Bistorta Mill. (Wiesenknöterich, Knöterich) ist eine mittelgroße Gattung mit ca. 25 Arten aus der gleichen zentralasiatischen Ursprungsregion wie Aconogonon mit Schwerpunkt im Himalaya. Die Gattung ist leicht kenntlich durch die aufrechten, meist unverzweigten, dichtährigen Blütenstände („Lampenputzer“). Überwiegend sind es Stauden, aber es gibt auch verholzende Zwergsträucher (Bistorta vaccinifolia). Ähnlich wie bei Aconogonon werden eine ganze Reihe von Arten als Zierpflanzen in Gärten kultiviert, darunter der im jedem Gartencenter angebotene Teppich-Knöterich Bistorta affinis. Auch der hochwüchsige Kerzen-Knöterich Bistorta amplexicaulis ist in vielen Sorten sehr beliebt. Über Einbürgerungstendenzen ist bislang so gut wie nichts bekannt. – Im Bezugsgebiet (Deutschland und angrenzende Regionen) 2 Arten
Schlüssel
Bistorta officinalis Delarbre
Synonyme:
- Polygonum bistorta L.
- Persicaria bistorta (L.) Samp.
Schlangen-Wiesenknöterich, Schlangen-Knöterich
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Bistorta officinalis: Feuchtwiese bei Heidbach westl. Blankenheim (Eifel),10.06.2001 (Foto: Rolf Wißkirchen)
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Bistorta officinalis: Schossen der Blütenstängel, Bot. Gärten Bonn, 02.06.2004 (Foto: Rolf Wißkirchen)
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Bistorta officinalis: Scheinähre kurz vor dem Aufblühen, Bot. Gärten Bonn, 08.04.2004 (Foto: Rolf Wißkirchen)
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Bistorta officinalis: Scheinähre mit beginnender Anthese, 1. Teil der männl. Phase (innere Staubgefäße ausgestreckt), Bot. Gärten Bonn, 12.05.2004 (Foto: Rolf Wißkirchen)
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Bistorta officinalis: Scheinähre voll aufgeblüht, 2. Teil der männl. Phase (alle Staubgefäße ausgestreckt), Bot. Gärten Bonn (Foto: Rolf Wißkirchen)
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Bistorta officinalis: Scheinähre aufgeblüht, weibl. Phase (kugelförmige Narben voll ausgestreckt), Bot. Gärten Bonn, 12.05.2004 (Foto: Rolf Wißkirchen)
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Bistorta officinalis: Abgeblühte Scheinähre mit jungen Früchten, Bot. Gärten Bonn, 24.06.2004 (Foto: Rolf Wißkirchen)
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Bistorta officinalis: Haare auf der Blattunterseite (Foto: Rolf Wißkirchen)
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Über das Blühen des Schlangen-Knöterichs:
Die Blütenstände des Schlangen-Knöterichs sehen — je nach Entwicklungszustand — recht verschieden aus. Dies bedarf einer Erklärung: Die Blüten des Schlangen-Knöterichs sind vormännlich (protandrisch), d.h. es treten zuerst die männlichen Organe, die Staubgefäße hervor. Dies geschieht in zwei Stufen, derart, dass zunächst nur die drei Staubgefäße des inneren Keises herauswachsen (die Blüte bleibt dabei noch fast ganz geschlossen). Deren Staubbeutel sind nach außen gerichtet (extrors). Dies und die Tatsache der noch geschlossenen Blüte deuten darauf hin, dass die Pollen dieser Staubgefäße mit dem Wind verbreitet werden. Wenig später öffnen sich dann die seitlichen Blütenblätter des äußeren Kreises (T1, T2), indem sie zu den Seiten spreizen, während sich die inneren Blütenhüllblätter nur ganz wenig öffnen. Jetzt treten die fünf Staubgefäße des äußeren Kreises heraus. Deren Staubbeutel sind nach innen gerichtet (intrors) und wohl für das "Einpudern" anfliegender Insekten zuständig.
Die Schlangenknöterich-Blüten sind nicht radiärsymmetrisch becherförmig (wie oft abgebildet oder beschrieben), sondern öffnen sich in dorsiventraler Weise krugförmig unter seitlicher Abspreizung zweier Tepalen (im Erscheinungsbild ähnlich den Blüten bei Polygala). Wenn alle Staubgefäße entleert sind, beginnen die Griffel, sich weit über die Blüte hinaus zu strecken. Jetzt beginnt die weibliche Phase. Erfolgt eine Befruchtung (Bienen, Schmetterlinge), winkelt sich der Blütenstängel nach oben an die Hauptachse an, während gleichzeitig die zweite Blüte des Wickels sich streckt, und sich dann in gleicher Weise entwickelt wie die erste. Es entstehen im Blütenstand so zwei Sphären, die äußere Blühsphäre und die innere Fruchtbildungssphäre. Im unteren Teil der Blüte kommt oft noch eine dritte Blüte zur Entwicklung (selten eine vierte), während im oberen Teil die Wickel oft nur eine einzige Blüte erzeugen. Der ganze Vorgang verläuft innerhalb der Scheinähre weitgehend synchron, d.h. es findet keine Blühwelle von unten nach oben (akropetal), sondern von innen nach außen (zentrifugal) statt. Dabei wird die Ähre immer dicker. Sie wirkt dann mitunter unregelmäßig bis aufgeplustert in ihrem Erscheinungsbild. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass einzelne Blüten unbestäubt bleiben und ausfallen, wobei Lücken im Gefüge entstehen. Außerdem ist die Zahl der Blüten pro Wickel oben und unten verschieden. Die beschriebene Abfolge charakterisiert die Schlangenknöterich-Blüte zur Hauptblütezeit im Juni (Bergland). Bei Nachblühern im Hoch- und Spätsommer treten dagegen verschiedene Unregelmäßigkeiten auf. Die hier gezeigten Bilder zeigen die Sequenz der ersten Blühwelle. In manchen Populationen finden sich auch funktional rein weibliche Blütenstände mit verkümmerten kurzen Staubgefäßen (ähnlich wie bei Persicaria amphibia). Beim Knöllchen-Knöterich verläuft die Blütenentwicklung im Prinzip wie beim Schlangen-Knöterich, doch werden fast nie Früchte gebildet. Vielmehr übernehmen vegetativ gebildete Bubillen (Brutknöllchen) im unteren Teil der Ähren die Funktion der sonst generativ gebildeten Früchte.
Bistorta vivipara (L.) Delarbre
Synonyme:
- Polygonum viviparum L.
- Persicaria vivipara (L.) Ronse Decr.
Knöllchen-Wiesenknöterich, Knöllchen-Knöterich
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Bistorta vivipara: Blühende Pflanze, Bot. Gärten Bonn, 02.06.2004 (Foto: Rolf Wißkirchen)
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Bistorta vivipara: Blühende Pflanze, Bot. Gärten Bonn, 27.05.2004 (Foto: Rolf Wißkirchen)
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Bistorta vivipara: Scheinähre mit Bulbillenbildung in d. unt. Hälfte, Bot. Gärten Bonn, 02.06.2004 (Foto: Rolf Wißkirchen)
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Bistorta vivipara: Blüten in männlicher Phase (Foto: Rolf Wißkirchen)
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Bistorta vivipara: Blüten in weiblicher Phase (Foto: Rolf Wißkirchen)
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Bistorta vivipara: Brutknöllchen (Bulbillen) (Foto: Rolf Wißkirchen)
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