Minuartia (Mitteleuropa)

Minuartia (Miere; Alsinoideae)

Von: W. Bernhard Dickoré
Anmerkungen: Die südosteuropäische Minuartia glomerata (M. Bieb.) Degen kommt zusätzlich am SE-Rand Mitteleuropas (HU, SK) vor. Die Pflanze ähnelt M. fasciculata, ist aber ausdauernd und an der Basis ± verholzt. – Daten nach Fischer & al. 2008, Rothmaler 2005, Rothmaler 2008, Friedrich in Hegi 1979.
Geographischer Geltungsbereich: Mitteleuropa — Quelle: Dieser Schlüssel basiert auf der Arbeit „Alsinoideae – Mierenartige in Mitteleuropa“ von W. Bernhard Dickoré. Für eine unveränderte Originalversion bitten wir diese Fassung zu konsultieren. — Im Unterschied zur zitierten Seite ist bei der hier vorliegenden Fassung Mitarbeit willkommen: Ergänzungen oder Korrekturen an Text oder Illustrationen sind erwünscht. — Zielgruppe: Allgemein — Zusammenarbeit: offen — Stand: Erstfassung beendet — Bisherige Koautoren: W. Bernhard Dickoré, mit Anmerkungen von K. Lewejohann

1		Pflanzen 1–2-jährig, zur Blütezeit ohne vegetative Triebe    ► 2
–		Pflanzen mehrjährig, zur Blütezeit mit vegetativen Trieben    ► 5
2		Kelchblätter weiß mit grünem Mittelstreifen, 1–3-nervig, 4–6 mm, linealisch, meist kahl. Pflanze 2-jährig, aufrecht, ästig, 5–30 cm; am Grund meist mit ± deutlichen vegetativen Blattbüscheln   Büschel-Miere  –  Minuartia fasciculata (L.) Hiern (= Arenaria fasciculata L., Alsine jacquinii W. D. J. Koch, ?Minuartia fastigiata (Sm.) Rchb., ?Minuartia rubra (Scop.) McNeill) Blätter linealisch-fadenförmig, 3-nervig, 8–15 × 1 mm. Blütenstand vielblütig, dicht gebüschelt. Blütenstiel deutlich kürzer als der Kelch. Kronblätter bis etwa halb so lang wie der Kelch (bei der ähnlichen aber ausdauernden M. mutabilis Kronblätter u. Blütenstiel fast so lang wie der Kelch). S-Europa und südliches Mitteleuropa; selten und ± stark zurückgehend im südlichen Mitteleuropa: AT (B, N, O†, S, W), CH, CZ, DE (Ba, Bw, He†, Rh), FR, HU, IT, SI, SK. Lückige Trockenrasen, offene Kies- und Felsstandorte, meist kalkreich; coll.-mont.
–		Kelchblätter grün mit Hautrand. Pflanzen einjährig, ohne vegetativen Blattbüschel    ► 3
3		Blütenstiele kürzer als der Kelch. Blütenstand dichtblütig   Mittelmeer-Miere  –  Minuartia mediterranea (Ledeb. ex Link) K. Malý Pflanze aufrecht, büschelig verzweigt, Stängel und Blätter kahl. Blätter linealisch, 4–8 mm. Kelchblätter schmal lanzettlich, 4–5 mm, ± dicht mit langen Drüsenhaaren besetzt. Kronblätter weniger als halb so lang wie der Kelch oder fehlend. Höhe 1–10 cm. N-Afrika, SW-Asien, S- und W-Europa: Mittelmeergebiet, NW-Frankreich; selten bis zerstreut am S-Rand Mitteleuropas nördlich bis Dauphiné, Friaul, Istrien; früher adventiv in S-Tirol: FR, IT, SI. Trockene, offene sandige und steinige Orte; medit.-coll.
