Allgemeine Charakteristik der Chenopodiaceen
Die Chenopodiaceen (Gänsefußgewächse) sind eine große, weltweit verbreitete Pflanzenfamilie innerhalb der Caryophyllales (Nelkengewächs-Verwandte). Sie umfassen ca. 1500 Arten in 100 Gattungen. Ihren Schwerpunkt haben sie in trockenen Regionen, insbesondere in Halbwüsten auf Alkali- und Salzböden. Vorwiegend sind die Chenopodiaceen Kräuter, seltener Sträucher (Lianen, kleine Bäume). Die Blätter sind meist wechselständig, teilweise aber auch (insbes. im unteren Teil) gegenständig. Sie sind stets ungeteilt, höchstens gezähnt bis tief gelappt. Die radiären Blüten sind klein und meist unscheinbar. Sie bestehen aus einer 5-zähligen, in der Regel freiblättrigen Blütenhülle, 5 den Hüllblättern gegenüberliegenden Staubgefäßen und einem 1-fächrigen, meist oberständigen Fruchtknoten mit 1 basalen Samenanlage und 2(-5) Griffeln. Nicht selten sind die Blütenorgane reduziert, so insbesondere die Blütenhülle, deren Schutzfunktion vergrößerte Vorblätter übernehmen können. Frucht ist in aller Regel eine linsenförmige bis rundliche Nuss (selten eine Deckelkapsel), welche unterschiedliche Anhängsel zur Optimierung der Verbreitung ausbilden kannt. Oft bilden die einfache oder spezifisch umgestaltete Blütenhülle bzw. vergrößerte Vorblätter und die eingeschlossene Nussfrucht zusammen eine Verbreitungseinheit. Mit Zuckerrübe und Futterrübe (Beta vulgaris), Spinat (Spinacia oleracea) und Reismelde (Chenopodium quinoa) liefern die Gänsefußgewächse wichtige Nahrungspflanzen.
Bestimmungsschlüssel
Bestimmungsschlüssel für die Chenopodiaceen-Gattungen (Gänsefußgewächse – Caryophyllales)
1 | | Stängel sukkulent, deutlich gegliedert, Blätter fehlend (bzw. zu Schuppen reduziert), Blütenhülle gänzlich verwachsen, nur mit einer kleinen zentralen Öffnung | | Queller – Salicornia |
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1 | * | Stängel nicht sukkulent, nicht gegliedert, Blätter stets vorhanden, Blütenhülle nicht oder nur wenig verwachsen | ► 2 |
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2 | | Blätter gestielt, fläch, meist mehr als 5 mm breit, Blüten in 2-vielblütigen Knäueln, diese meist in ährenförmigen bis rispigen Blütenständen | ► 3 |
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2 | * | Blätter sitzend, pfriemlich, nadelförmig oder linealisch, weniger als 5 mm breit, Blüten zu 1-3 blattachselständig | ► 8 |
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3 | | Die meisten Blüten zwittrig, stets mit Blütenhülle | ► 4 |
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3 | * | Die meisten Blüten eingeschlechtlich, 1- oder 2-häusig, die weiblichen Blüten ohne Blütenhülle und mit einhüllenden Vorblättern | ► 7 |
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4 | | Blütenhüllblätter im unteren Teil mit dem Fruchtknoten verwachsen, zur Fruchtzeit anschwellend und verholzend, Blütenknäuel meist 2-3-blütig | | Rübe – Beta |
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4 | * | Blütenhüllblätter am Grund nicht mit dem Fruchtknoten verwachsen, krautig bleibend, Blütenknäuel meist vielblütig (Chenopodium s.l.) | ► 5 |
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5 | | einjährige oder ausdauernde Rosettenpflanzen, oft mehrstängelig, die größten Blätter am Grunde der Pflanze, Blüten fleischig werdend (wenn nicht, dann Narben 1-1,5 mm lang) | | Spinatgänsefuß – Blitum |
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5 | * | einjährige Schaftpflanzen, stets einstängelig, die größten Blätter in der (unteren) Mitte der Pflanze, Blütenblätter nie fleischig werdend, Narben höchstens 0,5 mm lang | ► 6 |
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6 | | Pflanze durch weißliche Blasenhaare wie bemehlt erscheinend, oder (fast) kahl, geruchlos oder (selten) übelriechend, Blätter ganzrandig bis gezähnt, teilweise zusätzlich am Grunde mit 1-2 Paar Seitenlappen oder –zähnen | | Gänsefuß – Chenopodium |
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6 | * | Pflanze mit gelblichen Drüsenhaaren, ± stark aromatisch riechend, Blätter im Ganzen regelmäßig fein gelappt bis fiedspaltig | | Drüsengänsefuß – Dysphania |
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7 | | Schaftpflanzen, einhäusig, meist ± stark bemehlt, Griffel 2, Blätter meist gegenständig (zumindest im unteren Teil) | | Melde – Atriplex |
