Der folgende Bestimmungsschlüssel bezieht sich auf die für sandige Küsten typischen kräftigen, großwüchsigen Gräser, die durch Ausläufer, steife, dicke, deutlich geriefte Blattspreiten und blaugraue Farbe an ihren Lebensraum angepasst sind. Auch Elymus repens mit seiner Küstensippe, wenngleich nur in Teilen mit diesem Merkmalskomplex übereinstimmend, wird dabei in die Liste aufgenommen. Dagegen werden die intra- und intergenerischen Bastarde der Gattungen Elymus und Leymus nicht mit berücksichtigt. Mit dieser Beschränkung soll die übersichtliche, kompakte Form der Darstellung erhalten bleiben.
Der Schlüssel ist so aufgebaut, dass die fett gedruckten Angaben schon für sich allein genommen eine sichere Diagnose der betreffenden Sippen ermöglichen. Die zusätzlichen Angaben dienen der Überprüfung. Treten Bestimmungsunsicherheiten auf, so könnten Bastardpflanzen vorliegen. Diese sind pollensteril, wegen fehlender Früchte lassen sich die Ährchen daher zusammendrücken (Krisch 2005). Die Bastarde sind keineswegs selten und treten auch unabhängig von den Eltern auf (Krisch 2005). Die ausführliche Quecken-Monographie von Glahn (1987) und auch der Bestimmungsschlüssel von Krisch (2005) bieten die Möglichkeit zur Diagnose der entsprechenden Hybriden. Auch bei Schou et al. (2009) sind einige Hybriden beschrieben.
Bestimmung von Strandgräsern nach vorwiegend vegetativen Merkmalen (Poaceae)
1 | 1 | Blattspreitengrund mit Öhrchen, Ährengras | ► 2 |
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2 | 2 | Blattscheidenrand ohne Wimpernreihe | ► 3 |
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3 | 3 | Blattspreite nur flach gerippt, Blattnerven nur mit einer einzigen Reihe von Haaren, diese sind relativ lang, sie können aber auch abschnittsweise fehlen, jeweils ein Ährchen auf jedem Absatz der Ährenachse | | ▼▼ a – Kriech-Quecke – Elymus repens (L.) Gould | |
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a | a | Pflanze grün oder schwach grau-blau, Spreiten 5-15 mm breit, diese rollen sich bei Trockenheit nicht oder nur schwach ein, Ähre locker bis dicht, 5-20(30) cm lang, Pflanze 50-150 cm hoch | | Gewöhnliche Kriech-Quecke – E. repens subsp. repens s. str. |
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b | b | Pflanze mehr oder weniger deutlich blaugrün, manchmal knickig aufsteigend, Blattspreiten 3-9 mm breit, diese rollen sich bei trockener Witterung borstlich ein (so auch im Herbar), Ähren locker, nur 4-7 cm lang, Pflanze meist nur 20-60 cm hoch | | Strand-Kriech-Quecke – E. repens subsp. littoreus (Schumach.) Conert | |
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3 | ’ | Rippen der Blattspreite deutlich hervortretend, dicht stehend mit Stachelzellen bedeckt, Blattspreiten 8-20 mm breit, flach, nur bei Trockenheit eingerollt, an jungen Blattscheiden und Blattunterseiten deutliche Blaugrau-Färbung als abwischbarer Reif, Ährchen in Paaren auf jedem Absatz der Ährenachse angeordnet | | Gewöhnlicher Strandroggen – Leymus arenarius (L.) Hochst. | |
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2 | ’ | Blattscheiden mit einem auffälligen Wimpernrand, Rippen der Blattspreiten nur mit jeweils einer Reihe von Stachelzellen bedeckt, Blattspreiten bis 7 mm breit, meist eingerollt, Pflanze hell blaugrau bis graugrün, jeweils ein Ährchen auf jedem Absatz der Ährenachse | | Dünen-Quecke – Elymus athericus (Link) Kerguélen | |
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1 | ’ | Blattscheidenrand ohne Öhrchen | ► 3 |
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3 | 3 | Blatthäutchen nur bis 2 mm lang, gestutzt, die an der Basis verdickten, kurzen Haare bilden auf den Rippen der Blattspreiten-Oberseite ein auffälliges „Fischgrätenmuster“, Ährengras | | Binsen-Quecke – Elymus junceiformis A. & D. Löve | |
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3 | ’ | Blatthäutchen 10-30 mm lang, spitz, die Rippen auf den Blattspreiten-Oberseiten rau oder fein und dicht behaart, Ährenrispengräser | ► 4 |
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4 | 4 | Blätter meist gerollt, oberseits matt blaugrün, bis 6(8) mm breit, mit 6-10 sehr kräftigen Riefen [1], Knoten fast doppelt so lang wie breit, meist gelbgrünlich, Ährenrispe 7-15(22) cm lang, 1-2,5 cm breit, dicht, weißlich, Haare am Grunde der Deckspelzen bis zu 1/3 so lang wie die Deckspelzen, Pflanze fertil | | Gewöhnlicher Strandhafer – Ammophila arenaria (L.) Link | |
