Aegopodium podagraria L., der Giersch oder auch Geißfuß gehört zur Familie der Apiaceae oder Umbelliferae (Doldenblütler). Die englischen Namen sind Ground Elder, Bishop's Goutweed. Der EPPO-Code ist AEOPO.
Selbst als Bodendecker ist Giersch kaum verwendbar, denn er wird von hohen Gräsern oder Brennnesseln durchsetzt und überwachsen. Trotzdem: Wo er wächst, wächst sonst kaum noch etwas. Er breitet sich ungeheuer schnell aus, da die dünnen, unterirdischen Ausläufer pro Jahr einen Meter wachsen und innerhalb weniger Jahre große Flächen in Parks und Gärten besiedeln können. Bei Gärtnern ist er deshalb gefürchtet. Auf Wiesen ist er unerwünscht. Giersch bevorzugt feuchte Standorte, auch im Halbschatten. In Laubwäldern und an Flussufern ist er auf kalkarmen Böden zu finden. Er ist in den gemäßigten Zonen Europas und Westasien heimisch und in Deutschland überall verbreitet. Nach Nordamerika wurde er verschleppt, ebenso nach Australien und Neuseeland, aber nur wenig. Im Norden wächst er kaum nördlich des Polarkreises.
Die Blätter erreichen durchaus eine Höhe von 30 cm, die Blütenstände können unter guten Bedingungen bis zu 1 m hoch werden. Die Stängel sind hohl, kantig und gefurcht und wachsen aufrecht. Der Blattstiel ist im Querschnitt dreieckig. Die unteren Blätter sind dreiteilig gelappt, am Rand scharf gesägt, vorne spitz und bis 30 cm lang. In England heißt er aufgrund der Ähnlichkeit des Blattes mit dem Holunder „Groundelder“, also Bodenholunder. Der deutsche Alternativname „Geißfuß“ kommt von den sich entfaltenden Blättern, die den Hufen von Ziegen ähneln.
Die Dolden setzten sich aus mehreren Dolden mit jeweils bis zu 20 weißen Blüten zusammen. Ihnen fehlt die Hülle. Wie alle Doldenblütler wird Giersch während der Blüte viel von Wildbienen, Schwebfliegen und anderen Fliegen und Käfern aufgesucht.
Giersch ist im Garten nur sehr schwierig zu bekämpfen. Permanentes und sofortiges Ausgraben hat den besten Erfolg. Dies kann bei Unachtsamkeit allerdings Jahre in Anspruch nehmen, da selbst aus kleinsten Rhizomteilen schnell ganze Pflanzen wachsen. Ein großflächiges Abdecken der Erdoberfläche mit dunkler Folie – durchsichtige Folie muss mit Erde abgedeckt werden - kann Erfolg haben, wenn an den Seiten nichts herauswachsen kann. Die Folie muss wohl mindestens zwei Jahre liegen. Auch wird er von Efeu unterdrückt, das mit seinem Wurzelgeflecht noch konkurrenzstärker ist als Giersch.
Giersch wurde früher medizinisch verwendet, daher auch der lateinische Name: Podagra – Gicht, gegen die er wirken soll. Der Pflanzensaft bzw. die zerdrückten Blätter wirken bei Insektenstichen kühlend und schmerzstillend. In der Kräuterküche wird empfohlen, ihn frisch zu pflücken und als Salat oder wie Spinat zuzubereiten. Wenn die Blätter zu alt sind, kann Giersch stark nach Terpenen schmecken. Im Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen bietet die Arbeitsgruppe Unkrautforschung in Braunschweig am Tag der offenen Tür immer ein Erfrischungsgetränk an, bei dem Apfelsaft mit Giersch, sowie mit Gundermann und Zitronenmelisse gewürzt wird.
| Der Blätterwald ist dicht und wirkt aufgrund seines frischen Grüns für Nichtgärtner angenehm. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Nach einer Mahd im Juli treiben die Blätter wieder aus. Dahinter abreifende Triebe. (Bild: W. Wohlers) |
| Ganz junges Blatt. Der Stängel ist gekantet. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein junges Blatt entfaltet sich gerade und sieht aus wie der Huf einer Ziege, einer Geiß. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Typisch für Doldenblütler sind die Blattscheiden der Stängelblätter. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blätter sind immer dreigeteilt; nur ganz oben in der Pflanze wie hier sind sie nicht weiter gefiedert. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Giersch hat immer ein verzweigtes Wurzelsystem. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Junge Ausläufer. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Selbst aus kleinsten Rhizomteilen wachsen schnell ganze Pflanzen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Im Garten, im Wald und an Wegrainen bilden die Blüten einen zarten Schleier. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Pro Stängel werden mehrere Dolden gebildet. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine Dolde mit vielen Döldchen von der Seite. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Tragblatt einer Dolde. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die einzelnen Döldchen haben keine Tragblätter. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine Dolde von oben beim Aufblühen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Links eine Dolde, die voll erblüht ist, rechts kurz vor dem Öffnen der weißen Blütchen. (Bild: Arno Littmann, JKI) |
| Die Blüten sind reinweiß, nur die Antheren auf sehr langen Filamenten färben sich bräunlich. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Samen ist eine Doppelachäne, auch ganz jung schon zu erkennen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Gierschblüten werden viel von Insekten besucht, hier ein Bienenwolf Trichodes apiarius, deren Larven sich räuberisch in Bienennestern ernähren. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Hier macht sich ein Weibchen der Gichtwespe Gasteruption hastator über den Pollen her. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Samen ist eine Doppelachäne, die bei der Reife durch die Spaltung der echten Scheidewand in die beiden Teilfrüchte zerfällt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die beiden, etwa 3 mm langen Samen werden nur noch oben und unten festgehalten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Bis in den Herbst bleiben die braunen, abgereiften Dolden über den grünen Grundblättern stehen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die ca. 1,5 cm langen und 2 mm breiten Keimblätter sind lang gestielt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers. März 2020.
Fotos vom Pollen der Acker-Kratzdistel siehe bei PalDat, einer palynologischen Datenbank.
Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos gibt es beim finnischen NatureGate.