Die Trauben-Hyacinth (Barthold Hinrich Brockes)
ngenehmes Frühlingskindchen,
Kleines Traubenhyazinthchen,
Deiner Farb’ und Bildung Zier
Zeiget, mit Verwundrung, mir,
Von der bildenden Natur
Eine neue Schönheits-Spur.
An des Stengels blauer Spitzen
Sieht man, wenn man billig ſieht,
Deiner ſonderbahren Blüht
Kleine blaue Kugeln ſitzen,
Dran, ſo lange ſich ihr Blat
Noch nicht aufgeſchloſſen hat,
Wie ein Purpur-Stern ſie ſchmücket,
Man, nicht ſonder Luſt, erblicket,
Aber wie von ungefehr
Meine Blicke hin und her
Auf die offnen Blumen lieffen,
Kont ich, in den blauen Tieffen,
Wie aus Himmel-blauen Höhen,
Silber-weiſſe Sternchen ſehen,
Die in einer blauen Nacht,
So ſie rings bedeckt, im Dunckeln,
Mit dadurch erhöhter Pracht
Noch um deſto heller funckeln,
Jhr ſo zierliches Gepränge,
Jhre Nettigkeit und Menge,
Die die blauen Tieffen füllt,
Schiene mir des Himmels Bild,
Welches meine Seele rührte,
Und durch dieſer Sternen Schein,
Die ſo zierlich, rein und klein,
Mich zum HErrn der Sterne führte,
Deſſen unumſchrenckte Macht,
Aller Himmel tieffe Meere,
Aller Welt und Sonnen Heere,
Durch ein Wort, hervorgebracht;
Dem es ja ſo leicht, die Pracht
Jn den himmliſchen Gefilden,
Als die Sternchen hier, zu bilden.
Durch dein Sternen-förmig Weſen,
Giebſt du mir, beliebte Blume,
Dem, der Sterne macht, zum Ruhme,
Ein’ Erinnerung zu leſen,
Daß wir ſeiner nicht vergeſſen,
Sondern in den ſchönen Wercken
Seine Gegenwart bemercken,
Seine weiſe Macht ermeſſen,
Und ſie, wie in jenen Höhen,
So auf Erden auch zu ſehen.
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