Sonderkulturen und Gemüse (Heinrich Hofmeister & Eckhard Garve)

Aus Offene Naturführer BiolFlor
Wechseln zu: Navigation, Suche
Quelle: Heinrich Hofmeister & Eckhard Garve (2006). Lebensraum Acker. Verlag N. Kessel, ISBN-13: 978-3-935638-61-6; ISBN-10: 3-935638-61-2. Die vorliegende Zweitpublikation erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren und des Verlages. (Autorisierte Zweitpublikation)
Hinweis: Dieser Schlüssel ist mit den Autorennamen gekennzeichnet und die Mitarbeit ist auf Heinrich Hofmeister, Eckhard Garve beschränkt. Auf der Diskussionseite sind Kritik und Verbesserungsvorschläge jedoch sehr willkommen!

Weinrebe (Vitis vinifera subsp. vinifera; Familie: Weinrebengewächse, Vitaceae) 1–3 m; Pflanzen kletternd; Stamm verholzt; Blätter im Umriss rundlich, am Grund herzförmig, 3–5-lappig, unterseits ± stark behaart; Ranken verzweigt, blattgegenständig; Blüten in dichter Rispe, duftend; Kelch undeutlich 5-zähnig; Kronblätter 5, gelbgrün, 5 mm lang, an der Spitze zusammenhaftend und sehr früh abfallend; Beerenfrüchte gelb, grün, rot oder blau; holzig-ausdauernd; VI-VII. – Am häufigsten kultivierte Obstpflanze der Welt; Kulturpflanze seit der frühen Bronzezeit in sehr vielen Sorten; Verwendung der Beeren als Obst (frisch oder getrocknet), Saft (Traubensaft, Wein, Sekt, Weinbrand, Weinessig), Öl (Traubenkernöl) und Viehfutter (Pressrückstände); angebaut auf mäßig trockenen, nährstoff- und meist basenreichen Böden in klimabegünstigten Gebieten (in Deutschland nördlich bis Bonn, Maintal, Thüringen, Brandenburg); Wildform (V. vinifera subsp. sylvestris) im südöstlichen Europa bis Süddeutschland in Auenwäldern.

Hopfen (Humulus lupulus; Familie: Hanfgewächse, Cannabaceae) 2–6 m; Pflanzen windend mit Klimmhaaren; Blätter gegenständig, tief 3–5-lappig, gesägt, oberseits rau, am Grund herzförmig; Pflanzen zweihäusig: ♂ Blüten grünlich weiß, in lockeren Rispen, ♀ Blüten in grünen, lang gestielten, zapfenartigen Blütenständen; krautig ausdauernd; VII-VIII. – Seit mindestens dem 9. Jh. für die Bierherstellung in "Hopfengärten" kultiviert; gelbe Drüsen der ♀ Zapfenschuppen enthalten Bitterstoffe zum Würzen und Konservieren des Bieres (Bierwürze), daraus destilliertes ätherisches Öl ist Grundstoff für Pharmazie und Parfümindustrie; ♀ Pflanzen werden heute besonders in Süddeutschland auf tiefgründigen, basenreichen Böden in wärmebegünstigter Lage angebaut, Ernte Ende August/Anfang September; heimische Wildpflanze in Gebüschen und Auenwäldern.

Tabak (Nicotiana tabacum; Familie: Nachtschattengewächse, Solanaceae) 70–200 cm; Pflanzen drüsig behaart; Blätter ganzrandig, die unteren am Stängel herablaufend, Blattstiel geflügelt; Blüten rispig angeordnet; Krone rosarot, 5-zipflig, nach oben trichterförmig erweitert, 35–50 mm lang; einjährig (annuell); VI-IX. – In Südamerika als Kulturart entstanden und dort schon vor 1492 als Genussmittel konsumiert (Kau- und Rauchtabak); seit 1519 in Europa, heute wichtigste Tabakart (Zigaretten-, Zigarren- und Pfeifentabak) mit vergleichsweise geringem Nikotingehalt; neuerdings auch Speiseölgewinnung aus Samen; in Deutschland derzeit nur geringer Anbau in wärmebegünstigter, aber humider Lage auf sandigen Lehmböden; frostempfindlich; aufgrund des Nikotingehalts hochgradig giftiges und gefährliches Genussmittel (Sucht, Herz/Kreislauf- und Krebserkrankungen), daher inzwischen weltweit Antirauchkampagnen.

Kohl (Brassica oleracea; Familie: Kreuzblütengewächse, Brassicaceae) 40–120 cm; Blätter meist blaugrün bereift, kahl, die unteren gestielt und fiederspaltig, die oberen sitzend und ganzrandig, aber je nach Kultursorte anders gestaltet; Blütenknospen die geöffneten Blüten überragend; Kelchblätter aufrecht; Kronblätter schwefelgelb, 12–25 mm lang; Frucht 7–12 cm lang, mit kurzem Schnabel; zweijährig; V-IX. – Seit der Antike sehr wichtige Gemüsepflanze (wertvollstes Wintergemüse), zahlreiche Kultursorten, z. B. Weiß- und Rotkohl, Wirsing, Grünkohl, Blumenkohl, Rosenkohl, Brokkoli, Kohlrabi; Aussaat oder Pflanzung ab April, Ernte je nach Sorte zwischen Juni und Dezember (teilweise frostresistent); Wildformen an süd- und westeuropäischen Küsten bis Helgoland.

Gemüse-Spargel (Asparagus officinalis; Familie: Liliengewächse, Liliaceae) 30–150 cm; Stängel mehrfach verzweigt; Blätter häutig, schuppenförmig, in deren Achsel 3–8 nadelförmig grüne "Blätter" (Phyllokladien); Pflanzen meist zweihäusig; Blütenstiele dünn, nickend; Blütenblätter 6, weiß mit grünem Mittelstreif, 4–6 mm lang; Frucht: rote Beere; ausdauernd; VI-VII. – Kulturpflanze seit etwa 5000 Jahren, mindestens seit dem 16. Jh. in Mitteleuropa zunächst als Heilpflanze, später als Gemüse- und Salatpflanze angebaut, besonders auf trockenen, lockeren, lehmigen oder reinen Sandböden; verzehrt werden junge Sprossachsen (Ernte Ende April bis Ende Juni) als Bleichtriebe oder Grüntriebe (Grünspargel); gelegentlich verwildert; Heimat: östliches Mittelmeergebiet.