Die Gattung Triglochin (Dreizack, Juncaginaceae) in Europa (Sabine von Mering)

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Zitiervorschlag: von Mering, Sabine 2011. Die Gattung Triglochin (Dreizack, Juncaginaceae) in Europa. http:/​/​www.​offene-naturfuehrer.​de/​web/​Die_​Gattung_​Triglochin_​(Dreizack,_​Juncaginaceae)_​in_​Europa_​(Sabine_​von_​Mering) Diese Arbeit ist eine Originalarbeit, die erstmalig hier publiziert ist.
Triglochin in Europa (Juncaginaceae)
Von: Sabine von Mering
Geographischer Geltungsbereich: Europa — Zielgruppe: Allgemein — Mitarbeit begrenzt auf: Sabine von Mering — Stand: Erstfassung beendet
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Mehrjährige Pflanze; traubige Blütenstände mit zwittrigen Blüten   ► 2
Blütenhülle aus 6 Teilen, Staubblätter 3 oder 6 (selten weniger), Karpelle 6, alle oder nur 3 fertil.
1*
Einjährige Pflanze; ährige Blütenstände aus dem Wasser aufsteigend, mit zwittrigen und staminaten Blüten, zusätzlich untergetauchte pistillate Blüten in den Blattachseln an der Basis der Pflanze 
  Triglochin scilloides (Poir.) Mering & Kadereit
(= Lilaea scilloides (Poir.) Hauman)
Blütenhülle aus 1 Teil oder fehlend, Staubblätter 0 oder 1, Karpelle 0 oder 1, fertil. Pflanze 6-30 cm, Blüte Februar-August. Küstennahe Feuchtgebiete, saisonale Tümpel, Reisfelder. In Nord- und Südamerika beheimatet. Neophyt, an mehreren Standorten im Nordwesten der Iberischen Halbinsel nachgewiesen.
Blütenstand und Fruchtstand
Blütenstand und Fruchtstand
Triglochin scilloides
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Fertile Karpelle 6; Früchte eiförmig, 4-6 mm lang, Teilfrüchte bei Reife vom Karpophor abfallend 
 Strand-Dreizack, Salz-Dreizack  –  Triglochin maritima L.
Mehrjährige Pflanze, häufig Horste bildend. Rhizom kräftig, schräg aufsteigend oder horizontal, ohne Ausläufer. Blätter derb, bis > 3 mm dick; mit langer, ungeteilter Ligula. Traubige Blütenstände dichtblütig; Blüten unscheinbar, sternförmig, grünlich, oft etwas rötlich; Narbe 6-fedrig, weiß bis hellviolett; alle 6 Karpelle fertil. Pflanze 10-75 cm hoch, Blüte (Mai-)Juni-August. In ganz Europa weit verbreitet. Salzstandorte, an den Küsten häufiger in Salzmarschen, selten an Binnensalzstellen. Salztolerant.
Triglochin maritima
Triglochin maritima
Reife Frucht
Reife Frucht
Blühende Pflanze
Blühende Pflanze
Junge Früchte
Junge Früchte
Triglochin maritima
2*
Fertile Karpelle 3   ► 3
33
Früchte ± kugelig, etwa so lang wie breit; Pflanze mit Rhizom, Ausläufer bildend; in Europa nur im Westen der Iberischen Halbinsel vorkommend 
  Triglochin striata Ruiz. & Pav.
Traubige Blütenstände dichtblütig, mit (15-)20-80(-100) Blüten, (1,5)3-8,5 cm lang. Früchte 1–2 mm lang; Teilfrüchte gerippt. Pflanze 10-40 cm hoch, Blüte Mai-Dezember. Permanente und temporäre Feuchtgebiete (Flussufer, Sümpfe, Tümpel etc.). Sehr weit, v. a. südhemispherisch verbreitet (Australien, Tasmanien, Neuseeland, südliches Afrika, Südamerika), aber auch in Teilen Nordamerikas. Neophyt, an mehreren Standorten im Westen der Iberischen Halbinsel nachgewiesen.
Frucht
Frucht
Triglochin striata
3*
Früchte ± länglich, mehrfach länger als breit; Pflanze mit Rhizom oder Zwiebeln   ► 4
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Pflanze mit Rhizom; Früchte linealisch, 7-10 mm lang, die 3 Teilfrüchte zur Reife von unten her spreizend, aber nicht zerfallend 
 Sumpf-Dreizack  –  Triglochin palustris L.
Mehrjährige Pflanze, Triebe einzeln oder fast einzeln. Rhizom dünn, vertikal, mit langen, zarten, weißen Ausläufern, an deren Ende sich Zwiebeln bilden können. Blätter zierlich, meist nur 1 mm dick, mit kurzer, an der Spitze geteilter (2-lappiger) Ligula. Traubige Blütenstände lockerblütig; Blüten sternförmig, grünlich, oft etwas rötlich; Narbe 3-fedrig, weiß bis hellviolett; nur 3 fertile Karpelle. Pflanze 10-40(-70) cm hoch, Blüte Juni-August. In Europa weit verbreitet. Moorwiesen, Sumpfstandorte, Uferbereiche, Röhrichtgesellschaften, Torfstiche. Im Gebirge bis über 2000 m. Schwach salztolerant.
Triglochin palustris
Triglochin palustris
Reife und unreife Frucht
Reife und unreife Frucht
Triglochin palustris
4*
Pflanze mit Zwiebeln; Früchte eiförmig, 5-10 mm lang, die 3 Teilfrüchten zur Reife vom Karpophor ablösend   ► 5
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Blätter zur Blütezeit vorhanden, meist so lang wie oder länger als der Schaft; Fruchtstiele abstehend; Pflanze im Frühjahr blühend 
  Triglochin barrelieri Loisel.
Traubige Blütenstände dichtblütig, mit 10-25(-30) Blüten. Fruchtstiele zur Fruchtreife verlängert, bis 7 mm lang. Fruchtstände 8-16 cm lang. Früchte schmal eiförmig, 5-10 mm lang, selten länger, 1-2 mm breit. Pflanze 10-45 cm hoch, Blüte Februar-Mai. Im Mittelmeergebiet weit verbreitet, an der Atlantikküste bis NW-Frankreich und Marokko vorkommend. Gewöhnlich in küstennahen Feuchtgebieten, z. B. in Salzmarschen und an Lagunen, seltener auf Küstenfelsen unter Einfluß der salzhaltigen Gischt (Sprühzone) oder in Senken von Küstendünen. Die Art wächst gewöhnlich in sehr offener Vegetation und ist oft mit Sarcocornia fruticosa (L.) A.J.Scott und Juncus acutus L. assoziiert.
Triglochin barrelieri
5*
Blätter nach der Blütezeit gebildet, normalerweise viel kürzer als der Schaft; Fruchtstiele aufsteigend, der Fruchtstandsachse ± anliegend; Pflanze im Herbst blühend 
  Triglochin laxiflora Guss.
Traubige Blütenstände lockerblütig, mit 4-15(-25) Blüten. Fruchtstiele 2-3 mm lang, meist viel kürzer als die Frucht. Fruchtstände 3–10 cm lang. Früchte schmal eiförmig, 5-10 mm lang, selten länger, 1-2 mm breit. Pflanze 10-25(-35) cm hoch, Blüte September-Dezember. Im Mittelmeergebiet weit verbreitet, aber an der Atlantikküste Frankreichs und in Teilen des östlichen Mittelmeergebietes fehlend. Normalerweise in Salzmarschen und an Lagunen, aber auch in saisonalen Tümpeln (z. B. Korsica, Malta); teilweise auf kalkhaltigen Böden (z. B. Malta, Sizilien). Von 0 bis 500 m (z. B. Monte Pellegrino, Sizilien).
Triglochin laxiflora

