Cerastium (Mitteleuropa)

Cerastium (Hornkraut, Alsinoideae)

Von: W. Bernhard Dickoré
Anmerkungen: Cerastium ist eine taxonomisch schwierige Gattung. Die einjährigen Arten des Flach- und Hügellandes sind oft nur im Frühjahr ansprechbar (siehe Haeupler 1968) und können auch mit schwach entwickelten Pflanzen des fast überall häufigen C. holosteoides verwechselt werden. Die ausdauerenden Sippen des Alpenraumes zeigen vielfältige Beziehungen zur „arktisch-alpinen“ Flora. Ihre oft kleinräumige Verbreitung kann meist nur auf Grundlage ihrer zytologischen Differenzierung und im Zusammenhang mit E- und SE-europäischen und asiatischen Sippen verstanden werden. Cerastium apuanum Parl. (Cerastium scaranii Ten.); IT: Apennin, erreicht das eigentliche Alpengebiet nicht. Die Art unterscheidet sich von C. julicum durch breitere Blätter und den vielblütigen Blütenstand. – Daten nach Fischer & al. 2008, Rothmaler 2005, Rothmaler 2008, Friedrich in Hegi 1979.
Geographischer Geltungsbereich: Mitteleuropa — Quelle: Dieser Schlüssel basiert auf der Arbeit „Alsinoideae – Mierenartige in Mitteleuropa“ von W. Bernhard Dickoré. Für eine unveränderte Originalversion bitten wir diese Fassung zu konsultieren. — Im Unterschied zur zitierten Seite ist bei der hier vorliegenden Fassung Mitarbeit willkommen: Ergänzungen oder Korrekturen an Text oder Illustrationen sind erwünscht. — Zielgruppe: Allgemein — Zusammenarbeit: offen — Stand: Erstfassung beendet — Mitwirkende: W. Bernhard Dickoré, mit Anmerkungen von K. Lewejohann

1	1	Pflanze 1–2-jährig, ohne sterile Triebe in den unteren Blattachseln    ► 2
–		Pflanze ausdauernd, meist mit sterilen Trieben in den unteren Blattachseln    ► 11
2	2	Griffel 3; Kapselzähne 6   Klebriges Hornkraut  –  Cerastium dubium (Bastard) Guépin (= Cerastium anomalum Waldst. & Kit.) Pflanze aufrecht, stark drüsig-klebrig. Blätter linealisch, 1–2 mm breit, 10–30 mm lang, stumpf. Blütenstand wenigblütig. Tragblätter drüsig, ohne Hautrand. Kelchblätter 5–6 mm, drüsig, mit Hautrand. Kronblätter 1,5 × so lang wie der Kelch. Kapsel 2 × so lang wie der Kelch. Höhe 10–40 cm. Europa (zerstreut, weit verbreitet, vor allem in SE), W-Asien: AT (B, W†, N, [St]), DE (An, Ba, Br, Bw†, He, Me, Ns, Rh†, Sa, Th), FR, IT, PL, SK, SI. Feuchte, zeitweilig überflutete offene Sand- und Tonböden, Auwiesen, Ufer, Wegränder, salztolerant; coll.
–		Griffel (4–) 5; Kapselzähne (8–) 10    ► 3
3	3	Blüten 4-zählig   Viermänniges Hornkraut  –  Cerastium diffusum Pers. Pflanze 3–25 cm, niederliegend, ästig, drüsig. Blätter 2–3 mm breit, 5–15 mm lang. Blütenstiele 6–20 mm. Tragblätter ohne Hautrand. Kelchblätter 3–6 mm, schmal hautrandig. Kronblätter so lang wie der Kelch oder kürzer. S- W- und nordwestliches Mitteleuropa (überwiegend Küsten), selten: BE, DE (Ns, Sh), DK, NL. Dünen, sandige Orte in Küstennähe; plan.
–		Blüten 5-zählig (bei C. siculum können einzelne Blüten 4-zählig sein)    ► 4
4	4	Kronblätter 1,3–1,5 × so lang wie der Kelch   Ligurisches Hornkraut  –  Cerastium ligusticum Viv. (subsp. ligusticum) (= Cerastium campanulatum Viv.)) Pflanze 5–40 cm, basal verzweigt, stark drüsig. Blätter nur im unteren Teil des Stängels. Blütenstand sehr stark verzweigt, vielblütig. Untere Tragblätter krautig, die oberen mit schmalem Hautrand. Blütenstiele 5–15 mm. Kelchblätter 5–6 mm. S-Europa (zentrales Mittelmeergebiet, Italien); selten am S-Rand Mitteleuropas: CH (Wallis), SE-FR, IT, SI?. Trockene Ruderalstellen, Trockenrasen; medit.-coll.
