Biber

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Europäischer Biber (Castor fiber)

Der Europäische Biber (Castor fiber), auch Eurasischer Biber genannt, ist das größte Nagetier Europas. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 80-102 cm und eine Schwanzlänge von bis zu 35 cm. Ausgewachsene Europäische Biber wiegen 23-30 kg. Wie alle Biber leben sie semiaquatisch und bewohnen Gewässer und deren Uferbereiche. Sie gestalten ihre Lebensräume aktiv und ernähren sich rein vegetarisch.

Kurzbeschreibung

Europäischer Biber mit orangen Zähnen
Biber (Präparat)

Ausgewachsene Europäische Biber wiegen 23-30 kg und weisen dann Kopf-Rumpf-Längen von 83-102 cm sowie Schwanzlängen von 30-35 cm auf (Gesamtlänge 113-137 cm). Der Körper ist plump und gedrungen und nimmt nach hinten im Umfang zu. Charakteristisch ist der unbehaarte, breite, abgeplattete, mit lederartiger Haut bedeckte Schwanz, der Kelle genannt wird. , Die Kelle dient als Steuer beim Abtauchen sowie zur Temperaturregulation und als Fettdepot. Durch die Kelle und die Schwimmhäute ist das Tier perfekt an das Leben im Wasser angepasst. Beim Tauchen werden Nase und Ohren verschlossen; so können Biber bis zu 20 Minuten tauchen.

Merkmale und Besonderheiten

Der Kopf ist kurz, breit und oben abgeflacht, sodass er direkt in die starke Nackenmuskulatur und den Rumpf übergeht. Die sehr weit oben angeordneten Augen und Ohren sowie die Nase bleiben auch bei untergetauchtem Körper über Wasser. Beim Tauchen schützt eine Nickhaut das Auge.

Vorder- und Hinterbeine sind kurz. Die Vorderfüße sind zum Greifen ausgebildet und weisen fünf Finger auf. Die Hinterfüße sind groß und besitzen Schwimmhäute zwischen den Zehen, die zweite Hinterfußzehe besitzt eine Doppelkralle zum Striegeln des Fells. An der Oberseite ist das sehr dichte Fell grau- bis dunkelbraun oder schwarz, unterseits heller. Die Wollhaare halten beim Tauchen die Luft im Fell und schaffen somit eine wirksame Isolation. Die Grannenhaare, die zum Ende hin breiter werden, schützen die Wollhaare vor dem Eindringen von Wasser. Der Schwanz (Kelle) ist flach, breit, unbehaart und mit Schuppen bedeckt. Er dient als Steuer, Antriebsorgan und Fettdepot. Zur Warnung von Artgenossen vor Feinden wird die Kelle hart auf die Wasseroberfläche geschlagen.

Der Europäische Biber hat (wie alle Nagetiere) vergrößerte und ständig wachsende Schneidezähne. Der Zahnschmelz besteht wie bei allen Landsäugetieren zum Großteil aus dem anorganischen Hydroxylapatit. Die Vorderseite der Zähne ist neben Calcium, Magnesium und anderer Ionenverbindungen zusätzlich mit Eisen und Eisenverbindungen verstärkt, weshalb die Zähne von vorne oftmals orange-rot gefärbt sind. Auf der Hinterseite der Zähne fehlen diese Eisenverbindungen, wodurch die Frontseite der Zähne viel härter ist und sich nicht so schnell abnutzt wie die Hinterseite der Zähne. Dies führt beim Nagen an Holz zu einem natürlichen Selbstschärfeeffekt, welchen man sich unter anderem in der Bionik beim Schreddern zunutze macht.

Die Geschlechter des Europäischen Bibers unterscheiden sich äußerlich kaum. Nur säugende Weibchen sind an den größeren Zitzen als Weibchen zu erkennen; ansonsten muss die Kloake nach einem Penisknochen abgetastet werden. Auch Eurasische und Kanadische Biber sind äußerlich nur schwer zu unterscheiden.

