Heuschreckenarten nach einfachen Merkmalen bestimmen (Bayern): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 7. Dezember 2009, 00:13 Uhr

Heuschrecken
Geographischer Geltungsbereich: Bayern (ohne höhere Alpen) — Zusammenarbeit: offen — Stand: In EingabeBisherige Koautoren: G. Schmidt
1
Fühler körperlang oder länger, Körper im Querschnitt höher als breit Langfühlerschrecken (Ensifera)   ► 2
1
Fühler kürzer als der Körper, Form eines typischen Wiesengrashüpfer   ► 3
1’’
Fühler körperlang oder länger, Körper eher drehrund meist braun gefärbt (Grillen)   ► G
Feldgrille
1’’’
Fühler kürzer als der Körper, Halsschild nach hinten bis zum Körperende verlängert, Tiere klein 8-14 mm, Körper braun bis Schwarz 
 Dornschrecken  –  Tetrigidae
Dornschrecken werden in diesem Schlüssel nicht berücksichtigt, da eine genaue Artbestimmung schwierig ist und der Artstatus teilweise auch noch diskutiert wird
Tetrix
G
Vorderbeine als Grabbeine ausgebildet, 30-50mm 
 Maulwurfsgrille  –  Gryllotalpa gryllotalpa
Maulwurfsgrille
G
Körper kleiner als 10 mm, am Waldran oder lichten Wald 
 Waldgrille  –  Nemobius sylvestris
Waldgrille
G’’
Körper 20-26 mm, Kopf breiter als das Halsschild 
 Feldgrille  –  Gryllus campestris
in Nordbayern schon zienlich selten, in Südbayern noch verbreitet, oft an Wiesenrainen, erwachene Tiere im Frühjahr oft zu hören aber selten zu sehen
Feldgrille vor Wohnröhre
G’’’
Körper 16-20mm, strohgelb, eher nachtaktiv, zw. den Augen zwei gelbe Linien 
 Heimchen  –  Achaeta domesticus
Kulturfolger, entflohene Futtertiere des Zoohandels, zunächst nur in den Abluftschächten städtischer Gebäude, (Kaufhäuser) aus der man Sie nachts rufen hört, inzwischen auch auf dem Land in Siedlungsnähe
Heimchen
3 (2)
Kronröhre aufwärts gebogen, Krone 20-30 mm, Blätter bis 8 cm lang 
 Gefleckte Taubnessel  –  Lamium maculatum
Kronröhre innen mit waagerechtem Haarring, Krone purpurn (selten weiß), mit dunkel gefleckter Unterlippe. Tragblätter der Blüten-Scheinquirle 1-2mal so lang wie breit. Blätter bis 4 cm lang gestielt und mit bis zu 8 cm langer Spreite. Pflanze 15-60 cm. Blüte April-September.
Frische bis feuchte Ruderalstellen und Gräben, Gebüsche, Säume, Laubmischwälder, Hochstaudenfluren bis 2000 m; meist verbreitet, im Norden selten.
Blütenstand
Blütenstand
Blüte
Blüte
Habitus
Habitus
Blüten fast weiß (selten)
Blüten fast weiß (selten)
Blütenstand
Blütenstand
Blüten
Blüten
Blüte
3
Kronröhre gerade, Krone kleiner, 10-20 (-23) mm, Blätter < 3 cm lang   ► 4
4 (3)
Tragblätter der Blüten-Scheinquirle alle sitzend mit herzförmigem Grund halbstängelumfassend, rundlich bis nierenförmig, oft breiter als lang; Scheinquirle vertikal überwiegend entfernt (oberste auch gedrängt) 
 Stängelumfassende Taubnessel  –  Lamium amplexicaule
Kelch abstehend behaart, zur Blütezeit 5-7 mm lang, Zähne etwa so lang wie die Röhre. Krone oft knospenartig geschlossen bleibend, geöffnete Krone 14-22 mm, Röhre ohne Haarring. Pflanze 20-30 cm. Blüte April-August.
Sandige bis lehmige Äcker, Gärten, Weinberge, mäßig frische Ruderalstellen wie Wegränder oder Schuttstellen. Alle Bundesländer verbreitet, Alpen und Alpenvorland und NW-Niedersachsen zerstreut, Mitteldeutsches Trockengebiet gemein.
Blütenstand
Blütenstand
Halbstängelumfassenden Blätter
Halbstängelumfassenden Blätter
Pflanze
Pflanze
Habitus
Habitus
Blüten
Blüten
Habitus mit halbstängelumfassenden Blättern
Habitus mit halbstängelumfassenden Blättern
Habitus mit halbstängelumfassenden Blättern
4
Tragblätter überwiegend kurz gestielt, obere teilweise sitzend aber nicht halbstängelumfassend; Scheinquirle überwiegend dicht gedrängt   ►► 5
  Artengruppe Lamium purpureum-Aggregat
5 (4)
Geöffnete Blütenkrone 16-23 mm, Mittelzipfel der Unterlippe 3-4 mm lang; Kelch zur Blütezeit 8-12 mm lang, Kelchzähne länger als die Röhre 
 Mittlere Taubnessel  –  Lamium confertum
(= Lamium moluccellifolium , auct. Fr. et mult., Lamium intermedium Fr.)
