Wiesen-Rispengras
Wiesen-Rispengras and Wiesen-Viehgras (Poa pratensis L., Familie Süßgräser = Poaceae) Wortherkunft: Poa (πόα) war im Griechischen ein Sammelbegriff für Kräuter und Gräser (Kanngiesser 1908), eigentl. saftig, strotzend (Schmeil & Heubach 1911) und pratensis bedeutet auf der Wiese wachsend.
Merkmale
Das Wiesen-Rispengras erscheint sehr formenreich und wird als Sammelart erachtet. Größe: (13) 20 bis 90 (120) cm Stengel: glatt, aufrecht, stielrund oder etwas zusammengedrückt zweischneidig, im obern Teil blattlos Blütenähre: Rispe vor der Blüte zusammengezogen, während der Blüte ausgebreitet, blaugrün, sehr oft violett oder bräunlich überlaufen (in den Alpen oft ganz schwärzlich), im allgemeinen kleiner und dichter zusammengezogen als beim Gewöhnlichen Rispengras (Poa trivialis). Rispenäste rauh, die unteren meist mit 4 grundständigen Zweigen (seltener nur 2). Ährchen: 3– bis 5– (13)–blütig, meist eiförmig, 4 bis 6 mm lang, grün, häufig violett überlaufen. Hüllspelzen fast gleich (ca. 3 bis 4 mm) lang. Deckspelzen derbhäutig, stumpfer, 2 1⁄2 bis 3 mm lang, am Grunde mit ziemlich langen Zotten, auf dem Rücken und an den Randnerven meist bis zur Mitte dicht kurzhaarig. Blüten durch die Zotten zusammenhängend (dies ist bei dem etwas ähnlichen Einjährigen Rispengras (Poa annua) nicht der Fall; ein losgelöstes Spelzenpaar fällt zu Boden!). Früchte: spindelförmig, 1,3 bis 2 mm lang, mit Klebzotten: Klebhafter Blätter: die Stengel umhüllenden Blattscheiden kahl oder behaart, glatt, an den Seitentrieben vollständig geschlossen, auf der vordern, dem Mittelnerven gegenüberliegenden Seite eine tiefe Einfaltung zeigend. Die Blattfläche oder Blattspreite ist kurz zugespitzt, steif, glatt, oft etwas graugrün, meist nicht über 4 mm breit, oberseits am Rande und öfter unterseits am Mittelnerven rauh. Spreite des obersten Halmblattes meist mehrmals kürzer als seine Scheide. Blatthäutchen kurz, gestutzt oder abgerundet, meist ca. 1 mm (höchstens 2 mm) lang. Wurzel: unterirdisch kriechend, mit umscheideten Trieben und durchbrechenden, unterirdischen, weiten Kriechtrieben (Hegi u.a. 1906; Düll & Kutzelnigg 1994)
Verwechslung und
ähnliche Arten
Gewöhnliches Rispengras (Poa trivialis L.): 50 bis 90 cm hoch (selten noch höher), oberirdische, niederliegende Triebe bildend, die sich bewurzeln und verzweigen; Ährchen (2) 3 bis 4–blütig, ca. 4 mm lang, meist etwas genähert, meist grün, oft bräunlich oder violett überlaufen, Deckspelzen 2 bis 2 1⁄2 mm lang; Blattscheiden gekielt, meist rückwärts rauh; Blattfläche (Spreite) etwas schmal, flach, meist nicht über 4 mm breit, zugespitzt, meist stark rauh, schlaff, grasgrün; Blatthäutchen (wenigstens der obern Blätter) stark verlängert, gewöhnlich spitz, bis 5 mm lang; Frucht ellipsoidisch, am Rücken schwach furchig, 1,5 mm lang; Blüte V bis VII (Hegi) Bläuliches Rispengras (Poa humilis Ehrh. ex Hoffm.): (10) 20 bis 30 cm, hell blaugrün, oft bereift; Ährchen bereift, ± violett, 4–7 mm lang, Deckspelzen 3–5 mm lang; Blatthäutchen 1 mm lang, ± behaart, auf der Außenfläche behaart, am Rand der Blattscheide kurz herablaufend (Eggert 2012) Einjähriges Rispengras (Poa annua L.): 2 bis 35 cm hoch, ein- bis zweijährig, sich oft dem Boden anschmiegend, Triebe an den Knoten oft wurzelnd und umscheidete Knospen bildend. Wurzelstock faserig. Ährchen meist 4 bis 5 (7)–blütig, bis 3 mm lang, meist grün, seltener violett, Staubbeutel weißlich, 0,6 bis 0,8 mm lang; Hüllspelzen klein, untere 1–, obere 3–nervig; Deckspelzen breit hautrandig, 2 1⁄2 bis 3 mm lang; Frucht von der Seite her zusammengedrückt, mit schmaler Rückenfurche, 2 mm lang; Blüte I bis XII (Hegi)
