Bestimmungsschlüssel für die von amerikanischen Arten abstammenden Astern der Flussufer (Hans Reichert)

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Hinweis: Dieser Schlüssel ist mit dem Autornamen gekennzeichnet und die Mitarbeit ist auf Dr. Hans Reichert beschränkt. Auf der Diskussionseite sind Kritik und Verbesserungsvorschläge jedoch sehr willkommen!
Zitiervorschlag: Reichert, H. 2010. Bestimmungsschlüssel für die von amerikanischen Arten abstammenden Astern der Flussufer. Offene Naturführer, http:/​/​offene-naturfuehrer.​de/​wiki/​Bestimmungsschlüssel_​für_​die_​von_​amerikanischen_​Arten_​abstammenden_​Astern_​der_​Flussufer_​(Hans_​Reichert) Diese Arbeit ist eine Originalarbeit, die erstmalig hier publiziert ist.
Dieser Beitrag stammt von einem Mitglied der Gesellschaft zur Erforschung der Flora Deutschlands (GEFD).

Hinweis:
Die hier bearbeiteten Arten wurden traditionell in die Gattung Aster L. gestellt, werden aber neuerdings als Mitglieder der Gattung Symphyotrichum Nees angesehen.

Allgemein als "Astern" bekannte Blütenpflanzen gehören nach neueren Ergebnissen mehr als einem Dutzend Gattungen der Tribus Astereae der Korbblütengewächse an. Sowohl morphologische Analysen (z. B. Nesom (1994)
, Nesom (1997)
) als auch molekulare Phylogenien (z. B. Semple et al. (2002)
, Selliah & Brouillet (2008)
) haben gezeigt, dass die "Astern" polyphyletisch sind und die Gattung Aster aufgespalten werden muss.

Die molekularen Daten zeigen eindeutig, dass es mit Ausnahme der arktisch-alpinen Aster culminis keine "echten Astern" (Mitglieder der Gattung Aster) in Nordamerika gibt, und dass die Mehrheit der Arten in die Gattungen Eurybia Nees und Symphyotrichum Nees gestellt werden müssen.


