Was ist das – ein Herbarium? (Valerie Klatte-Asselmeyer & Susanne Rothbauer)
Eine kleine Anleitung zum Erstellen einer Pflanzensammlung
von Valerie Klatte-Asselmeyer und Susanne Rothbauer
In Ulm fand im Frühsommer 2008 eine Ausstellung zu dem 400 Jahre alten Herbarium von Hieronymus Harder [1] statt. Die Ausstellung beinhaltete Originalexponate der alten Belege und viele weitere Gegenstände, die bei der wissenschaftlichen Arbeit von Botanikern über lange Zeit wichtiges Handwerkszeug darstellten. Neben vielen informativen Schautafeln waren besonders Schulklassen zur aktiven Teilnahme aufgefordert, in dem sie sich dem Thema "Herbarisieren und Artenkenntnis" auf verschiedenste Weise nähern konnten. Die Broschüre entstand als Begleitmaterial und ist eine sehr schöne Handreichung für Kinder, sich auf diese Weise einmal mit der belebten Welt um sich herum zu beschäftigen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was ist das überhaupt – ein Herbarium?
- 2 Warum macht man ein Herbarium?
- 3 Wer macht ein Herbarium?
- 4 Wissenschaftliche Herbarien
- 5 Warum haben Pflanzen einen lateinischen Namen?
- 6 Was heißt: Eine Pflanze „bestimmen“?
- 7 Wo kann man Pflanzen sammeln?
- 8 Vorsicht: Naturschutzgebiete!
- 9 Achtung: Giftpflanzen!
- 10 Aufgepasst: Zierpflanzen!
- 11 Was sammelt man?
- 12 Das solltest Du beim Sammeln dabei haben
- 13 So sammelt man Pflanzen
- 14 Warum werden Pflanzen getrocknet und gepresst?
- 15 Bau einer Pflanzenpresse
- 16 Wie man Pflanzen in die Presse einlegt
- 17 Was man beim Pflanzentrocknen wissen sollte
- 18 Was man beim Trocknen und Pressen beachten muss
- 19 Aufkleben und Beschriften
- 20 So werden getrocknete Pflanzen aufbewahrt
- 21 Fertig!
- 22 Bestimmungsliteratur
- 23 Die Anleitung als PDF-Datei!
Was ist das überhaupt – ein Herbarium?
Eigentlich ist diese Frage einfach zu beantworten: Ein Herbarium ist eine Pflanzensammlung. Damit man Pflanzen lange aufbewahren kann, müssen sie getrocknet und gepresst werden. Nur in diesem Zustand können sie auf Papierbögen geklebt und in Schachteln gesammelt oder zu einem Buch gebunden werden. Eine Pflanzensammlung aus einer Vielzahl dieser Bögen bezeichnet man als Herbarium.
So kann ein Herbarium aussehen - als Buch oder Einzelpapierbogen.
Warum macht man ein Herbarium?
Ein Herbarium zu machen ist eine Möglichkeit, Pflanzen kennen zu lernen. Um getrocknete Pflanzen betrachten, mit ihnen arbeiten und sie Platz sparend aufbewahren zu können, klebt man sie auf Papierbögen, die „Herbarbögen“ genannt werden. Diese Aufbewahrung erleichtert das Anschauen der Bögen bei einer großen Pflanzenanzahl.
Die Menschen haben schon früh angefangen, alle Pflanzen, die sie kannten, zu sammeln und zu pressen. Solche Pflanzensammlungen dienen dazu, gesammeltes Wissen über Pflanzen zu erhalten und weiter zu geben. Du kannst dir ein Herbarium wie eine Art Lehrbuch vorstellen.
Wer macht ein Herbarium?
Jeder, auch du, kann ein Herbarium machen. Wenn es dir Spaß macht, Detektiv zu spielen und herauszufinden, wie die Pflanzen in deiner Umgebung heißen, kann es losgehen! Viele Menschen sammeln beim Wandern und Spazierengehen in der Natur Pflanzen, die sie zu Hause trocknen und pressen und in ein schönes Buch einkleben. Vielleicht haben deine Eltern oder Großeltern auch ein selbst gemachtes Pflanzenbuch, das du dir ansehen kannst.
