Die Gattung Muscari in Deutschland (Gregor Stolley)

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Hinweis: Dieser Schlüssel ist mit dem Autornamen gekennzeichnet und die Mitarbeit ist auf Gregor Stolley beschränkt. Auf der Diskussionseite sind Kritik und Verbesserungsvorschläge jedoch sehr willkommen! Es existiert zudem eine frei veränderliche Version in offener Zusammenarbeit: Muscari (Deutschland).
Zitiervorschlag: Teil von: Stolley, Gregor 2010. Die wilden, verwildernden und das ökologische Potenzial zu verwildern besitzenden Hyazinthengewächse (Hyacinthaceae) in Deutschland. http:/​/​offene-naturfuehrer.​de/​wiki/​Die_​wilden,_​verwildernden_​und_​das_​ökologische_​Potenzial_​zu_​verwildern_​besitzenden_​Hyazinthengewächse_​(Hyacinthaceae)_​in_​Deutschland_​(Gregor_​Stolley) Diese Arbeit ist eine Originalarbeit, die erstmalig hier publiziert ist.


Die Chromosomenbasiszahl der Gattung Muscari ist x = 9. Die Samenoberflächen sind rau, netzartig runzelig und oft glänzend, die Farbe der Samen ist schwarz aber der bläuliche, wachsartige Flaum fehlt, d. h. die Samen sind unbereift. Die Staubblätter bzw. Staubgefäße sind biseriat, d. h. in zwei Kreisen bzw. Ebenen, angeordnet.

Muscari armeniacum Leichtlin ex Baker 1878 – Armenische Traubenhyazinthe

Diese Art wird bereits seit 1877 als Gartenpflanze kultiviert. Es sind diploide (2n = 18) und tetraploide (2n = 36) Sippen dieser Art bekannt (Stace 2010). Die Art gehört im Gartenhandel zum gängigen Sortiment und erträgt Temperaturen bis zu –15 °C. Es gibt von dieser Art eine Albino-Sorte: Muscari armeniacum ‘Venus’ (Synonym: 'Snow Queen'); wie die Stammart, aber mit rein weißen Blüten. Die Sorte wurde vom lettischen Gärtner Jānis Rukšāns aufgefunden. Die Stammart wächst in ihrer Heimat an felsig-schottrigen Rasenhängen, an Waldrändern, in Wacholder-Gebüsch, oft auf Kalk, Serpentin und Schiefer in ca. 700–2400 m Höhe (Jäger 2008).

Muscari armeniacum ‘Blue Spike’ – Gefüllte Armenische Traubenhyazinthe

Bei dieser Sorte handelt es sich um einen sehr ergiebig blühenden Sport mit vielen Kolben vollgefüllter, zartblauer Blüten, d. h. es ist ein zweites Perigon pro Blüte vorhanden. Die Sorte ist sehr dauerhaft und wird ca. (12–) 15–20 cm hoch. Sie gehört im Gartenhandel zum gängigen Sortiment und erträgt ebenfalls Temperaturen bis zu –15 °C. 1963 wurden dieser Sorte diverse Preise zuerkannt. Die Sorte ist eine niederländische Selektion, die von J. A. van Zanten erzielt wurde.

Muscari azureum Fenzl 1859 – Azurblaue Traubenhyazinthe

Diese Art wird bereits seit 1859 als Gartenpflanze kultiviert. Die Art ist diploid (2n = 18) (Davis & Stuart 1984). Die Art gehört im Gartenhandel zum gängigen Sortiment und erträgt Temperaturen bis zu –15 °C. Auch von dieser Art gibt es eine Albino-Sorte: Muscari azureum ‘Album’ , wie die Stammart, aber mit weißen Blüten, die manchmal grünlich überhaucht sind. Diese Sorte wird seit 1939 als Gartenpflanze kultiviert und wurde von J. Bilj van Duyvenbode eingeführt. Die Stammart wächst in ihrer Heimat in felsigen, subalpinen Hängen, auf Weiden und an alpinen Seen in ca. 1500–2600 m Höhe (Jäger 2008).

Muscari botryoides (L.) Miller 1768 – Kleine Traubenhyazinthe

[Basionym: Hyacinthus botryoides L. 1753].

Diese Art wird bereits seit 1576 als Gartenpflanze kultiviert. Es sind diploide (2n = 18) und tetraploide (2n = 36) Sippen dieser Art bekannt (Stace 2010). Die Art war eine Zeit lang nicht mehr ganz so gängig im Sortiment des Gartenhandels – das scheint sich neuerdings aber wieder zu ändern. Das mag unter anderem daran liegen, dass diese Art nicht so stark wuchert wie Muscari armeniacum Leichtlin ex Baker 1878, die Armenische Traubenhyazinthe, aber genauso zuverlässig und robust ist wie diese. Auch Muscari botryoides (L.) Miller 1768, die Kleine Traubenhyazinthe, erträgt Temperaturen bis zu –15 °C. Es existiert eine weißblütige Mutation dieser Art: Muscari botryoides ‘Album’ . Diese Sorte wird bereits seit 1596 als Gartenpflanze kultiviert. Im Volksmund werden die Blüten dieser Sorte als „Spanische Perlen“ bezeichnet. Die Stammart wächst in ihrer Heimat in Bergwiesen, Magerrasen und Eichenmischwäldern (Jäger 2008).