–		Kronblätter höchstens so lang wie der Kelch    ► 5
5	5	Kelchblätter wenigstens an der Spitze mit langen, drüsenlosen Haaren    ► 6
–		Kelchblätter ohne lange, drüsenlose Haare    ► 8
6	6	Blütenstiele kürzer als der Kelch. Blüten in vielblütigen Knäueln. Kelchblätter 4–5 mm, spitz, mit schmalem Hautrand, dicht drüsenhaarig, wenigstens an der Spitze auch mit langen drüsenlosen Haaren. Kronblätter so lang wie der Kelch   Knäuel-Hornkraut  –  Cerastium glomeratum Thuill. Pflanze gelbgrün, mit Drüsenhaaren und drüsenlosen Haaren. Blätter oval, 4–11 mm breit, 10–16 mm lang. Tragblätter ohne Hautrand. Höhe 2–45 cm. Fast ganz Europa außer N- und E-, Asien; in Mitteleuropa fast überall verbreitet: alle Länder. Ruderalstellen, Äcker, Wegränder, Zierrasen, Schuttstellen; plan.-mont.
–		Blütenstiele länger als der Kelch. Blüten in lockeren Dichasien. Kelchblätter 3–6 mm, hautrandig. Kronblätter 0,5–1 × so lang wie der Kelch    ► 7
7	7	Blütenstiele mit aufrecht anliegenden, drüsenlosen Haaren. Stängel und Kelchblätter drüsenlos   Tenores Hornkraut  –  Cerastium tenoreanum Ser. (= Cerastium pilosum Ten., Cerastium brachypetalum subsp. tenoreanum (Ser.) Soó) Höhe 5–18 cm. 2n=52. SE- und südliches Mitteleuropa; selten bis zerstreut, adventiv in Ausbreitung: AT (B, K, N, O, St, W), CH, [DE (Ba)], HU, IT, SI, SK. Trockene, sandige Ruderalstellen, Bahnanlagen; medit./-coll.
–		Blütenstiele abstehend behaart, diese wie Stängel und Kelchblätter meist mit langen Drüsenhaaren   Bärtiges Hornkraut  –  Cerastium brachypetalum Pers. (= Cerastium luridum Guss., Cerastium roeseri Boiss. & Heldr., Cerastium tauricum Spreng., Cerastium strigosum Fr.) Höhe 5–40 cm. 2n=90. SW-, S-, SE- und Mitteleuropa; in Mitteleuropa zerstreut, streckenweise zurückgehend: AT, BE, CH, CZ, DE, DK, FR, HU, IT, NL†, PL, SI, SK. Trockene, steinige oder sandige Ruderalstellen; plan.-coll.
8	8 (5)	Alle Tragblätter ohne Hautrand. Blütenstiele kürzer als der Kelch; Blüten dadurch geknäuelt. Pflanze drüsig behaart   Sizilianisches Hornkraut  –  Cerastium siculum Guss. (= Cerastium aggregatum Durieu, Cerastium densiflorum Guss.) Blätter oval, behaart, 5–15 mm. Blüten oft teilweise 4-zählig. Kelchblätter 5–6 mm, spitz, dicht drüsig behaart, mit völlig kahler Spitze (Unterschied zu Cerastium glomeratum). Kronblätter ca. ein Drittel so lang wie der Kelch, kahl. Höhe 5–25 cm. Zentrales Mittelmeergebiet; in Mitteleuropa selten adventiv: [DE (He)], SE-FR, IT. Trockene Orte, Straßenränder; medit.-submed./coll.