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4 | ’ | Blätter meist flach, oberseits graugrün, bis 10(12) mm breit, mit 8-14 sehr kräftigen Riefen[1], Knoten so lang wie breit, meist rotgrünlich, Ährenrispe 13-25 cm lang, 1,7-3 cm breit, locker gelappt, bräunlich bis violett, Haare am Grunde der Deckspelzen ca. 1/2 so lang wie die Deckspelzen, Pflanze steril | | Baltischer Strandhafer – × Calammophila baltica (Flüggé ex Schrad.) Brand | |
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Fußnote:
- ↑ 1,0 1,1 Ammophila arenaria und × Calammophila baltica: Auf den Spreiten-Oberseiten dieser beiden Sippen gibt es deutlich sichtbare Hauptriefen. Dazwischen gibt es meist kleinere Nebenriefen, die nur etwa halb so hoch und halb so breit wie die Hauptriefen sind. Für die Bestimmung sind nur die von oben gut erkennbaren Hauptriefen zu zählen. Die Unterscheidung beider Riefenarten ist bei der Aufsicht nicht immer einwandfrei möglich. Daher sollte man im Zweifelsfall einen Schnitt anfertigen und die Anzahl der Hauptriefen am Querschnitt auszählen. Aber auch dann kann die genaue Unterscheidung zwischen den kräftigen Hauptriefen und den kleineren Nebenriefen noch Unsicherheiten erzeugen. Wenn die Bestimmung durch die vegetativen Merkmale unsicher bleibt, bieten die Haare an den Deckspelzen eine sichere Diagnose.
Dank
Für hilfreiche Hinweise bedanke ich mich bei Susanne Hörger-Ahlers (Laboe), Willi Kempe (Kiel), Hans-Ulrich Piontkowski (Eckernförde) und Gregor Stolley (Kiel).
Literatur
- Buttler, K. P., Hand, Ralf (2008):Liste der Gefäßpflanzen Deutschlands. – Kochia Beiheft 1, Berlin.
- Christiansen, W. (1953): Neue kritische Flora von Schleswig-Holstein. ─ 532 S.+ 40 S. Anhang, Buchverlag Heinrich Möller Söhne, Rendsburg.
- Cope, T. & Gray, A. (2009): Grasses of the British Isles. – B.S.B.I Handbook 13, 608 S., London.
- Dengler, J. (1999/2000): Buchbesprechung zu Wisskirchen, R. & Haeupler, H. (1998): Standardliste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – Kieler Notiz. Pflanzenkd. Schleswig-Holstein . Hamb. 27/28: 87-93, Kiel.
- Fukarek, F. & Henker, H. (2006): Flora von Mecklenburg-Vorpommern. – 430 S. Weißdorn Verlag, Jena.
- Glahn, H. v. (1987): Zur Bestimmung der in Norddeutschland vorkommenden Quecken (Arten, Unterarten und Bastarde der Gattung Agropyron s. l.) nach vegetativen Merkmalen unter besonderer Berücksichtigung der Küstenregion. – Drosera 6(1), 1-27, Oldenburg.
- Haeupler, H., Schönfelder, P. & Schuhwerk, F. (1988): Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der Bundesrepublik Deutschland. ─ 768 S., Stuttgart.
- Haeupler, H. & Muer, T. (2000): Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – 757 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
- Hubbard, C. E. (1985): Gräser. 2. Aufl. ─ Übers. u. bearb. von Boeker, P., 475 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
- Jäger, E. J. & Werner, K. (2005): Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Bd.4. Kritischer Band. 10. Aufl. ─ 960 S., Elsevier Spektrum Akademischer Verlag, München.
- Krisch, H. (2005): Elytrigia Desv. – In: Jäger, E. J. & Werner, K.: Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland. Bd.4. Kritischer Band. 10. Aufl., 899-903, Elsevier Spektrum Akademischer Verlag, München.
- Poppendieck, H. H., Kallen, H. W., Brandt, J. & Ringenberg, J. (1998): Rote Liste und Florenliste der Farn- und Blütenpflazen von Hamburg. – Naturschutz und Landschaftspflege in Hamburg, Schriftenreihe der Umweltbehörde 48, 114 S., Hamburg.
- Raabe, E. W. (1951): Über die Gräser in Schleswig-Holstein. ─ Mitt. Arb.-gem. Floristik in Schl.-Holst. u. Hamburg 3, 133 S., Kiel.
- Raabe, E. W., Dierssen, K. & Mierwald, U. (1987): Atlas der Flora Schleswig-Holsteins und Hamburgs. ─ 654 S., Wachholtz Verlag, Neumünster.
- Schou, J. C., Wind, P. & Lægaard, S. (2009): Danmarks græsser. – 527 S., BFN’s forlag, Klitmøller.
- Wisskirchen, R. & Haeupler, H. (1998): Standardliste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. – 765 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.