Heuschreckenarten nach einfachen Merkmalen bestimmen (Bayern): Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | + | {{OrangerRahmen|text='''Heuschrecken''' sind mit ca. 70 Arten eine relativ überschaubare Tiergruppe und die meisten Arten sind auch für den Anfänger sicher bestimmbar. Auf den meisten Grünlandtypen kommen 3 bis 10 verschiedene Heuschreckenarten vor. Die Artenzusammensetzung spiegelt Nutzungsgrad und Bodenfeuchtigkeit wider. | |
− | {{OrangerRahmen | + | |
− | |text='''Heuschrecken''' sind mit ca. 70 Arten eine relativ überschaubare Tiergruppe und die meisten Arten sind auch für den Anfänger sicher bestimmbar. Auf den meisten Grünlandtypen kommen 3 bis 10 verschiedene Heuschreckenarten vor. Die Artenzusammensetzung spiegelt Nutzungsgrad und Bodenfeuchtigkeit wider. | + | Eine Schwierigkeit die sich dem Anfänger bei der Artbestimmung stellt ist, dass Heuschrecken beim Heranwachsen eine unvollkommene Verwandlung durchleben [http://www.naturspektrum.de/ns1.htm?start=text/text_hemimetabolie.php (= Hemimetabolie)]. D. h. die Larven - zunächst flügellos - nähern Ihr Aussehen bei jeder Häutung dem der erwachsenen Tiere an. Daher ist es für Anfänger nicht immer leicht, auf den ersten Blick zu sagen, ob er ein kurzflügeliges erwachsenes Tier vor sich hat oder eine Larve mit noch unentwickelten Flügeln. |
− | Eine Schwierigkeit die sich dem Anfänger bei der Artbestimmung stellt ist, dass Heuschrecken beim Heranwachsen eine unvollkommene Verwandlung durchleben [http://www.naturspektrum.de/ns1.htm?start=text/text_hemimetabolie.php (= Hemimetabolie)]. D.h. die Larven - zunächst flügellos - nähern Ihr Aussehen bei jeder Häutung dem der erwachsenen Tiere an. Daher ist es für Anfänger nicht immer leicht, auf den ersten Blick zu sagen, ob er ein kurzflügeliges erwachsenes Tier vor sich hat oder eine Larve mit noch unentwickelten Flügeln. | + | |
Bei den Larven liegen aber immer die Hinterflügel seitlich versetzt auf den Vorderflügeln und diese schauen darunter hervor. Bei erwachsenen Tieren überdeckt der Vorderflügel den zusammengefalteten Hinterflügel. | Bei den Larven liegen aber immer die Hinterflügel seitlich versetzt auf den Vorderflügeln und diese schauen darunter hervor. Bei erwachsenen Tieren überdeckt der Vorderflügel den zusammengefalteten Hinterflügel. | ||
Zeile 40: | Zeile 40: | ||
{{Lead | 1 | subheading = Bestimmung der Gruppe | Fühler körperlang oder länger, Körper im Querschnitt höher als breit '''Langfühlerschrecken''' (Ensifera)| E | {{Lead | 1 | subheading = Bestimmung der Gruppe | Fühler körperlang oder länger, Körper im Querschnitt höher als breit '''Langfühlerschrecken''' (Ensifera)| E | ||
− | + | }} | |
− | + | ||
{{Lead | 1'| Fühler körperlang oder länger, Körper eher drehrund, meist braun gefärbt: '''Grillen''' | G | {{Lead | 1'| Fühler körperlang oder länger, Körper eher drehrund, meist braun gefärbt: '''Grillen''' | G | ||
| image a = File:Feldgrille.jpg | | image a = File:Feldgrille.jpg | ||
| caption a = Feldgrille | | caption a = Feldgrille | ||
}} | }} | ||
− | |||
{{Lead | 1'' | Fühler kürzer als der Körper, Form entspricht der eines typischen Wiesen/'''Feldgrashüpfers''' (Caelifera) | C | {{Lead | 1'' | Fühler kürzer als der Körper, Form entspricht der eines typischen Wiesen/'''Feldgrashüpfers''' (Caelifera) | C | ||
− | + | }} | |
− | + | ||
