Alsinoideae – Mierenartige in Mitteleuropa (W. Bernhard Dickoré)

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Hinweis: Dieser Schlüssel ist mit dem Autornamen gekennzeichnet und die Mitarbeit ist auf W. Bernhard Dickoré beschränkt. Auf der Diskussionseite sind Kritik und Verbesserungsvorschläge jedoch sehr willkommen! Es existiert zudem eine frei veränderliche Version in offener Zusammenarbeit: Alsinoideae – Mierenartige (Mitteleuropa).
Zitiervorschlag: Dickoré, W. Bernhard 2011. Alsinoideae – Mierenartige in Mitteleuropa. http:/​/​offene-naturfuehrer.​de/​wiki/​Alsinoideae_​–_​Mierenartige_​in_​Mitteleuropa_​(W.​_​Bernhard_​Dickoré) Diese Arbeit ist eine Originalarbeit, die erstmalig hier publiziert ist.



Arenaria L. (Sandkraut)

Anmerkungen: Griffel (2) 3 (–5); Kapselzähne (4) 6 (–10). Die Gattung Arenaria ist uneinheitlich. Die Datenlage reicht jedoch offenbar nicht für eine konsistente Gliederung der Gattung oder Abtrennung von Segregaten aus. Vor allem die zahlreichen asiatischen Sippen sind weder morphologisch noch molekular hinreichend bekannt. Die Abtrennung der Gattung Eremogone Fenzl (mit Arenaria procera) erscheint gut begründet, führt für sich (und aus europäischer Perspektive) aber zu kaum mehr Konsistenz. Arenaria ist vor allem auch in SW-Europa stark differenziert und die Areale mehrerer weiterer Arten reichen von dort bis an das Alpensystem. Die folgenden Sippen, die auf die Provence und den Apennin beschränkt sind oder nicht wesentlich über den mediterranen Küstenbereich hinausgehen, sind nicht geschlüsselt. Einjährige Arten:

  • Arenaria provincialis Chater & G. Halliday (Gouffeia arenarioides Robill. & Castagne); SE-FR: W-Provence, endemisch; medit.-submed.; Griffel 2; Kapsel sich mit 4 zweispaltigen Zähnen öffnend; Blätter schmal spatelförmig, stumpf.
  • Arenaria modesta Dufour; SW-Europa bis S-FR: Provence, Marseille; medit.-mont.; Griffel 3; Blätter linealisch bis schmal lanzettlich. Ausdauernde Arten: Arenaria cinerea DC.; SE-FR: Provence (endemisch); Pflanze basal verholzt; Blütenstand 3–10-blütig; Kelchblätter < 5 mm, Längskiele behaart. Kronblätter doppelt so lang wie der Kelch.
  • Arenaria bertolonii Fiori; Apennin, Korsika, Sardinien; coll.-subalp.; Pflanzen stark behaart; Blätter eiförmig; Kelchblätter lanzettlich, 5–6 mm; Kronblätter 10–15 mm, an der Spitze ausgerandet (an Cerastium erinnernd).


Bufonia L. (Buffonie)

Anmerkungen: Blüten 4-zählig; Griffel 2; Kapselzähne 2; Blätter fadenförmig, aufrecht. Nur Bufonia paniculata erreicht das mitteleuropäische Gebiet.


Cerastium L. (Hornkraut)

Anmerkungen: Cerastium ist eine taxonomisch schwierige Gattung. Die einjährigen Arten des Flach- und Hügellandes sind oft nur im Frühjahr ansprechbar (siehe Haeupler 1968) und können auch mit schwach entwickelten Pflanzen des fast überall häufigen C. holosteoides verwechselt werden. Die ausdauerenden Sippen des Alpenraumes zeigen vielfältige Beziehungen zur „arktisch-alpinen“ Flora. Ihre oft kleinräumige Verbreitung kann meist nur auf Grundlage ihrer zytologischen Differenzierung und im Zusammenhang mit E- und SE-europäischen und asiatischen Sippen verstanden werden. Cerastium apuanum Parl. (Cerastium scaranii Ten.); IT: Apennin, erreicht das eigentliche Alpengebiet nicht. Die Art unterscheidet sich von C. julicum durch breitere Blätter und den vielblütigen Blütenstand.