Spreite der Tragblätter rundlich-dreieckig, mit schwach nierenförmigem oder gestutzem Grund, grob gekerbt oder ungleich gelappt. Pflanze 20-40 cm. Blüte April-September
Äcker, zerstreut in Schleswig-Holstein, selten im Rheinland, Hessen, nördlichen Sachen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg.
5
Geöffnete Blütenkrone 11-20 mm, Mittelzipfel der Unterlippe 1,5-2,5 mm lang; Kelch 5-10 mm, Kelchzähne höchstens so lang wie die Röhre   ► 6
6 (5)
Spreite der Tragblätter herzförmig bis länglich eiförmig, 1-2mal so lang wie breit, am Rand regelmäßig gekerbt bis gesägt, die Randzähne dabei deutlich breiter als lang; Blütenkrone innen nahe dem Grund mit deutlichem Haarring, Oberlippe 4-6 mm lang 
 Purpurrote Taubnessel  –  Lamium purpureum
Blütenkrone 10-20 mm lang. Pflanze 10-40 cm. Blüte März-Oktober.
Sandige bis lehmige Äcker, frische Ruderalstellen (Wegränder, Schutt), Gärten, Weinberge. Alle Bundesländer gemein, Alpen und Alpenvorland zerstreut.
Blüten
Blüten
Infloreszenz
Infloreszenz
Habitus
Habitus
Habitus
Habitus
Blätter gekerbt bis gesägt
Blätter gekerbt bis gesägt
Blätter gekerbt bis gesägt
6
Spreite der Tragblätter unregelmäßig tief eingeschnitten bis gelappt, Zipfel meist länger als breit, Spreite dreieckig bis eiförmig, etwa so lang wie breit, gezähnt, Blütenkrone innen nahe dem Grund ohne oder mit undeutlichem Haarring, Oberlippe 3-4 mm lang 
 Eingeschnittene Taubnessel, Schlitzblatt-, oder Bastard-Taubnessel  –  Lamium purpureum var. incisum
(= Lamium hybridum (n. Wisskirchen/BiolFlor, Schmeil-Fitschen, Rothmaler 2005), Lamium incisum (Rothmaler 1982))
Blütenkrone 10-15 mm lang. Pflanze 10-30 cm. Blüte März-Oktober.
Sandige bis lehmige Äcker, frische Ruderalstellen (Wegränder, Bahnanlagen), Gärten, Weinberge. Verbreitet in Mittel- und Ost-Westfalen, zerstreut im Rheinland, übrigen Westfalen, Hessen, Niedersachsen, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, selten in Bayern (Landshut) und Baden-Württemberg, (unvollständig, Rothmaler schwer interpretierbar für Sachsen etc.)
Habitus
Habitus
Blüten
Blüten
Blüten
Goldnesseln (syn. "Galeobdolon" oder "Lamiastrum")
7 (1)
Pflanzen mit auffällig silbrig gefleckten Blättern 
 Silber-Goldnessel  –  Lamium argentatum
Verwilderte Zierpflanze, oft in großen Herden an Wald- und Wegrändern.
Bestimmungshinweise zur Abgrenzung von Lamium argentatum und Lamium galeobdolon (Loos 1997: 45[1]; Henker 1992: 24f[2]; Smejkal 1975: 244[3]; zitiert nach Christensen 2005[4]):
  • L. argentatum: auf den Blättern meist zwei ± durchgehende, zickzackartig angeordnete silberfarbene Bänder die einen dunkelgrünen bis braungrünen Streifen beiderseits des Hauptnervs freilassen; Ausläufer bis 100 cm lang; Ausläuferblätter bis 8 × 6 cm breit; Blüten- und Fruchtstängel deutlich querrunzelig-gerippt.
  • Lamium galeobdolon: höchstens einzelne, über die Blattoberseite verteilte silberne Flecken, die auch bis an den Mittelnerv reichen können; Ausläufer bis 40 cm lang; Ausläuferblätter bis 4 × 3,5 cm breit; Blüten- und Fruchtstängel glatt.
Typische Blattzeichnung
Typische Blattzeichnung
Habitus mit typischer Blattzeichnung
Habitus mit typischer Blattzeichnung
Typische Blattzeichnung
7
Blätter höchsten schwach silbrig, Waldpflanze.   ► 8
8
Stängel an der Basis hauptsächlich auf den Kanten behaart, Zahl der Blüten je Halbquirl meist 3. 
 Gewöhnliche Goldnessel  –  Lamium galeobdolon
(= Lamiastrum galeobdolon (L.) Ehrend. & Polatschek)
(Verbreitungsangaben sind noch nachzutragen)
Blüte
Blüte
Habitus
Habitus
Tafel aus Deutschlands Flora, 1796
Tafel aus Deutschlands Flora, 1796
8
Stängel an der Basis ringsum ± behaart, Zahl der Blüten je Halbquirl meist 4–7, Längen : Breiten-Verhältnis der oberen Tragblätter größer als 2 : 1.   ► 9
9
Ausläufer vorhanden, Blüten groß (17-25 mm), kräftig-gelb, Stängel unverzweigt, seltener mit blattachselständigen, sterilen Ausläufertrieben. 
