Aquatische Bryiden (Moose) in Deutschland (Carsten Schmidt)
Quelle: | van de Weyer, K. & Schmidt, C. 2007. Bestimmungsschlüssel für die aquatischen Makrophyten (Gefäßpflanzen, Armleuchteralgen und Moose) in Deutschland mit Taxaliste und Abbildungen. Version 1.1 (20.05.2007) PDF-Datei beim Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (MUGV) des Landes Brandenburg (Autorisierte Zweitpublikation) |
Hinweis: | Dieser Schlüssel ist mit den Autorennamen gekennzeichnet und die Mitarbeit ist auf Carsten Schmidt, Birgit Kreimeier beschränkt. Auf der Diskussionsseite sind Kritik und Verbesserungsvorschläge willkommen! |
Dieser Beitrag stammt von einem Mitglied der Gesellschaft zur Erforschung der Flora Deutschlands (GEFD). |
Die nachfolgenden Beschreibungen dienen in erster Linie dazu, die in den Schlüsseln benutzen Fachtermini kurz zu erläutern. Andere mooskundliche Fachbegriffe und Sachverhalte, die durchaus grundlegend sein können, bleiben ausgespart. Die folgenden Zeilen ersetzen insofern keinesfalls eine Einführung in die entsprechende Thematik.
Bei allen Bestimmungsversuchen ist zu bedenken, dass Moose, Wassermoose jedoch in ganz besonderer Weise, in ihren vegetativen Merkmalen ausgesprochen variabel sein können. Unter extremen Bedingungen gewachsene Moose lassen dann auf den ersten Blick kaum Gemeinsamkeiten mit dem Normaltyp der Art erkennen. Ihre Bestimmung ist manchmal selbst für Spezialisten problematisch, wenn nicht gar unmöglich.
Die Moose zählen zu den Sporenpflanzen mit einem ausgeprägten Generationswechsel, bei denen sich die Sporophyten (bilden Sporen, die der Vermehrung und Verbreitung dienen) und Gametophyten (bilden die Geschlechtsorgane) in ihrer Gestalt sehr stark unterscheiden. Die Sporophyten entwickeln sich bei den Moosen auf den Gametophyten und können nicht eigenständig existieren. Viele Wassermoose bilden allerdings nur selten oder überhaupt keine Sporophyten aus und sind daher weitgehend auf eine vegetative Ausbreitung und Vermehrung angewiesen. Beim Erstellen der Bestimmungsschlüssel wurden deshalb ganz überwiegend Merkmale des Gametophyten herangezogen.
Abb. 22-1: Gliederung der Moospflanze in Gametophyt und Sporophyt (Zeichnung: Birgit Kreimeier)
Die Gametophyten der Moose (sie stellen die eigentliche, meist grünliche Moospflanze dar) sind entweder in Spross (Stämmchen) und Blätter differenziert oder es liegt ein fleischiger Vegetationskörper vor, der keine derartige Gliederung zeigt. Bei vielen Arten sorgen Rhizoide (lange, fädige Strukturen, die dem Stämmchen oder gelegentlich auch den Blättern entspringen) für eine Befestigung am bzw. im Substrat.
Zur Orientierung ist es oftmals wichtig, zwischen der dorsalen Seite eines Blattes/Sprosses/Thallus oder eines Teiles davon und der ventralen Seite zu unterscheiden. Der etablierte Gebrauch der Begriffe ist in Bezug auf den Spross/Thallus einerseits sowie in Bezug auf das Blatt andererseits durchaus irritierend. Beim Blatt ist nämlich die dorsale Seite die Unterseite (bezogen auf ein waagerecht abstehendes Blatt), die ventrale Seite dementsprechend die Blattoberseite. Beim niederliegenden Spross oder Thallus ist die ventrale Seite dagegen die dem Substrat zugekehrte Unterseite, die dorsale die abgewandte Seite (Oberseite). Weiterhin werden die Begriffe basal und distal benutzt, wenn die Position einer Struktur angegeben werden soll. Basal bezeichnet eine dem Ursprungsort nahe, distal eine davon entfernte Position. Der distale Abschnitt eines aufrechten Sprosses ist demnach der obere Abschnitt mit den jüngsten Blättern.
