Leitfaden zur Erstellung von Schlüsseln (Bob Press)

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(Dies ist Teil 1 der Übersetzung eines Artikels von Bob Press, dem stellvertretenden Abteilungsleiter Botanik am Naturhistorischen Museum in London, den er für das Projekt KeyToNature geschrieben hat. Teil 2)

Artbestimmung und Bestimmungsschlüssel

Dinge zu benennen, gilt als Teil der menschlichen Veranlagung – sie wohnt uns allen inne und spiegelt das Grundbedürfnis von uns allen wider, die Objekte um uns herum zu identifizieren und sie zu klassifizieren.

Identifikation ist eine Methode Objekten ein Etikett – einen Namen – in einer konsistenten und akkuraten Art und Weise aufzudrücken. Ein Name ist ein Zugang zu weiterführender Information über ein Objekt. Bestimmungsschlüssel sind analytische Werkzeuge, die dazu dienen, dieses Objekt möglichst einfach und möglichst umfassend zu erfassen.

Ihren eigenen Schlüssel herzustellen ist nicht schwer, aber um das Beste aus Ihrem Schlüssel herauszuholen, sollten Sie zuvor einen Teil der Faktoren vor und während des Prozesses betrachten. Es scheint offensichtlich, dass Akkuratheit und Konsistenz – für den Schlüssel selbst und bezogen auf die Ergebnisse, die er erzielt – notwendig sind. Das wird jedoch oft übersehen.

Die Hinweise, die Sie im Folgenden erhalten, werden Ihnen helfen, ein benutzerfreundliches und effektives Bestimmungswerkzeug zu erstellen, es handelt sich hierbei jedoch lediglich um Empfehlungen. Die übergeordnete – und einzige – Richtlinie ist, dass der Schlüssel funktionieren soll!

Schlüssel kommen in vielen verschiedenen Formen vor, jede davon mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen – es gibt nicht den einen, besten Typen. Aber es ist essenziell, dass der Schlüssel lückenlos funktioniert, da es bedeutet, dass er seinen Hauptzweck verfehlt hat, wenn er zu Fehlbestimmungen führt.

Für Neulinge sind die Schlüssel am einfachsten zu erstellen, die den Nutzer durch eine Reihe von Auswahlschritten zum Bestimmungs-Ziel führen. Bei jedem Schritt kann es entweder nur zwei Auswahlmöglichkeiten (dichotom) geben oder mehrere (polytom). Die Beispiele, die im Teil 2 gegeben werden, beziehen sind immer auf dichotome Schlüssel. Aber beiden Schlüsseltypen (dichotom und polytom) wohnen die selben Prinzipien inne.

Dichotome Schlüssel

Diese Schlüssel bestehen aus einer Reihe von Schritten, von denen jeder den Nutzer vor die Auswahl zwischen zwei Aussagen stellt. Die Aussagen sind Beschreibungen von Eigenschaften (Merkmalen), die die Arten die im Schlüssel enthalten sind besitzen. Die Auswahl der für das zu bestimmende Objekt (Pflanze/Tier) am besten zutreffenden Aussage, führt den Nutzer zum nächsten, dazugehörigen Schritt im Schlüssel oder zum Ende (gewöhnlich dem Namen einer Art).

Schritt_1Schritt_1
Auswahl/Aussage a   ► Schritt_2
Schritt_1
Auswahl/Aussage b   ► Schritt_4
Schritt_2Schritt_2
Auswahl/Aussage a 
  Species X
Schritt_2
Auswahl/Aussage b   ► Schritt_3
Schritt_3Schritt_3
Auswahl/Aussage a 
  Species Y
Schritt_3
Auswahl/Aussage b 
  Species Z

Die Regeln zur Erstellung von Bestimmungsschlüsseln sind grundsätzlich allgemein anerkannt. Eine Zusammenfassung folgt hier. Detaillierte Hinweise und Beispiele finden Sie unter Leitfaden zur Erstellung von Schlüsseln (Bob Press) Teil 2.