Bildergalerie

Systematik und weltweite Verbreitung

Biber (Castoridae) gehören zur Ordnung der Nagetiere (Rodentia). Sie sind die zweitgrößten lebenden Nagetiere der Erde (nach den Capybaras). Die Familie besteht aus einer einzigen Gattung, Castor, die sich in zwei Arten aufteilt: den Kanadischen Biber (Castor canadensis) und den Europäischen Biber (Castor fiber), auch Eurasischer Biber genannt.

Der Kanadische Biber ist auch heute noch weit in Nordamerika verbreitet. Trotz intensiver Nutzung wurde dort die Population nicht nachhaltig zerstört. Teilweise erlauben die Bestände heute wieder die Jagd auf Biber (Fallenstellen). Durch Auswilderung wurde in Finnland eine Population von Kanadischen Bibern geschaffen. Auch in Österreich wurden einige Kanadische Biber freigelassen, später aber wieder abgefangen.

Biber in Europa außer Russland im Jahre 2003

Der Europäische Biber war ursprünglich in Europa und weiten Teilen Asiens heimisch und bewohnte einen breiten Streifen zwischen Skandinavien und Südfrankreich bis nach Sibirien und der südwestlichen Mongolei. Direkte Verfolgung durch Bejagung (dichtes Fell, essbares Fleisch) und Lebensraumzerstörung führten bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur großflächigen Ausrottung in ganz Europa. Im europäischen Arealteil konnte er sich nur in vier isolierten Restgebieten halten: Mittlere Elbe, Unterlauf der Rhone, südliches Norwegen und im Einzugsgebiet der Beresina bis zum Oberlauf des Dnepr. Durch konsequenten Schutz und Auswilderungen im 20. Jahrhundert haben sich die Bestände des Europäischen Bibers in den letzten Jahrzehnten wieder erholt.

Bereits 1714 erließ der preußische König Friedrich Wilhelm I. eine Anordnung, den Biber zu schonen und dessen Vermehrung zu fördern. Gleichwohl waren Ende des 19. Jahrhunderts weite Teile Deutschlands und Europas biberfrei. Sowohl in Deutschland als auch in anderen europäischen Ländern wurden von der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an Schutzprogramme umgesetzt und Biber wieder eingebürgert. Angesiedelt wurden dabei Tiere unterschiedlicher Unterarten (auch fremde), lokal wurden auch Kanadische Biber angesiedelt, beispielsweise in Finnland, Deutschland und Österreich. Durch Schutzmaßnahmen und natürliche Ausbreitung ist heute das ursprüngliche Areal wieder besiedelt, allerdings sind die Bestände lückenhaft.

Natürliche Vorkommen bestehen in Weißrussland, China, Deutschland, Kasachstan, der Mongolei, Norwegen und Russland. Wiedereingeführt wurden Eurasische Biber in Österreich, Belgien, Kroatien, der Tschechischen Republik, Dänemark, Estland, Finnland, Ungarn, Italien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Montenegro, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Serbien, der Slowakei, Slowenien, Spanien, Schweden, der Schweiz und der Ukraine. Ausgehend von Wiedereinbürgerungen in Belgien, in der Eifel und im Saarland wurde um 2004 auch Luxemburg wiederbesiedelt. Die Herkunft der Biber in Bulgarien ist unklar. Ausgestorben ist die Art in Moldawien, Portugal, in der Türkei und im Vereinigten Königreich. Von der IUCN wird der Gesamtbestand des Bibers in Europa und Asien auf mindestens 639 000 Tiere geschätzt. Die Population in Asien ist nach wie vor klein.

Heutige Verbreitung des Europäischen Bibers im deutschsprachigen Raum

In Deutschland lebt der Biber inzwischen wieder in allen Flächenbundesländern. Seine Reviere hat er sich teilweise durch Wanderbewegungen wieder erschlossen, teilweise wurde er aber auch durch gezielte Projekte neu angesiedelt (z. T. Kanadische Biber). Die dichtesten Verbreitungsgebiete liegen entlang der Elbe und ihrer Zuflüsse in den Bundesländern Sachsen-Anhalt (Kernvorkommen der autochthonen Elbebiber), Sachsen, Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Vergleichsweise groß ist auch der bayrische Bestand, der auf Einbürgerungen von Europäischen Bibern gemischter Herkunft zurückgeht. Kleinere Bestände gibt es u. a. im Spessart, auch in Berlin ist der Biber inzwischen wieder heimisch.

