Quelltext der Seite Gemeines Zittergras (Pflanzentafel Natura Miriquidica e.V.)

{{Pflanzentafel - Natura Miriquidica e.V.
|CSS=font-size:10pt;
|Wörter Silbentrennung für Druckausgabe=Ähr-chen hr-chen Ähr-chen-form hr-chen-form Ähr-chen-ris-pe hr-chen-ris-pe Ähr-chen-spin-del hr-chen-spin-del An-bau be-deu-tet Blü-ten-äh-re Bun-des-ar-ten-schutz-ver-ord-nung Dau-er-grün-land Dock-spel-zen E-be-ne er-wachsen Frau-en-haar Früch-te frü-her ge-eig-net ge-kielt Ha-sen-brod Hüll-spel-zen Kin-der Kin-der-klap-per klap-pern lich-ten Maul-chörb-li Muat-er-gott-es-za-cher Nie-der-bay-ern Nord-böh-men Pa-pier-aus-druck Ris-pen Ris-pen-zwei-gen Spel-zen Sprei-te Sten-gel Süß-grä-ser Thra-kien tief-vio-lett ü-ber-geht ver-gleicht vi-o-lett wachs-en-den Wäl-dern Wald-stät-ten West-böh-men Wort-her-kunft zu-rück-ge-hend
|Hauptautor=Plank, A.
|Seitenanzeige=Gemeines Zittergras {{nicht drucken|(Pflanzentafel Natura Miriquidica e.V.)}}
|umgangssprachliche Namen=Gemeines Zittergras, Gewöhnliches Zittergras, Mittleres Zittergras, Zittergras, Hasenbrod
|wissenschaftlicher Name=''Br<u>i</u>za m<u>e</u>dia'' L.
|wissenschaftliche Synonymnamen=''Br<u>i</u>za tr<u>e</u>mula'' Lam.;
|wissenschaftlicher Familienname=Poaceae
|deutscher Familienname=Süßgräser
|Etymologie=βρίζα (sprich vríza) hieß eine Getreideart im griechischen Thrakien, die noch heute daselbst ''wrisa'' heißt. Das Wort, vielleicht verwandt mit όρυζα [sprich óriza], Reis, ist wahrscheinlich nicht griech. Herkunft. Der Name ''Br<u>i</u>za'' wurde von Linné auf das Zittergras übertragen und wäre dementsprechend mit βρίζω, βρίσω [sprich vrízo, vríso] „(mit Frucht) belasten“ oder βρίθω [sprich vrítho], „schläfrig sein“, in Einklang zu bringen, wegen der an zarten Stielen hängenden Ährchen; ''m<u>e</u>dia'' bedeutet mittleres oder mittelgross ({{Zitat | Kanngiesser 1908}}; {{Zitat | Hegi Bd.1 Pteridophyta, Gymnospermae und Monocotyledones 1906 | Hegi u.a. 1906}})
|Portraitbild=Briza media (English botany, v.11, 1872, 0312, plate-MDCCLXXIV-(1774)) clean, quadratic preview.jpg
|Portraitbild Beschriftung=Gemeines Zittergras mit Blütenähre, Teil des Stengels, Einzelblüte (l.) und Ährchen (l.u.)—&#8203;Abbildung aus Boswell u.a. (English Botany, Bd.11, 1872)
|Blütezeit=5-9
|Bildtafel=Briza media (Flora Danica, tab. MMDCCCXXV, plantillustrations-110754) unsharp mask, labeled-de.jpg
|Bildtafel Beschriftung='''a'''&nbsp;Ährchen, '''b'''&nbsp;Hüllspelzen (Hsp.), '''c'''&nbsp;Deckspelze (Dsp.), '''d'''&nbsp;Blüte, '''e'''&nbsp;Staubblätter und Fruchtknoten—&#8203;Abbildung aus ''Flora Danica (1871, Band/Faszikel 48 (XLVIII), Tafel 2825 (MMDCCCXXV))''