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7 | * | Rosettenpflanzen, zweihäusig, kahl, Griffel 4-5, Blätter wechselständig | | Spinat – Spinacia |
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8 | | Blätter in eine feine nadelförmige oder dornig-stechende Spitze auslaufend | ► 9 |
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8 | * | Blätter vorne stumpf oder höchstens kurz spitz | ► 11 |
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9 | | Blütenhülle fehlend oder aus kleinen Schüppchen bestehend, Frucht stark abgeflacht, am Rand häutig geflügelt, Pflanze z.T. mit verzweigten Haaren | | Wanzensame – Corispermum |
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9 | * | Blütenhülle vorhanden, Frucht rundlich, ohne Randflügel, Pflanze nur mit einfachen Haaren | ► 10 |
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10 | | Pflanze sparrig verzweigt, Vorblätter derb, stechend, grünlich, Blütenblätter bei der Reife mit einem waagerecht nach außen abstehenden Flügel, Blüten zu 1-3 | | Salzkraut – Salsola |
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10 | * | Pflanze nicht sparrig verzweigt, Vorblätter weich, spitz, aber nicht stechend, farblos oder weißlich, Blätter den Stängeln angewinkelt, am Ende oft büschelig, Blüten einzeln | | Knorpelkraut – Polycnemum |
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11 | | Pflanze kahl, oft bläulichgrün, Blätter mehr oder weniger sukkulent, Blütenblätter ohne Anhängsel oder Höcker | | Salzmelde – Suaeda |
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11 | * | Pflanze zumindest fein behaart, grün, Blätter nicht sukkulent, Blütenhüllblätter mit einem waagerechten, nach außen abstehenden Anhängsel oder Höcker | ► 12 |
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12 | | Fruchtstände korkenzieherartig gedreht | | Drehmelde – Spirobassia |
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12 | * | Fruchtstände nicht korkenzieherartig gedreht | | Radmelde – Bassia |
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Literatur
Aellen, P. : Chenopodiaceae. In: Hegi, G. (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Bd. 3, Nr. 2, Paul Parey, Berlin, S. 533-747.
Clemants, S. & Mosyakin, S. 2003: Chenopodiaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Bd. 4, Oxford University Press, New York, S. 258-404.
Fuentes-Bazan, S., Uotila, P. & Borsch, T. 2012:
A novel phylogeny-based generic classification for Chenopodium sensu lato, and a tribal rearrangement of Chenopodioideae (Chenopodiaceae). In:
Willdenowia. Bd. 42, Nr. 1, S. 5-24,
doi:
10.3372/wi42.42101.
Jäger, E. J. (Hrsg.) 2011: Rothmaler, W. (Begr.), Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. 20. Auflage. Bd. 2, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin.
Uotila, P. 2001: Chenopodiaceae. In: Jonsell, B. & Karlsson, T. (Hrsg.): Flora Nordica. Bd. 2, S. 1-57.
Walter, J. 2008: Chenopodiaceae. In: Fischer, M. A., Oswald, K. & Adler, W. (Hrsg.): Exkursionsflora für Österreich, Lichtenstein und Südtirol. 3. Auflage. Oberösterreichisches Landesmuseum, Linz, S. 345-362.
Danksagung
Für organisatorische und programmtechnische Hilfen beim Aufbau der Chenopodiaceen-Präsentation sei den Herren Dr. Gregor Hagedorn und Andreas Plank (Berlin) ganz herzlich gedankt. Mit vielen Photos wurde das Projekt von Günther Blaich (Mannheim) und Dr. Ulf Schmitz (Düsseldorf) großzügig unterstützt. Dank gebührt auch Herrn Rainer Otto (Gundelsheim), Franz-Josef Weicherding (St. Ingbert), Dr. Peter Gutte (Leipzig), Dr. Eckhard Garve (Braunschweig), Uwe Raabe (Marl) und Prof. Helmut Freitag (Kassel), die sich an der Diskussion und Korrektur von Texten beteiligten und/oder Photos und Herbarbelege zur Verfügung stellten. Herbarmaterial zum Einscannen stellten weiterhin Ingmar Gorissen (Siegburg) und Dr. Walter Lang (Erpolzheim) zur Verfügung. Wichtige Fundorthinweise kamen von Ingmar Gorissen, Peter Tautz (Bonn), F.-J. Weicherding und Dr. Dieter Korneck (Wachtberg). Dank gebührt außerdem den Botanischen Gärten in Bonn, die mir das Photographieren von einer Reihe von Arten ermöglichten, sowie dem Naturhistorischen Verein der Rheinlande und Westfalens, dessen Scanner zum Einscannen von vielen Herbarbelegen genutzt werden konnte. Die Herbarien HBG, MSTR, NHV, LZ und POLL haben das Projekt mit Herbarbelegen großzügig unterstützt.