Heuschreckenarten nach einfachen Merkmalen bestimmen

Aus Offene Naturführer
Wechseln zu: Navigation, Suche
Heuschrecken sind mit ca. 70 Arten eine relativ überschaubare Tiergruppe und die meisten Arten sind auch für den Anfänger sicher bestimmbar. Sie kommen auf den meisten Grünlandtypen in 3 bis 10 Arten vor. Die Artenzusammensetzung spiegelt Nutzungsgrad und Bodenfeuchtigkeit wieder.

Eine Schwierigkeit die sich dem Anfänger bei der Artbestimmung stellt ist, dass Heuschrecken beim Heranwachsen eine unvollkommene Verwandlung durchleben (= Hemimetabolie). D.h. die Larven - zunächst flügellos - nähern Ihr Aussehen bei jeder Häutung dem der erwachsenen Tiere an. Daher ist es für Anfänger nicht immer leicht, auf den ersten Blick zu sagen, ob er ein kurzflügeliges erwachsenes Tier vor sich hat oder eine Larve mit noch unentwicklten Flügeln. Bei den Larven liegen aber immer die Hinterflügel seitlich versetzt auf den Vorderflügeln und diese schauen darunter hervor. Bei erwachsenen Tieren überdeckt der Vorderflügel den zusammengefalteten Hinterflügel.

Wenn man seine ersten Bestimmungsversuche im August/September unternimmt, kann man aber davon ausgehen, dass die meisten Tiere erwachsen sind. Auch sollte man zu Beginn des Bestimmens zunächst mehrere Tiere ansehen. Entweder indem man sie nur kurz einfängt, ansieht und wieder freiläßt oder in kleinen Fangtuben zum Vergleich nebeneinanderlegt und sie erst nach dem Bestimmen wieder freiläßt. Auf diese Weise bekommt man am schnellsten einen Überblick über die Variabilität der Tiere und kann Larven von Erwachsenen, Männchen von Weibchen unterscheiden.

Um die kleinen Wiesengrashüpfer in der Hand festzuhalten, fasst man am Besten beide Hinterschienen zwischen Daumen und Zeigefinger. Dadurch vermeidet man sicher mit der braunen Spucke, die die Tiere zur Verteidigung absondern,in Berührung zu kommen. Man muss aber beide Schienen festhalten, da die Tiere ansonsten unter Verlust eines Beines davonschnellen.
Heuschrecken
Von: Gerd Schmidt
Geographischer Geltungsbereich: Bayern (ohne höhere Alpen) — Zielgruppe: Beginner — Zusammenarbeit: offen — Stand: In EingabeBisherige Koautoren: G. Schmidt
Bestimmung der Gruppe
1
Fühler körperlang oder länger, Körper im Querschnitt höher als breit Langfühlerschrecken (Ensifera)   ► E
1
Fühler körperlang oder länger, Körper eher drehrund meist braun gefärbt: Grillen   ► G
Feldgrille
1’’
Fühler kürzer als der Körper, Form eines typischen Wiesen/Feldgrashüpfer (Caelifera)   ► C
1’’’
Fühler kürzer als der Körper, Halsschild nach hinten bis zum Körperende verlängert, Tiere klein: 8-14 mm, Körper braun bis schwarz, Dornschrecke 
 Dornschrecken  –  Tetrigidae
Dornschrecken werden in diesem Schlüssel nicht berücksichtigt, da eine genaue Artbestimmung schwierig ist und teils der Artstatus teilweise unsicher ist. Interessierte finden hier einen Schlüssel.