–		Blütenstiele länger als der Kelch. Blütenstand lockerblütig    ► 4
4		Kronblätter etwa so lang wie der Kelch. Kapsel länger als der Kelch. Kelchblätter 2–4 mm   Schmalblättrige Miere  –  Minuartia hybrida (Vill.) Schischk. (= Minuartia tenuifolia (L.) Hiern, Minuartia hybrida subsp. vaillantiana (DC.) Friedrich, Minuartia hybrida subsp. tenuifolia (L.) Kerguélen) Pflanze meist relativ kräftig, ± stumpfwinklig verzweigt, kahl oder Kelchblätter und Blütenstiele ± abstehend drüsenhaarig; Drüsenköpfe meist undeutlich, farblos. Samen ca. 0,5 mm breit. Blätter linealisch, 1 mm breit, 6–10 mm lang, 3-nervig. Blütenstiele 5–20 mm. Höhe 3–20 cm. N-Afrika, W-, SW-, S-, SE-Europa und westliches Mitteleuropa, W-Asien; in Mitteleuropa selten bis zerstreut, vielfach stark zurückgehend, aber regional auch adventiv in Ausbreitung: AT (N, O, S, V), BE, CH, CZ†?, DE (An†, Ba, Br, Bw, He, Ns†, [Me], Rh, Sa†, Th, We), [DK], FR, IT, NL, SI, SK?. Trockenrasen, offene Stellen, Wegränder, Bahnanlagen, Felsschutt, Kies, meist auf Kalk; coll.-mont. In Mitteleuropa (im nordwestlichen Teil des Areals der Art) dominieren völlig kahle Pflanzen, die als Minuartia hybrida subsp. vaillantiana unterschieden wurden, während im Übrigen Verbreitungsgebiet ± drüsenhaarige Pflanzen überwiegen. Die Variabilität der Behaarung über das gesamte Areal spricht aber insgesamt eher gegen den taxonomischen Wert dieser Sippen. Weitere als Unterarten von M. hybrida aufgefasste Sippen des Mittelmeergebietes und Vorderasiens sind wahrscheinlich besser als eigene Arten abzutrennen (z. B. M. mesogitana (Boiss.) Hand.-Mazz).
–		Kronblätter ± deutlich kürzer als der Kelch, meist etwa halb so lang. Kapsel meist kürzer als der Kelch. Kelchblätter 2–3 mm   Klebrige Miere  –  Minuartia viscosa (Schreb.) Schinz & Thell. Pflanze zart, ± spitzwinklig verzweigt; ganze Pflanze dicht drüsenhaarig; Drüsenköpfe deutlich, gelblich. Samen ca. 0,3 mm breit. Blütenstiele 3–8 mm. Höhe 2–10 cm. E-, SE- und Mittel-Europa; in Mitteleuropa selten und stark zurückgehend: AT (B, N), CH, CZ, DE (An, Ba†, Br, He†, Ns†, Me†, Rh, Sa†, Sh†, Th†, We), DK, FR, HU, IT, SK. Lückige Sandtrockenrasen, kalkmeidend; plan.-coll.
5	(1)	Kelchblätter stumpf    ► 6
–		Kelchblätter spitz    ► 10
6		Kronblätter fehlend oder rudimentär, fadenförmig   Zwerg-Miere  –  Minuartia sedoides (L.) Hiern Pflanze dichte Polster bildend, kahl, gelbgrün, 1–5 cm. Blätter 3–6 mm, linealisch, sehr dicht stehend. Blüten einzeln, das Polster kaum überragend. Blütenstiele 1–3 mm. Kelchblätter 1–3 mm, 3-nervig. Kapsel doppelt so lang wie der Kelch. Hochgebirge W-, E- und Mitteleuropas (Schottland, Pyrenäen, Alpen, Tatra, Karpaten, Balkan); in den Alpen zerstreut bis verbreitet: AT (fehlt B, W), CH, DE (S-Ba), IT, SI, SK. Felsen, Windrasen; subalp.-alp.
–		Kronblätter vorhanden, länger als der Kelch    ► 7
7		Blütenstand 1–2-blütig. Kelchblätter 2–4 mm, 3-nervig. Pflanze dichtrasig, 5-10 cm hoch   Zweiblütige Miere  –  Minuartia biflora (L.) Schinz & Thell. Blätter bis 10 mm lang, linealisch, stumpf, 1-nervig. Blütenstiele ± abstehend behaart. Kronblätter 1–1,5 × so lang wie der Kelch. Kapsel 1,5 × so lang wie der Kelch. Höhe 5–10 cm. N-Europa, Alpen, N- und Zentral-Asien, W-Himalaya, N-Amerika; in den Zentralalpen selten: W-AT (K, S, T), S-CH, SE-FR, N-IT. Feuchter Felsschutt, Schneetälchen; alp.
