Quelltext der Seite Agrostemma githago – Kornrade (JKI-Pflanzenportraits)

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[[File:Agrostemma githago 0 Blüte-88-07-07-04 Littmann.JPG| thumb| rechts | (Bild: Arno Littmann, JKI)]]

'''''Agrostemma githago''''' L. (= ''Lychnis githago''), die '''Kornrade''', gehört zur Familie der Caryophyllaceae (Nelkengewächse). Der englische Name ist '''Corn Cockle'''. [https://gd.eppo.int/taxon/AGOGI EPPO-Code AGOGI.]

Die Kornrade wuchs früher häufig auf unseren Feldern, vor allem im Roggen, im Korn. Sie ist ein so genannter Archäophyt, der mit Beginn des Ackerbaus im vorderen Orient auf die Felder gewandert ist und dann nach Mitteleuropa kam. Seit der Einführung der Windsiebung des Saatgutes in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ist die Kornrade nach und nach aus unseren Feldern verschwunden. Der Samen ist etwa gleich groß wie Getreide, normale Siebung entfernt die Kornradesamen daher nicht, aber er ist wesentlich leichter und kann mit einem Luftstrom ausgesiebt werden. Landwirte sind darüber nicht traurig, denn der Samen ist saponinhaltig und giftig, siehe Datenblätter der [http://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?giftdb/Indexto3.htm?inhalt_c.htm Universität Zürich] und konnte die Ernte ruinieren. 

Aber die Kornrade sieht sehr schön aus und war Blume des Jahres 2003. Sie kommt heute [http://www.floraweb.de/webkarten/karte.html?taxnr=116 in Deutschland wenig oder selten vor], sie ist vom Aussterben bedroht. Nach [https://plants.sc.egov.usda.gov/home/plantProfile?symbol=AGGI Nordamerika wurde sie von den europäischen Einwanderern verschleppt,] ebenso nach [https://bie.ala.org.au/species/https://id.biodiversity.org.au/node/apni/2899474 Australien und Neuseeland.] Im Norden kommt sie [http://koivu.luomus.fi/kasviatlas/maps.php?taxon=40645 bis zum Polarkreis vor,] nur wenig noch weiter nördlich. Die Kornrade gedeiht gut auf nährstoffreichen Böden. Sie braucht frisch gepflügte Felder zum Keimen. Der schwarzbraune Samen ist nur wenige Monate keimfähig.

Die ein-, selten zweijährige Kornrade keimt meistens im Herbst und überwintert als Rosette mit nur wenigen Blättern. Sie kann über 1 m hoch werden. Die Stängel sind nur im oberen Bereich verästelt. Die  Blätter sind für Nelkengewächse typisch linealisch spitz mit kräftigem Mittelnerv und grau behaart. Die 2-Euro großen Blüten stehen einzeln und endständig und haben spitze, schmale Kelchblätter, die 5 mm lange Haare aufweisen. Die Kornrade reift gleichzeitig mit dem Getreide ab. Die Samenkapsel öffnet sich schwer und eigentlich nur beim Dreschen. 