|Bildtafel Beschriftung anzeigen=Ja
|Bild schwarz-weiß Zeichnung zum Ausmalen=Briza media (Flora Danica, tab. MMDCCCXXV, PID-110754) unsharp mask, black-white.jpg
|Bildbeschriftung schwarz-weiß Zeichnung zum Ausmalen=Abbildung aus ''Flora Danica (1871, Band/Faszikel 48 (XLVIII), Tafel 2825 (MMDCCCXXV))''
|Merkmal Blütenfarbe=grün bis grünlichweiß, violett überlaufen
|Merkmal Pflanzengröße=20 bis 50 (100){{nnbsp}}cm
|Wahrnehmungsfragen={{Pflanzentafel - Natura Miriquidica e.V./Wahrnehmungsfragen Süßgräser ungiftig, kein besonderer Schutzstatus}}
|Merkmalsbeschreibung allgemein=Dekoratives, ausdauerndes Gras mit ausgebreiteter Ährchenrispe und glockigen Ährchen ({{Zitat | Hegi Bd.1 Pteridophyta, Gymnospermae und Monocotyledones 1906 | Hegi}})
|Merkmalsbeschreibung im Fließtext weiter=Ja
|Merkmalsbeschreibungen im Detail={{Pflanzenmerkmal
|Morphologisches Detail=Größe
|Morphologische Beschreibung=20 bis 50 (100){{nnbsp}}cm
}}{{Pflanzenmerkmal
|Morphologisches Detail=Stengel
|Morphologische Beschreibung=glatt
}}{{Pflanzenmerkmal
|Morphologisches Detail=Blütenähre
|Morphologische Beschreibung=Rispe weit ausgebreitet, locker, breit pyramidenförmig, bis 15{{nnbsp}}cm lang. Rispenäste meist glatt, oberwärts einzeln gezähnelt, zuerst aufrecht, später waagrecht abstehend.
}}{{Pflanzenmerkmal
|Morphologisches Detail=Ährchen
|siehe in Pflanzentafel=a
|Morphologische Beschreibung=rundlich bis herzförmig, seitlich zusammengedrückt, 3- bis 12-blütig, 4 bis 7{{nnbsp}}mm lang, auf langen, geschlängelten Stielen meist hängend, violett überlaufen. Ährchenspindel sehr kurz, zerfallend. ''Hüllspelzen'' ({{siehe in Pflanzenbildtafel|b}}) außen am Ährchen verkehrt-eiförmig, gekielt, 3-nervig, ca.{{nnbsp}}3 mm lang. ''Deckspelzen'' ({{siehe in Pflanzenbildtafel|c}}) eiförmig, stumpf, gekielt, schwach 5-nervig, fast waagrecht abstehend, mit ihrem Grunde die Ährchenachse herzförmig umfassend. Hüll- und Deckspelzen trockenhäutig, grünlichweiß oder meist violett, am Rande grünlichweiß, später pergamentartig. ''Narben'' ({{siehe in Pflanzenbildtafel|e}}) 2, manchmal 3. Der ''Nabel''&nbsp;– das sog. Hilum, das ist die Stelle, an der der Same am Fruchtknoten angewachsen war&nbsp;– ist linealisch, kaum halb so lang wie die Frucht.
}}{{Pflanzenmerkmal
|Morphologisches Detail=Früchte
|Morphologische Beschreibung=beiderseits gewölbt, der Deck- und Vorspelze anhängend.
}}{{Pflanzenmerkmal
|Morphologisches Detail=Blätter
|Morphologische Beschreibung=Blattscheiden am Stengel glatt, Blattfläche (=Spreite) ca. 4{{nnbsp}}mm breit, besonders an den Rändern rauh, Blatthäutchen (da wo die Blattscheide in die Blattfläche übergeht) ganz kurz, gestutzt.