Bestimmungsschlüssel für die von amerikanischen Arten abstammenden Astern der Flussufer
Von: Hans Reichert
Geographischer Geltungsbereich: Deutschland — Quelle: H. Reichert (2010) nach folgenden Quellen: Adolphi (1995)
, Hoffmann (1996)
, Loos (2000)
Mitarbeit begrenzt auf: Hans Reichert
11
Pflanze vor allem im Bereich des Blütenstandes drüsig, mit starkem Geruch, der von den meisten Personen als unangenehm empfunden wird. 
  Symphyotrichum novae-angliae L.
(= Aster novae-angliae)
Blüten meist dunkelrosa. Blütezeit Ende August bis Ende Oktober.
1*
Pflanze drüsenlos, nicht unangenehm riechend.   ► 2
22
Hüllblätter sehr unterschiedlich lang, dachziegelig angeordnet (imbricat, siehe Abb. 1). Grünes Mittelfeld der äußeren Hüllblätter diese höchstens in der oberen Hälfte ausfüllend. Hülle dadurch gescheckt wirkend.   ► 3
Abb. 1: Blütenkopf von Symphyotrichum parviflorum mit sehr unterschiedlich langen Hüllblättern in „dachziegeliger“ Anordnung.
2*
Hüllblätter ± gleich lang, nur einzelne manchmal deutlich kürzer (subaequal, siehe Abb. 2). Grünes Mittelfeld der äußeren Hüllblätter diese von oben bis unten fast völlig ausfüllend, nur nahe dem Grunde hell berandet.   ►► 6
  Symphyotrichum novi-belgii-Aggregat
Abb. 2: Blütenkopf von Symphyotrichum  × salignum mit nahezu gleich langen Hüllblättern.
33
Hüllblätter ziemlich breit (ca. 1 mm). Grünes Mittelfeld die Hüllblätter nur nahe der Blattspitze rautenförmig ausfüllend, sich abwärts verschmälernd und beiderseits von breiten bleichen Randzonen begleitet. Hochblätter am Grunde deutlich geöhrt-halbstängelumfassend. Mittlere und untere Stängelblätter weniger breit ansitzend bis stielartig verschmälert. Blütentragende Zweige vom Grunde an gegenüber dem vegetativen Bereich durch stark verkleinerte Blätter kontrastierend.   ►► 4
  Symphyotrichum laeve-Aggregat
3*
Hüllblätter schmal (bis 0,7 mm breit). Grünes Mittelfeld die äußeren Hüllblätter etwa in der oberen Hälfte lanzettlich ausfüllend (meist bleibt ein sehr feiner heller Randstreifen). Bei den inneren Hüllblättern tritt das grüne Mittelfeld immer mehr zugunsten des Hautrandes zurück. Hochblätter und Stängelblätter sitzend bis geöhrt. Stielartig verschmälerte Blätter fehlen. Blattgröße entlang der blütentragenden Zweige abnehmend; Kontrast zum vegetativen Bereich geringer.   ►► 5
  Symphyotrichum lanceolatum-Aggregat
Symphyotrichum laeve-Aggregat
44
Grünes Mittelfeld am Ende der Hüllblätter einen kurzen rhombischen Fleck bildend, darunter über den größten Teil der Hüllblattlänge hin auf den Mittelnerv beschränkt. Hochblätter der blütentragenden Zweige gegenüber den Hochblättern des vegetativen Bereichs abrupt verkleinert, fast schuppenförmig wirkend und untereinander fast gleich groß (Abb. 3). Stielartig verschmälerte untere Stängelblätter von den stängelumfassenden Hochblättern stark verschieden. 
  Symphyotrichum laeve (L.) G.L.Nesom
(= Aster laevis L.)
Blätter oberseits blaugrün. Blüten blauviolett. Spätblühend. Anscheinend sehr selten, jedenfalls viel seltener als die folgende Sippe eingebürgert.
Abb. 3: Symphyotrichum laeve var. laeve
4*
Grünes Mittelfeld schmal rhombisch, sich bis etwa zur Mitte des Hüllblattes zu einen schmalen Streifen verengend, der zwischen breiten hellen Rändern bis zur Blattbasis zieht. Hochblätter der blütentragenden Äste zwar viel kleiner als die Stängelblätter, aber nicht schuppenförmig und entlang der Äste meist deutlich an Größe abnehmend. 
  Symphyotrichum × versicolor (Willd.) G.L.Nesom
(= Aster × versicolor Willd.)
Blüten blauviolett bis weiß. Spät blühend (ab Ende September). Symphyotrichum laeve × S. novi-belgii? Taxonomie noch nicht geklärt.
Symphyotrichum lanceolatum-Aggregat
5(3)
Gefärbter, bauchiger Teil der Röhrenblüten bis zu etwa 1/3 in Zipfel gespalten. Hüllblätter (4-)4,5-6 mm lang. 
  Symphyotrichum lanceolatum (Willd.) G.L.Nesom
(= Aster lanceolatus Willd.)
Spät blühend (ab Ende September). Blüten blasslila (oft zunächst weiß und im Abblühen lila verfärbend). Triebe zur Blütezeit purpurbraun.
Abb. 4: Symphyotrichum lanceolatum
5*
Gefärbter, bauchiger Teil der Röhrenblüten bis etwa zur Hälfte in Zipfel gespalten. Hüllblätter 3-4(-4,5) mm lang. 
  Symphyotrichum parviflorum (Nees) Greuter
(= Aster parviflorus Nees)
Früh blühend (Juli bis Mitte September). Blüten weiß, anfangs rötlich. Triebe zur Blütezeit grün.
Symphyotrichum novi-belgii-Aggregat
6(2)
Stängelblätter deutlich geöhrt, meist halbstängelumfassend. Äußere Hüllblätter meist über 0,7 mm breit, abstehend (Abb. 5), in oder oberhalb der Mitte am breitesten. 
  Symphyotrichum novi-belgii (L.) G.L.Nesom
(= Aster novi-belgii L.)
Blüten blauviolett. Spät blühend (September bis Oktober), Gartenformen z. T. früher.
Abb. 5: Symphyotrichum novi-belgii
6*
Stängelblätter schwach geöhrt. Hüllblätter höchstens 0,7 mm breit, die äußersten nur schwach abstehend bis angedrückt, unterhalb der Mitte am breitesten. 
  Symphyotrichum × salignum (Willd.) G.L.Nesom
(= Aster × salignus Willd.)
Blüten weißlich, später lila. Spät blühend (ab Ende September). (Symphyotrichum lanceolatum × S. novi-belgii). Nach Loos (2000) oft schwer von Symphyotrichum lanceolatum (= Aster lanceolatus) zu unterscheiden.

Weiterführende Literatur

Adolphi, K. 1995: Spiraea. In: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 4, Nr. 2a, Blackwell, Berlin, S. 250-265.
Hoffmann, M. H. 1996: Die in Zentraleuropa verwilderten und kultivierten nordamerikanischen Astern. In: Feddes Repertorium. 107, S. 163-188.
Loos, G. H. 2000: Aster. In: Haeupler, H. & Muer, T.; Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. S. 492-495.
Nesom, G. L. 1994: Taxonomic overview of Aster sensu lato (Asteraceae: Astereae), emphasizing the New World species. In: Phytologia. 77, S. 141-297.
Nesom, G. L. 1997: Taxonomic adjustments in North American Aster sensu latissimo (Asteraceae: Astereae). In: Phytologia. 82, S. 281–288.
Selliah, S. & Brouillet, L. 2008: Molecular phylogeny of the North American eurybioid asters (Asteraceae, Astereae) based on the nuclear ribosomal internal and external transcribed spacers. In: Canad. J. Bot. 86, S. 901-915.
Semple, J. C., Heard, S. B. & Brouillet, L. 2002: Cultivated and native asters of Ontario (Compositae: Astereae): Aster L. (including Asteromoea Blume, Diplactis Raf. and Kalimeris (Cass.) Cass.), Callistephus Cass., Galatella Cass., Doellingeria Nees, Oclemena E.L. Greene, Eurybia (Cass.) S.F. Gray, Canadanthus Nesom, and Symphyotrichum Nees (including Virgulus Raf.). In: U. Waterloo. Biol. Series No. 41, S. 1-134.