Deine gesammelten, getrockneten und gepressten Pflanzen kannst du auf Papierbögen oder Karteikarten kleben, zu einem Buch binden oder in Briefumschlägen aufbewahren. Du kannst zu deiner gepressten Pflanze ein gemaltes Bild oder ein Foto dazugeben. Mit getrockneten Blumen kannst du zum Beispiel auch ein schönes Bild gestalten oder dein eigenes Briefpapier damit schmücken.
Aber auch berufliche Sammler und Wissenschaftler machen Herbarien. Diese bestehen aus viel mehr Pflanzen als ein privates Herbarium.
Wissenschaftliche Herbarien
Wissenschaftler, die in der Natur forschen, brauchen Herbarien. Ist ein Forscher im Urwald unterwegs und findet eine interessante Pflanze, die er nicht kennt oder nicht sicher bestimmen kann, nimmt er etwas von ihr mit. Im Urwald gibt es viel mehr Pflanzen als hier bei uns in Europa. Viele davon sind sogar noch nicht erforscht. In einem der großen wissenschaftlichen Herbarien kann der Botaniker nachsehen und die dort aufbewahrten Pflanzen mit seiner Pflanze aus dem Urwald vergleichen.
Hat er Glück, findet er die Pflanze in einem wissenschaftlichen Herbarium. Er kann sie auch zu einem Spezialisten schicken, der sich mit fremden Pflanzen gut auskennt und ihm dabei weiterhilft. Falls niemand die Pflanze vor ihm gefunden hat, ist eine neue Pflanzenart von dem Forscher entdeckt worden. Das ist ein besonders wertvoller Fund! Damit andere die neue Pflanze kennen lernen können, muss sie herbarisiert und in einem wissenschaftlichen Herbarium hinterlegt werden.
Wissenschaftliche Herbarien gibt es an Universitäten oder in Botanischen Gärten. Die Universität Ulm zum Beispiel besitzt auch ein Herbarium mit ungefähr 100 000 Pflanzen. Viele davon stammen aus Südamerika. Du kannst ja mal herausfinden, ob die Universität in Deiner Nähe auch ein Herbarium besitzt, viele Belege sie dort haben und woher die stammen. Frag einfach mal nach! Die Leute, die damit arbeiten freuen sich immer, wenn sich die Menschen für ihre Arbeit interessieren.
Warum haben Pflanzen einen lateinischen Namen?
Viele Pflanzen haben in unterschiedlichen Gegenden verschiedene Namen, obwohl es sich um dieselben Pflanzen handelt. So kennen einige Leute den Löwenzahn auch als „Kuhblume“, „Maiblume“ oder „Butterblume“. Andere Leute meinen mit „Butterblume“ den „Hahnenfuß“.
Das kann zu Missverständnissen führen. Damit sich die Botaniker auf der ganzen Welt richtig verstehen und von der gleichen Pflanze sprechen, hat man jeder bekannten Pflanze einen lateinischen Namen gegeben. Das ist der eindeutige und wissenschaftliche Name der Pflanze.
Aufgrund verschiedener Merkmale (Aussehen der Blüte, Anzahl der Blütenblätter, Form der Blätter usw.) teilt man Pflanzen in Familien, Gattungen und Arten ein. Die Familie der Köpfchenblütler ist ein Beispiel dafür. Alle Pflanzen dieser Familie haben viele kleine Blüten, die zusammen wie eine große Blüte aussehen. Schaust du sie dir mit einer Lupe an, erkennst du die einzelnen Blüten!
Zu dieser Familie gehören die Sonnenblume, der Löwenzahn und das Gänseblümchen. Diese drei unterscheiden sich deutlich voneinander. Jede dieser Pflanzen gehört zu einer anderen Gattung. Pflanzenfamilien setzen sich aus vielen Gattungen und jede Gattung wiederum aus vielen Arten zusammen.
In der Familie der Köpfchenblütler gibt es die Gattung „Löwenzahn“. Diese teilt sich erneut in viele verschiedene Arten auf, zum Beispiel den geschlitztblättrigen, den strengen oder den Sumpf-Löwenzahn.
Blätter von verschiedenen Löwenzahn-Arten
Das Gänseblümchen zählt auch zur Familie der Köpfchenblütler, gehört in die Gattung Bellis und zur Art perennis'. Sein lateinischer Name ist Bellis perennis. Bellis heißt „die Schöne“, perennis „die Ausdauernde“, da es das ganze Jahr blüht. Diesen Namen versteht man überall auf der Welt. Bei Tieren macht man das übrigens genauso!
Was heißt: Eine Pflanze „bestimmen“?