}}
|Merkmalsverwechslungen im Detail=
|Status Standort=Bergwiesen, Magerrasen, Wälder / Waldränder / Gebüsche
|Schutzstatus=stark gefährdet
|Zeigerwert Lichtzahl=8
|Zeigerwert Feuchtezahl=x
|Zeigerwert Nährstoffzahl=2
|Stichworte Vorkommen=Trocken- und Halbtrockenrasen, Wiesen und Weiden, Hochgebirge (auch in der Ebene)
|Vorkommen und Lebensraum im Fließtext weiter=Ja
|Vorkommen und Lebensraum=Sehr verbreitet auf trockenen Wiesen, Magermatten, an steinigen Abhängen, in lichten Wäldern, von der Ebene bis in die Alpen, bis ca. 2250{{nnbsp}}m ({{Zitat|Hegi Bd.1 Pteridophyta, Gymnospermae und Monocotyledones 1906|Hegi}})
|geografische Verbreitung im Fließtext weiter=Ja
|geografische Verbreitung=Fast durch ganz Europa (fehlt in der Arktis und stellenweise im Süden), gemäßigtes Asien ({{Zitat|Hegi Bd.1 Pteridophyta, Gymnospermae und Monocotyledones 1906|Hegi}}).
|Schutz der Pflanze im Fließtext weiter=Ja
|Schutz der Pflanze=kein besonderer Schutzstatus nach Bundesartenschutzverordnung; nach älteren Datenerhebungen (1990–2001) eingestuft in Hessen „Vorwarnliste, Bestände zurückgehend“, in Niedersachsen&nbsp;+ Bremen, Brandenburg&nbsp;+ Berlin, Sachsen und Nordrhein-Westfalen als „gefährdet“, in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin als „stark gefährdet“ und Hamburg als „vom Aussterben bedroht“ ({{Zitat|Floraweb.de o.J.|Floraweb 2019}})
|Wissenswertes=Die großen, muschelförmigen Spelzen des Ährchens sind wirksame Windfänge für die winzigen Früchte ({{Zitat|Schmeil & Heubach 1911|Schmeil&nbsp;& Heubach 1911}}), dadurch kann es sich auch der Windverbreitung bedienen. Wenn man einen Samen unterm Mikroskop sorgfältig seziert&nbsp;– wie uns {{Zitat|Baker - The Microscope Made Easy 1743|Bakers „Mikroskopie einfach gemacht“ (1743, S. 252.)}} berichtet&nbsp;– findet man die Jungpflanze mit ihren Wurzeln und Blättern perfekt geformt. Diese kann somit leicht erwachsen. {{Zitat|Sinclair - Hortus Gramineus Woburnensis 1826|Sinclair (1826)}} berichtet uns aus seinen Gartenuntersuchungen, dass es nicht geeignet sei für reiches Dauergrünland, arme Sandböden und schlechte hartnäckige Böden, doch auf nährstoffarmen Böden ist es gut (auch zum Anbau) geeignet und zeigt da eine beachtliche Nährwertkraft, verglichen mit anderen Gräsern; es wird von Pferden, Kühen und Schafen gegessen, und man zählt es zu den bessern Futtergräsern ({{Zitat | Hegi Bd.1 Pteridophyta, Gymnospermae und Monocotyledones 1906 | Hegi}}). Die ♀ und ♂ Blüten sind zur gleichen Zeit reif, aber sie sind mit sich selbst steril<!-- (=homogam) --> ({{Zitat|Düll & Kutzelnigg 1994}}); sie öffnen sich zum ersten Mal in der Frühe zwischen 5 und 6{{nnbsp}}Uhr, zum zweiten Mal gegen Abend zwischen 6 und 7{{nnbsp}}Uhr; auffallend ist, dass die in der Ebene und im Tal wachsenden Pflanzen blassgrüne Spelzen besitzen, wahrend dieselben bei den im Hochgebirge vorkommenden Zittergräsern tiefviolett gefärbt sind, vermutlich dient dies auch zur Wärmeerzeugung im kalten Hochgebirge ({{Zitat|Sturm Bd.03 1900|Sturm 1900}}). {{Zitat | Hegi Bd.1 Pteridophyta, Gymnospermae und Monocotyledones 1906 | Hegi u.a.