–		Blütenstand 1–6-blütig. Kelchblätter 4–7 mm. Pflanze größer    ► 8
8		Untere Blätter 15–20 mm lang. Pflanze dicht drüsenhaarig, basal verholzt, aufsteigend   Feinblättrige Miere  –  Minuartia capillacea (All.) Graebn. Blütenstand meist 1–3-blütig. Blütenstiele oberwärts etwas verdickt, 7–12 mm. Kelchblätter 5–7 mm, stark drüsenhaarig, am Grund 3-nervig, Nerven in der oberen Hälfte unsichtbar. Kronblätter 8 mm, 1,5 × so lang wie der Kelch. Kapsel länger als der Kelch. Höhe 8–12 cm. W-, SW- und S-Alpen, Apennin, Balkan; in den S-Alpen zerstreut: CH (Jura), SE-FR, N-IT, SI. Felsen, Feinschutt, auf Kalk; coll.-mont.
–		Untere Blätter 6–12 mm lang. Pflanze dicht behaart, aber kaum drüsig, basal verholzt. Stängel aufsteigend, 8–30 cm    ►► 9   Minuartia laricifolia agg. Blütenstand (1–) 3–6-blütig. Blütenstiele nicht verdickt. Kelchblätter behaart, bis nahe der Spitze deutlich 3-nervig. Kronblätter 9–10 mm, doppelt so lang wie der Kelch
9		Kelchblätter 4–5,5 mm, ± behaart, oft mit einzelnen Drüsenhaaren. Kapsel so lang wie der Kelch   Lärchenblättrige Miere  –  Minuartia laricifolia (L.) Schinz & Thell. (= Minuartia laricifolia subsp. laricifolia) Samen 0,8–1 mm, Papillen etwa so lang wie breit. E-Pyrenäen, SW- und W-Alpen; in den SW- und W-Alpen (östlich bis Brenner, Etschtal; am S-Rand der Alpen wahrscheinlich auch weiter ostwärts) zerstreut: AT (T, V†), CH, SE-FR, N-IT. Sonnige Trockenhänge, Feinschutt, auf Silikat; coll.-alp.
–		Kelchblätter 6–7 mm, ± behaart, drüsenlos. Kapsel 1,5–2 × so lang wie der Kelch   Karpaten-Miere  –  Minuartia langii (G. Reuss) Holub (= Minuartia laricifolia subsp. kitaibelii (Nyman) Mattf.) Samen 1–1,5 mm, Papillen 2–3 × so lang wie breit. NE-Alpen, Tatra, Karpaten; im südöstlichen Mitteleuropa selten bis zerstreut: AT (N, O?, St), SK. Felsen, Felsschutt, Bachschotter, auf Kalk und Dolomit; mont.-subalp. Die räumliche und morphologische Trennung der beiden Sippen des Minuartia laricifolia agg. ist bei gleicher Chromosomenzahl/Ploidiestufe anscheinend nicht ganz eindeutig. Eine Einstufung auf Unterart-Ebene wäre daher eventuell vorzuziehen.
10	(5)	Kelchblätter 1-nervig, Hautrand mindestens so breit wie das grüne Mittelstück    ► 11
–		Kelchblätter 3–7-nervig, Hautrand schmaler als das grüne Mittelstück    ► 12
11		Kronblätter etwas länger als der Kelch. Blütenstiele 2–4 × so lang wie der Kelch, drüsenhaarig   Borsten-Miere  –  Minuartia setacea (Thuill.) Hayek Pflanze rasig, basal verholzt; fertile Triebe aufrecht, ästig. Blätter blaugrün, fadenförmig, 6–9 × 0,3 mm, 1-nervig, am Grund etwas verbreitert und 3-nervig. Blütenstand 3–10-blütig. Kelchblätter 2–3 mm. Kronblätter 3–4 mm. Kapsel etwas länger als der Kelch. Höhe 10–25 cm. Selten. W- (FR), Mittel-, E- und SE-Europa, W-Asien; im südöstlichen Mitteleuropa selten: AT (B, N, O?, St, T?), CZ, DE (Ba, Bw†), HU, SK. Trockene Felsrasen, Felsschuttfluren, auf Kalk und Silikat; coll.