Die Pflanzen besitzen bei Verletzung der ± sukkulenten Blätter einen eigenartigen, chlorartigen Geruch. Durch sekundäre Inhaltsstoffe (cyanogene Glykoside) sind viele Triglochin-Arten für Vieh giftig.


Hinweis zur Nomenklatur: Obwohl Linné in seiner Erstbeschreibung Triglochin als neutrum behandelte, wird aufgrund botanischer Tradition und weil das griechische Wort glochin weiblich ist, im International Code of Botanical Nomenclature (Art. 62.2, Ex. 5) eindeutig geregelt, dass Triglochin weiblich ist.


Verwendete Quellen

  • Buchenau, F. 1903. Scheuchzeriaceae. In: Engler, A. (Hrsg.) Das Pflanzenreich IV.14, 16, S. 1‑20. Leipzig: W. Engelmann.
  • Fischer, M. A., Oswald, K., Adler, W. 2008. Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3. Aufl. Linz: Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen.
  • Haeupler, H. & Muer, T. 2000. Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Stuttgart: Ulmer Verlag.
  • Haynes, R. R. & Hellquist, C. B. 2000. Juncaginaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (ed.), Flora of North America: North of Mexico Vol. 22. [1]
  • Jäger, E. J. & Werner, K. (Hrsg.) 2005. Exkursionsflora von Deutschland. Kritischer Band. 10. Aufl. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag (Begründet von W. Rothmaler).
  • Keil, D. J. 2011 (in press). Triglochin. In B. G. Baldwin et al. (eds.), The Jepson Manual: Vascular Plants of California. Univ. of California Press, Berkeley. Retrieved from ucjeps.berkeley.edu/jepsonmanual/review/ on March 1st 2011. [2]
  • Köcke, A. V., von Mering, S., Mucina, L. & Kadereit, J. W. 2010. Revision of the Mediterranean and southern African Triglochin bulbosa complex (Juncaginaceae). Edinburgh Journal of Botany 67 (3): 353-398. [3]
  • Schmeil, O. & Fitschen, J. 2009. Flora von Deutschland und angrenzender Länder. 94. Aufl. Wiebelsheim: Quelle & Meyer Verlag.
  • Talavera, S. 2010. Lilaea. In: Talavera, S. (ed.), Flora Iberica Vol. 17. Real Jardín Botánico, CSIC, Madrid, pp. 52-54. [4]
  • Talavera, S. 2010. Triglochin. In: Talavera, S. (ed.), Flora Iberica Vol. 17. Real Jardín Botánico, CSIC, Madrid, pp. 44-51. [5]
  • von Mering, S. & Kadereit, J. W. 2010. Systematics, phylogeny, and recircumscription of Juncaginaceae - a cosmopolitan wetland family. In: Seberg, O., Petersen, G., Barfod, A. S. & Davis, J. I. (eds.): Diversity, Phylogeny, and Evolution in the Monocotyledons - Proceedings of the Fourth International Conference on the Comparative Biology of the Monocotyledons and the Fifth International Symposium on Grass Systematics and Evolution. Pp. 55-79. Aarhus: Aarhus University Press.