–		Wenigstens die obersten Tragblätter hautrandig. Blütenstiele meist länger als der Kelch. Blüten in lockeren Dichasien, immer 5-zählig. Pflanze dicht drüsenhaarig    ► 9 Blätter 3–7 mm breit, 5–20 mm lang, oval-lanzettlich. Kelchblätter 4–5 mm, hautrandig, drüsig, lang zugespitzt. Kronblätter etwa so lang wie der Kelch
9	9	Unterste Tragblätter breit hautrandig mit kleinem grünen Mittelfeld und häutiger Spitze von etwa 1/3 der Tragblattlänge   Sand-Hornkraut  –  Cerastium semidecandrum L. Kelchblätter mit sehr breitem, oft gefranst-gezähntem Hautsaum. Samen gelblich-braun. Staubblätter 5. Höhe 3–20 cm. Fast ganz Europa außer N- und E-; in Mitteleuropa zerstreut bis verbreitet: alle Länder. Lückige Trockenrasen, sandige Ruderalstellen, Böschungen, Wegränder, Bahnanlagen; plan.-mont.
–		Unterste Tragblätter ohne Hautrand oder nur an der Spitze hautrandig (dann häutige Spitze höchstens ein Fünftel so lang wie das Tragblatt)    ► 10
10	10	Unterste Tragblätter ohne Hautrand oder häutige Spitze. Obere Tragblätter und Kelchblätter mit schmalem Hautrand. Staubblätter 5   Dunkles Zwerg-Hornkraut  –  Cerastium pumilum Curtis (= Cerastium obscurum Chaub.) Pflanze dunkelgrün, Stängelgrund oft rot überlaufen. Höhe 3–15 cm. S-, W- und Mitteleuropa, selten bis zerstreut, eventuell zurückgehend: alle Länder. Lückige Trockenrasen, sandige Ruderalstellen, coll.-mont.
–		Alle Tragblätter an der Spitze schmal hautrandig, häutige Spitze < 1/5 × so lang wie das Tragblatt. Kelchblätter mit schmalem Hautsaum, an der Spitze des krautigen Teils meist rot. Staubblätter 6–10   Bleiches Zwerg-Hornkraut  –  Cerastium glutinosum Fr. (= Cerastium pallens F. W. Schultz) Höhe 3–15 cm. S-, W- und Mitteleuropa, zerstreut, eventuell streckenweise in Ausbreitung. Trockene Ruderalstellen, Straßenränder, Bahngelände; coll.-mont.
11	11 (1)	Griffel 3; Kapselzähne 6   Dreigriffliges Hornkraut  –  Cerastium cerastioides (L.) Britton (= Cerastium trigynum Vill.)) Pflanze niederliegend-aufsteigend, an den Knoten wurzelnd, oberwärts drüsig behaart. Blätter linealisch bis lanzettlich, 6–20 × 1–3 mm, stumpf. Tragblätter krautig. Blütenstiele 12–20 mm. Kelchblätter 4–8 mm. Kronblätter 1–2 × so lang wie der Kelch. Kapsel länger als der Kelch. Höhe 5–15 cm. N-, S- und südliches Mitteleuropa, Asien, N-Amerika; in den Hochgebirgen des südlichen Mitteleuropas (Alpen, Tatra) zerstreut bis verbreitet: AT (außer B, W), CH, DE (S-Ba), FR, IT, S-PL?, SI, SK). Schneetälchen, Quellfluren, meist auf Silikat; alp.
–		Griffel 5; Kapselzähne 10    ► 12
12	12	Kronblätter < 9 mm, etwa so lang bis höchstens 1,5 × so lang wie der Kelch (selten doppelt so lang: C. sylvaticum)    ► 13
–		Kronblätter > 9 mm, mehr als 1,5 × so lang wie der Kelch    ► 17
13	13	Alle Tragblätter krautig, ohne Hautrand. Kapsel 1,5–2 × so lang wie der Kelch, gerade, mit nach außen umgerollten Kapselzähnen   Langstieliges Hornkraut  –  Cerastium pedunculatum Gaudin Blätter schmal oval, spitz. Blüten meist einzeln. Blütenstiele 2–6 × so lang wie der Kelch. Kelchblätter 5–7 mm, spitz, schmal hautrandig. Pflanze niederliegend-aufsteigend. Höhe 2–10 cm. Westliche Zentralalpen (endemisch): AT (K, S, T, V), CH, FR, IT. Offener Felsschutt, Gletschervorfelder, Moränen, auf Silikat; alp.