In der Schweiz wurde der Biber zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausgerottet. Im Jahr 2008 gab es aufgrund von Auswilderungen, mit denen 1957 begonnen wurde und die 1977 abgeschlossen waren, wieder rund 1600 Biber. Insgesamt wurden in der Schweiz 141 Biber aus Norwegen, Frankreich und Russland freigelassen. Die Biber kommen vor allem in den Kantonen Thurgau, Zürich, Aargau, Freiburg, Waadt, Solothurn und Wallis vor.

In Österreich wurde der Biber in den Jahren zwischen 1967 und 1985 wieder eingebürgert. Mehr als 45 Biber wurden in den Donau-March-Auen ausgesetzt, wo sie sich gut vermehrten und wo heute noch ein Verbreitungsschwerpunkt liegt. Einige der ausgesetzten Biber waren Kanadische Biber, die man aber später wieder – soweit möglich – einfing. Heute geht man davon aus, dass keine Kanadischen Biber mehr in diesen Bereichen leben. Weitere Tiere wurden 1972 und 1983 in Oberösterreich und Salzburg freigelassen oder wanderten aus Bayern ein und bildeten eine zweite Population im Inn-Salzach-Tal. Beide Populationen sind 2003 zusammengewachsen. Insgesamt lebten im Jahre 2003 in Österreich etwa 2000 Biber, 2006 bereits zwischen 2800 und 3000 Biber.

Schwimmender Biber

Lebensweise

Sozialverhalten und Fortpflanzung

Biber sind monogam, sie gehen eine lebenslange Einehe ein. Nur wenn einer der Partner stirbt, sucht der überlebende Biber sich einen neuen Partner. Sie leben in kleinen Familienverbänden, die aus den Eltern und ihren ein- und zweijährigen Jungtieren bestehen.

Im Alter von 2-3 Jahren werden Biber geschlechtsreif und verlassen den Familienverband. Sofern die Kapazitäten des Lebensraums ausreichend sind, lassen sie sich in der unmittelbaren Nachbarschaft ihrer Eltern nieder. Sind alle potentielle Reviere besetzt, kommt es häufig zu Beißereien, die Jungbiber versuchen dann auf dem Wasserweg neue Lebensräume zu erschließen.

Die Paarung der Biber findet zwischen Januar und April unter Wasser statt. Nach einer Tragzeit von 105–109 Tagen kommen Ende April, Anfang Mai 2-3, seltener auch bis zu 6 Jungen zur Welt. Diese sind voll behaart und können sehen (Nestflüchter). Die Biberjungen werden etwa zwei bis zweieinhalb Monate gesäugt. Sie beginnen bereits mit acht Tagen, Pflanzenkost aufzunehmen. Bis zu einem Alter von vier bis sechs Wochen bleiben die Jungen im Bau, danach machen sie erste Ausflüge in Begleitung der Eltern oder der älteren Geschwister. Sie können schon schwimmen, müssen das Tauchen aber erst noch lernen.

Biber erlangen nach etwa drei Jahren die Geschlechtsreife. In dieser Zeit werden sie von den Eltern aus dem Revier vertrieben und können dann über 100 km weit wandern. Im Mittel liegt die Wanderstrecke bei 25 km. Dort suchen sie sich einen Partner und gründen selbst ein Revier.


