Daucus carota L., die Wilde Möhre, gehört zur Familie der Apiaceae oder Umbelliferae (Doldenblütler). Der englische Name ist Wild Carrot, in den USA auch ganz romantisch Queen Anne's Lace, weil ihre Blüten wie Spitze aussehen und das erste Mal zu ihrer Regierungszeit um 1700 auftrat. EPPO-Code DAUCA.
Aus der Wilden Möhre wurde die Karotte selektiert und gezüchtet, wahrscheinlich im Vorderen Orient. Die bei uns wachsenden Wildpflanzen haben nur eine kleine, bleiche Rübe, aber die Pflanze riecht nach Karotten. Sie ist in Europa, Westasien und Nordafrika heimisch und ist in Deutschland überall zu finden. Nach Nordamerika wurde sie verschleppt, kommt dort vor allem im Nordosten vor bis weit in den mittleren Westen hinein, aber auch an der Westküste. Auch in Neuseeland und Australien wurde sie eingeführt, wächst aber nicht überall, nicht nördlich des 25ten südlichen Breitengrads. In Skandinavien findet man sie in Südschweden bis hinauf nach Stockholm, also bis zum 60ten Breitengrad, selten darüber hinaus, hier eine Karte von Finnland. Die Wilde Möhre wächst auf offenen, auch trockenen Flächen, so an Wegrändern und auf Wiesen und Weiden, wo sie unerwünscht ist, da sie den Ertrag vermindert.
Die zweijährige Pflanze kann mehr als 1 m hoch werden. Die ganze Pflanze ist mehr oder weniger behaart, vor allem der Stängel. Der Blütenstand ist eine Doppeldolde mit kleinen weißen Blüten, die am Rand der Döldchen meistens etwas vergrößert sind. Im Zentrum sitzt häufig eine dunkelviolette Blüte, die Insekten anlocken soll. Nach der Blüte schließt sich die Dolde und bildet einen nach oben offenen Raum, der einem Vogelnest ähnelt. Sind die Samen reif, so öffnet sich die Dolde, aber nur, wenn es trocken ist; dies Schließen und Öffnen funktioniert selbst im nächsten Frühjahr noch bei den Doldenresten.
In der Naturheilkunde gewinnt die Wilde Möhre in letzter Zeit an Bedeutung gegen Konzentrationsschwäche und Depressionen. Sie ist sehr formenreich, mindestens sechs Unterarten werden unterschieden, von denen die gezüchtete Karotte eine ist. Die ist das zweitwichtigste Gemüse nach Spargel. 2019 wurde sie in Deutschland auf 13.700 Hektar angebaut, Tendenz steigend: 2010 auf 10.400 ha. Sie ist sehr gesund, da sie reich an Kalium und Beta-Carotin ist, das im Körper in Vitamin A umgewandelt wird.
Die Möhre, an der Nordseeküste nur Wurzel genannt, zählt zu den wenigen Pflanzen/Unkräutern, die in einem Festival gefeiert werden, das sich allerdings Milde Möhre nennt und in Möhritz stattfindet. In der Literatur hatte sie schon vor zweihundert Jahren Eingang gefunden, als E.T.A. Hoffmann König Daucus Carota dem Ersten in einem seiner Fantasiestücke eine Hauptrolle zuwies und zudem Jacques Offenbach nach dieser Geschichte die Oper König Karotte komponierte, die selten aufgeführt wird, 2019 in Hannover.