Glockenblumen kennst du vielleicht. Betrachtet man sich diese Pflanzenfamilie näher, stellt man fest, dass es viele verschiedene Arten dieser Blume gibt. Alle sehen sich sehr ähnlich, sind aber doch verschieden. Nimmt man eine Glockenblume aus dem Garten oder einer Wiese und schlägt in einem Pflanzenbuch nach, um welche der vielen Glockenblumen es sich handelt, „bestimmt“ man sie, man sucht ihren richtigen Namen. Um Pflanzen sicher bestimmen zu können, muss man sie sich genau ansehen, beispielsweise mit einer Lupe.
Jede Art hat besondere Merkmale. Die Blütenfarbe oder die Blattform können zum Beispiel anders sein. Oder eine Art blüht im März, die andere im August. Manche Pflanzen wachsen nur in Mooren, verwandte Arten nur im Wald oder auf Sand. Wo wächst wohl die Wiesen-Glockenblume?
Genau richtig - in der Wiese!
Wo kann man Pflanzen sammeln?
Schau dich bei dir zu Hause um: Vielleicht habt ihr einen Garten oder in der Nähe einen kleinen Park. Pflanzen gibt es überall, auch mitten in der Stadt. Man muss nur genau hinschauen! Sogar zwischen Pflastersteinen und in Regenrinnen wachsen sie. Bei einem Ausflug kann man auf Feldern und in Wäldern sammeln. Hier findest du viele verschiedene Arten.
In fremden Gärten darfst du nicht sammeln, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. In öffentlichen Beeten, Schul- oder Friedhöfen sammelst du besser nicht, da die Pflanzen hier meistens angepflanzt sind und das Pflücken verboten ist.
Vorsicht: Naturschutzgebiete!
Einige Pflanzen sind bei uns sehr selten und sogar vom Aussterben bedroht. Um die Artenvielfalt zu erhalten, ist es verboten, solche Pflanzen zu beschädigen, auszureißen oder mitzunehmen. Sonst würden sie aussterben und wären nur noch in wissenschaftlichen Herbarien oder Büchern zu sehen.
Um seltene Pflanzen und Tiere zu schützen, gibt es in Deutschland Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete. In diesen Gebieten leben besondere Pflanzen und Tiere. Hier darf man spazieren gehen und die Natur bewundern, aber nichts pflücken oder mitnehmen. Bevor du sammeln gehst, musst du sicher sein, dass du nicht in einem Naturschutzgebiet unterwegs bist! Diese Gebiete sind mit besonderen Schildern gekennzeichnet und auf Landkarten eingetragen.
Findest du an einer Stelle nur wenige Exemplare einer schönen Pflanze, fotografiere sie und lass sie stehen! So können sich andere Menschen auch daran erfreuen.
Achtung: Giftpflanzen!
Um Verwechslungen mit giftigen Pflanzen zu verhindern, ist es wichtig, typische Merkmale zu erkennen. Es kann sonst passieren, dass man eine giftige Pflanze mit nach Hause nimmt, isst und sich damit vergiftet. Das kann sehr gefährlich sein!
Es gibt auch in Europa einige sehr giftige Pflanzen. Die giftigste einheimische Pflanze ist der Blaue Eisenhut. Er ist so selten, dass er geschützt ist.
Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, nur mit Erwachsenen, die sich gut auskennen, Pflanzen und Früchte zu sammeln, die später gegessen werden! Nach dem Sammeln solltest du dir immer gründlich die Hände waschen, bevor du Gesicht oder Augen berührst. Pollenallergiker müssen besonders vorsichtig sein. Sie sollten keine Pflanzen sammeln, auf die sie allergisch reagieren.
Aufgepasst: Zierpflanzen!
In Parks, Schulhöfen, Gärten und öffentlichen Beeten wachsen oft gezüchtete Pflanzen oder Pflanzen aus anderen Ländern, da sie besonders schön sind. Man kann sie mit einem Bestimmungsbuch nicht richtig bestimmen, weil sie darin oft nicht vorkommen. Die meisten Bestimmungsbücher beschreiben nur Pflanzen, die bei uns natürlich vorkommen, also hier heimisch sind.
Für jemanden, der an gezüchteten Pflanzen interessiert ist, gibt es besondere Nachschlagewerke.