Ernährung des Bibers

Biber sind reine Pflanzenfresser und nutzen die in ihrem Lebensraum häufigsten Pflanzenarten. In der Vegetationsperiode nehmen sie neben jungen Trieben und Blättern von Weichhölzern wie Espen, Erlen und Pappeln auch Gräser und krautige Pflanzen regelmäßig auf. Im Winter besteht ihre Nahrung vor allem aus Weichhölzern. Das nachgewiesene Nahrungsspektrum umfasst 150 krautige Pflanzenarten und 63 Gehölzarten. Im Sommerhalbjahr nutzt der Biber auch Feldfrüchte in Gewässernähe. Fraßschäden auf Feldern wurden mehrfach berichtet. Die Nahrung wird vor allem im Uferstreifen sowie am und im Gewässer gesucht. Vorzugsweise gefällt werden kleinere Bäume, die sich leicht aus dem Bestand herausziehen lassen. Überwiegend werden Bäume mit Stammdurchmessern von maximal 8 cm genutzt, häufig liegt er unter 3 cm. Der Biber verwendet beim Abholzen eine „Sanduhrtechnik“; dabei wird das Holz in Form einer Sanduhr benagt, bis der Baum fällt. Je nach Härte des Holzes kann ein Biber in einer Nacht einen bis zu 50 cm dicken Baum fällen. Gefällte Bäume werden entastet, in Stücke zerlegt und zum Biberbau gebracht. Dort werden sie oft als Bauholz oder Nahrungsvorrat (Nahrungsflöße) verwendet.

Vom Biber an der deutsch-niederländischen Grenze bei Heinsberg gefällter Baum

Ein Großteil der Nahrung des Bibers besteht aus Pflanzenfasern, deren Hauptbestandteil Cellulose ist, welche Säugetiere nicht selbst im Darm abbauen können. Die hierzu fähigen symbiotischen Bakterien leben bei pflanzenfressenden Nagetieren wie dem Biber in vergrößerten Blinddärmen (Caecum). Der Blinddarminhalt aus teilweise aufgespaltener Cellulose, Bakterien-Proteinen, Vitaminen und Enzymen wird nach der Ausscheidung vom Biber sofort wieder aufgenommen (Caecotrophie). Die eigentliche Losung besteht aus unverdaulichen Holzresten.

Biber halten keinen Winterschlaf, sondern eine Winterruhe, deshalb muss auch im Winter für Nahrung gesorgt werden. Direkt vor dem Eingang der Burg werden von den Bibern im Herbst Zweige und Äste zwischengelagert. Wenn die Teichoberfläche gefriert, kann der Biber die gelagerten Äste unter dem Eis erreichen und sich von der Rinde ernähren.

Revier, Baue, Dämme und Kanäle

Das Revier einer Biberfamilie, die aus dem Elternpaar und zwei Generationen von Jungtieren besteht, umfasst je nach der Qualität des Biotops 1-3 Kilometer Fließgewässerstrecke. Die Reviergrenzen werden mit dem sogenannten Bibergeil, einem öligen Sekret aus einer Drüse im Afterbereich, markiert und gegen Eindringlinge verteidigt.

Biberburg in der Schweiz

Im Biberrevier befinden sich in der Regel 2-4 (manchmal bis zu 10) Wohnbaue unterschiedlichster Form. Europäische Biber legen Baue in Böschungen von Gewässern an, die teils ins ufernahe Erdreich gegraben, teils aus herbeigeschlepptem Baumaterial (lose (abgenagte) Äste, Zweige, Steine, Schlamm und durch den Biber gefällte Bäume bis zu einem Stammdurchmesser von 80 cm) errichtet werden.

Der Eingang zum Wohnkessel ist immer unter dem Wasserspiegel, der Wohnkessel selbst liegt über Wasser. Der Wohnraum im Inneren kann einen Durchmesser bis zu 120 cm und eine Höhe bis zu 60 cm erreichen. Ist die Uferböschung steil genug, gräbt sich der Biber eine Höhle hinein und vernetzt sie mit sogenannten Biberröhren. Das können Fressröhren, Fluchtröhren und Spielröhren sein. Befindet sich im Biberdamm oder in einem inselartigen, vollständig von Wasser umgebenen Bauwerk aus geeignetem Baumaterial ein Wohnbau, spricht man von Biberburg. Fällt der Wohnbau trocken, wird er verlassen, da dann Feinde erleichterten Zugang haben.

Biberburgen können oft von mehreren Generationen von Bibern bewohnt werden. Wenn Boden oder Decke zu dünn werden, wird weiteres Material (Äste, Steine, Schlamm) aufgeschichtet. Seit langem bewohnte Burgen können Durchmesser von bis zum 12 m und Höhen bis zu 2 m erreichen. In den Bauen leben z. B. auch Bisamratten, Spitzmäuse oder Ringelnattern.