Holosteum L. (Spurre)

Die Gattung Holosteum (Spurre, Alsinoideae) ist in Mitteleuropa nur mit einer Art vertreten:
 →  Dolden-Spurre    Holosteum umbellatum L.
(= Holosteum glutinosum (M. Bieb.) Fisch. & C. A. Mey.)
Pflanze einjährig, aufrecht, nur basal verzweigt, blaugrün, drüsenhaarig bis kahl. Blätter in grundständiger Rosette und 1–3 Paare am Stängel; lanzettlich, 8–15 × 2–5 mm lang, drüsig bewimpert, spitz. Blüten lang gestielt, zu 3–12 in endständiger Dolde. Kelchblätter ca. 4 mm. Kronblätter 1–2 × so lang wie der Kelch, weiß oder rosa, an der Spitze gezähnt. Griffel 3. Staubblätter 3–10. Fruchtstiele herabgeschlagen. Kapsel länger als der Kelch. Höhe 3–20 cm. Europa (außer W-, N- und NE), W-Asien; in Mitteleuropa zerstreut, streckenweise deutlich zurückgegangen: AT (B, [K], N, O, S†, St, [T]), BE, CZ, DE, DK, FR, IT, HU, NL, PL, SI, SK. Offene Trockenrasen, Felsköpfe, sandige Äcker, Wegränder, Weinberge, Mauern, Bahnanlagen; plan.-coll.


Honckenya Ehrh. (Salzmiere)

Die Gattung Honckenya (Salzmiere, Alsinoideae) ist in Mitteleuropa nur mit einer Art vertreten:
 →  Salzmiere    Honckenya peploides (L.) Ehrh. (subsp. peploides)
(= Arenaria peploides L.)
Pflanze ausdauernd, mit zahlreichen niederliegenden Trieben, kahl. Blätter eiförmig, gelbgrün, sukkulent. Krone weiß. Höhe 10–30 cm. N-Europa, N-Asien, N-Amerika; an den Küsten SW-, W-und Mittel- und N-Europas verbreitet: BE, DE (Me, Ns, Sh), DK, NL, PL. Küstenspülsäume, unverfestigte Vordünen; plan.


Lepyrodiclis Fenzl ex Endl. (Blasenmiere)

Die Gattung Lepyrodiclis (Blasenmiere, Alsinoideae) ist in Mitteleuropa nur mit einer Art vertreten:
 →  Lepyrodiclis holosteoides (C. A. Mey.) Fenzl ex Fisch. & C. A. Mey.
(= Gouffeia holosteoides C. A. Mey., Arenaria holosteoides (C. A. Mey.) Edgew.)
Einjährig. Blätter lanzettlich oder linealisch-lanzettlich. Blütenstand reich verzweigt. Kelchblätter 5, krautig. Kronblätter 5, ganzrandig oder am Rand gezähnelt. Staubblätter 10. Griffel 2 (–3). Kapsel kugelig, mit 2 (2-zähnigen) Klappen fast bis zum Grund aufspringend. Samen tuberkuliert, schwarz, am Rand gefurcht. Asien, in Europa und N-Amerika eingeschleppt; in Mitteleuropa selten und unbeständig; z. B. [DE]. Äcker, vor allem in Trifolium resupinatum-Feldern; coll.


Minuartia L. (Miere)

Anmerkungen: Die südosteuropäische Minuartia glomerata (M. Bieb.) Degen kommt zusätzlich am SE-Rand Mitteleuropas (HU, SK) vor. Die Pflanze ähnelt M. fasciculata, ist aber ausdauernd und an der Basis ± verholzt.


Moehringia L. (Nabelmiere)

Anmerkungen: Samen mit Anhängsel; Kronblätter weiß, ganzrandig. Die einzige in Mitteleuropa universell verbreitete Art ist Moehringia trinervia; die ähnliche Moehringia lateriflora (L.) Fenzl kommt in NE-Europa vor, erreicht das Gebiet jedoch nicht. Mehrere Moehringia-Arten des weiteren Alpenraums sind ausgesprochen kleinräumig umgrenzte Endemiten, während Moehringia muscosa die einzige in den Alpen allgemein verbreitete Art ist.