Zusammenfassung

  • Bestimmungsschlüssel sind Werkzeuge, um Arten genau zu benennen und das möglichst einfach und umfassend.
  • Es gibt verschiedene Formen von Schlüsseln die alle Ihre Berechtigung haben.
  • Der wichtigste Faktor ist die Zielgruppe des Schlüssels.
  • Ein Bestimmungsschlüssel sollte so einfach wie möglich zu benutzen und immer seinem Zweck angepasst sein.

Die Zielgruppe

Vor dem Entwurf eines Bestimmungsschlüssels sollten Sie die Zielgruppe festlegen und sich über deren Fähigkeiten und über deren Anforderungen klar werden.

Die Schrittabfolge beim Bestimmungsschlüssel

  • Jeder Schritt im Schlüssel sollte dem Nutzer eine klar verständliche und eindeutige Auswahl ermöglichen. Deshalb sollten die Aussagen in einem klaren Kontrast zueinander stehen.
  • Jeder Schritt sollte, wenn möglich, die Anzahl der hinter der Alternative verbleibenden Arten in etwa halbieren.
  • Ähnliche Arten führen teilweise zu natürlichen Blöcken in Bestimmungsschlüsseln. Versuchen Sie, diese Blöcke so zu verschieben, dass Sie die beste Anordnung der Blöcke erzielen (z. B. häufige Arten möglichst weit vorne), indem Sie die Schrittfolge verändern.
  • Schwere und weniger verlässliche Merkmale sollten ans Ende des Bestimmungsschlüssels gestellt werden.
  • Sehr variable Arten können oftmals beiden Aussagen entsprechen. Versuchen Sie, diese Arten so früh wie möglich auszuschlüsseln, um Komplikationen zu vermeiden.
  • Überlegen Sie, ob Sie sehr häufig anzutreffende oder sehr leicht kenntliche Arten frühzeitig ausschlüsseln sollten, um es dem Nutzer leicht zu machen.
  • Im Gegenzug sollten Sie schwierige oder verwirrende Arten ans Ende des Bestimmungsschlüssels stellen. Dadurch erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass der Nutzer die ihm vorliegende Art bestimmen kann, bevor er auf schwer zu entscheidende Alternativen stößt.
  • Zwingen Sie Arten nicht einen einzigen Endpunkt des Schlüssels auf, sondern schlüsseln Sie sie, wenn nötig, an verschiedenen Stellen aus.

Die Auswahl und die Darstellung von Merkmalen

  • Qualitative und quantitative Merkmale haben den gleichen Bestimmungswert.
  • Nutzen Sie, wenn möglich, mehr als ein Merkmal pro Aussage.
  • Vermeiden Sie nicht-quantifizierbare Aussagen,wie z. B. "großer Farnwedel".
  • Nutzen Sie Kenngrößen oder allgemein bekannte Vergleiche.
  • Packen Sie nicht zu viele Merkmale oder Merkmalskombinationen in eine Einzelaussage.
  • Formulieren Sie beide Alternativen eines Bestimmungsschrittes komplett aus.
  • Achten Sie darauf, dass Sie die Aufmerksamkeit des Nutzers auf den beschriebenen Teil der Pflanze/des Tieres lenken.

Praktische Betrachtungen

  • Die Merkmale müssen einfach zu erkennen und Aussagen leicht zu verifizieren sein.
  • Die Merkmale müssen leicht zu unterscheiden sein.
  • Die Merkmale sollten früh zu erkennen sein.
  • Die Merkmale sollten leicht zugänglich sein.

Sprache

  • Sprachliche Klarheit sollte vor Kürze gehen.
  • Bleiben Sie bei der Beschreibung ähnlicher Merkmale sprachlich konsistent.
  • Metaphern können dem Nutzer möglicherweise nicht vermittelt werden.
  • Umgangssprache zu gebrauchen, ist nicht empfehlenswert.
  • Blumige Beschreibungen sind eventuell poetisch aber nicht sinnvoll.