–		Kronblätter etwas kürzer als der Kelch. Blütenstiele so lang wie der Kelch   Schnabel-Miere  –  Minuartia mutabilis Schinz & Thell. (= Minuartia rostrata (Pers.) Rchb.) Pflanze rasig, basal verholzt, nur an der Basis ästig; fertile Triebe aufsteigend, unverzweigt, schwach drüsig behaart oder kahl. Blätter linealisch, 8–15 × 1 mm, 3-nervig. Blütenstand vielblütig, dicht. Kelchblätter 4–5 mm. Kapsel so lang wie der Kelch. Höhe 5–20 cm. SW-Europa (Pyrenäen, S-FR, Korsika), S-Alpen; in den SW-Alpen zerstreut, S-Alpen selten: CH (Wallis, Graubünden: Unterengadin), S-FR, NW- und N-IT (Südtirol). Trockene, steinige oder sandige Orte, auf Kalk; submed.-alp.
12	(10)	Blüten 4-zählig    ▼▼ a  –   Polster-Miere  –  Minuartia cherlerioides (Hoppe) Bech. (= Minuartia aretioides (Sommerauer) Schinz & Thell.) Blätter oval, stumpf, oberseits rinnig, 1–3 × 1 mm, 3-nervig, kahl. Pflanze dicht polsterförmig. Blüten einzeln, das Polster kaum überragend. Blütenstiele kürzer als der Kelch. Kelchblätter 2–4 mm. Kronblätter benagelt, etwas kürzer als der Kelch, selten fehlend. Höhe 2–5 cm. Zentral- und E-Alpen (endemisch), selten bis zerstreut: AT (K, O, S, St, T, V†?), CH, DE (SE-Ba), N-IT, SI. Felsen und Felsschutt; alp.
		a		Blätter kahl    M. cherlerioides subsp. cherlerioides E-Alpen, auf Kalk (AT, DE, NE-IT, SI).
		–		Blattrand bewimpert    M. cherlerioides subsp. rionii (Gremli) Friedrich Zentral-Alpen, auf Silikat (CH, N-IT) Der Status der Unterarten bleibt unklar. Die weitere Ausgliederung von Minuartia cherlerioides subsp. quadrifaria (ined. ?): Kronblätter vorhanden, nordöstliche Kalkalpen, bleibt ebenfalls zu überprüfen.
–		Blüten 5-zählig    ► 13
13		Blätter lanzettlich bis oval, 5–7-nervig    ► 14
–		Blätter schmal linealisch-fadenförmig, 1–3-nervig    ► 16
14		Kelchblätter in der oberen Hälfte 5–7-nervig, 5–10 mm   Grasblättrige Miere  –  Minuartia graminifolia (Ard.) Jav. (subsp. graminifolia) Pflanze am Grund verholzt, Triebe basal mit abgestorbenen Blattresten umhüllt; fertile Triebe unverzweigt, aufsteigend, dicht drüsenhaarig. Blätter 10–40 × 1,5–2 mm, grasartig, steif. Blütenstand endständig, 2–7-blütig, dicht. Blütenstiele 15–25 mm. Kronblätter 1,2 × so lang wie der Kelch, glockig zusammenneigend. Kapsel kürzer als der Kelch. Höhe 5–20 cm. S- und SE- Europa (endemisch, sehr disjunkt); in Mitteleuropa sehr selten: NE-IT: S-Dolomiten (Venetien, Friaul). Kalkfelsen; mont.-subalp.
–		Kelchblätter in der oberen Hälfte 1–3-nervig    ► 15
15		Blütenstiele 1–4 mm, drüsig. Fertile Triebe 0,5–3 cm, 1-blütig. Blätter breit lanzettlich, 3–5 mm lang, spitz   Felsen-Miere  –  Minuartia rupestris (Scop.) Schinz & Thell. (= Minuartia rupestris subsp. rupestris) Stängel kriechend, an den Knoten wurzelnd, bis 15 cm. Kelchblätter 3–5 mm, drüsig. Kronblätter so lang wie der Kelch. Kapsel kürzer als der Kelch. Höhe 4–15 cm. Zentralalpen (endemisch), selten bis zerstreut: AT (K, S, T, [V†]), E-CH, DE (SW-Ba), IT, SI. Felsen, Felsschutt, windexponierte Grate, auf Kalk; subalp.-alp.
