Benutzer Diskussion:Wohlert Wohlers
Lateinische vs. wissenschaftliche Artnamen
Hallo lieber Herr Wohlers,
schaute gerade Ihre Seite Liste lateinischer Artnamen (Unkrautgarten des JKI) an. Sollte es nicht besser Liste wissenschaftlicher Artnamen (Unkrautgarten des JKI) heißen? Zum Beispiel ist Cirsium nach Schubert & Wagner (1993) ein altgriechischer Pflanzenname ;-). Sie können die Seite mit einer Weiterleitung umbenennen oben im Reitermenü ▼ . Uns hat im Biologiestudium damals auch erst Herr Dr. Knorre vom Zoologischen Museum in Jena darauf aufmerksam gemacht… Freundliche Grüße --Andreas Plank 09:46, 18. Jan. 2011 (CET)
- Lieber Herr Planck, haben Sie mal einen Sprachwissenschaftler gefragt und nicht einen Naturwissenschaftler, wie der die lateinische Sprache definiert? Selbst im Deutschen sind 30 % der Wörter noch nicht einmal indogermanischen Ursprungs. Trotzdem sprechen wir von Deutsch und nicht – sagen wir mal eine geographische Bezeichnung: von Mitteleuropäisch. Außerdem: Sollten wir lateinisch durch wissenschaftlich ersetzen, dann bedeutete ja wohl deutsch unwissenschaftlich. Neenee. Haben Sie Latein in der Schule gehabt? Ich habe immer das Gefühl, diese Meinung haben nur die Leute, die eine sehr gespaltene Einstellung zum Lateinischen haben. Und das altgriechische Wort ist natürlich latinisiert! Trotzdem vielen Dank für die Kritik. Aber sie zieht nicht und Ihr Professor war in diesem Fall wohl unwissenschaftlich! Und noch was: wie gehn wir denn dann vor bei den Namen von Viren, die Englisch sind? Beste Grüße Wohlert Wohlers 18. Jan 2011 16:26
- So, so, lieber Herr Wohlers, nicht einverstanden, na wo gibt’s denn sowas! ;-) Dann wollen wir mal, was? Ich meine natürlich in medias res gehen …
Nein, mal im Ernst, Latein hatte ich leider nie, aber ich bin ganz Ohr, was Sie schreiben, oder vielmehr ganz Auge ;-). Naja, um’s auf den Punkt zu bringen, Sie meinen im Kern vermutlich latinisierte Artnamen, nicht lateinische Artnamen, oder? Warum denn nicht dem Rechnung tragen, daß eine Liste sogenannter „lateinischer“ Artnamen sehr wahrscheinlich immer ein Sammelsurium aus verschiedenen Sprachen ist und nicht Lateinisch im strengen Sinne darstellt, hm? Damit in einer Liste sogenannter „lateinischer Artnamen“ auch nur solche auftauchen, müßte man hierbei alle Artnamen auf deren lateinische Herkunft prüfen, und eine zusätzliche Liste griechischer Namen anfangen, was natürlich sinnlose Sisyphusarbeit ist. Die sogenannte „lateinische Artliste“ wird also nicht den unterschiedlichen Wortherkünften gerecht, und zudem was sagt mir das: „lateinischer Artname“? Zum Beispiel ist Abutilon nicht Lateinisch im Strengen Sinne, sondern kommt aus dem Arabischen: abū ṭīlūn (Sauermost 1994). Auch bei anderen Namen wird es schwierig, versteift man sich auf eine Liste „lateinischer“ Artnamen. Nur zum Beispiel: ist der Nachname von August Thienemann lateinisch? (Ich habe keine Ahnung) Er wird nämlich in der Zuckmückengattung Thienemannia verwendet. In welche Sprachliste würden Sie dann diesen Namen einordnen? In einer Liste „deutscher Artnamen“, „lateinischer Artnamen“ oder in eine Liste „wissenschaftlicher Artnamen“? Oder wie müßte man dann bei dem Namen Ginko verfahren (astreines japanisch Sauermost 1994)? Ich weiß nicht … Zu sagen, es sind alles lateinische Namen, mag zutreffend für eine Menge Namen sein aber nicht für alle. (Korrigieren Sie mich!) Hingegen derlei Namen schlichtweg als wissenschaftliche Art- oder Gattungsnamen zu bezeichnen haut doch voll hin? Nein? Man weiß sofort in welchem Bereich diese Namen Verwendung finden. Und diese Bezeichnung ist sprachlich auch unabhängig, als wenn man sich auf eine „Liste lateinischer Artnamen“ einschränkte, ist sie’s nicht? Interessant ist auch, daß man in heutigen Bestimmungsbüchern eine „Liste lateinischer Artnamen“ vergebens suchen wird. Zu den englischen Virennamen: wenn diese in der wissenschftlichen Systematik genutzt werden, was spricht dann dagegen, sie ebenfalls in eine „Liste wissenschaftlicher Artnamen“ einzureihen? Ist doch korrekt, wo liegt das Problem? Ich sehe da nichts Falsches, oder stehe ich gerade auf dem Schlauch? Belehren Sie mich gerne!