{{Lead | 1'''| Fühler kürzer als der Körper, Halsschild nach hinten bis zum Körperende verlängert, Tiere klein: 8-14 mm, Körper braun bis schwarz, '''Dornschrecke''' | {{Lead | 1'''| Fühler kürzer als der Körper, Halsschild nach hinten bis zum Körperende verlängert, Tiere klein: 8-14 mm, Körper braun bis schwarz, '''Dornschrecke''' | ||
| result = ''Tetrigidae'' | | result = ''Tetrigidae'' | ||
Zeile 56: | Zeile 53: | ||
| caption a = Tetrix | | caption a = Tetrix | ||
| description = Dornschrecken werden in diesem Schlüssel nicht berücksichtigt, da eine genaue Artbestimmung schwierig und der Artstatus teilweise noch unsicher ist. Interessierte finden hier einen [http://www.zsm.mwn.de/rhy/Tetrigid.pdf Schlüssel]. | | description = Dornschrecken werden in diesem Schlüssel nicht berücksichtigt, da eine genaue Artbestimmung schwierig und der Artstatus teilweise noch unsicher ist. Interessierte finden hier einen [http://www.zsm.mwn.de/rhy/Tetrigid.pdf Schlüssel]. | ||
− | }} | + | }}<!-- |
− | + | ||
− | <!-- | + | |
+ | Seltene und Sonderlinge | ||
+ | --> | ||
{{Lead | subheading = Grillen | {{Lead | subheading = Grillen | ||
| G | Vorderbeine als Grabbeine ausgebildet, 30-50mm, lebend fast nur in der Erde zu finden (z.B. beim Umgraben) | | G | Vorderbeine als Grabbeine ausgebildet, 30-50mm, lebend fast nur in der Erde zu finden (z.B. beim Umgraben) | ||
Zeile 128: | Zeile 125: | ||
| occurrence = in der südlichen Frankenalb und auf Muschelkalkstandorte in Unterfranken | | occurrence = in der südlichen Frankenalb und auf Muschelkalkstandorte in Unterfranken | ||
}} | }} | ||
− | |||
{{Lead | C2| Zwischen den Vorderhüften ein Zapfen, wenige leicht erkennbare Arten (einfach kurz die Bilder ansehen), fast nur im Alpenraum vorkommend, Körper zumindest teilweise schwarz gefleckt | C3 | {{Lead | C2| Zwischen den Vorderhüften ein Zapfen, wenige leicht erkennbare Arten (einfach kurz die Bilder ansehen), fast nur im Alpenraum vorkommend, Körper zumindest teilweise schwarz gefleckt | C3 | ||
Zeile 231: | Zeile 227: | ||
| caption a = Halsschild Seitenkiele winkelig geknickt | | caption a = Halsschild Seitenkiele winkelig geknickt | ||
}} | }} | ||
− | |||
{{Lead | C11'| Halsschild vorne parallel, nach hinten divergierend | C14 | {{Lead | C11'| Halsschild vorne parallel, nach hinten divergierend | C14 | ||
| image a = File:Chorthippus parallelus 8946.jpg | | image a = File:Chorthippus parallelus 8946.jpg | ||
Zeile 267: | Zeile 262: | ||
| image a = File:Chorthippus brunneus f 2009 08190476.jpg | | image a = File:Chorthippus brunneus f 2009 08190476.jpg | ||
| caption a = hier in rot gefärbter Variante, typisch auch die lockere Vegetation | | caption a = hier in rot gefärbter Variante, typisch auch die lockere Vegetation | ||
− | | occurence = weitverbreitete Art, aber nur auf trockenwarem, mageren Standorten mit lückiger Vegetation (z.B. unbefestigte Feldwege | + | | occurence = weitverbreitete Art, aber nur auf trockenwarem, mageren Standorten mit lückiger Vegetation (z. B. unbefestigte Feldwege) |
− | + | ||
}} | }} | ||
{{Lead | C14 | subheading = ⇑ Chorthippus biguttlus Gruppe: | Flügel voll entwickelt, Knie hell | C15 | {{Lead | C14 | subheading = ⇑ Chorthippus biguttlus Gruppe: | Flügel voll entwickelt, Knie hell | C15 | ||
Zeile 314: | Zeile 308: | ||
| caption a = Männchen | | caption a = Männchen | ||