Biberdamm an der Briese (Brandenburg)

Biber sind für ihre Dammbauten bekannt, mit denen sie Bäche aufstauen und sogar künstliche Teiche anlegen. Der Damm trägt primär dazu bei, einen Wasserstand über dem Eingang zum Wohnbau von möglichst 60 cm und einen sichernden Wasserbereich um die Burg herum zu gewährleisten.

Der Anstau erlaubt ihm auch den leichteren Transport von Holz. In schon länger besetzten Biberrevieren stehen meist in der näheren Umgebung des Biberbaus keine Bäume mehr. Diese wurden im Laufe Zeit gefällt und verarbeitet. Weiteres Holz kann der Biber nur auf dem Wasser transportieren. Deshalb gräbt er bis zu 500 m lange Kanäle (Wasserstraßen), auf denen er Baumstämme und Äste zu seinem Bau transportiert. Dadurch können Flusssysteme durch den Biber unabsichtlich umgeleitet und ganze Seen (auch der Bibersee) trockengelegt werden.

Kleine Dämme werden aus Zweigen, Schilf und krautigen Pflanzen und Erde erbaut. Längere Dämme werden durch Stücke junger Bäume und Zweige, die mit feinerem Material vermischt werden, errichtet.

Biberdämme in fließenden Gewässern sind bei starken Regenfällen bedroht, fortgerissen zu werden. Biber können ihren Damm öffnen, um Hochwasser rascher ablaufen zu lassen und ihren Damm so zu schützen. Damit regulieren sie den Wasserstand ihres Gewässerbereiches und ermöglichen so, dass auch empfindlichere Wasserpflanzen im Teich gedeihen, welche dem Biber dann als Nahrung dienen können. Biberdämme bedürfen insbesondere in Fließgewässern ständiger Aufwendungen.

Fressfeinde und Parasiten

Die natürlichen Fressfeinde erwachsener Biber (Luchs, Wolf, Braunbär) fehlen heute in Mitteleuropa fast vollständig. Die kleinen und hilflosen Jungtiere werden u. a. von Hunden, großen Greifvögeln (Seeadlern) und großen Raubfischen wie Hecht und Wels erbeutet. Wie alle Wildtiere werden Europäische Biber von zahlreichen Endo- und Ektoparasiten bewohnt. So sind Darmtrakt und innere Organe z. B. von Trematoden und Nematoden befallen. Im Fell des Bibers lebt der Käfer "Biberfloh" (Platypsyllus castoris), der dort nach Ektoparasiten jagt. Zu diesen zählt auch die "Bibermilbe" (Schizocarpus mingaudi). Beide Arten sind wie der Biber speziell an die semiaquatische Lebensweise angepasst.

Bedeutung der Landschaftsgestaltung

Als bedeutender tierischer Baumeister hat der Biber großen Einfluss auf die Gestaltung der Landschaft. Die Veränderungen im Gewässer ermöglichen oftmals eine Koexistenz von Arten fließender und stehender Gewässer. Während Fließwasserarten unter anderem durch geringere Fließgeschwindigkeit, Sauerstoffsättigung oder höhere Temperaturen unter Umständen verschwinden, profitieren die Bewohner langsam fließender oder stehender Gewässer. Insgesamt nimmt die Artenvielfalt und Individuenzahl insbesondere von Wirbellosen an Biberseen deutlich zu. Der Einfluss auf die Fischfauna wird kontrovers diskutiert.