Vorkommen, Verbreitung
Wegränder (Ruderalstandort), Wiesen und Weiden — Sehr verbreitet auf trockenen, gedüngten und ungedüngten Wiesen mit lockerem Boden, an sonnigen Rainen, an Waldrändern, auf Mauern, Felsblöcken, an Hecken, auf Brachäckern, an Straßenrändern, seltener auf kultivierten Moorböden, auf der Alpenweide (besonders auf Lägern – Lagerstellen für Weidevieh – und Geilstellen – lokal üppiger wachsende Stellen vormals meist mit Dung gewesen), überall von der Ebene bis in die alpine Region bis ca. 2300 m (Hegi). — Verbreitung: ganze nördliche Halbkugel, im Süden von Australien, Südamerika und Afrika (gbif.org) — Zum Schutz: keiner, nach Bundesartenschutzverordnung (Floraweb 2019)
Wissenswertes 
Zum Namen schreiben Hegi u.a.: diese Art heißt (ebenso wie Poa trivialis) in Ostfriesland Merrel, Merrelgras. Diese Bezeichnung dürfte sich wohl aus dem Slawischen ableiten. Den Namen Schätzligras (Schweiz: Aargau) verdankt die Pflanze der Anwendung als Liebesorakel. Spielende Kinder ziehen nämlich den obersten Stengelteil des Rispengrases vorsichtig aus der Blattscheide, kehren ihn dann um, sodass die Rispe nach abwärts steht und drücken den Saft des Halmes von unten herauf. Der hierauf ausquellende Tropfen zeigt die Richtung an, in der der zukünftige Schatz wohnt. Zum Unterschied zum Platthalm-Rispengras (Poa compressa), welche Art 3–blütig ist, wurde es auch als „5–blütiges Rispengras“ bezeichnet (ungenau: das Ährchen ist 3– bis 5–blütig). Außerdem heißt es auch Spaltgras, feiner Dieckkopf (Hamburg), in Nordamerika „Blaugras“ (Bluegrass) oder Kentuky-Blaugras. — Sturm & Lutz (1900) schreiben, dass es am frühesten stäubt, schon zwischen 4 und 5 Uhr morgens, und dass der Blattkäfer Chrysomela cerealis L. nicht selten auf ihm zu finden sei.
Verwendung 
Stichworte: Futterpflanze für Weidevieh — Das Wiesen-Rispengras wird von vielen Autoren (Curtis u.a. (1777); Krafft (1826); Schmeil & Fitschen (1913)) als wertvolles Futtergras angesehen. Von seinen detaillierten Gras-Feld-Versuchen schreibt Sinclair (1826) es gäbe andere Gräser für Dauergrünweiden, die vorzüglicher seien; gut sei, dass es frühzeitig im Jahr frisches Grün liefert, doch die stark kriechenden Wurzeln „erschöpfen den Boden sehr“ und im Nachsommer, wenn das Kraut geschnitten wurde, wächst es nur langsam nach, so dass die Erträge als Nachgras geringer ausfallen. Düll & Kutzelnigg bewerten es als eines der besten Futtergräser, da es trockenheits- und schneeverträglich ist. — Graebner & Meyer (1909) schreiben über interessante Beobachtungen von Weber über die Wiesen-Zusammensetzung im Holsteinischen Marschland bei verschiedenen Grundwasserständen: so fand man, dass es auf der „Hohen Geest“ dominierte (Grundwasserspiegel bei etwa 2–3 m), an feuchteren Orten (Grundwasserspiegel etwa 1–1,5 m tief) wurde die Art durch das Gemeine Rispengras (Poa trivialis) ersetzt, war es dagegen noch trockener und der Grundwasserspiegel selbst in den trockenen Monaten Juni und Juli nur 0,4–0,7 m unter der Oberfläche zu finden, so dominierte die Drahtschmiele (Avenella flexuosa).
