Linaria vulgaris, das Echte, auch Gemeine oder Wilde Leinkraut, auch Frauenflachs oder Kleines Löwenmaul, gehört neuerdings zur Familie der Plantaginaceae (Wegerichgewächse), früher wurde es unter die Scrophulariaceae (Braunwurzgewächse/Rachenblütler) eingeordnet. Die englischen Namen sind Common, Yellow Toadflax, Wild Snapdragon. EPPO-Code LINVU.
Das Echte Leinkraut ist in fast ganz Europa und Asien heimisch, kommt aber in Deutschland nicht überall vor. Auch in Nordamerika ist es viel zu finden. Im Norden wächst sie bis zum Polarkreis und darüber hinaus. Hier eine Karte von Finnland. Auf die Südhalbkugel wurde es verschleppt oder als Zierpflanze eingeführt. In Neuseeland ist es weiter verbreitet als in Australien. Die hübsche Pflanze wächst an Wegrändern und Gleisanlagen, aber auch auf Wiesen. Sie gedeiht gut auf sonnigen Standorten, die sowohl Lehmböden als auch sandig und steinig sein können.
Die Pflanze ist mehrjährig und bildet durch unterirdische Ausläufer dichte Bestände. Sie ist kahl und weist nur oben an den Stängeln kurze, drüsige Haare auf. Die Blätter sind lineal, im unteren Stängelabschnitt dicht stehend. Seitentriebe werden viel gebildet, bleiben aber vielfach unentwickelt, wohl in Abhängigkeit von den Wasser- und Nährstoffverhältnissen. Die Blüten sind hellgelb mit einer tief gelben, auch orangefarbenen Unterlippe. Sie haben einen mehr oder weniger geraden Sporn, der 1,5 cm lang sein kann. Die etwa 1 cm lange und fast so breite Kapselfrucht steht aufrecht und entlässt die reifen Samen aus Öffnungen am oberen Ende. Bei Wind fliegen sie in die Umgebung, da sie einen dünnen Rand als Flugkörper haben und sehr leicht sind. Der Rand ist etwas elastisch und springt weg, wenn man ihn mit einer Pinzette fassen will. Wahrscheinlich passiert dies auch bei Vögeln, die ihn fressen wollen.
In der Volksmedizin fand das Echte Leinkraut Verwendung als Tee gegen verschiedene Krankheiten. In den USA wurde es als Zierpflanze angebaut.
| Ein leuchtend gelber Bestand am Rand eines Maisfelds (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Mit ihren Ausläufern kann das Echte Leinkraut dichte Bestände bilden. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Auf kalkhaltigen Böden und bei Trockenheit sterben zwar die Blätter ab, aber sie blüht erst mal weiter. (Bild: W. Wohlers) |
| Eine Pflanze im JKI-Unkrautgarten. Das Gemeine Leinkraut kann 70 cm hoch werden. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blätter sind schmal lanzettlich, hier 5 cm lang, und unbehaart. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein Trieb mit Knospen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Knospen stehen einzeln in den Blattachseln. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Oberlippe ist bei der noch geschlossenen Blüte auffallend groß. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blüten stehen aufrecht, nur wenig abgewinkelt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein Blütenstand kann zwei Dutzend oder mehr Blüten haben. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blüten haben einen langen Sporn. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die orangegelbe Unterlippe ist behaart. Die Narbe ist hellgrün, die Antheren sind gelb. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Kurze Drüsenhaare befinden sich vor allem auf den Blütenstängeln. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blüte von Linaria vulgaris von vorne. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Kapsel steht wie die Blüte aufrecht. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Geöffnete Kapseln. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| In einer Kapsel saß ein kleiner Rüsselkäfer, Rhinusa linariae, der sich auf Leinkräuter spezialisiert hat. Die Larven leben an den Wurzeln. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Samen sind flach mit einem dünnen Rand und nur 1 bis 1,5 mm groß. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Keimblätter haben eine charakteristische Spitze und sind anfangs knapp 1 cm groß, wachsen aber bis 2 cm. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die ersten richtigen Blätter sind länglich oval mit kurzem Stiel. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die unterirdischen Ausläufer sind stark bewurzelt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers. August 2022.
Fotos vom Pollen des Echten Leinkrauts siehe bei PalDat, einer palynologischen Datenbank.
Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos gibt es beim finnischen NatureGate.