Die von Bibern geschaffenen Veränderungen im Gewässer und Landlebensraum sind von hoher Bedeutung für Amphibien und können einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von deren Habitatansprüchen und Verbreitungsmustern liefern. Durch Überflutung und Fällarbeiten schafft der Biber langfristig natürliche Waldlichtungen, die gerade auch in der waldreichen Urlandschaft von hoher Bedeutung für die Artenvielfalt waren, beispielsweise entstehen Seggenriede durch Verlandung oder Wiesen bei Verlust des Dammes. Diese boten den Menschen günstige Bedingungen für primitiven Ackerbau. Auch die Nutzung von Grasheu soll auf Biberwiesen entstanden sein. Viele Pflanzenarten des heutigen Feuchtgrünlandes dürften in Biberwiesen ihre primären Lebensräume haben, so zum Beispiel Mädesüß und Kohldistel. Auch Arten der von feuchteren (z. B. Pfeifengras) und trockenen (Glatthafer u. a.) Grünland-Gesellschaften sind und waren dort zu finden.

Mensch und Biber

Kultur

  • Architektur: Die eingängige Form des Biberschwanzes war Namensgeber einer Sorte von Dachziegeln.
  • Ernährung: Biberfleisch gebraten oder gedämpft, insbesondere Biberschwanz, (weil nicht als Fleisch sondern als der „fischige“ Teil des Bibers angesehen) wurde als Fastenspeise verzehrt. Im Konstanzer Konzil von 1414/18 wurde beschlossen „Biber, Dachs, Otter – alles genug“ und schließlich erklärte 1754 der Jesuitenpater Charlevoix: „Bezüglich des Schwanzes ist er ganz Fisch, und er ist als solcher gerichtlich erklärt durch die Medizinische Fakultät in Paris, und im Verfolg dieser Erklärung hat die Theologische Fakultät entschieden, dass das Fleisch während der Fastenzeit gegessen werden darf.“
  • Als beavertail („Biberschwanz“) wird in Kanada heute eine weit verbreitete Süßigkeit bezeichnet. Es handelt sich um ein mit Zimtzucker bestreutes, warmes Fettgebäck in Form eines Biberschwanzes, in der Zubereitungsweise vergleichbar mit unseren Krapfen.
Der klöppelnde Biber in
The Hunting of the Snark
  • Literatur: Der Biberpelz; Komödie von Gerhart Hauptmann. In einigen Fabeln wird der Biber Meister Bockert genannt. In Lewis Carrolls Ballade Lewis Carroll gehört ein klöppelnder Biber zur ansonsten nur mit Menschen besetzten Snark-Jagdgesellschaft.
  • Film: Die Biber Brüder (engl. The Angry Beavers); Trickserie über zwei Biberbrüder, die als Junggesellen allerlei skurrile Abenteuer erleben.
  • Kleidung: Das Biberhaar wird zu Hüten (vgl. Kastorhut), das Biberfell zu Pelzbekleidung, insbesondere zu Kragenbesätzen, verarbeitet.
  • Namensgebung: das Tier Biber ist in der Regel Namensvetter der zahlreichen Biberorte und -Flüsse/Bäche in Deutschland. Diese Namen sind meist keltischen Ursprungs und leiten sich vom keltischen Wort bevere ab (vgl. Bieber)
  • Symbolik: Wegen des weitverbreiteten Pelzhandels spielt der Biber in Nordamerika eine gewisse Rolle als Emblem- und Wappentier. Er ist das „Nationaltier“ sowohl von Kanada als auch des Bundesstaates New York. Aufgrund seiner „Bautätigkeit“ wird er auch hin und wieder von nordamerikanischen technischen Universitäten als Maskottchen angesehen, so zum Beispiel vom Massachusetts Institute of Technology, dem California Institute of Technology und der Oregon State University.

Verfolgung des Bibers in historischer Zeit

Biber war im Mittelalter Fastenspeise (s.o., Kultur) und das dichte Biberfell war begehrt. Beides führte zu intensiver Bejagung. Das Bibergeil, der Duftstoff, mit dem Biber ihre Reviere markieren, wurde in der Volksmedizin als Wundermittel angesehen und teuer bezahlt. Vereinzelt gab es Schutzbestrebungen: Im litauischen Statut (Kapitel 9, Paragraph 9) von 1529 wird die Biberburg unter besonderen Schutz gestellt: Im Umkreis eines Stockwurfes von der Biberburg entfernt darf weder gepflügt noch gemäht noch Holz geschlagen werden. Auf Vertreibung oder gar Töten bzw. Diebstahl der Biber war eine hohe Strafe ausgesetzt. Dennoch kam es durch Bejagung und Lebensraumverluste zu einer großflächigen Ausrottung in ganz Europa.