Nur Mut zum entdecken, frohes Schaffen und nicht aufhören zu hinterfragen. Viele Grüße --Andreas Plank 23:22, 23. Mär. 2011 (CET)
- So, so, lieber Herr Wohlers, nicht einverstanden, na wo gibt’s denn sowas! ;-) Dann wollen wir mal, was? Ich meine natürlich in medias res gehen …
Lieber Herr Planck,
wunderbar, wie Sie die lateinische Sprache auseinandernehmen. ;-) Jetzt müssen Sie aber mit der deutschen Sprache fortfahren. Und mit der englischen auch noch. Na also: Ist es nicht müßig, sich über etwas zu streiten, wenn beide Namen verstanden werden? In einer Aufzählung von Sprachen, nämlich Deutsch und Englisch kann ich nicht plötzlich mit einem anderen System weitermachen. Der Ausdruck wissenschaftlich passt in diese Aufzählung nicht.
Wieso ist der Ausdruck wissenschaftlich plötzlich so modern (modern! Was ist das denn für eine Sprache?) Für mich waren diese Namen immer die binäre Nomenklatur. Und deren Sprache ist eben Latein. Wissenschaftler sprachen Latein bis weit ins 18ten Jahrhundert hinein, auch Linaeus. Stellen wir uns der Vergangenheit!
Vielleicht noch etwas zur Geschichte Ihres bevorzugten Ausdrucks „wissenschaftliche Namen“! Wenn ich das richtig verfolgt habe, so ist der Ausdruck eine Übertragung aus dem Englischen. Schauen Sie sich doch mal die Listen dort an, etwa http://plants.usda.gov/java/noxiousDriver aus den USA. Dort steht „scientific“ und als Gegensatz „common names“. Andere Sprachen interessieren dort nicht. Nur wenige Engländer und Amerikaner können was anderes als Englisch reden. Wenn sie Latein sprechen, dann mit einem fürchterlichen englischen Akzent. Außerdem heißt „Latin“ in den USA, dass es – was auch immer – aus Süd- oder Mittelamerika kommt. Wir leben aber in Europa. Neenee Nee (das ist onomatopoetisch!) Herr Planck. Ihre Argumentation ist windig!
Wenn Sie mehr über Sprachen wissen wollen: Ich empfehle Ihnen zwei leicht lesbare, aber interessante Bücher
Deutsch. Biografie einer Sprache. Von Karl-Heinz Göttert. Ullstein 19€95
Weltgeschichte der Sprachen. Von Harald Haarmann. Beck 2006 14€90
Wenn wir nicht diese Puristen gehabt hätten in Deutschland, wie in Frankreich, seit dem 17ten Jahrhundert, dann wären wir einer europäischen Sprache schon viel näher ;-) Die Engländer haben nicht diese Probleme. Vielleicht haben sie deshalb über einen großen Teil der Welt geherrscht und Englisch ist jetzt die Sprache der Wissenschaft! Denken Sie an die Viren! Übrigens, in dem von mir zitierten Buch „R.Fitter, A. Fitter, M Blamey 1986 Pareys Blumenbuch“ wird der Ausdruck „lateinische Liste“ verwendet. Ich bin also nicht allein auf weiter Flur, wie sie mir unterstellen.
Jetzt bin ich ja auf Ihre Antwort gespannt. Aber vielleicht gehen Sie mal auf meine Argumentation ein. Das mit der Latinisierung hatte ich ja bereits als nicht überzeugendes Argument in meiner ersten Antwort abgetan. Ihr Wohlert Wohlers 4. Juli 2011
Noch ein Zusatz: Die FAO in Rom verwendet auf ihren englischsprachigen Seiten auch den Begriff Latin Names - http://www.fao.org/ag/AGP/AGPC/doc/GBASE/mainmenu.htm WW 10. VIII. 11