchtquerschnitt. 1 bis 4 vergrößert — Abbildung nach Tafel 451 in Thomé & Müller u. a. (1905) verändert
Pflanzentafeln
Zeichnung zum Ausmalen
Die Menschen nennen mich auch Gemeiner Bärenklau, Bärentatze and Gemeines Heilkraut oder Heracleum sphondylium L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: weiß und meine Blütezeit ist (Mai…) Juni bis September (…Oktober)
- nach menschlichen Maßstäben bin ich (30) 50-150 (180) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Wiesen und Weiden
Die Menschen nennen mich auch Gemeiner Bärenklau, Bärentatze and Gemeines Heilkraut oder Heracleum sphondylium L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: weiß und meine Blütezeit ist (Mai…) Juni bis September (…Oktober)
- nach menschlichen Maßstäben bin ich (30) 50-150 (180) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Wiesen und Weiden
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- Kannst Du an mir riechen, ohne mich rauszureißen? Komm gerne auf meine Augenhöhe und rieche an meinen Blüten und Blättern. Vielleicht dufte ich sogar – wonach denn?
- Wie fühlt sich mein Pflanzenleib für Dich an?
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- Habe ich schon Früchte? Falls ja, koste behutsam davon, wie schmecken sie Dir?
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- Zerreibe eines meiner Blätter. Wonach riecht es?
- Kann man sie essen? Koste behutsam davon, wonach schmeckt es?
- Stehen sich meine Blätter genau gegenüber oder abwechselnd gegenüber?
- Sehen sie alle gleich aus oder verschieden? Wie sieht der Rand meiner Blätter aus?
- Welche Form haben meine Blätter?
- Was ist Deine Lieblingspflanze?
- Wie würdest Du meine Lebensgeschichte erzählen?
- Wer weiß: es kommt ein Gedicht
- daher und Dir in den Sinn …
- Hm, sooo schwer ist’s eigentlich nicht
- und schon fließen die Worte dahin …
Dir einen kreativen Geist geschenkt hat,
vermagst Du ja sogar noch mehr …
- Fällt Dir an mir sonst noch etwas auf? Oder kann ich Dir vielleicht gar von Nutzen sein? Kommen Dir Ideen?
Wie kann ich die Pflanzentafel verwenden?
Anwendung oder Aufgabe | Welche Seiten und welches Material? |
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Klassische Informationstafel 2-seitig ausgedruckt |
Seite 1 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Komplexe Aufgabe, Selbststudium und Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Komplexe Aufgabe + Selbststudium & Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Verwendete und weiterführende Literatur
(Zur intensiven Recherche siehe auch die Virtuelle Fachbibliothek Biologie www.vifabio.de)