}} beschreiben an die 70&nbsp;Volksnamen, wobei sich der Name {{gesperrt|Zittergras}} auf die zierlichen, an sehr dünnen Rispenzweigen sitzenden (und daher sehr leicht beweglichen) Ährchen des Grases bezieht: {{serifenlos|Zittermännl}} (Anhalt), {{serifenlos|Zittermannel}} (Westböhmen), {{serifenlos|Zitterherzl}} (Nordböhmen), {{serifenlos|Zitterkraut}} (Steiermark), {{serifenlos|Zitterla}} (Schwaben), {{serifenlos|Zittelischmalä}} [=Schmiele] (Waldstätten, Schweiz), {{serifenlos|Zitterli}} (Schweiz) u.a.m.; hier noch einige interessante Volksnamen {{serifenlos|Flimmerle}}, {{serifenlos|Flitterich}}, {{serifenlos|Nimmerstill}} (früher Nordböhmen, Riesengebirge, Ostpreußen); {{serifenlos|Bücklingsgras}} (Mecklenburg); {{serifenlos|Klepperle}} [zu klappern!] (Schwaben); {{serifenlos|Schlatterl}} [zu schlottern!] (Böhmerwald, Eger); {{serifenlos|Schepperl}}, {{serifenlos|Sonnenwend-Schöberl}} [Schepperl{{nnbsp}}={{tsp}}auch „Kinderklapper“ zum Spielen, von schebern{{nnbsp}}={{tsp}}klappern] (Böhmerwald, Niederbayern); {{serifenlos|Klunkergras}} [Klunker{{nnbsp}}={{tsp}}Troddel] (nördl. Braunschweig) u.a.m.; nach ihrem Aussehen vergleicht man die Ährchen vielerorts mit Laus, Floh oder Wanze: {{serifenlos|Zitterläuse}} (Hessen), {{serifenlos|Flohgras}} (Schweiz: Solothurn), {{serifenlos|Wanzengras}} (Gotha); einigermaßen poetischer sind die Benennungen, in denen die zierlichen Rispen des Grases mit Frauenhaar verglichen werden {{serifenlos|Jungfernhaar}} (Oberösterreich), {{serifenlos|Fraunhaar}} (Oesterreich), {{serifenlos|Liebfraunhaar}} (Niederösterreich), {{serifenlos|Muatergotteszacher}} [={{nnbsp}}Träne] (Kärnten) u.a.m.; auch mit dem Flechtwerk eines Körbchens etc. vergleicht man die Ährchen: {{serifenlos|Chörbligräs}} (Schweiz: St. Gallen, Churfirstengebiet), {{serifenlos|Mulchörbli}}, {{serifenlos|Maulchörbli}} (Schweiz: St. Gallen); nach der brotähnlichen Ährchenform und vielleicht auch deshalb, weil sie ab und zu von Kindern in den Mund geschoben werden (in St. Gallen bereitet man aus dem Zittergras einen durststillenden Tee), heißt die Pflanze: {{serifenlos|Hasenbrod}} (Oberhessen, Niederösterreich), {{serifenlos|Hasenbrodle}} (Schwaben, Aargau), {{serifenlos|Hase(n)-Gras}} (Schweiz: Bern), {{serifenlos|Vogelbrod}} (Schweiz: St. Gallen), {{serifenlos|Manna}}, {{serifenlos|Honigbrod}} (Niederbayern); der Name {{serifenlos|Äugstallkraut}} (Steiermark) rührt davon her, dass der aus den Blättern des Zittergrases ausgepresste Saft gegen den „Augstall“ (eine Augenkrankheit) verwendet wurde oder wird.
|Stichworte Verwendung=Wildpflanzengärten
|Verwendungsmöglichkeiten im Fließtext weiter=Ja
|Verwendungsmöglichkeiten=Als schmückendes Gras in Sträußen wird es seit jeher geachtet und {{Zitat|Knapp - Gramina Britannica 1804|Knapp (1804)}} schreibt aus England, dass es dort allgemein bekannt war und „in den Händen eines jeden Kindes liegt, und die besondere Einfachheit seiner Wuchsform und elegante Manier, wie die Ährchen angeordnet sind&nbsp;– ‚''zitternd bei [des Windgottes] Zephyrs säuselndem Atemhauch''‘, erweist es sich einem Strauß nicht selten als ein beigefügtes Schmuckstück“.
|Literaturverzeichnis anzeigen=Nein
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