Von Bibern gefällter Baum in Norwegen

Heutige Konflikte

Biber können in der Forstwirtschaft beträchtliche Schäden erzeugen. Obwohl sie meist jüngere Bäume nutzen, werden teilweise auch ausgewachsene Bäume angenagt oder gefällt. Einzelne Bäume können mit einer Manschette aus Maschendraht geschützt werden. Durch das Aufstauen von Gewässern kommt es zu Überschwemmungen an Gewässerrandbereichen. Vor allem Fichtenmonokulturen reagieren empfindlich auf Staunässe und können absterben.

Weiter Konflikte sind:

  • Unterminierung von Uferbereichen und Fahrwegen
  • Unterminierung von Schutzwasserbauten (Dämme)
  • Unterminierung aufgesattelter Teiche (Fischteiche, Löschteiche)
  • Verklausung durch Treibholz (Wehr- und Mühlgänge, Kläranlagen usw.)
  • Vernässung (Land- und Forstwirtschaft, Siedlungsgebiet)
  • Überstauung von Wasserentnahmestellen
  • Beeinträchtigung von Garten- und Freizeitanlagen

In Ländern wie Deutschland, Österreich und Schweiz werden die Aktivitäten des streng geschützten Bibers überwacht. Managementpläne im Natur- und Artenschutz stellen eine Palette von Gegenmaßnahmen bereit, um Konflikte mit Menschen zu minimieren. Bibermanagement umfasst Öffentlichkeitsarbeit, Populationsüberwachung, Präventions- und Akutmaßnahmen sowie zum Teil Beihilfen für finanzielle Einbußen bei Grundstückseigentümern.

Gefährdung und Schutz

Gelegentlich ertrinken Biber bei extremen Hochwassern, diese Gefahr besteht insbesondere in ausgebauten Gewässern, in denen rettende Inseln und Vorsprünge fehlen. In verschmutzten Gewässern verlaufen Infektionen von Bisswunden oft tödlich. Im Abwasser enthaltene Detergentien reduzieren die wärmeisolierende Wirkung des Fells. Ungesicherte Schleusen und Schiffsschrauben führen häufig zu Todesfällen. Bei der Bisamjagd werden gelegentlich junge Biber getötet. Biber ertrinken auch in Fischreusen und werden Opfer des Straßenverkehrs.

Durch Gewässerausbau und intensive Landnutzungen fehlt es oftmals an geeigneten Biberlebensräumen.

Der Fortbestand der genetischen Besonderheiten der Elbebiber (Castor fiber albicus) wird durch Vermischung mit gebietsfremden Unterarten von Castor fiber aus Wiederansiedlungen gefährdet.

Ein wesentlicher Beitrag zum Schutz des Europäischen Bibers besteht in der Sicherung und Wiederherstellung seiner Lebensräume in Flussauen und Urstromtälern. Artenschutzprogramme bestehen unter anderem in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen.

Gesetzlicher Schutzstatus (Auswahl)

Rote Liste-Einstufungen (Auswahl)

  • Rote Liste Bundesrepublik Deutschland: V – Vorwarnliste
  • Rote Liste der Schweiz: CR (Critically Endangered = vom Aussterben bedroht)
  • Rote Liste IUCN (weltweit bzw. Eurasien): LC (Least Concern = nicht gefährdet)




Dieser Artikel ist eine gekürzte und überarbeitete Fassung der Informationen bei Wikipedia zu Biber und Europäischer Biber (die erste Version auf den Offenen Naturführern enthält alle Autoren früherer Wikipedia Versionen.) Der Artikel bei Wikipedia enthält weitere Bilder und Hinweise auf Quellen, weiterführende Literatur, Weblinks, etc.

Quelle: Offene Naturführer, Das Wiki zu Bestimmungsfragen: Biber (Zuletzt geändert:
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23 Oktober 2012 16:32:13). Abgerufen am 18. Dezember 2024, 01:56 von https://offene-naturfuehrer.de/web/Biber