 Berg-Goldnessel  –  Lamium montanum
(Verbreitungsangaben sind noch nachzutragen)
9
Ausläufer fehlend, Stängel häufig mit blütentragenden Seitentrieben, Blüten kleiner (12-18 mm), blassgelb, nur Alpen und Vorland. 
 Blassgelbe Goldnessel  –  Lamium flavidum
(Verbreitungsangaben sind noch nachzutragen)

Lamium endtmanii G. H. Loos, Endtmanns Goldnessel, 1997 von G. H. Loos als in in den Merkmalen zwischen L. galeobdolon und L. montanum stehend beschrieben[1] wird nach Rosenbaumová et al. 2004[5] als "vermutlich nicht zu rechtfertigende Art" nicht ausgeschlüsselt.



Lamium, Zierpflanzen (Lamiaceae)
Verglichen mit dem Wildschlüssel ist hier nur die Lamium garganicum zusätzlich ausgeschlüsselt.
(Geltungsbereich nicht angegeben) — Zusammenarbeit: offen — Stand: Erstfassung Text beendet, Bebilderung fehltBisherige Koautoren: G. Hagedorn
1
Röhre der Blütenkrone mehr oder weniger gerade (zur Beobachtung Krone aus dem Kelch herauszupfen)   ► 2
1
Röhre der Blütenkrone deutlich aufwärts gebogen (zusammen mit Oberlippe an der Oberseite S-förmige Form bildend)   ► 3
2 (1)
Staubbeutel kahl, Oberlippe der Blütenkrone ganzrandig, ausgerandet, oder fein gezähnt; Krone rosa bis dunkelpurpurn, selten weiß; Blätter 4-15 x 3-9 (-12) cm; Pflanze 40-100 cm 
 Großblütige Taubnessel  –  Lamium orvala
selten als Zierpflanze
2
Staubbeutel behaart, Oberlippe der Blütenkrone 2-mehrlappig, schwach ausgerandet, oder unregelmäßig gezähnt; Krone rosa, purpurn, selten weiß; Blätter 7 x 4 cm; Pflanze 10-40 cm 
 Gargano Taubnessel  –  Lamium garganicum
selten als Zierpflanze
3 (1)
Krone weiß bis schwach gelblichweiß, Blütenkronröhre innen über dem Grund mit schrägem Haarring; Tragblätter der Scheinquirle 2-3mal so lang wie breit 
 Weiße Taubnessel  –  Lamium album
Verschiedene Sorten, z. B. Blätter hellgelb gestreift, Blattrand gekräuselt.
3
Krone purpurn, rosa, selten weiß, Blütenkronröhre innen über dem Grund mit waagerechtem Haarring; Tragblätter der Scheinquirle 1-2mal so lang wie breit 
 Gefleckte Taubnessel  –  Lamium maculatum
Viele Sorten, z. B. Blätter silbrig, silbrig oder weiß gefleckt, gelb gerandet, goldgelb mit weißer Mitte, hellgelb mit grünem Rand.
  1. 1,0 1,1 Loos, G. H. 1997. Zur Taxonomie der Goldnesseln (Lamium L. subgenus Galeobdolon (Adans.) Aschers). Flor. Rundbr. 31(1): 39-50. (Merkmale: Stängel ringsum behaart, oben aber an den Kanten dichter, mit sterilen Ausläufern, diese aber absterbend. Blüten zu 4–7 je Halbquirl)
  2. Henker, H. 1992. Floristischer Jubiläums-Cocktail (2.Teil – Fortsetzung und Schluß). Bot. Rundbr. f. Meckl.-Vorpom. 24: 21-30.
  3. Smejkal, M. 1975. Galeobdolon argentatum sp. nova, ein neuer Vertreter der Kollektivart Galeobdolon luteum (Lamiaceae). – Preslia 47: 241-248 (Prag).
  4. Christensen, E. 2005. Exkursion vom 11. September 2004 in Rehburg. Rundbrief zur botanischen Erfassung des Kreises Plön (Nord-Teil) 14 (1): 3-6. http://www.flora-kreis-ploen.de/docs/Rbr2005-1.pdf
  5. Rosenbaumová, I. Plačková & J. Suda 2004. Variation in Lamium subg. Galeobdolon (Lamiaceae) – insights from ploidy levels, morphology and isozymes. Plant Syst. Evol. 244: 219–244. DOI 10.1007/s00606-003-0071-5.
Quelle: Offene Naturführer, Das Wiki zu Bestimmungsfragen: Heuschreckenarten nach einfachen Merkmalen bestimmen (Bayern) (Zuletzt geändert:
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9 November 2015 18:09:17). Abgerufen am 22. Dezember 2024, 21:48 von https://offene-naturfuehrer.de/web/Heuschreckenarten_nach_einfachen_Merkmalen_bestimmen_(Bayern)