–		Blütenstiele 5–15 mm. Fertile Triebe 5–7 cm, 2–3-blütig. Blätter schmal lanzettlich, bis 15 mm lang   Lanzettblättrige Miere  –  Minuartia lanceolata (All.) Mattf. (= Alsine clementei Huter, Minuartia rupestris subsp. clementei (Huter) Greuter & Burdet) SW-Alpen (endemisch: Kottische Alpen: Hautes-Alpes, Piemont); selten: SE-FR, NW-IT. Kalkfelsen; mont.-alp.
16	(13)	Kelchblätter 5-nervig, 3–5 mm   Krummblättrige Miere  –  Minuartia recurva (All.) Schinz & Thell. (subsp. recurva) Pflanze basal verholzt und verzweigt; fertile Triebe aufrecht, 5–12 cm, drüsenhaarig. Blätter sichelförmig gebogen, schwach 3-nervig, 4–10 mm lang. Blütenstand 1–3-blütig. Kronblätter 6–7 mm, deutlich länger als der Kelch. Kapsel wenig länger als der Kelch. Gebirge SW-, S-, SE-Europas und des südlichen Mitteleuropas (ein Fundort in SW-Irland); in den Alpen zerstreut bis verbreitet: AT (K, St?, T, V), CH, S-FR, IT. Magerrasen, windexponierte Grate, auf Silikat; subalp.-alp.
–		Kelchblätter 3-nervig    ► 17
17		Blätter schwach 1-nervig, 6–12 mm. Pflanze kahl   Steife Miere  –  Minuartia stricta (Swartz) Hiern Fertile Triebe aufrecht, bis 10 cm, 1–4-blütig. Blütenstiele 15–50 mm. Kelchblätter 2,5–4 mm, 3-nervig, spitz. Kronblätter etwas kürzer als der Kelch. Kapsel etwas länger als der Kelch, Kapselzähne bis zum Grund reichend. N-Europa, N-Asien; im südlichen Mitteleuropa (Alpenvorland) sehr selten, stark zurückgegangen und akut vom Aussterben bedroht: DE (SW-Ba: Allgäu, SE-Bw†), NW-CH (Jura), FR†. Hoch- und Zwischenmoore, Quellfluren; mont.
–		Blätter 3-nervig. Pflanze oft drüsenhaarig    ► 18
18		Blätter 10–20 mm lang. Kelchblätter 4–7 mm    ► 19
–		Blätter 3–10 mm lang. Kelchblätter 2–4 mm    ► 20
19		Blütenstand 1–3-blütig, die mittlere Blüte 3–8 cm lang gestielt. Kapsel 1,5 × so lang wie der Kelch   Österreichische Miere  –  Minuartia austriaca (Jacq.) Hayek Stängel aufrecht. Blätter kahl, 10–20 × 0,5–1 mm. Blütenstiele > 4 × so lang wie der Kelch. Kelchblätter 4–6 mm. Kronblätter schwach ausgerandet, 1,5 × so lang wie der Kelch. Kapsel 1,5–2 × so lang wie der Kelch. Höhe 8–20 cm. E-Alpen (endemisch, westlich bis Comer See, Reschen- und Fernpass), zerstreut: AT (K, N, O, S, St, T), DE (S-Ba), NE-IT, SI. Kalk- und Dolomitfelsen; mont.-alp.
–		Blütenstand 3–7-blütig. Blütenstiele 0,5–3 cm. Kapsel so lang wie der Kelch   Westalpen-Miere  –  Minuartia villarii (Balbis) Wilczek & Chenevard Blätter bis 2 mm breit, oft drüsenhaarig. Kronblätter doppelt so lang wie der Kelch. Höhe 10–25 cm. N-Spanien, Pyrenäen, W-Alpen; in den SW-Alpen selten-zerstreut, S-Alpen (nordöstlich bis Comer See, sehr selten): CH, FR, IT. Felsen, Felsschutt, auf Kalk; mont.-alp.