Umseitige Bildtafel: 1 unterer Teil (Grasbüschel durch unterirdische Ausläufer verbunden) 2 oberer Teil; 3 Blattscheide mit Blatthäutchen (Ligula); 4 Ährchen (5/1) — Abbildung aus Mentz & Ostenfeld (Bd. 2, 1917ff.), Tafel 452
Pflanzentafeln
Zeichnung zum Ausmalen
Die Menschen nennen mich auch Wiesen-Viehgras oder Poa pratensis L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: grün, häufig violett überlaufen und meine Blütezeit ist (Mai…) Juni bis Juli (…September)
- nach menschlichen Maßstäben bin ich (13) 20 bis 90 (120) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Wegränder (Ruderalstandort), Wiesen und Weiden
Die Menschen nennen mich auch Wiesen-Viehgras oder Poa pratensis L., wie sie es auch hoch wissenschaftlich auszudrücken pflegen. Vielleicht findest Du mich in Deiner Welt und möchtest mich einmal genauer kennenlernen?
Suche mich und wenn Du mich gefunden hast, zeichne mich und male mich in Farbe ODER falls Du umseitig eine schwarz/weiß Zeichnung vor Dir hast, gib ihr einmal die Farbenpracht, die sie auch verdient. Hier möchte Ich Dir noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben:
- meine Blütenfarbe beschreiben die Menschen mit: grün, häufig violett überlaufen und meine Blütezeit ist (Mai…) Juni bis Juli (…September)
- nach menschlichen Maßstäben bin ich (13) 20 bis 90 (120) cm groß
- mein Vorkommen – wo ich am liebsten wohne – beschreiben die Menschen so: Wegränder (Ruderalstandort), Wiesen und Weiden
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- Wo hast Du mich gefunden? Bin ich alleine? Bin ich größer oder kleiner als die anderen Pflanzen?
- Was fällt Dir an mir auf? Habe ich auffallende Haare?
- Kannst Du an mir riechen, ohne mich rauszureißen? Komm gerne auf meine Augenhöhe und rieche an meinen Blüten und Blättern. Dufte ich vielleicht?
- Wie fühlt sich mein Pflanzenleib für Dich an?



- Habe ich überhaupt Blüten?
- Welche Tiere entdeckst Du an meinen Blüten oder Früchten?
- Was machen sie?
- Kann man meine Blüten essen?
- Wie schmecken sie Dir?

- Welche Tiere entdeckst Du an meinen Blättern? Was machen sie?
- Wie fühlen sich Dir meine Blätter an?
- Zerreibe eines meiner Blätter. Wonach riecht es?
- Kann man es essen? Wonach schmeckt es?
- Fällt Dir auf, dass ich mich mit meinen Blättern umhülle?
- Da wo meine Blattfläche am Stengel anfängt: vielleicht fällt Dir an der Stelle etwas auf. Vielleicht habe ich – die Menschen sagen – Blattöhrchen oder eine extra hellere Blattzunge?
- Welche Form haben meine Blätter?
- Was ist Deine Lieblingspflanze?
- Wie würdest Du meine Lebensgeschichte erzählen?
- Wer weiß: es kommt ein Gedicht
- daher und Dir in den Sinn …
- Hm, sooo schwer ist’s eigentlich nicht
- und schon fließen die Worte dahin …
Da Du ein Mensch bist und die Natur
Dir einen kreativen Geist geschenkt hat,
vermagst Du ja sogar noch mehr …
- Fällt Dir an mir sonst noch etwas auf? Oder kann ich Dir vielleicht gar von Nutzen sein? Kommen Dir Ideen?
Wie kann ich die Pflanzentafel verwenden?
Anwendung oder Aufgabe | Welche Seiten und welches Material? |
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Klassische Informationstafel 2-seitig ausgedruckt |
Seite 1 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Einfache Aufgabe:
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Seite 3 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Komplexe Aufgabe, Selbststudium und Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 5 (2-seitiger Papierausdruck) |
Komplexe Aufgabe + Selbststudium & Wahrnehmungsfragen:
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Seite 4 + 2 (2-seitig auf 1 A4, laminiert) |
Verwendete und weiterführende Literatur
(Zur intensiven Recherche siehe auch die Virtuelle Fachbibliothek Biologie www.vifabio.de)