Blattscheide: Der untere, den Trieb eng umschließende Teil des Blattes. Die Scheide kann offen sein, dann greifen ihre Ränder übereinander (v. a. Binsen (
Juncus)) oder sie ist geschlossen, die Scheide stellt dann eine Röhre dar. Bei den behandelten Arten geht die Blattunterseite ohne erkennbare Grenze in die Scheide über; der die Blattunterseite fortsetzende Teil der Scheide wird Rücken genannt. Die Vorderseite der Scheide weicht häufig vom Rücken ab, bei vielen Arten ist sie häutig ausgebildet: Scheidenhaut. Die Vorderseite einer geschlossenen Scheide ist an der Scheidenmündung in der Regel leicht ausgerandet; Abweichungen können brauchbare Bestimmungsmerkmale ergeben (Abb. 1). Im Verlauf der Entwicklung löst die Scheidenhaut sich auf, dabei bleiben zuweilen die in der Scheidenhaut vorhandenen Gefäßbündel (Nerven) erhalten und bilden ein Fasernetz (Abb. 2). Der Vorgang der Auflösung wird im Schlüssel wie in der Literatur nicht ganz glücklich als „Aufreißen“ bezeichnet. Gemeint ist immer der natürliche, altersbedingte Vorgang; beim gewaltsamen Aufreißen intakter Scheiden entsteht nie ein Fasernetz. Vor allem bei Arten mit stark gefärbten Scheiden kann sich das Fasernetz schon auf der intakten Scheide als mehr oder weniger deutliches Linienwerk darstellen, maßgeblich ist jedoch, ob sich schließlich wirklich ein Fasernetz bildet. Mitunter ist das Fasernetz besonders deutlich an den Übergangsbildungen von schuppigen
Niederblättern zu normalen Laubblättern am Grund noch wenig entwickelter Triebknospen erkennbar. Andere Erscheinungen beim Auflösen der Scheidenhaut sind das unregelmäßige Zerreißen unter Bildung von lappigen Fetzen oder das Aufspalten, bei dem manchmal gefärbte Säume entstehen oder auch einzelne Fasern, die aber nicht netzig verbunden sind. Bei offenen Scheiden kann der Randsaum nach oben verlängert und zu Öhrchen ausgezogen sein (vor allem bei Binsen (
Juncus)), diese Öhrchen greifen meist auf die Blattoberseite über und bilden eine Art von
Blatthäutchen, das aber in diesem Fall in der Mitte tief gespalten ist (Abb. 3). Auch Auswüchse am unteren Rand der
Blattspreite werden als Öhrchen bezeichnet. — Quelle:
Foerster 2008 | Abb. 1: Scheidenhaut, oberer Rand. a: winkelig ausgeschnitten, b: flachbogig ausgeschnitten, c: bogig überstehend, d: mit dem Blatthäutchen eine Röhre bildend. |
| Abb. 3: Scheidenöhrchen (Juncus articulatus). |
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