Auf den Gametophyten bilden sich die Geschlechtsorgane der Moospflanze, wobei die weiblichen Archegonien, die männlichen Antheridien genannt werden. Sie werden in der Regel von Blättern, die in ihrer Form zumeist etwas von den normalen Blättern abweichen, geschützt. Je nachdem, ob die Archegonien und Antheridien auf einer Pflanze gemeinsam oder auf verschiedenen Pflanzen vorkommen, wird von einhäusigen (monözischen) oder zweihäusigen (diözischen) Pflanzen gesprochen.
Inhaltsverzeichnis
Blätter
Die Art und Weise wie eine Moospflanze verzweigt (Näheres hierzu im Abschnitt zu den Laubmoosen) und beblättert ist, prägt ganz wesentlich ihren Habitus. Ein Spross kann anliegend, aufrecht abstehend, (zur Seite) abstehend oder sparrig (das Blatt oder zumindest sein distaler Abschnitt ist nach unten gebogen) beblättert sein.
Abb. 22-2: Verschiedene Blattstellungen bei Moosen (Zeichnung: Birgit Kreimeier)
Die Blattform ist bei den Moosen recht vielgestaltig. Das Spektrum reicht von runden über eiförmige bis hin zu sehr schlanken linealischen Blättern. Die Form der Blattspitze variiert dementsprechend von breit abgerundet bis hin zu extrem ausgezogen.
Abb. 22-3: Verschiedene Blattformen bei Moosen (Zeichnungen: Birgit Kreimeier)
Die Blattfläche (= Blattlamina, Lamina) ist bei fast allen hier behandelten Arten in großen Teilen einzellschichtig (Ausnahmen bilden Fissidens grandifrons und Platyhypnidium mutatum). Hierin liegt ein wichtiger Unterschied zu allen aquatischen Blütenpflanzen und Farnartigen.
Bedeutsam für die Bestimmung ist vielfach die Ausbildung des Blattrandes. Er kann glatt, gezähnelt (einzelne Zellecken springen nur leicht vor), gezähnt oder gesägt sein. Weiterhin wird zwischen (zur dorsalen Blattseite) umgebogenen oder umgerollten und (zur ventralen Blattseite) eingebogenen oder eingerollten sowie gänzlich flachen Blatträndern unterschieden. Bei einigen Arten weichen die Zellen des Blattrandes in Form, Zellwanddicke, Zellwandfärbung oder Größe von den übrigen Laminazellen ab; man spricht dann von einem Blattsaum. Oft ist dieser Bereich darüber hinaus mehrzellschichtig.
Abb. 22-4: Verschiedene Blattrandausbildungen bei Moosen (Zeichnungen: Birgit Kreimeier)
Die Form der Laminazellen ist sehr vielgestaltig. Eine grobe Einteilung erfolgt in parenchymatisch (die Zellen sind so lang wie breit oder etwas länger als breit) und prosenchymatisch (die Zellen sind vielfach länger als breit und an den Enden oft zugespitzt). Insbesondere der parenchymatische Grundtyp der Laminazellen kann in verschiedener Weise abgewandelt sein. Dies betrifft in erster Linie die Ausgestaltung der Zellwände, die z. B. dünnwandig, buchtig oder auch knotig verdickt sein können. Bei manchen Arten sind sie vor allem in den Zellecken auffällig verdickt, bei wieder anderen ist die Zelloberfläche in besonderer Weise skulpturiert (siehe weiter unten). Prosenchymatische Zellen sind weniger variabel, sie sind z. B. linealisch oder wurmförmig gestaltet.
Abb. 22-5: Verschiedene Zellformen bei Moosen (Zeichnungen: Birgit Kreimeier)
Laubmoose
Die Gametophyten der Laubmoose sind immer in Spross und Blätter differenziert. Die Sprosse können ± unverzweigt oder in unterschiedlicher Weise und Intensität verzweigt sein. Am häufigsten findet man gabelig und unregelmäßig (flächig) verzweigte, seltener ± regelmäßig fiedrig verzweigte Sprosse. Im letztgenannten Fall stehen von einem Hauptspross ziemlich gleichmäßig angeordnet zahlreiche, etwas zierlichere Seitensprosse ab. Eine Sonderform stellt die bäumchenförmige Verzweigung dar. Die Sprosse wachsen bei vielen nicht oder gabelig verzweigten Moosen aufrecht, bei den stärker verzweigten dagegen in der Regel kriechend (d. h. mit einem eng am Substrat haftenden Hauptspross), niederliegend (lose dem Substrat aufliegend) oder aufsteigend.
