Abutilon theophrasti, die Samtpappel, auch Lindenblättrige Schönmalve, gehört zur Familie der Malvaceae (Malvengewächse). Die englischen Namen sind Velvetleaf, China Jute. EPPO-Code ABUTH.
Die Samtpappel verbreitet sich seit einiger Zeit auf mitteleuropäischen Rübenäckern, so auch in Deutschland. Als erstes trat sie vermehrt 2000 in Sachsen auf und wurde wahrscheinlich als Samen unverdaut aus Futtermitteln mit Gülle und Stallmist auf den Feldern ausgebracht. Die Samtpappel kommt ursprünglich aus Südasien und wurde in China als Faserpflanze angebaut. Im 18. Jahrhundert wurde sie auch in den USA angepflanzt, bevor Hanf und Lein sie verdrängte. Dort ist sie jetzt in Soja, Baumwolle und Mais als Unkraut gefürchtet. Sie kommt vor allem im Mittleren Westen in
Kansas, Missouri, Illinois bis rüber zum Atlantik vor. In Australien und Neuseeland wächst sie auch. Trotz ihrer Frostempfindlichkeit kommt sie auch in Skandinavien vor, ihr Samen ist winterfest. Das erste Mal wurde sie 1925 im Hafen von Kalmar gefunden.
Die Samtpappel ist eine einjährige Pflanze mit einer tief reichenden, verzweigten und verholzten Pfahlwurzel. Die stark behaarte Pflanze hat eine dominierende Hauptachse mit wechselständigen Blättern. Da sie 2,5 m, in den USA sogar 4 m hoch werden kann, macht sie den Kulturpflanzen große Konkurrenz. Der Name kommt von dem samtigen, herzförmigen, 7 bis 20 cm großen Blatt, das von der Form einem Lindenblatt ähnelt. Sieben bis elf Blattrippen gehen von der Blattbasis aus. In den Blattachseln stehen die gelben Einzelblüten auf 2 bis 4 cm langen Stielen. Die charakteristisch geformte Kapselfrucht entlässt durch Schlitze die herzförmigen, abgeflachten Samen, der bis zu fünfzig Jahre keimfähig bleibt.
Die Konkurrenzkraft der Samtpappel ist anfangs gering, sodass sie ein sich zügig entwickelnder Zuckerrübenbestand unterdrückt. Gegen die bisher im Zuckerrübenanbau eingesetzten Herbizide ist sie tolerant, aber Herbizide des Getreidebaus im Folgejahr bringt sie zum Absterben.
| Die Samtpappel überragt die Zuckerrüben beachtlich. (Bild: Arno Littmann, JKI) |
| Die Pflanzen werden zwar nicht so hoch wie Pappeln, können aber vier Meter erreichen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Das Blatt sieht aus wie ein Lindenblatt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Blätter wie ganze Pflanze sind samtig behaart. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Haare sind ca 0,3 mm lang. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ob Haare ein oder zwei Spitzen haben, kann schon mit einer Lupe unterscheiden. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Besser geht es mit der Kamera nicht. Neben den langen Haaren sind auch kurze, knopfförmige zu erkennen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen der Blattoberseite. (Bild: K. Richert-Pöggeler und J.Ponath, JKI) |
| Ein Haar mit vier Spitzen und die kleinen Drüsenhaare. (Bild: K. Richert-Pöggeler und J.Ponath, JKI) |
| Die Stängel sind dicht besetzt mit langen Drüsenhaaren. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Besonders viele Drüsenhaare am Grund der Blattstiele. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Oberfläche der Kelchblätter. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Lange, mit dem REM aufgenommene Drüsenhaare. (Bild: K. Richert-Pöggeler und J. Ponath, JKI) |
| Sich entwickelnde Triebspitze mit Blatt und Knospen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Triebspitze von oben. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine Knospe neigt sich zur Seite. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| In den Blattachseln steht neben einer Blüte auch jeweils ein Seitentrieb. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Stängel sind oben 1 bis 2 cm dick. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die halb zusammengewachsenen Kelchblätter öffnen sich, die noch kurzen Kronblätter werden sichtbar. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Kronblätter werden größer. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blüte kann einen Durchmesser von 2,5 cm haben. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Viele gelbe Antheren und weißlich-gelbe Narben. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Auch der Pollen ist gelb. (Bild: W. Wohlers, JKI |
| Der Grund der Kronblätter ist schmal und hellgelb. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Kronblätter sind längs geadert. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Nachdem die Kronblätter abgefallen sind, wird die junge Frucht sichtbar. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Markante Früchte. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Fruchtblätter laufen in einer Spitze aus. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Bei Reife öffnen sich die Fruchtblätter nach oben. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| In einigen Fruchtblättern sitzen noch die Samen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die abgeflachten Samen sind 3 bis 4 mm groß. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die 1 cm großen, kurz behaarten Keimblätter sind fast rund mit versenktem Stielansatz. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Keimpflanze mit ersten Blättern. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
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Literatur:
Spencer (1984) Velvetleaf, Abutilon theophrasti (Malvaceae), history and economic impact in the United States. Economic Botany 38, S. 407 – 416.
TM Sterling, RL Houtz, AR Putnam (1987) Phytotoxic exudates from velvetleaf [ (Abutilon theophrasti) glandular trichomes American Journal of Botany 74(4): 543-550.
Fotos von Pollen: Halbritter H (2016) Abutilon theophrasti. In: PalDat - a palynological database
Verfasser: Wohlert Wohlers, JKI. Februar 2015.