–		Wenigstens die oberen Tragblätter mit Hautrand. Kapsel gebogen    ► 14
14	14	Untere Stängelblätter oval, gestielt. Pflanze niederliegend bis aufsteigend, mit langen, beblätterten Ausläufern, behaart und drüsig. Kronblätter 1,5–2 × so lang wie der Kelch   Wald- Hornkraut  –  Cerastium sylvaticum Waldst. & Kit. Blätter 4–5 × 13–18 mm. Blütenstand vielblütig, reich verzweigt. Kelchblätter 5–8 mm. Kapsel bis 10 mm lang. Höhe 20–40 cm. S-, SE- und E-Europa; im südlichen und östlichen Mitteleuropa selten bis zerstreut: AT, HU, IT, PL, SI, SK. Humusreiche, feuchte Laubwälder, Bachufer; coll.-mont.
–		Alle Stängelblätter sitzend. Pflanze aufrecht oder aufsteigend. Kronblätter 0,8–1,3 × so lang wie der Kelch    ►► 15   Cerastium fontanum agg.
15	15	Kelchblätter 4–6 mm. Kapsel 7–12 mm. Samen 0,5–0,8 mm   Gewöhnliches Hornkraut  –   Cerastium holosteoides Fr. (= Cerastium vulgatum L., nom. rej., Cerastium triviale Link) Pflanze mit kurzen, beblätterten Ausläufern. Höhe 10–60 cm. Fast ganz Europa, in Mitteleuropa fast überall häufig: alle Länder. Wiesen, Äcker, Ruderalstellen; plan.-subalp.
–		Kelchblätter 6–9 mm. Kapsel 12–18 mm. Samen 0,8–1,2 mm    ► 16
16	16	Pflanze dicht drüsenhaarig. Blätter groß, 30–60 × 12–15 mm. Untere Tragblätter nicht hautrandig. Kronblätter 6–7 mm, kürzer bis wenig länger als die Kelchblätter, am Nagel bis 0,4 mm lang bewimpert oder kahl   Großfrüchtiges Hornkraut  –   Cerastium lucorum (Schur) Möschl (= Cerastium macrocarpum Schur, nom. illeg.) SW-, E- und östliches Mitteleuropa selten bis zerstreut: AT, CH, CZ, DE (An, Ba, Br, Me?, Sa, Th), E-FR, HU, IT PL, SI, SK. Feuchte Wälder, nasse Wiesen; coll.-subalp.
–		Pflanze dicht abstehend behaart, ohne oder selten mit einzelnen Drüsenhaaren. Alle Tragblätter hautrandig, oberseits kahl. Kronblätter 7–9 mm, meist etwas länger als die Kelchblätter, ungewimpert oder am Nagel mit 0,2 mm langen Wimpern   Quell-Hornkraut  –  Cerastium fontanum Baumg. Gebirge E- und Mitteleuropas; in den E- und Zentral-Alpen (westlich bis Gotthard, Wallis) und in der Tatra zerstreut bis verbreitet: AT, CH, CZ, DE (S-Ba), IT, PL, SI, SK. Nasse Wiesen; mont.-alp.
17	17 (12)	Pflanze (wenigstens Stängel oder Grundblätter) langhaarig oder dicht weißfilzig    ► 18
–		Pflanze kurzhaarig, drüsig oder kahl, nicht wollig oder weißfilzig    ► 23
18	18	Pflanze weißfilzig    ► 19
–		Pflanze grün oder graugrün, lang-wollig aber nicht filzig behaart    ► 20
19	19	Fruchtknoten und Kapsel basal behaart. Oberstes Internodium bis 15 cm. Blätter linealisch, spitz, 25–70 × 0,5–1,5 mm, Blattrand umgerollt   Großblütiges Hornkraut  –  Cerastium grandiflorum Waldst. & Kit. (= Cerastium nodosum Buschm.) Blütenstand 7–15-blütig. Blütenstiele 1–4 cm. Tragblätter breit hautrandig. Kelchblätter 6–8 mm, behaart, hautrandig. Kronblätter bis 18 mm. Kapsel gerade, doppelt so lang wie der Kelch. Höhe 15–30 cm. W-Balkan: Slowenien, Dalmatien, Albanien (endemisch); selten: SI. Sonnige Kalkfelsen; medit.-coll.