Für dich ist es erst einmal einfacher, die Pflanzen in unserer Natur kennen zu lernen, da hast du schon viel vor: In Deutschland gibt es ungefähr 3000 Pflanzenarten.
Was sammelt man?
Gesammelt werden ganze Pflanzen mit Blättern, Blüten oder Früchten und Wurzeln. Die meisten Pflanzen können nur richtig bestimmt werden, wenn man sich die Blüte ansieht.
Geübte erkennen Pflanzen auch an den Blättern. Bei manchen Pflanzen sind die Wurzeln zum Bestimmen sehr wichtig, bei anderen die Früchte (zum Beispiel bei Kreuzblütengewächsen).
Pflanzen, die Blüten und Früchte haben, eignen sich zum Herbarisieren am besten. Aus den Blüten entstehen die späteren Früchte. Es ist selten, eine Blüte und eine Frucht zur gleichen Zeit an derselben Pflanze vorzufinden. Du kannst nachträglich Früchte sammeln, trocknen und sie zur früher gepressten Pflanze hinzufügen.
Bei Bäumen werden Äste mit Blättern, Blüten oder Früchten gepresst und aufgeklebt. Dann hast du immerhin Blätter, Rinde und Blüten oder Früchte der Bäume. Wachsen die Blüten und Früchte zu hoch am Baum, nimmt man nur die Blätter. Die können auch vom Boden unter dem Baum aufgesammelt werden. Hierbei musst du aufpassen, die richtigen Blätter zu sammeln und nicht die des Nachbarbaums!
Das solltest Du beim Sammeln dabei haben
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Pflanzenschere, Taschenmesser, Gartenschaufel
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Stofftaschen mit feuchten Taschentüchern
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Klebeetiketten
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Feldbuch und Bleistift
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Bestimmungsbuch
So sammelt man Pflanzen
Mit der Schere und dem Taschenmesser kannst du Äste oder Teile von großen Pflanzen, die nicht im Ganzen gesammelt werden können, abschneiden. Vorsicht mit spitzen Scheren und scharfen Messern! Lass dir helfen, um Verletzungen zu vermeiden.
Eine Gartenschaufel eignet sich zum Ausgraben der Pflanzen.
Mit Klebeetiketten oder Zetteln kannst du die Pflanzen gleich markieren und beschriften. Werden bei einem Ausflug mehrere Pflanzen gesammelt, geraten sie in der Sammeltüte leicht durcheinander, doch durch die Beschriftung behältst du den Überblick.
In das Feldbuch kannst du Informationen zu deinen Pflanzen notieren. Datum und Fundort der Pflanze sind wichtige Angaben. Schaut man sich das Herbarium zu einem späteren Zeitpunkt wieder an, weiß man, ob die Pflanze im Frühling, Sommer oder Herbst geblüht hat. Der Fundort ist wichtig, um die Pflanze auch nach Jahren wieder zu finden. Der Duft kann ebenfalls notiert werden, er verändert oder verflüchtigt sich bei getrockneten Pflanzen. Die Blütenfarbe bleibt beim Trocknen manchmal nicht erhalten und sollte aufgeschrieben werden. Sammelst du einen Ast von einem Baum oder Strauch, notierst du die Höhe und Dicke des Baums. In einem Herbar kann man später nicht erkennen, wie der Baum aussah, von dem der Ast stammt.
Die Pflanzen sammelt man am besten in Stofftaschen. Damit sie nicht so schnell welken, legst du feuchte Taschentücher dazu. Packst du nur wenige Pflanzen locker in die Tasche, verhinderst du, dass sie zerquetscht werden. Durch diese Vorkehrungen überstehen sie den Transport nach Hause ohne größere Schäden.
In einem Bestimmungsbuch kannst du an Ort und Stelle nachsehen, welche Pflanze du gefunden hast. Manche Pflanzen welken sehr schnell und können daheim nicht mehr eindeutig bestimmt werden. Außerdem vermeidest du dadurch, aus Versehen geschützte Pflanzen mitzunehmen.
Warum werden Pflanzen getrocknet und gepresst?
Damit die gesammelten Pflanzen nach Jahren noch gut erhalten sind, müssen sie konserviert werden. Das geschieht durch Trocknung. Bewahrt man Pflanzen ungetrocknet auf, kann es passieren, dass sie schimmeln. Während des Trocknungsprozesses ändert sich die Form der Pflanze, die Blätter wellen sich und die ganze Pflanze schrumpft. Diese Veränderungen werden durch das Pressen verhindert. Beide Schritte, Trocknen und Pressen, macht der Botaniker mit einer speziellen Pflanzenpresse.