Das Stämmchen zeigt im Querschnitt oft eine vom inneren parenchymatischen Zellverband abgesetzte Außenrinde auf. Diese kann aus (sehr) englumigen und/oder dickwandigen Zellen oder aber auch aus auffallend großlumigen, dünnwandigen Zellen bestehen; in diesem Fall liegt eine Hyalodermis vor. In der Mitte des Stämmchens ist nicht selten ein wenig- oder vielzelliger Bereich kleinlumiger Zellen ausgebildet, der Zentralstrang genannt wird.
Bei den Blättern unterscheidet man traditionell zwischen an den Hauptsprossen gebildeten Stammblättern und an den Seitensprossen (Ästen) gebildeten Astblättern. Bei vielen Arten sind zwischen beiden Typen nur leichte Größenunterschiede ausgeprägt, bei anderen zeigen sich Differenzen in der Gestalt, der Blattrandzähnung etc. In letzterem Fall wird in den Schlüsseln ausdrücklich zwischen Ast- und Stammblättern unterschieden, ansonsten nicht. Bei einer Reihe von Arten finden sich (locker oder auch dicht verteilt) an den Ästen und Stämmchen weitere blattähnliche Gebilde, die aber von den normalen Stamm- und Astblättern durch ihre erheblich geringere Größe abweichen. Sie werden Paraphyllien genannt. Ferner werden die die Archegonien umschließenden Blätter als Perichaetialblätter und die die Antheridien umschließenden Blätter als Perigonialblättern bezeichnet.
Gewöhnlich stehen die Laubmoosblätter zu allen Seiten am Spross, selten ist eine zwei- oder deutlich erkennbare mehrreihige Beblätterung vorhanden. Ein Sonderfall stellt die einseitswendige Beblätterung dar; laufen die Blätter zudem in eine lange Spitze aus, die in Richtung auf die Blattbasis gebogen ist, spricht man von sichelig-einseitswendiger Beblätterung.
Die Blätter besitzen bei den meisten Arten eine Rippe. Normalerweise ist sie einfach und reicht bis zur Blattmitte oder etwas darüber hinaus; immer ist sie mehrschichtig (zumindest an der Basis). Bei manchen Arten ist sie sehr lang und tritt in die Blattspitze ein oder sogar als ± langer Stachel aus. Selten spaltet sie sich seitlich ein- oder mehrfach auf, sie ist dann gegabelt. Daneben gibt es auch Laubmoose mit einer kurzen oder sehr kurzen Rippe, manche haben auch zwei sehr kurze Rippen, wofür die Bezeichnung Doppelrippe benutzt wird. Bei den Vetretern der Gattung Fissidens ist die Blattlamina im basalen Blattbereich auf der einen Seite neben der Rippe verdoppelt (= Rückenflügel), das Blatt besitzt hier also eine Art Scheidenteil.
Abb. 22-6: Habituelle und morphologische Merkmale der Laubmoose (Zeichnungen: Birgit Kreimeier)
Die Zelloberflächen können mehr oder weniger eben (glatt) sein, sie sind oft aber auch vorgewölbt (mamillös, d. h. das Zelllumen reicht in die Vorwölbung hinein) oder uneben und mit kleinen Auswüchsen versehen (papillös, d. h. es stehen nur Teile der Zellwand aus der Blattebene hervor). Anzahl, Gestalt und Höhe der Papillen sind sehr vielfältig. Ein Spezialfall sind prorate Zellen, bei denen die distale Zellwand lediglich etwas aus der Blattebene hervorragt. Für die Bestimmung wichtig sind in vielen Fällen von den übrigen basalen Laminazellen abweichend gestaltete Zellverbände in den Blattecken, die Blattflügelzellgruppen. Die Unterschiede zu den übrigen basalen Blattzellen (Blattgrundzellen) können in ihrer Färbung, Gestalt oder ihren Zellwänden, begründet sein. Oft sind sie beispielsweise besonders groß, auffallend dünnwandig und hyalin (man spricht in diesem Zusammenhang auch von aufgeblasen) oder andererseits auch klein, dickwandig und auffallend orange-braun gefärbt.