–		Fruchtknoten und Kapsel kahl. Blätter linealisch oder lanzettlich, spitz, 11–33 × 1–8 mm, Blattrand nicht eingerollt   Filziges Hornkraut  –  Cerastium tomentosum L. Blütenstand 5–15-blütig. Fruchtknoten und Kapsel basal behaart. Tragblätter breit hautrandig. Fruchtknoten und Kapsel basal behaart. Kelchblätter 7–9 mm, behaart, hautrandig. Kronblätter 12–14 mm. Kapsel gerade, doppelt so lang wie der Kelch. Kapselzähne abstehend bis eingerollt. Höhe 20–40 cm. S-Europa (Mittel- und S-Italien); in Mitteleuropa zerstreut adventiv [AT, CH, CZ, DE, DK, FR, NL]. Böschungen, Wegränder, Gärten, Weinberge, Trockenmauern; coll.-subalp. Inwieweit die regional relativ häufigen und beständigen Verwilderungen auch Hybriden (Cerastium arvense × tomentosum?) oder weitere Sippen (Cerastium biebersteinii DC., von der Krim, für AT als selten verwildert angegeben) umfassen, scheint weitgehend unklar.
20	20 (18)	Stängelblätter < 3 × so lang wie breit    ►► 21   Cerastium alpinum agg. Obere Hochblätter mit sehr schmalem Hautrand. Kronblätter etwa doppelt so lang wie der Kelch. Samen 1–1,5 mm.
–		Stängelblätter > 3 × so lang wie breit    ► 22
21	21	Grundblattrosetten an der Spitze mit dichten Gliederhaarbüscheln, aber nicht dicht weißwollig; ältere Laubblätter ± verkahlend. Gliederhaare aus 5–14 Zellen, 1,2–4,2 mm lang, Drüsenhaare meist fehlend   Alpen-Hornkraut  –  Cerastium alpinum L. (= Cerastium lanatum Lam., Cerastium alpinum subsp. babiogorense Zapał) Blütenstand 1–3 (–5) -blütig. Samenpapillen breit abgerundet. Höhe 5–20 cm. 2n=72. N-Europa und Gebirge von SW- und Mitteleuropa; in den Alpen zerstreut: AT (K, N, O, S, St, T, V), CH, DE (SW-Ba), FR, N-IT, PL, SK?, SI?. Felsen, Felsschutt, steinige Rasen, auf Silikat; subalp.-alp.
–		Grundblattrosetten an der Spitze dicht weißwollig; ältere Laubblätter dicht behaart. Gliederhaare aus 9–18 Zellen, 2,5–5,8 mm lang, Drüsenhaare meist reichlich vorhanden   Wolliges Alpen-Hornkraut  –  Cerastium eriophorum Kit. Blütenstand (1–) 3–8 (–9) -blütig. Samenpapillen spitzlich. Höhe 5–20 cm. 2n=36. NE-Alpen, Tatra, Karpaten, selten bis zerstreut: AT (K, S?, St), SK. Fels- und Magerrasen, auf Kalk; alp.
22	22 (17)	Blätter zweigestaltig: Stängelblätter (fast) kahl, 2–5 cm lang, schmal lanzettlich, spitz; Rosettenblätter 2–8 mm, oval, graugrün, wollig behaart   Piemonteser Hornkraut  –  Cerastium lineare All. Pflanze mit Ausläufern, an Silene saxifraga erinnernd. Stängel zerbrechlich, behaart, 1–3-blütig. Kelchblätter behaart mit kahler Spitze, hautrandig, 5–7 mm, spitz. Kapsel gerade. Höhe 5–12 cm. SW-Alpen (endemisch), selten: SE-FR, NW-IT. Steinige Rasen, feuchte Felsen; mont.-alp.
–		Alle Blätter gleichgestaltet, beiderseits wollig behaart, schmal lanzettlich, 1–5 mm breit   Wolliges Hornkraut  –  Cerastium decalvans Schloss. & Vuk. (= Cerastium lanigerum Clementi) Tragblätter und Kelchblätter breit hautrandig, spitz. Kelchblätter 6–8 mm, behaart und drüsig. Kronblätter abstehend, bewimpert. Kapsel 7–9 mm, gerade. Höhe 7–40 cm. Balkan, nordwärts bis Istrien, S-Slowenien; selten: HR, SI. Kalkfelsen; coll.-mont.