Moenchia Ehrh. (Weißmiere)


Pseudostellaria Pax (Knollenmiere)

Die Gattung Pseudostellaria (Knollenmiere, Alsinoideae) ist in Mitteleuropa nur mit einer Art vertreten:
 →  Pseudostellaria europaea Schaeftl.
(= Stellaria bulbosa Wulfen)
Pflanze mehrjährig, mit fadenförmig Rhizom und Wurzelknöllchen. Stängel aufsteigend, zerbrechlich, rund, mit einer Haarleiste, unverzweigt, 1–3-blütig. Blätter kahl, sitzend oder kurz gestielt, breit lanzettlich, 10–30 × 5–7 mm, spitz. Blüten endständig, 2–3 cm lang gestielt, 5-zählig. Kelchblätter 4–7 mm. Kronblätter weiß, 5–8 mm, höchstens bis zur Mitte gespalten, etwas länger als der Kelch. Blüten meist steril; oft sind zusätzlich unscheinbare 4-zählige fertile Blüten in den unteren Blattachseln vorhanden. Höhe 5–15 cm. Südliches Mitteleuropa: SW- und Südostalpen (endemisch), selten: S-CH (Tessin), S-AT (K, St), HR, NW- (Piemont) & NE-IT (Friaul), SI. Feucht-schattige Laubwälder, Auwälder, Bäche, Quellfluren; coll.-mont. Anmerkungen: Die Gattung Pseudostellaria (Krascheninnikovia Turcz. ex Fenzl nom. illeg., non Krascheninnikovia Gueldenst. [Chenopodiaceae]) ist überwiegend in E-Asien und im westlichen N-Amerika verbreitet. Die der einzigen europäischen Sippe geographisch nächsten Arten kommen im Himalaya vor. Das älteste Epithet von Wulfen ist für die europäische Sippe nicht verfügbar, da es bereits für eine früher kombinierte japanische Art vergeben wurde (Pseudostellaria bulbosa (Nakai) Ohwi).


Sagina L. (Mastkraut)

Anmerkungen: Sagina × normaniana Lagerh. (Sagina procumbens × saginoides, S. scotica (Druce) Druce), in den Merkmalen zwischen den Eltern stehend und meist steril, kommt in den Kontaktgebieten beider Arten (höhere Mittelgebirge, Alpen) vor und nimmt in Folge zunehmender Verbauung (Wintersport-Infrastruktur etc.) eventuell an Häufigkeit zu, z. B. AT (St, T), DE (Sa).


Scleranthus L. (Knäuel)


Stellaria L. (Sternmiere, inkl. Myosoton Moench, Wassermiere)


Literatur / Quellen

Dvořáková, M. 1990: Minuartia. In: Hejný, S. & Slavik, B. (eds.), Květena České Republiky 2: 101–109. Fischer, M. A., Oswald, K. & Adler, W. 2008: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol, 3. Aufl. Friedrich, H.-C. 1979: Illecebraceae, Caryophyllaceae-Alsinoideae. In: Hegi, G., Illustrierte Flora von Mitteleuropa 3 (2): 749–946. Berlin, Hamburg (P. Parey). Götz, T. 2010: Online-Exkursionsflora der Alpen und angrenzender Gebiete: Crassulaceae pp. 154–161. – Published on the Internet http://www. tkgoetz. homepage. t-online. de/alpenflorahome. html (accessed 2010–09–28) Haeupler, H. 1968: Ein Schlüssel zum Bestimmen der kleinblütigen Hornkräuter (Cerastium). – Gött. Florist. Rundbr. 1968 (1): 1,9–13. Göttingen. Jalas, J. & Suominen, J. (eds) 1983: Atlas Florae Europaea 6: Caryophyllaceae (Alsinoideae and Paronychioideae. Helsinki. Jäger, E. J. & Werner, K. (eds.) 2005: Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland 4. Gefäßpflanzen: Kritischer Band, 10. Aufl.