Besondere Formen der vegetativen Vermehrung sind bei den Laubmoosen im allgemeinen in vielfältiger Weise ausgebildet, bei den Wassermoosen im speziellen, aber nur in sehr geringem Umfang. Einige Arten bilden wenigzellige Gemmen auf den Blättern, andere Bulbillen (stark reduzierte Kurzsprosse mit kleinen Blattansätzen) in den Blattachseln.
Die Sporophyten, sie sind zum Zeitpunkt der Sporenreife nicht grünlich, sondern gelbbraun, rotbraun, bräun- oder schwärzlich gefärbt, entwickeln sich (entsprechend der Position der Archegonien) entweder an der Spitze des Stämmchens (bei vielen aufrecht wachsenden Moosen) oder an kurzen Seitenästen (vor allem bei niederliegend oder aufsteigend wachsenden Moosen). Die Sporen werden in der Kapsel gebildet, deren äußere Wandzellen heißen Exothecialzellen. Die Kapsel sitzt in der Regel einem ± langen, dünnen Stiel (Seta) auf, bei wenigen Arten sind die Kapseln auch ungestielt und sitzen versteckt zwischen den Blättern. Die Kapsel wird bei fast allen hier behandelten Laubmoosen von einem Deckel verschlossen, der erst zur Sporenreife abgesprengt wird und so die Kapselmündung freigibt. An deren Rand stehen bei den meisten Arten kranzförmig angeordnete Strukturen, die wegen ihres zahnartigen Aussehens Peristomzähne heißen. Sind zwei Reihen von Peristomzähnen vorhanden, so spricht man vom äußeren (Extostom) und vom inneren Peristom (Endostom).
Torfmoose
Es handelt sich hierbei um eine sehr isolierte Gruppe von Laubmoosen, die sich von allen übrigen Moosen durch eine Reihe einzigartiger Merkmale auszeichnet. Im Gebiet ist nur die Gattung Sphagnum vertreten.
Die heimischen Torfmoose zeichnen sich durch die etagenförmige Anordnung von Seitenastbündeln aus, wobei gewöhnlich jeweils 2-5 dicht beieinander am Stamm (Stämmchen) inserierende Seitenäste ein Bündel bilden. Besonders dicht sind sie im distalen Sprossabschnitt gestellt, der als Köpfchen bezeichnet wird. Oft ist eine Differenzierung in schwächer entwickelte, farblose Seitenäste, die dem Stämmchen dochtartig anliegen (hängende Äste), und kräftiger entwickelte, grüne Seitenäste, die stärker abspreizen (abstehende Äste), ausgebildet. Bei Unterwasserformen ist die quirlige Anordnung allerdings auch manchmal aufgelöst.
Bestimmungsrelevante Kennzeichen weisen vor allem die Blätter auf, die in manchen Fällen erhebliche Unterschiede zwischen Stamm- und Astblättern aufweisen, sich in anderen wiederum sehr ähnlich sehen. Bei den Astblättern zeigt sich im Querschnitt eine sehr charakteristische alternierende Anordnung von Chlorocyten und Hyalocyten. Die Hyalocyten sind häufig durch Fibrillen, die die Zellen in größerer Anzahl quer durchziehen, vor dem Kollabieren geschützt. Die Zelloberflächen der Hyalocyten sind oft in ganz charakteristischer Weise von Poren löchrig durchbrochen (teils vollständig, teils unvollständig). Um sie besser zu sehen (insbesondere die schwachen Poren), empfiehlt es sich die Blätter stark anzufärben. Man unterscheidet beringte und unberingte Poren. Erstere sind noch von einer bogen- oder kreisförmigen Fibrille umgeben, letzte nicht. Die Gestalt der Chlorocyten im Querschnitt dient zur Abgrenzung der verschiedenen Sektionen innerhalb der Gattung Sphagnum. Im Schlüssel werden allerdings nur Vertreter von zwei Sektionen verschlüsselt; bei ihnen sind die Chlorocyten im Querschnitt dreieckig bzw. elliptisch (tonnenförmig). Für die Artdiagnose entscheidend sind dagegen zumeist die Form von Stammblättern sowie die Porenverhältnisse.
Abb. 22-7: Habituelle und morphologische Merkmale der Torfmoose (Zeichnung: Birgit Kreimeier)
Lebermoose
Sie lassen sich rein äußerlich anhand der Organisation ihres Vegetationskörpers in zwei Gruppen trennen, die beblätterten Lebermoose und die thallosen Lebermoose.