23	23 (17)	Fertile Triebe mit Knospen oder Blattbüscheln in den Blattachseln    ► 24
–		Fertile Triebe ohne Knospen oder Blattbüschel in den Blattachseln    ► 29
24	24	Blütenstiele zur Fruchtzeit gerade. Kapsel gerade   Julisches Hornkraut  –  Cerastium julicum Schellm. (= Cerastium rupestre Krašan) Blätter linealisch, 1–2,5 mm breit, 10–30 mm lang, kahl, am Grund bewimpert. Blütenstand 1–3-blütig. Tragblätter kahl. Stängel oberwärts dicht behaart. Kelchblätter 5–8 mm. Kronblätter 1,5 × so lang wie der Kelch. Höhe 5–10 cm. SE-Alpen: Julische Alpen, Karawanken (endemisch), selten: AT (SE-K), SI. Kalkfelsen; subalp.-alp.
–		Blütenstiele zur Fruchtzeit zurückgebogen. Kapsel gebogen    ►► 25   Cerastium arvense agg.
25	25	Kelchblätter 3–4 mm. Blätter bis 3 × so lang wie breit   Serpentin-Hornkraut  –  Cerastium alsinifolium Tausch Kronblätter bis 2 ½ × so lang wie die Kelchblätter. Sterile Achseltriebe oft fehlend. Höhe 5–25 cm. W-Tschechien (endemisch), sehr selten: CZ: Mariánske Lazne (Marienbad). Serpentin-Felsen; coll.
–		Kelchblätter (4–) 5–8 mm. Blätter meist mehr als 3 × so lang wie breit    ► 26 Tragblätter oval, breit hautrandig. Stängelhaare abwärts gerichtet
26	26	Untere Stängelblätter am Grund verschmälert, kurz gestielt. Samen 1,1–1,7 mm   Drüsiges Hornkraut  –  Cerastium glandulosum (Kit.) Jáv. (= Stellaria glandulosa Kit., Cerastium arvense subsp. glandulosum (Kit.) Soó) Tatra (endemisch): PL, SK. Eventuell konspezifisch mit Cerastium lerchenfeldianum Schur (Cerastium arvense subsp. lerchenfeldianum (Schur) Asch. & Graebn. (Karpaten).
–		Stängelblätter sitzend. Samen bis 1 mm    ► 27
27	27	Kelchblätter und Tragblätter am Rand kahl. Blätter nadelförmig, hart, linealisch, halbstielrund, oberseits rinnig, < 1 mm breit, < 2 cm lang (an Minuartia verna erinnernd)   Halbstrauchiges Hornkraut  –  Cerastium suffruticosum L. (= Cerastium arvense subsp. suffruticosum (L.) Nyman) Pflanze 10–20 cm, halbstrauchig, basal verholzt und stark verzweigt. Sterile Triebe lang, aufrecht. SW- und S-Alpen, Provence, Apennin (endemisch), selten: AT (T), CH (Graubünden), SE-FR, IT. Trockener Felsschutt, Felsen; submed./subalp.
–		Kelchblätter und Tragblätter am Rand bewimpert. Blätter flach, > 1 mm breit    ► 28
28	28	Kelchblätter 5–7 mm. Kronblätter 8–11 mm. Pflanze dicht rasig, 3–10 cm   Steifes Hornkraut  –   Cerastium strictum Haenke (= Cerastium arvense subsp. strictum (W. D. J. Koch) Schinz & Keller) Sterile Triebe aufrecht, kürzer als die fertilen Triebe. Blätter 1–4 mm breit, 6–15 mm lang. Gebirge SW-, S- und Mitteleuropas: Pyrenäen, Alpen, Apennin, Balkan; in den Alpen zerstreut bis verbreitet: AT, CH, DE (S-Ba)?, FR, IT, SK. Felsen, steinige Rasen; mont.-alp.
–		Kelchblätter 7–10 mm. Kronblätter 11–14 mm. Pflanze locker rasig, 5–30 cm   Acker-Hornkraut  –  Cerastium arvense L. Sterile Triebe niederliegend, an den Knoten wurzelnd, so lang wie die fertilen Triebe. Blätter 1–3 mm breit, 6–15 mm lang, stärker behaart als bei Cerastium strictum. Fast ganz Europa, seltener im W- und S-, im N- nur adventiv/eingebürgert; in Mitteleuropa zerstreut bis verbreitet: alle Länder. Trockenrasen, trockene Wegränder; plan.-subalp.