Sie besteht aus zwei stabilen Rahmen (Holzrahmen oder Metallgitter), zwischen die abwechselnd Wellpappe, saugfähiges Papier und die in Zeitungen eingepackten Pflanzen geschichtet werden. Der ganze Stapel wird mit stabilen Schnüren oder Spannriemen zusammengehalten. So eine Presse kannst du leicht selber bauen!
Bau einer Pflanzenpresse
Du brauchst:
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Holzleisten: 6 lange (je 42 cm x 2,5 cm x 0,8 cm) und 8 kurze (je 31 cm x 2,5 cm x 0,8 cm)
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Holzschrauben
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Spannriemen, z. B. Koffergurt oder Gürtel
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Zugeschnittene Wellpappe in Rahmengröße
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Zeitung
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Saugfähiges Papier wie z. B. Küchenrolle, Papierhandtücher oder Löschpapier
- Tapeziermesser zum Schneiden der Pappe
Bauanleitung:
Für einen Rahmen werden die Leisten wie ein Lattenzaun zusammengesetzt. Auf drei lange Leisten legst du in gleichmäßigen Abständen vier kurze Leisten und schraubst sie mit den Holzschrauben fest. Mit den übrigen Leisten machst du den gleichen Rahmen nochmal.
Wie man Pflanzen in die Presse einlegt
Befreie deine gesammelten Pflanzen vor dem Pressen von Erdresten. Dazu können sie abgeklopft oder vorsichtig gewaschen werden. Wichtig ist, dass gewaschene Pflanzen gut abgetrocknet gepresst werden. Sie könnten sonst leicht schimmeln. Zum Pressen legst du die Pflanze in Zeitungspapier und schreibst auf den unbedruckten Rand den Pflanzennamen, das Sammeldatum und den Fundort. Die Beschriftung am Rand hilft dir, die Pflanzen nach dem Trocknen nicht zu verwechseln.
EIne Glockenblume in der Natur und als Herbarbeleg | ||||||
Die Pflanze ordnest du auf dem Zeitungspapier schon so an, wie sie später auf den Herbarbogen geklebt wird.
Getrocknete Pflanzen nachträglich zu verändern ist nicht möglich, da sie leicht brechen.
Versuche die Pflanzen oder Pflanzenteile so aufzulegen, wie die Pflanze in der Natur aussieht.
Blätter, Blüten und so weiter kannst du so anordnen, dass man außer der Oberseite auch die Unterseite sieht. Dicke Blütenköpfchen und Pflanzenteile (wie zum Beispiel Zwiebeln oder dicke Wurzeln) kannst du aufschneiden. Blätter und andere Pflanzenteile sollen nicht überlappen, zusammen geschoben oder faltig sein. Ist die Pflanze zu groß und passt deshalb nicht auf das Papier, kannst du sie knicken oder durchschneiden.
Achte auf ein sorgfältiges Auslegen der Pflanze. Dafür solltest du dir einige Zeit nehmen. Denn dein Herbarium wird umso schöner, je besser du die Pflanze ausgelegt hast!
Ist die Pflanze richtig angeordnet, wird das Zeitungspapier zugeklappt. Auf den unteren Rahmen legst du eine Wellpappe und eine Lage Saugpapier, dann das Zeitungspapier mit der Pflanze, wieder eine Lage Saugpapier und eine Wellpappe. So schichtest du Pflanze auf Pflanze. Sind alle Pflanzen aufeinander gestapelt, legst du die restliche Wellpappe oben auf und hast sie gleich in der Presse aufgeräumt! Mit dem oberen Rahmen wird der Stapel zugedeckt, die Spannriemen um die Presse gelegt und festgezogen. Vorsicht: Nicht zu fest anziehen, sonst zerquetschst du die Pflanzen!
Was man beim Pflanzentrocknen wissen sollte
Wichtig ist, dass die Pflanzen schnell trocknen. Die Farben und Strukturen bleiben so am besten erhalten.
Steht deine Presse in einem gut belüfteten Raum, dauert das Trocknen etwa eine Woche. Dickere Pflanzen benötigen mehr Zeit zum Trocknen. Nach dem ersten Tag wechselst du Zeitungs- und Saugpapier. Jeden zweiten Tag solltest du prüfen, ob das Papier feucht ist und es gegebenenfalls durch trockenes Papier ersetzen.