Tetrix
Grillen
G
Vorderbeine als Grabbeine ausgebildet, 30-50mm, lebend fast nur in der Erde zu finden (z.B. beim Umgraben) 
 Maulwurfsgrille  –  Gryllotalpa gryllotalpa
Maulwurfsgrille
G
Körper kleiner als 10 mm, am Waldrand oder in lichtem Wald 
 Waldgrille  –  Nemobius sylvestris
Waldgrille
G’’
Körper 20-26 mm, Kopf breiter als das Halsschild 
 Feldgrille  –  Gryllus campestris
in Nordbayern schon zienlich selten, in Südbayern noch verbreitet, oft an Wiesenrainen, erwachene Tiere im Frühjahr oft zu hören aber selten zu sehen
Feldgrille vor Wohnröhre
G’’’
Körper 16-20mm, strohgelb, eher nachtaktiv, zw. den Augen zwei gelbe Linien 
 Heimchen  –  Achaeta domesticus
Kulturfolger, entflohene Futtertiere des Zoohandels, zunächst nur in den Abluftschächten städtischer Gebäude, (Kaufhäuser) aus der man Sie nachts rufen hört, inzwischen auch auf dem Land in Siedlungsnähe
Heimchen
Feldheuschrecken
C
Mit bunten Hinterflügeln, gern und gewand fliegend wobei die Flügelfarbe sichtbar wird, meist auf rohen Sand- und Steinböden   ► C1
C
Ohne bunte Hinterflügel   ► C2
C1
Hinterflügel blau, Hinterschenkel oben mit Stufe, in Sandgegenden noch relativ verbreitet 
 Blauflügelige Ödlandschrecke  –  Oedipoda caerulescens
gestufter Hinterschenkel gut zu erkennen
C1
Hinterflügel blau, Hinterschenkel oben nicht gestuft Stufe, deutlich seltener als vorige 
 Blauflügelige Ödlandschrecke  –  Sphingonotus caerulans
S caerulans-W.jpg
C1’’
Hinterflügel rot, Männchen fliegt mit Schnarrton, Rückenkiel des Halsschildes durchgehend, auf steinigem Gelände 
 Rotflügelige Schnarrschrecke  –  Psophus stridulus
Rückenkiel deutlich durchgehend
C1’’’
Hinterflügel rot, Rückenkiel des Halsschildes unterbrochen, nur an ganz wenigen Orten vorkommend 
 Rotflügelige Ödlandschrecke  –  Oedipoda germanica
Sammlungsexemplar
C2
Zwischen den Vorderhüften ein Zapfen, leicht erkennbare Arten, fast nur im Alpenraum vorkommend, Körper zumindest teilweise schwarz gefleckt   ► C3
C2
Ohne Zapfen zwischen den Vorderhüften, häufige und weit verbreitete Arten   ► C4
C3
Schwarz-gelb, fast nur im Alpenraum 
 Gewöhnliche Gebirgsschrecke  –  Podisma pedestris
fast nur im Alpenraum und lokal im Franken- und Oberpfälzer Jura
Podisma pedestris
C3
Schwarz-grün, nur am Alpenrand 
 Alpine Gebirgsschrecke  –  Miramella alpina
nur am Alpenrand
Miramella alpina
C4
Größer als 30 mm, zumindest ein Teil der Tiere, wenn kleiner dann mit roten Hinterschenkel und gelbroten Hinterschienen   ► C5
C4
Kleiner als 30 mm   ► C6
C5
Meist kleiner als 40 mm, Hinterschenkel unterseits rot, Hinterschienen gelb, auf feuchten Wiesen extensiver Nutzung, von Grabenrändern und Säumen ausgehend auf intensiver genutzte Bereiche vordringend 
 Sumpfschrecke  –  Stethophyma grossus
Männchen
C5
Größer als 40 mm, einheitlich graubrau oder grün, Hinterschenkel unterseits nicht rot, meist nur einzeln da es sich um entflohene Futtertiere handelt 
 Wanderheuschrecke  –  Locusta migratoria
Locusta migratoria
C6
Stirn ohne Scheitelgrübchen, metallisch glänzend   ► C7
C6
Stirn mit Scheitelgrübchen (auf dem Bild sind die Scheitelgrübchen vor den Augen zu erkennen)   ► C8
Chorthippus apricarius m 10222.jpg
C7
Beide Geschlechter metallisch grün 
 Kleine Goldschrecke  –  Euthystira brachyptera
Paarung
C7
Männchen metallisch grün, Weibchen gelbbraun 
 Grosse Goldschrecke  –  Chrysochraon dispar
Chrysochraon.dispar, Männchen
Chrysochraon.dispar, Weibchen
C8
Fühler an der Spitze erweitert   ► C9
C8
Fühler an der Spitze nicht erweitert   ► C10
C9
Fühlerspitze hell (auch schon bei Larven zu erkennen) 
 Rote Keulenschrecke  –  Gomphocerippus rufus
