Quelltext der Seite Das Zittergras (Emma N.)

{{SEITENTITEL zentriert}}
{{Buch blättern | [[Kategorie:Literarische Exkursionen]]}}
{{Gedicht Anfang |CSS-Klassen=two-columns | Breite=50em }}
<p style="margin-top:0px;">Im Wiesenthal,<br />
im Sonnenstrahl,<br />
Steht ein Gräschen,<br />
wohlbekannt dem Häschen,<br />
Das schaut sich um in der weiten Welt,<br />
Schüttelt sein Köpfchen, wenn’s ihm nicht gefällt<br />
Da springt herbei das Kind,<br />
Will’s pflücken geschwind;<br />
Das Gräschen schüttelt sich und spricht:<br />
''„O liebes Kind, thu’s lieber nicht.“''</p>

<p>Nach dem Kind kommt der Wind;<br />
Saust er durchs Wiesenthal,<br />
Verneigen sich die Blumen allzumal;<br />
Die Bäume senken das ernste Haupt,<br />
Wenn der strenge Herr durch die Wälder schnaubt.<br />
Die Bächlein mit ihren Wellen all<br />
Bücken und kräuseln sich allzumal;<br />
Aber das Gräschen schüttelt sich und spricht:<br />
''„So klein ich bin, mich brichst du nicht.“''</p>

<p>Kommt aber ein warmer Sonnenstrahl,<br />
Schaut hinab in den reichen Blumensaal,<br />
Küßt mit lebenskräftigem Hauch<br />
Die Blumen und das Gräslein auch:<br />
Da steht das Gräslein im Jubel da,<br />
Nickt mit dem Köpfchen, ruft: ''„Ja, ja,<br />komm, du lieber Sonnenstrahl,<br />Bleib’ und vertreib’<br />Das Kind, den Regen und den Wind,<br />Den Winter mit einemmal!“''</p>

<p>O Zittergras, bist nicht allein,<br />
Wir lieben auch den Sonnenschein;<br />
Doch wenn der Tod und andre Not<br />
Uns bedroht,<br />
So schützt uns Gott.</p>
{{Gedicht Ende}}


{{Gedichtquelle |Text=Emma N.
<p style="font-size:small; line-height:110%;text-align:justify;">(S.&#8239;373 in {{SC|Reling, H.}} & {{SC|Bohnhorst, J.}} 1889: ''Unsere Pflanzen nach ihren deutſchen Volksnamen, ihrer Stellung in Mythologie und Volksglauben, in Sitte und Sage, in Geſchichte und Litteratur. Beiträge zur Belebung des botaniſchen Unterrichts und zur Pflege ſinniger Freude in und an der Natur für Schule und Haus.'' 2. Auflage. Verlag von E F. Thienemanns Hofbuchhandlung, Gotha, S. I–XVI, 1–408, {{Link darf umbrechen|http://archive.org/details/unserepflanzenna00reli}}, abgerufen am 28. Februar 2021)</p>
}}

<div style="border-top:1px solid gray;margin:2ex auto 0;">{{Stichwörter | Bächlein, Blumensaal, Frühling, Gott, Gräschen, Häschen, Hauch, Kind, klein sein, Not, sich schütteln, Sonnenschein, Sonnenstrahl, Wälder, Wiesental, Wind, Winter, Zittergras}}</div>

{{Gemeinfrei|CSS-Stil=background: white;border-top: 0 none;border-left: 0 none; border-right: 0 none;margin:0ex auto 0;}}

[[Kategorie: Naturgedichte]]
[[Kategorie: Literarische Exkursionen]]
[[Kategorie: Briza]]