Die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Gruppen sind auf den ersten Blick gering, insbesondere wenn sterile Pflanzen vorliegen. Ein verbindendes Element stellen die sogenannten Ölkörper dar, die sich bei lebenden Pflanzen zumindest in einem Teil ihrer Blatt- bzw. Thalluszellen (und oft auch ihrer Sprosszellen) finden; eine Ausnahme bildet unter den verschlüsselten Lebermoosen nur die Gattung Cephalozia, deren Vertreter keine Ölkörper haben. Von den Chloroplasten unterscheiden sich die Ölkörper sofort durch ihre niemals grüne Färbung (gewöhnlich sind sie silbrig-grau). Sie können ansonsten in Größe, Gestalt und Anzahl von Art zu Art sehr differieren: Das Spektrum reicht von Arten mit vielen sehr kleinen, kugeligen Ölkörpern in den Blattzellen bis hin zu Arten mit einzelnen Ölkörpern, die nahezu das gesamte Volumen einer Blattzelle ausfüllen. Die Oberfläche kann glänzend und glatt sein, oft aber erscheinen die Ölkörper matt und sind aus vielen kleineren Öltröpfchen zusammengesetzt.
Die beblätterten Lebermoose zeigen wie die Laubmoose eine klare Differenzierung ihres Gametophyten in Spross und Blätter. Bei den im Schlüssel behandelten Arten stehen die Blätter immer in zwei oder drei Reihen, die Sprosse sind also nie allseits beblättert, wie es bei vielen Laubmoosen der Fall ist. Bei den Blättern unterscheidet man zwischen Flanken- (= Ober-) und Unterblättern. Die Flankenblätter stehen lateral in zwei Reihen am Spross, die (schuppenförmigen) Unterblätter befinden sich auf der Ventralseite (hier die Seite, die dem Substrat zugewandt ist) und sind immer einreihig angeordnet. Während Flankenblätter obligatorisch vorhanden sind, können die Unterblätter bei manchen Arten fehlen (Vorsicht ist bei der diesbezüglichen Diagnose geboten, da die Unterblätter manchmal sehr klein und zwischen einem dichten Rhizoidfilz versteckt sein können). Die Flankenblätter sind ferner bei manchen Arten durch Faltung in einen (dorsalen) Ober- und einen (ventralen) Unterlappen gegliedert. Anders als bei den Laubmoosen sind die Blätter (Flanken- und Unterblätter) bei den Lebermoosen nicht selten in zwei oder mehr Blattlappen ± tief geteilt. Diese sind an den Seitenrändern öfters noch zusätzlich mit Zähnen oder unterschiedlich langen Zellfäden, die auch als Zilien bezeichnet werden, versehen. Die Blätter bei den Lebermoosen sind stets rippenlos (wichtiger Unterschied zu vielen Laubmoosen).
Abb. 22-8: Organisationstypen und morphologische Merkmale der Lebermoose (Zeichnung: Birgit Kreimeier)
Die Antheridien stehen bei den beblätterten Lebermoosen nackt in den Achseln von Flankenblättern, die an der Basis daher oft etwas bauchig erweitert sind. Da die Antheridien schnell vergehen, geben diese Hüllblätter einen wichtigen Anhaltspunkt bei der Feststellung der Geschlechtsverteilung einer Pflanze. Die Archegonien werden von einer besonderen Hülle, dem Perianth umgeben, das aus mehreren zumindest an der Basis verwachsenen Blättern besteht. Bei einigen Arten der beblätterten Lebermoose ist hier ein Sonderfall der monözischen, nämlich die parözische Geschlechtsverteilung verwirklicht. Bei ihnen sitzen die Antheridien (nackt) in den Blattachseln direkt unterhalb der Perianthhülle.
Die vegetative Vermehrung erfolgt durch ein- bis zweizellige Gemmen, die gewöhnlich an den Rändern der Flankenblätter gebildet werden.