Die Wellpappe sorgt dafür, dass genügend Luft an die Pflanzen gelangt. Durch das Saugpapier und die Kammern der Wellpappe strömt warme Luft. Die Feuchtigkeit wird aus der ausgelegten Pflanze aufgenommen und abtransportiert. Während der Trocknungszeit kannst du gelegentlich die Spannriemen nachziehen.
Was man beim Trocknen und Pressen beachten muss
Grundsätzlich gilt, je schneller die Pflanzen in die Presse gelegt werden und je schneller die Trocknung beendet ist, desto besser bleiben die Farben der konservierten Pflanzen erhalten. Geschieht die Trocknung zu langsam, kann sich die Farbe von Blüten, Blättern und sogar der ganzen Pflanze stark verändern. Der Waldmeister wird zum Beispiel meistens schwarz. Blätter und Blütenblätter können von den Stängeln abfallen, das passiert leicht beim Mohn.
Aufkleben und Beschriften
Die fertig gepressten Pflanzen werden auf Herbarbögen geklebt. Befestigt werden können sie mit Tesafilm, in dünne Streifen geschnittenem gummiertem Packband oder Holzleim. Allerdings lassen sich aufgeleimte Pflanzen nicht mehr vom Bogen entfernen!
Damit du weißt, um welches Fundstück es sich bei der aufgeklebten Pflanze handelt, wird der Herbarbogen in der rechten unteren Ecke mit einem Etikett versehen. Hier stehen alle wichtigen Informationen zu Pflanze und Fundort - alle, die du in dein Feldbuch geschrieben hast.
So werden getrocknete Pflanzen aufbewahrt
Beklebte Herbarbögen werden in Zeitungspapier eingeschlagen und können gestapelt in einer Kiste gelagert werden. Insekten (Teppichkäfer, Bücherläuse, Motten) können das getrocknete Pflanzenmaterial beschädigen, weil sie gerne zarte Blütenblätter und andere Pflanzenteile anfressen. Eine wirkungsvolle Abhilfe ist das Einfrieren bei -18 °C. Du verpackst die Herbarbögen fest in eine Plastiktüte und gibst sie einige Tage in das Gefrierfach. Dieser Vorgang tötet alle schädlichen Insekten und Insektenstadien (Ei, Larve, Puppe) ab.
Die eingefrorenen Bögen lässt du nach dem Herausnehmen noch einige Stunden in der Plastiktüte, damit sie durch das Kondenswasser nicht wieder feucht werden.
Fertig!
Jetzt sind die Pflanzen gepresst, aufgeklebt und beschriftet. Das war viel Arbeit!
Am Anfang ist das Erkennen und Bestimmen der Pflanzen nicht einfach, mit ein wenig Übung fällt dir das jedoch immer leichter. Auf Streifzügen durch die Natur hast du sicher einige neue Pflanzen kennen gelernt. Hoffentlich hast du viel Spaß gehabt und kannst jetzt wirklich stolz sein: Ein eigenes, selbst gemachtes, wunderschönes Herbarium hat nicht jeder!
Bestimmungsliteratur
Was blüht denn da? Von: Dietmar Aichele, Marianne Golte-Bechtle Verlag: Kosmos
Der große BLV Pflanzenführer Von: Thomas Schauer, Claus Caspari Verlag: BLV
Der neue Kosmos Pflanzenführer Von: Wilfried Stichmann, Ursula Stichmann-Marny Verlag: Franckh-Kosmos
Steinbachs großer Pflanzenführer Von: Bruno P. Kremer Verlag: Ulmer
Grundkurs Pflanzenbestimmung Eine Praxisanleitung für Anfänger und Fortgeschrittene Von: Rita Lüder Verlag: Quelle & Meyer
Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands Von: Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg Verlag: Quelle & Meyer
Für Profis: Flora von Deutschland und angrenzender Länder Von: Otto Schmeil, Jost Fitschen, Siegmund Seibold Verlag: Quelle & Meyer
Exkursionsflora von Deutschland Band 2: Gefäßpflanzen Grundband Band 3: Gefäßpflanzen Atlasband Von: Werner Rothmaler, Eckehart Jäger, Claus Werner Verlag: Spektrum Akademischer Verlag
Die Anleitung als PDF-Datei!
Siehe auch weitere Anleitungen zum Herbarisieren.