| Eine 1,5 m hohe Pflanze im hohen Gras. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine einzelne Pflanze im Gemüsegarten, die bereits im ersten Jahr geschossen ist und Samen bildet. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| An guten Standorten kann die Wilde Möhre 2 m hoch werden. (Bild: W. Wohlers) |
| Ab Ende Juni sieht man die Wilde Möhre überall am Straßenrand. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Wilde Möhren auf einem gepflasterten Mittelstreifen einer Straße. (Bild: W. Wohlers) |
| Hier ist die Wilde Möhre in ein Zuckerrübenfeld eingewandert. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| In Wiesen vermehrt sie sich, wenn zu spät gemäht wird und sie sich aussäen konnte. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Nach einer Mahd treibt sie wieder aus, wächst aber nicht mehr in die Höhe. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Im Christbaum-Anbau in den USA wird sie in jungen Plantagen bekämpft, da sie den kleinen Bäumen Konkurrenz um Wasser und Licht macht. (Bild: W. Wohlers) |
| Ein Blick über ein Feld mit Christbäumen und Wilden Möhren hinweg eine Landschaft bei Willamina in Oregon, USA. (Bild: W. Wohlers) |
| Im ersten Jahr bildet die Wilde Möhre nur Grundblätter aus. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Grundblätter haben häufig einen langen Stiel. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blattspreite ist noch nicht entfaltet. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Das Blatt ist dreifach gefiedert und war hier 50 cm lang. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Im zweiten Jahr werden fast keine Grundblätter gebildet. Hier im trockenen Gras. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Pflanzen im Oktober im Gemüsebeet. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Grundblatt der Pflanze im zweiten Jahr im April. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine schossende Pflanze. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine blühende Pflanze mit einem Haupttrieb und mehreren Trieben mit dünnerem Stängel. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Fiederblättchen der unteren Stängelblätter sind noch recht breit. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein Blatt in mittlerer Stängelhöhe. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ganz oben am Stängel sind die Blätter sehr schlank, die Fieder nadelförmig. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein oberes Blatt, ausnahmsweise ganz unbehaart. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Oberes Blatt im Gegenlicht mit kleinem Seitentrieb. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Wilde Möhre ist fast immer behaart. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein Seitentrieb mit kleiner Dolde, die von ihren Hüllblättern überragt wird (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine kleine Dolde von der Seite. Die großen Hüllblätter fallen auf. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine noch wachsende Dolde von oben. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die weißen Blüten sind häufig rosa gefärbt. Im Zentrum sitzt hier eine sehr große, dunkelviolette Zentralblüte. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| 49 Döldchen in einer Dolde. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Bei der Kulturform ssp sativum gibt es allerdings noch mehr Döldchen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Auch dies ist ssp sativum. Wie lang die Tragblätter sind ist sortenabhängig. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blüten am äußeren Rand der Dolde haben größere Blütenblätter als die im Inneren. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die weißen Antheren sitzen auf langen Filamenten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Pro Blüte jeweils zwei Narben. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Zwei dunkelviolette Zentralblüten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Häufig ist die Zentralblüte auch größer als die normalen weißen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein aus sechszehn Blüten bestehendes, dunkelgefärbtes Zentraldöldchen. (Bild: W. Wohlers) |
| Die beeindruckende Dolde von unten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Dolden müssen keine dunkle Zentralblüte haben. Weiße Hüllblätter bei den Döldchen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Hüllblätter der Dolde haben zwei Paar nadelförmige Fiederblättchen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Nach dem Abblühen richten sich die Stängel der Döldchen auf. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die halb geschlossene Dolde von oben, die an ein Vogelnest erinnert. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die grünen noch unreifen Samen tragen lange Stacheln. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Bei Trockenheit öffnet sich die Dolde mit den reifen Samen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Samen sind Doppelachänen, jeweils zwei Samen pro Blüte. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Stängel öffnen sich auch im nächsten Frühjahr noch bei Trockenheit bzw schließen sich bei Regen und Feuchtigkeit. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Das schmale Keimblatt ist 1 cm lang und nur 1 mm breit mit einem langen Stiel. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Pfahlwurzel ist mit 5 mm recht dünn, links von einer zehn Wochen alten Pflanze, rechts eine Pflanze vom Vorjahr. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Pfahlwurzeln befähigen aber die Wilde Möhre auch bei Trockenheit weiter zu gedeihen, wenn die Gräser längst vertrocknet sind. (Bild: W. Wohlers) |
| Von der Wilden Möhre stammt die Karotte mit den riesigen Wurzeln ab. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Sie wird auch gerne von Kaninchen, Hasen und Rehen gefressen. Wildschweine hätten sie ganz ausgegraben. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Gemüse-Karotten mit gelber oder dunkelvioletter Farbe. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers. Juli 2020.
Fotos vom Pollen der Wilden Möhre siehe bei PalDat, einer palynologischen Datenbank.
Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos gibt es beim finnischen NatureGate.