Untersuchungen der Biologischen Bundesanstalt (heute Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen JKI) in Elsdorf, Nordrhein-Westfalen, aus den achtziger Jahren zeigen, dass Rübenzystenälchen erfolgreich mit der Kornrade bekämpft werden können, da sie die Älchen zum Schlupf aus den Zysten bewegt, in denen diese überdauern, ohne ihnen jedoch Überlebensmöglichkeiten zu geben: Sie sterben ab. Der Besatz mit diesem Schädling nimmt daher im Boden ab. In Zuckerrübengebieten kann man daher manchmal ganze Felder mit Kornrade als Zwischenfrucht sehen.  Eine Sorte, Asko, wurde 1999 zugelassen. Allerdings gibt es jetzt neue Zuckerrübensorten, die gegen das Rübenzystenälchen widerstandfähig sind. Dann sät der Landwirt natürlich lieber eine Ertrag und Einkommen bringende Pflanze und nicht die Kornrade.
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|File: Agrostemma githago 1 Beet-29-21-06-04 Littmann.JPG| Ausgewachsene Pflanzen können mehr als ein Meter hoch werden. (Bild: Arno Littmann, JKI)
|File:Agrostemma githago 1 in Blumenwiese IMG 2512 Wohlers.JPG| Heute sieht man die Kornrade nur noch in Gärten und in angesäten Blumenwiesen. (Bild: W.Wohlers, JKI)
|File:Agrostemma githago 1a Blatt Haare IMG 3473 Wohlers.JPG| Die Pflanze ist dicht und lang behaart. (Bild: W.Wohlers, JKI)
|File:Agrostemma githago 1aa Haare Blatt IMG 5059 Wohlers.JPG| Auch die Blattunterseite ist behaart. (Bild: W.Wohlers, JKI)
|File:Agrostemma githago 1ab Blatt unten IMG 3482 Wohlers.JPG| Die Blätter können unten an der Pflanze 16 cm lang sein. (Bild, W. Wohlers, JKI)
|File:Agrostemma githago 1b Knospen IMG 1342 Wohlers.JPG| Eine große Knospe kurz vor dem Aufblühen und eine zweite, kleine in der Blattachsel. (Bild: W.Wohlers, JKI)
|Datei:Agrostemma githago 1ba Haare Kelc hblätter IMG 9345 Wohlers.JPG| Lange und kurze Haare an den Kelchblättern. (Bild: W.Wohlers)
|File:Agrostemma githago 1bb Haare Kelch IMG 1393 Wohlers.JPG| Die eng an den Kelchblättern anliegenden Haare bestehen aus mehreren Zellen. (Bild: W.Wohlers)
|File:Agrostemma githago 1bc Haare Kelch IMG 1380 Wohlers.JPG| Bei einigen der kurzen Haare ist deren basale Zelle zu erkennen. Darüber knickt das Haar nach oben ab. (Bild: W.Wohlers)
|File:Agrostemma githago 1c aufblühend IMG 1293 Wohlers.JPG| Die Kronblätter entrollen sich. (Bild: W.Wohlers, JKI)
|Datei:Agrostemma githago 1d Blüte öffnend seitlich IMG 9374 Wohlers.JPG| Von der Seite gesehen bilden die sich öffnenden Kronblätter eine Tüte. (Bild: W. Wohlers)
|File:Agrostemma githago 1d1 Blüte seitlich IMG 8121 Wohlers.JPG| Weiter öffnet sich die Blüte nicht. (Bild: W. Wohlers)
|Datei:Agrostemma githago 1e Antheren Pollen IMG 9306 Wohlers.JPG| Die Antheren erscheinen als erstes, hier besetzt mit Pollen. (Bild: W.Wohlers)
|File:Agrostemma githago 1e Antheren IMG 1251 Wohlers.JPG| Die Antheren sind anfangs violett, wie an den beiden hinteren noch zu sehen ist. (Bild: W.Wohlers, JKI)
|Datei:Agrostemma githago 1f Pollen IMG 9306 Wohlers.JPG| Die Pollen sind anfangs dunkel violett. (Bild: W.Wohlers)
|Datei:Agrostemma githago 1g Pollen Antheren leer IMG 9279 Wohlers.JPG| Die Pollen verblassen sehr schnell. (Bild: W.Wohlers)
|Datei:Agrostemma githago 1h Antheren leer Thrips IMG 9318 Wohlers.JPG| Die leeren Antheren sind rosa, hier mit einem kleinen Thrips. (Bild: W.Wohlers)
|Datei:Agrostemma githago 1i Narben IMG 9251 Wohlers.JPG| Die lang behaarten Narben erscheinen nach den Antheren. (Bild: W.Wohlers)
|Datei:Agrostemma githago 1k Narben IMG 0069 Wohlers.JPG| Die Narben sind mit offensichtlich steifen Haaren besetzt, die leicht abbrechen, außerdem mit kurzen kompakten Haaren. (Bild: W.Wohlers)
|File: Agrostemma githago 2 helle Blüte IMG 7756 Wohlers.jpg| Manchmal haben die Blüten ein helles Lila, aber sehr selten. Es gibt eine silbrig weiße Gartensorte in Australien: Ocean Pearl. (Bild: W. Wohlers, JKI)
|File:Agrostemma githago 2a verblüht IMG 8129 Wohlers.JPG| Verblüht; die Blütenblätter rollen sich ein. (Bild: W. Wohlers)
|File: Agrostemma githago 3 Samenkapsel-UG-19-07-04-02209 Littmann.JPG| Die Samenkapsel wird etwa 2 cm lang und schwillt zur Reife stark an. (Bild: Arno Littmann, JKI)
|File:Agrostemma githago 4 Kapsel fast reif IMG 9326 Wohlers.JPG| Die langen Kelchblätter öffnen sich. (Bild: W. Wohlers)
|File:Agrostemma githago 4a Kapsel Kelchblätter gespreizt IMG 8114 Wohlers.JPG| Die Kapsel ist noch grün, die Spitzen der Kelchblätter sind gespreizt. (Bild: W. Wohlers)
|Datei:Agrostemma githago 4a Samenkapsel IMG 9347 Wohlers.JPG| Eine noch nicht ganz trockene Kapsel, erst halb geöffnet. Die Samen sind giftig. (Bild: W. Wohlers)
|File: Agrostemma githago 5 Samen in Kapsel IMG 0252 Wohlers.jpg| Die Kapsel hat sich geöffnet. Die Samen werden bei Wind bald herausfallen. (Bild: W. Wohlers, JKI)
|File: Agrostemma githago 4 Samen IMG 8565 Wohlers.jpg| Die Samen haben den gleichen Durchmesser wie Getreidekörner und wurden früher beim mechanischen Sieben nicht erfasst. (Bild: W. Wohlers, JKI)
|File:Agrostemma githago 4c Samen IMG 9418 Wohlers.JPG| Die Samenoberfläche ist stark strukturiert, wie häufig bei Caryophyllaceen. (Bild: W. Wohlers)
|File:Agrostemma githago 5 leere Samenkapsel IMG 7872 Wohlers.JPG| Blick in die leere Samenkapsel. Nur zwei Samen blieben zurück. (Bild: W. Wohlers)
|File:Agrostemma githago 5a Keimlinge IMG 0907 Wohlers.jpg| Keimlinge in der Aussaatschale. Man sieht die Samenschalen an den Keimblättern. (Bild: W. Wohlers, JKI)
|File:Agrostemma githago 6 Keimpflanze IMG 5073 Wohlers.JPG| Die Keimblätter sind ca. 3 cm lang. (Bild: W. Wohlers, JKI)
|File: Agrostemma githago 7 ASKO3 Feld beschnitten Streng.jpg| Ein Kornradefeld zur Bekämpfung des Rübenzystenälchens. Aus der Ferne erscheint das Feld weniger violett, sondern eher das Blaugrün der Blätter ist farbbestimmend. (Bild: Saatzucht Streng, Uffenheim)
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Verfasser: Wohlert Wohlers. November 2017.

Fotos von Pollen der Kornrade gibt es bei [https://www.paldat.org/pub/Agrostemma_githago/301633 PalDat, einer palynologischen Datenbank.] 

Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos gibt es [http://www.luontoportti.com/suomi/de/kukkakasvit/kornrade beim finnischen NatureGate.]