| occurrence = verbreitet aber nicht flächendeckend | | occurrence = verbreitet aber nicht flächendeckend | ||
− | |||
}} | }} | ||
{{Lead | C18'| Medialfeld reicht bis zur Mitte des Flügels, Medialfeld aber nur wenig verbreitert, Flügel nur schmal (3mm), seltene Art, auf Trockenstandorte beschränkt | {{Lead | C18'| Medialfeld reicht bis zur Mitte des Flügels, Medialfeld aber nur wenig verbreitert, Flügel nur schmal (3mm), seltene Art, auf Trockenstandorte beschränkt | ||
Zeile 326: | Zeile 319: | ||
| remarks = [http://www.pyrgus.de/Stenobothrus_nigromaculatus.html Bilder zu Stenobothrus nigromaculatus] | | remarks = [http://www.pyrgus.de/Stenobothrus_nigromaculatus.html Bilder zu Stenobothrus nigromaculatus] | ||
| occurrence = südliche Frankenalb, nödliche Frankenalb lokal um Pottenstein und Neuhaus-Veldeb, am Lech südlich Augsburg | | occurrence = südliche Frankenalb, nödliche Frankenalb lokal um Pottenstein und Neuhaus-Veldeb, am Lech südlich Augsburg | ||
− | |||
}} | }} | ||
{{Lead | C19| bunt gefärbte Art, Rücken leuchtend grün, Medialfeld ungefleckt, Abdomen nicht rot, weitverbreitet, auf unterschiedlichen Biotopen | {{Lead | C19| bunt gefärbte Art, Rücken leuchtend grün, Medialfeld ungefleckt, Abdomen nicht rot, weitverbreitet, auf unterschiedlichen Biotopen | ||
Zeile 340: | Zeile 332: | ||
| caption a = Männchen | | caption a = Männchen | ||
| occurrence = vorwiegend in Nordbayern, auf Halbtrockenrasen auf Kalk und auf Sand, selten | | occurrence = vorwiegend in Nordbayern, auf Halbtrockenrasen auf Kalk und auf Sand, selten | ||
− | |||
}} | }} | ||
{{Lead | C19''| Bauch auffallend gefärbt, vorn grün, dann gelb am Ende rot, Taster scharz mit weißen Spitzen | {{Lead | C19''| Bauch auffallend gefärbt, vorn grün, dann gelb am Ende rot, Taster scharz mit weißen Spitzen | ||
Zeile 356: | Zeile 347: | ||
| E4 | | E4 | ||
}} | }} | ||
− | |||
{{Lead | E1 | Vorderflügel kürzer als Hinterflügel, Flug libellenartig flatternd, sitzt oft auf niederen Büschen, weitgehend auf Nordwestbayern beschränkt | {{Lead | E1 | Vorderflügel kürzer als Hinterflügel, Flug libellenartig flatternd, sitzt oft auf niederen Büschen, weitgehend auf Nordwestbayern beschränkt | ||
| result = Phaneroptera falcata | | result = Phaneroptera falcata | ||
Zeile 364: | Zeile 354: | ||
| occurrence = nordwestlich Nürnberg und lokal an der Donau abwärts ab Regensburg | | occurrence = nordwestlich Nürnberg und lokal an der Donau abwärts ab Regensburg | ||
}} | }} | ||
− | |||
{{Lead | E1' | Vorderflügel länger als Hinterflügel | {{Lead | E1' | Vorderflügel länger als Hinterflügel | ||
| E2 | | E2 |
Version vom 15. Januar 2010, 19:09 Uhr
Eine Schwierigkeit die sich dem Anfänger bei der Artbestimmung stellt ist, dass Heuschrecken beim Heranwachsen eine unvollkommene Verwandlung durchleben (= Hemimetabolie). D. h. die Larven - zunächst flügellos - nähern Ihr Aussehen bei jeder Häutung dem der erwachsenen Tiere an. Daher ist es für Anfänger nicht immer leicht, auf den ersten Blick zu sagen, ob er ein kurzflügeliges erwachsenes Tier vor sich hat oder eine Larve mit noch unentwickelten Flügeln.
Bei den Larven liegen aber immer die Hinterflügel seitlich versetzt auf den Vorderflügeln und diese schauen darunter hervor. Bei erwachsenen Tieren überdeckt der Vorderflügel den zusammengefalteten Hinterflügel.