29	29 (23)	Wenigstens die obersten Tragblätter hautrandig    ► 30
–		Alle Tragblätter laubblattartig, ohne Hautrand    ► 32
30	30	Untere Stängelblätter gestielt   Wald- Hornkraut  –  Cerastium sylvaticum Waldst. & Kit. Pflanze niederliegend bis aufsteigend, mit langen, beblätterten Ausläufern, behaart und drüsig. Kronblätter 1,5–2 × so lang wie der Kelch. Blätter 4–5 × 13–18 mm. Blütenstand vielblütig, reich verzweigt. Kelchblätter 5–8 mm. Kapsel bis 10 mm lang. Höhe 20–40 cm. S-, SE- und E-Europa; im südlichen und östlichen Mitteleuropa selten bis zerstreut: AT, HU, IT, PL, SI, SK. Humusreiche, feuchte Laubwälder, Bachufer; coll.-mont.
–		Alle Stängelblätter sitzend    ► 31
31	31	Pflanze mit beblätterten Ausläufern, behaart, drüsig. Blätter breit lanzettlich, 20–30 × 7–12 mm   Isonzo-Hornkraut  –  Cerastium subtriflorum (Rchb.) Pacher (= Cerastium sonticum Beck) Blütenstand vielblütig. Kelchblätter 2–5 mm. Kronblätter 2–3 × so lang wie der Kelch. Höhe 10–40 cm. Julische Alpen: Friaul, Slowenien (endemisch), selten: NE-IT, SI. Feuchte Felsen, Wälder und Wiesen; coll.-subalp.
–		Pflanze aufsteigend, ohne Ausläufer. Stängel oberwärts drüsig. Blätter breit lanzettlich 10–25 × 3–8 mm, spitz, meist kahl, glänzend   Kärntner Hornkraut  –  Cerastium carinthiacum Vest Blütenstand 2–7-blütig. Blütenstiele lang, oft waagerecht abstehend. Tragblätter breit hautrandig, kahl. Kelchblätter 5–6 mm, stumpf, breit hautrandig. Kronblätter 1,5–2,5 × so lang wie der Kelch. Kapsel doppelt so lang wie der Kelch. Höhe 10–20 cm. AT (K, N, O, S, St, T†?), IT, SI. Kalkschutt, mont.-alp.
32	32 (29)	Blätter oberhalb der Mitte am breitesten, 4–14 × 2–5 mm, stumpf oder spitz. Pflanze mit langen, gegliederten Haaren und Drüsenhaaren, dichtrasig, mit vielen sterilen Trieben   Einblütiges Hornkraut  –  Cerastium uniflorum Clairv. Blütenstand 1–3-blütig. Kelchblätter 5–7 mm. Kronblätter 1,5–2 × so lang wie der Kelch. Höhe 2–6 cm. Alpen, Tatra (endemisch), zerstreut bis verbreitet: AT (K, O, S, St, V), CH, DE (SE-Ba), SE-FR, N-IT, SI, SK. Felsschutt, Moränen, auf Silikat; subalp.-alp.
–		Blätter unterhalb der Mitte am breitesten, spitz. Pflanze nur mit Drüsenhaaren    ► 33 Auf Kalk.
33	33	Oberste Tragblätter mit häutiger Spitze, oberseits kahl. Blütenstand 3–7-blütig   Südalpen-Hornkraut  –  Cerastium austroalpinum Kunz (= Cerastium carinthiacum subsp. austroalpinum (Kunz) Kunz) Pflanze stark drüsig. AT (K, St, E-T), CH (Tessin), IT, SI. Kalkschutt; subalp.-alp.
–		Auch die obersten Tragblätter vollkommen krautig, oberseits behaart. Blütenstand 1–3-blütig   Breitblättriges Hornkraut  –  Cerastium latifolium L. Blätter 14–30 × 6–8 mm. Kelchblätter 5–7 mm, hautrandig. Kronblätter mehr als doppelt so lang wie der Kelch. Pflanze lockerrasig, mit wenigen sterilen Trieben. Höhe 3–10 cm. W- und Zentralalpen, vereinzelt auch Appenin, Tatra, Karpaten; zerstreut bis verbreitet: AT (T, V), CH, DE (S-Ba), SE-FR, IT, PL, SK. Kalkschutt; subalp.-alp.