oft auf Halbtrockenrasen und Wiesen nahe Waldrändern
auch hier die Scheitelgrübchen gut zu erkennen
C9
Vorderbeine der Männchen keulig verdickt, 
 Sibirische Keulenschrecke  –  Gomphocerus sibiricus
nur am Alpenrand vorkommend
Männchen
C9’’
Fühlerspitze nicht auffällig hell, Hinterleib meist rot, auf vegetationsarmen Standorten, Weibchen mit nur schwach erweiterten Flügelspitzen 
 Gefleckte Keulenschrecke  –  Myrmeleotettix maculatus
Männchen
C10
Vorderflügel am Vorderrand etwas erweitert, hierher die häufigsten und verbreitetsten Arten   ► C11
die Erweiterung des Vorderflügels ist oberhalb des Ansatzes der Hinterschekel zu erkennen
C10
Vorderflügel am Vorderrand nicht erweitert   ► C17
C11
Halsschild Seitenkiele winkelig geknickt   ► C12
Halsschild Seitenkiele winkelig geknickt
C11
Halsschild vorn parallel, nach hinten divergierend   ► C14
Halsschild
C12
Tympanalöffnung (Atemöffnung oberhalb des Hinterschenkelansatzes) nierenförmig   ► C13
Glyptobothrus apricarius
C12
Tympanalöffnung oval 
 Steppengrashüpfer  –  Chorthippus vagans
Chorthippus parallus - hier nur die ovale Typanalöffnung beachten
Chorthippus parallus - hier nur die ovale Typanalöffnung beachten
Chorthippus vagans
⇓ Chorthippus biguttlus Gruppe: Sehr ähnliche Arten die am Besten durch den Gesang zu unterscheiden sind
C13
Gesang der ♂ setzt sich aus 2 unterschiedlichen Tönen zusammen, in das Schwirren des einen Hinterschenkels mischt sich ein Stoßlaut des anderen Hinterschenkels, von den drei hier genannten Arten die selteneste, an langgrasigen trockenwarem Wegsäumen 
 Verkannter Grasüpfer  –  Chorthippus mollis
Verkannter Grashüpfer
C13
Gesang der ♂ schmetternd und ansteigend, eine der häufigsten Arten auf magerem, nicht feuchtem Grasland,  
 Nachtigall Grashüpfer  –  Chorthippus biguttulus
gut zu erkennen das winkelig geknickte Halsschild
C13’’
Gesang der ♂ harte, kurze "psstt" Laute die im Wechsel vorgetragen werden, eigenes Rufen animiert die Tiere zum antworten, oft auf Wegen mit Vegetationslücken 
 Brauner Grashüpfer  –  Chorthippus brunnes
hier in rot gefärbter Variante, typisch auch die lockere Vegetation
⇑ Chorthippus biguttlus Gruppe:
C14
Flügel voll entwickelt, Knie hell   ► C15
C14
Flügel verkürzt, Knie dunkel   ► C16
C15
Flügel mit weißen Längstreif, Knie hell 
 Weißrandiger Grashüpfer  –  Chorthippus albomarginatus
Beispiel für winkelig geknickte Seitenkiele
C15
Flügel ohne weißen Längstreif, leicht metallisch glänzend 
 Wiesengrashüpfer  –  Chorthippus dorsatus
Weibchen, nierenförmige Tymanalöffnung gut erkennbar
C16
der Hinterflügel des Männchens ist etwa so lang wie der halbe Vorderflügel, auf praktisch allen Wiesen 
 Gemeiner Grashüpfer  –  Chorthippus parallelus
Weibchen
Chorthippus parallelus femina.jpg
C16
der Hinterflügel des Männchens ist länger als der halbe Vorderflügel, auf feuchten Wiesen oder in kühlen Lagen 
 Sumpfgrashüpfer  –  Chorthippus montanus
Männchen
C17
Medialfeld des Vorderflügel erweitert und regelmäßig parallel geadert   ► C18
C17
Medialfeld des Vorderflügels nicht erweitert   ► C19
C18
Medialfeld reicht bis zur Mitte des Flügel, weißer Fleck knapp hinter Flügelmitte 
 Heidegrashüpfer  –  Stenobothrus lineatus
Männchen
C18’’
Medialfeld reicht bis zur Mitte des Flügel, Medialfeld aber nur wenig verbreitert, Flügel nur schmal (3mm) 
 Kleiner Heidegrashüpfer  –   Stenobothrus stigmaticus
C18
Medialfeld reicht bis über die Mitte des Flügel, weißer Fleck im hinteren Drittel 
 Schwarzfleckiger Grashüpfer  –  Stenobothrus nigromaculatus
C19
bunt gefärbte Art, Rücken leuchtend grün, Medialfeld ungefleckt, Abdomen nicht rot 