20	(18)	Kelchblätter eiförmig, kurz grannenspitzig, 2,5–3,5 mm, zur Blütezeit aufrecht, dadurch die Kronblätter glockig zusammenneigend. Blütenstiele 8–15 mm   Bergamasker Miere  –  Minuartia grigneensis (Rchb.) Mattf. Pflanze kahl. Fertile Triebe aufrecht, 5–12-blütig; zart sehr deutlich von den starr polsterförmig-gedrängten vegetativen Trieben verschieden. Blätter linealisch, flach. Kronblätter 1–1,5 × so lang wie der Kelch. Kapsel so lang wie der Kelch. Höhe 5–10 cm. S-Alpen (Alpi Bergamasche: Grigna, endemisch), selten: NE-IT. Kalk- und Dolomitfelsen; mont.-subalp.
–		Kelchblätter lanzettlich bis eiförmig, gleichmäßig zugespitzt, 2,5–5 mm, zur Blütezeit waagerecht abstehend, dadurch die Kronblätter radförmig ausgebreitet. Blütenstiele 4–8 mm    ►► 21   Minuartia verna agg. Pflanze meist drüsig behaart; fertile Triebe aufrecht, 2–15 cm, 1–8 (–20) -blütig; meist undeutlich von den vegetativen Trieben und ± zahlreichen achselständigen Blattbüscheln abgesetzt. Blätter pfriemenförmig, 0,5–1 mm breit. Kronblätter 1–1,2 × so lang wie der Kelch; Kapsel etwas länger als der Kelch.
21		Kelchblätter (2,5) 3–3,5 (4)  mm, lanzettlich. Samen 0,6–0,7 mm breit   Frühlings-Miere  –  Minuartia verna (L.) Hiern (subsp. verna) (= Minuartia verna subsp. hercynica (Willk.) O. Schwarz, Alsine verna var. collina Neilr., Alsine verna subsp. collina Čelak., Minuartia glaucina Dvořáková, Minuartia smejkalii Dvořáková) Pflanzen ± lockerrasig, am Grund mit ± zahlreichen, deutlichen achselständigen Blattbüscheln. Blätter fein, schmal-pfriemlich, mit 3 nahe beieinander liegenden Nerven. W-Asien, NW-, S-, SE- und Mitteleuropa, in Mitteleuropa selten bis zerstreut; in den Alpen nur in Tälern am W-, S- und E-Rand, selten: AT (B, K, N, St), BE, CH?, DE (An, Ba [Jura], Ns, Th, We), FR, N-IT, SI, SK. Lückige Rasen, Felsen, offener Sand und Feinschutt, Flussschotter, meist auf kalkarmem Substrat (häufig schwermetallkontaminierte, blei- und zinkhaltige Bergbauhalden; Dolomit); coll.-mont.
–		Kelchblätter 3,5–4,5 (5)  mm, lanzettlich-eiförmig. Samen ca. 0,6–0,7 mm breit   Alpen-Miere  –  Minuartia gerardi (Willd. ) Graebn. (= Minuartia verna subsp. gerardi (Willd.) Hayek, Minuartia verna subsp. verna sensu Fl. Europ. p. p.) Achselständige Blattbüschel undeutlich oder fehlend. Blätter gröber, ± linealisch-flach, etwas fleischig, die 3 Nerven ± deutlich getrennt. Pyrenäen, Massif Central, Alpen, Tatra, Karpaten; in höheren Lagen der Alpen und Tatra zerstreut bis verbreitet: AT (K, N, O, S, St, T), CH, DE (S-Ba), FR, IT, PL, SI, SK. Rasen, Felsschutt, Flussschotter, meist auf Silikat, aber auch auf Kalk; subalp.-alp. Die Gliederung des M. verna agg. bleibt kontrovers. Hier werden nur zwei mitteleuropäische Sippen unterschieden; im Gegensatz zu vier bei Dvořáková (1990). Eine konsistente Revision, die das gesamte von der Arktis bis zum südlichen Mittelmeergebiet reichende europäisch-vorderasiatische Verbreitungsgebiet der Verwandtschaftsgruppe berücksichtigen müsste, steht offensichtlich aus. Weitere als Unterarten von M. verna aufgefasste Taxa des Mittelmeergebietes und Vorderasiens weichen anscheinend stärker ab und wären gegebenenfalls als eigene Arten abzugrenzen.