Bei den thallosen Lebermoose haben die Gametophyten die Gestalt eines ± fleischigen, ungegliederten (bei manchen Arten allerdings mehrfach gabelig verzweigten) grünlichen Vegetationskörpers (Thallus, Mehrzahl: Thalli). Bei einigen Arten erscheint der Thallus oberseits netzartig strukturiert (gefeldert). Inmitten der Felder befindet sich dann eine Atempore. In den meisten Fällen zeigt ein ± dichter Rhizoidbesatz die Ventralseite des Thallus an, die dem Substrat anhaftet, sofern es sich nicht um flutende bzw. schwimmende Formen handelt. Weiterhin finden sich an der Ventralseite des Thallus bei manchen Arten sog. Bauchschuppen (meist farblos), die in zwei Reihen angeordnet sind, oft aber zwischen den Rhizoiden nur schwer zu erkennen sind. Eine Besonderheit stellen die Schleimhaare (= Schleimpapillen) dar, die im ventralen Bereich der Wachstumszone des Thallus gebildet werden (nicht mit jungen Rhizoiden verwechseln, die erst in den etwas älteren Thallusabschnitten auf der ventralen Thallusseite stehen).
Spezielle Formen der vegetativen Vermehrung sind bei den thallosen Lebermoosen selten. Bei zwei der behandelten Arten können auf dem Thallus "Brutbecher" entwickelt sein, in denen sich scheibenförmige, vielzellige Gemmen bilden.
Bestimmung
Bei vielen Moosen ist es aufgrund der geringen Größe der bestimmungsrelevanten Details unumgänglich zu mikroskopieren, will man zu einem sicheren Bestimmungsergebnis gelangen. Dies gilt umso mehr, je geringer die Erfahrung mit der Gruppe ist. Eine maximale Vergrößerung von 400fach ist dazu ausreichend. Zum Präparieren der Pflanzenteile ist darüber hinaus die Benutzung eines Binokulars sehr empfehlenswert. Die erforderlichen Schnitte können mit einer Rasierklinge angefertigt werden, wobei sich besonders gute Resultate erzielen lassen, wenn der Schnittvorgang bei stärkerer Vergrößerung unter dem Binokular beobachtet wird.
Bei den Torfmoosen ist es sehr ratsam, die Porenverhältnisse durch Anfärbung besser sichtbar zu machen. Viele schwache Poren lassen sich ohne Färbung nämlich nicht erkennen. Dazu eignen sich beispielsweise Methylenblau oder Königsblau. Eine andere Möglichkeit ist es, einen Kopierstift zu benutzen (dokumentenechte Ausführungen sind nicht zu gebrauchen), den man zum Anfärben kurz in ein Gefäß mit Wasser taucht und dann mehrfach auf das zu färbende Blatt drückt. Dieser hat den Vorteil, das mit der Spitze punktgenau gefärbt werden kann und keine offenen Gefäße mit Färbemittel auf dem Arbeitstisch umherstehen; der Kopierstift hält zudem ein Leben lang. Er kann im übrigen auch im Gelände zum besseren Sichtbarmachen von Stämmchenblättern dienen.
Konservierung
Die Aufbewahrung von Moosproben ist denkbar einfach. Man legt die getrockneten, aber höchstens schwach gepressten Moospfanzen in Papiertüten bzw. -umschläge, die man sich selbst leicht aus einem DIN-A4-Blatt falten kann. Alternativ können die Proben auch in käuflichen Briefumschlägen aufbewahrt werden. Da sich die für die Bestimmung von Lebermoosen oft so wichtigen Ölkörper bei manchen Arten selbst bei behutsamer Trocknung in kurzer Zeit auflösen, sollte man die Ölkörpermerkmale möglichst sofort am frischen Material feststellen und auf der Moostüte notieren, damit die Informationen bei einer späteren Nachbestimmung verfügbar sind.
Vorbemerkung
Die Grenzziehung zwischen aquatischen und amphibischen Moosen ist sehr schwierig. Es können vereinzelt auch Moose trockenerer Standorte in Gewässern wachsen, insbesondere bei periodischer Wasserführung oder bei hohen Wasserständen. Der vorliegende Schlüssel kann somit keine Moosflora ersetzen. Sollte bei der Bestimmung kein befriedigendes Ergebnis erzielt werden, empfiehlt sich die Benutzung einer umfassenderen Moosflora (z. B. Damsholt 2002, Frahm & Frey 2004; Gradstein & van Melick1996; Smith 1990, 2004; Touw & Rubers 1989) oder eine Anfrage bei einem Moosspezialisten.
Bestimmungsschlüssel für die Hauptgruppen der Moose
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