 Buntbäuchiger Grashüpfer  –  Omocestus viridulus
Männchen
C19
klein ♂ 10-14mm, ♀ 15-20mm, Medialfeld mit dunklen Flecken, Kopf kürzer als das Halsschild (vgl auch Myrmeleottetix maculatus) 
 Rotleibiger Grashüpfer  –  Omocestus haemorrhoidalis
Männchen
C19’’
Bauch auffallend gefärbt, vorn grün, dann gelb am Ende rot, Taster scharz mit weißen Spitzen 
 Buntbäuchiger Grashüpfer  –  Omocestus rufipes (ventralis)
Weibchen
Langfühlerschrecken
E
Länge von Kopf bis Flügelende über 40 mm, Tier meist kräftig gebaut   ► E2
E
Länge von Kopf bis Flügelende (bei verkürzten Flügeln bis Köperende) unter 40 mm, Tier zart gebaut   ► E6
E2
Vorderflügel kürzer als Hinterflügel, Flug libellenartig flatternd, sitzt oft auf niederen Büschen 
 Gemeine Sichelschrecke  –  Phaneroptera falcata
Phaneroptera falcata
E2
Vorderflügel länger als Hinterflügel   ► E3
E3
Tier und Flügel einheitlich grün   ► E4
E3
Tier und Flügel z.T. gefleckt, auf Magerwiesen und Mooren 
 Warzenbeißer  –  Decticus verrucivorus
Decticus verrucivorus
E4
Flügel überragen die Hinterknie deutlich 
 Grünes Heupferd  –  Tettigonia viridissima
Tettigonia viridissima
E4
Flügel erreichen etwa die Hinterknie 
 Zwitscherschrecke  –  Tettigonia cantans
Tettigonia cantans
E6
Tympanalöffnung rund   ► E7
E6
Tympnalöffnung spaltförmig   ► E10
E7
Fühler kürzer als 2 fache Körperlänge   ► E8
E7
Fühler länger als 2 fache Körperlänge   ► E9
E8
Körper 16-26 mm, Halsschildseiten mit gelblichem Längsstreif, Flügel zu Schuppen reduziert 
 Krauss´sche Plumpschrecke  –  Isophya kraussii (pyrenea)
E8
Körper 24-44 mm, kräftig und plump, sehr selten (nur 5 Fundorte in Bayern) 
 Wanstschrecke  –  Polysarcus denticauda
Polysarcus denticauda
E9
Waldart, Körper dunkelgrün, vor allem in Südbayern 
 Laubholz-Säbelschrecke  –  Barbitistes serricauda
Barbitistes serricauda
E9
Waldart, Körper dunkelgrün, vor allem in Nordostbayern 
 Nadelholz-Säbelschrecke  –  Barbitistes constrictus
Barbitistes constrictus
E9’’
Körper hellgrün, Abdomen seitlich grün, ohne weiße Streifen 
 Punktierte Zartschrecke  –  Leptophyes puncatissima
Leptophyes puncatissima
E9’’’
Körper hellgrün, weißer Farbsaum am Unterrand der Halsschildseiten, sowie weiße Linien am Abdomen 
 Gestreifte Zartschrecke  –  Leptophyes albovittata
Leptophyes albovittata
E10
Kopf nach vorn auffällig zugespitzt   ► E11
E10
Kopf nicht zugespitzt   ► E12
E11
Flügel überragen etwas die Hinterknie 
 Langflügelige Schwertschrecke  –  Conocephalus fuscus
Conocephalus fuscus
E11
Flügel nur halb so lang wie der Körper 
 Kurzflügelige Schwertschrecke  –  Conocephalus dorsalis
Conocephalus dorsalis
E12
Flügel länger als der Körper, Flügel und Tier insgesamt bräunlich 
 Westliche Beißschrecke  –  Platycleis albopunctata
Platycleis albopunctata
E12
Flügel kürzer als Körper,   ► E13
E13
Halsschildseiten dunkelbraun aber unten und hinten ein auffälliger weißer Rand 
 Roesels Beißschrecke  –  Metrioptera roeseli
Metrioptera roeseli
E13
Halsschildseiten dunkelbraun nur hinten ein weißer Rand 
 Kurzflügelige Beißschrecke  –  Metrioptera brachyptera
Metrioptera brachyptera
E13’’
Halsschildseiten einfarbig hellgrün, Halsschild oben dunkelbraun 
 Zweifarbige Beißschrecke  –  Metrioptera bicolor
Metrioptera bicolor
Quelle: Offene Naturführer, Das Wiki zu Bestimmungsfragen: Heuschreckenarten nach einfachen Merkmalen bestimmen (Bayern) (Zuletzt geändert:
Dieses Attribut ist ein Spezialattribut in diesem Wiki.
9 November 2015 18:09:17). Abgerufen am 22. Dezember 2024, 16:51 von https://offene-naturfuehrer.de/web/Heuschreckenarten_nach_einfachen_Merkmalen_bestimmen_(Bayern)