Wenn man seine ersten Bestimmungsversuche im August/September unternimmt, kann man aber davon ausgehen, dass die meisten Tiere erwachsen sind. Auch sollte man zu Beginn des Bestimmens zunächst mehrere Tiere ansehen. Entweder indem man sie nur kurz einfängt, ansieht und wieder frei lässt oder indem man sie in kleinen Fangtuben zum Vergleich nebeneinanderlegt und sie erst nach dem Bestimmen wieder frei lässt. Auf diese Weise bekommt man am schnellsten einen Überblick über die Unterschiedlichkeit der Tiere und kann Larven von Erwachsenen und Männchen von Weibchen unterscheiden.
Bestimmung der Gruppe | ||||||||||||
1 |
| |||||||||||
1 | ’ |
| ||||||||||
1 | ’’ |
| ||||||||||
1 | ’’’ |
| ||||||||||
Grillen | ||||||||||||
G |
| |||||||||||
G | ’ |
| ||||||||||
G | ’’ |
| ||||||||||
G | ’’’ |
| ||||||||||
Feldheuschrecken | ||||||||||||
C |
| |||||||||||
C | ’ |
| ||||||||||
C1 |
| |||||||||||
C1 | ’ |
| ||||||||||
C1 | ’’ |
| ||||||||||
C1 | ’’’ |
| ||||||||||
C2 |
| |||||||||||
C2 | ’ |
| ||||||||||
C3 |
| |||||||||||
C3 | ’ |
| ||||||||||
C4 |
| |||||||||||
C4 | ’ |
| ||||||||||
C5 |
| |||||||||||
C5 | ’ |
| ||||||||||
C6 |
| |||||||||||
C6 | ’ |
| ||||||||||
C7 |
| |||||||||||
C7 | ’ |
| ||||||||||
C8 |
| |||||||||||
C8 | ’ |
| ||||||||||
C9 |
| |||||||||||
C9 | ’ |
| ||||||||||
C9 | ’’ |
| ||||||||||
C10 |
| |||||||||||
C10 | ’ |
| ||||||||||
C11 |
| |||||||||||
C11 | ’ |
| ||||||||||
C12 |
| |||||||||||
C12 | ’ |
| ||||||||||
⇓ Chorthippus biguttlus Gruppe: Sehr ähnliche Arten, die am Besten durch den Gesang zu unterscheiden sind | ||||||||||||
C13 |
| |||||||||||
C13 | ’ |
| ||||||||||
C13 | ’’ |
| ||||||||||
⇑ Chorthippus biguttlus Gruppe: | ||||||||||||
C14 |
| |||||||||||
C14 | ’ |
| ||||||||||
C15 |
| |||||||||||
C15 | ’ |
| ||||||||||
C16 |
| |||||||||||
C16 | ’ |
| ||||||||||
C17 |
| |||||||||||
C17 | ’ |
| ||||||||||
C18 |
| |||||||||||
C18 | ’ |
| ||||||||||
C18 | ’’ |
| ||||||||||
C19 |
| |||||||||||
C19 | ’ |
| ||||||||||
C19 | ’’ |
| ||||||||||
Langfühlerschrecken | ||||||||||||
E |
| |||||||||||
E | ’ |
| ||||||||||
E1 |
| |||||||||||
E1 | ’ |
| ||||||||||
E2 |
| |||||||||||
E2 | ’ |
| ||||||||||
E3 |
| |||||||||||
E3 | ’ |
| ||||||||||
E4 |
| |||||||||||
E4 | ’ |
| ||||||||||
E5 |
| |||||||||||
E5 | ’ |
| ||||||||||
E6 |
| |||||||||||
E6 | ’ |
| ||||||||||
E7 |
| |||||||||||
E7 | ’ |
| ||||||||||
E7 | ’’ |
| ||||||||||
E7 | ’’’ |
| ||||||||||
E8 |
| |||||||||||
E8 | ’ |
| ||||||||||
E9 |
| |||||||||||
E9 | ’ |
| ||||||||||
E10 |
| |||||||||||
E10 | ’ |
| ||||||||||
E11 |
| |||||||||||
E11 | ’ |
| ||||||||||
E11 | ’’ |
|