Muscari comosum (L.) Miller 1768 – Schopf-Traubenhyazinthe

[Basionym: Hyacinthus comosus L. 1753].

Diese Art wird bereits seit 1596 als Gartenpflanze kultiviert. Sie ist im Normalfall diploid (2n = 18) (Davis & Stuart 1984). Die Art gehört im Gartenhandel zum gängigen Sortiment und erträgt problemlos Temperaturen bis zu –5 °C. Die Art wächst in ihrer Heimat in felsig-kiesigem Halbtrockenrasen, Äckern, Weinbergen und an trockenen Waldrändern, im Süden ihres Verbreitungsgebietes kommt sie bis zu 2200 m Höhe vor (Jäger 2008).

Muscari comosum ‘Plumosum’ – Federbusch-Traubenhyazinthe

Diese Sorte wird bereits seit 1665 als Gartenpflanze kultiviert. Die Sorte gehört im Gartenhandel zum gängigen Sortiment und erträgt problemlos Temperaturen bis zu –5 °C.

Muscari latifolium J. Kirk 1858 – Breitblättrige Traubenhyazinthe

Diese Art wird bereits seit 1858 als Gartenpflanze kultiviert. Die Art ist diploid (2n = 18) (Davis & Stuart 1984). Sie wurde im April 1856 von den Doktoren Armitage, Kirk und Playne am Kazdag (= Berg Ida) im Südwesten der Türkei gesammelt und von Kirk (1858: 317) sogleich neu beschrieben. Es folgte durch Kirk (1860: 30) nochmals eine etwas ausführlichere Beschreibung. Die Art gehört im Gartenhandel zum gängigen Sortiment und erträgt problemlos Temperaturen bis zu –5 °C. Die Art wächst in ihrer Heimat in offenen Kiefernwäldern in ca. 1100–1800 m Höhe (Jäger 2008).

Muscari neglectum Gussone ex Tenore 1842 – Weinbergs-Traubenhyazinthe

Diese Art wird bereits seit 1568 als Gartenpflanze kultiviert. Es sind diploide (2n = 18), tetraploide (2n = 36), pentaploide (2n = 45), hexaploide (2n = 54), heptaploide (2n = 63) und oktoploide (2n = 72) Sippen dieser Art bekannt (Stace 2010). Die Art gehört im Gartenhandel zum gängigen Sortiment und erträgt Temperaturen bis zu –15 °C. Die Art wächst in ihrer Heimat in Trockenwiesen und Weingärten.

Muscari tenuiflorum Tausch 1841 – Schmalblütige Traubenhyazinthe

Diese Art wurde bisher nicht als Gartenpflanze kultiviert. Sie ist diploid (2n = 18) (Davis & Stuart 1984). Die Art gehört im Gartenhandel bis heute nicht zum gängigen Sortiment. Im Jahr 2010 hat sie der Verfasser erstmals in einem Gartenkatalog angeboten gefunden, allerdings nur in geringer Stückzahl und zu einem hohen Preis. Da die Art in Deutschland wild in den Trockengebieten Sachsen-Anhalts und Thüringens vorkommt, dürfte sie ebenfalls Temperaturen bis zu –15 °C ertragen.

Literatur

  • Davis, P. H. & Stuart, D. C. (1984): 18. Muscari Miller. In: Davis, P. H. (ed.): Flora of Turkey and the East Aegean Islands 8: 245–263, Edinburgh University Press, Edinburgh.
  • Jäger, E. J. (2008): Familie Hyazinthengewächse – Hyacinthaceae Batsch ex Borkh. In: Jäger, E. J.; Ebel, F.; Hanelt, P. & Müller, G. K. (eds.): Exkursionsflora von Deutschland Band 5 – Krautige Zier- und Nutzpflanzen: 740–751, Springer, Berlin.
  • Kirk, J. (1858): On the occurrence of a new Muscari on Mount Ida. – The Edinburgh new philosophical journal, new series 7 (1): 316–317. [Editor of the journal: Jameson].
  • Kirk, J. (1860): On the occurrence of a new Muscari on Mount Ida. – Transactions and proceedings of the Botanical Society of Edinburgh 6: 28–30.
  • Stace, C. A. (2010): New Flora of the British Isles. – 3rd edition, 1231 S., Cambridge University Press, Cambridge.