Rhinanthus minor L. (= Alectorolophus minor, Fistularia crista-galli, Rhinanthus crista-galli), der Kleine Klappertopf oder nur die Kleine Klapper, gehört zur Familie der Orobanchaceae (Sommerwurzgewächse), die alle Halb- oder Vollparasiten an Wurzeln sind. Die englischen Namen sind Cockscomb Rattleweed, Lesser Yellow Rattle. EPPO-Code RHIMI.
Der Kleine Klappertopf ist in Europa weit verbreitet, ebenso in Deutschland, obwohl es Gebiete gibt, wo er nicht auftritt. In Nordamerika gilt er als einheimisch (Unterart groenlandicus – Arctic Rattlebox) aber andere Unterarten auch als eingeführt. Es werden ein Dutzend Unterarten unterschieden. Im Norden ist er noch viel nördlich des Polarkreises zu finden, hier eine Karte von Finnland. Er wächst bevorzugt auf mageren Böden und verträgt auch Nässe. Im Grünland ist er nicht gern gesehen, weil er giftig ist - allerdings nur schwach giftig - und den Ertrag mindert.
Die einjährige Pflanze ist ein Halbschmarotzer, der sich die Nahrung aus den Wurzeln der Nachbarpflanzen holt, vielfach Gräser, die deshalb keinen vollen Ertrag liefern. Aber auch Leguminosen, deren Wurzeln wenig durch die Haustorien verholzen. Der Klappertopf ist zu Photosynthese fähig und kann auch alleine überleben, bleibt dann allerdings wesentlich kleiner. Die ca 15 cm lange Blütentraube fällt durch die grün-gelblichen Kelchblätter in einer Wiese auf. Die Ober- und Unterlippe der Blüte sind goldgelb mit dunklen Stellen am Rand und an den Zähnen der Oberlippe. Hauptblütezeit ist Mai bis Juli. In den beiden Kelchblättern bleiben die Samen und klappern, wenn sie trocken sind und geschüttelt werden. Daher der Name.
Eine Wiese mit dichtem Bestand riecht angenehm würzig-süßlich. Der Kleine enthält ebenso wie der Zottige Klappertopf das Iridoid-Glycosid Aucubin (Rinanthin), das die Schleimhäute reizt, Koliken hervorruft und die Nieren schädigt. Im Heu ist Klappertopf unschädlich. Da er leicht zerbricht, geht er bei der Ernte verloren und der Ertrag ist stark reduziert. Eine rechtzeitige Mahd vor der Samenreife verhindert seine Ausbreitung. In der Naturmedizin wird der Kleine Klappertopf gegen Erkrankungen der Atemwege eingesetzt.
| Eine Wiese, die stark vom Klappertopf besiedelt ist. (Bild: Jörn Olschewski) |
| Der Blütenstand ist unverwechselbar für Klappertöpfe. (Bild: Jörn Olschewski) |
| Diese ganz prächtigen Pflanzen wuchsen auf einem Parkplatz in der Rabatte. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die schmal dreieckigen Blätter sind gekerbt und sitzen ungestielt am Stängel. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Stängel sind gekantet, leicht behaart und weisen häufig violette Strichel auf. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blätter sitzen gegenständig am Stängel, jedenfalls fast. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Seitentriebe bilden sich in den Blattachseln. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Seitentriebe werden lang mit mehreren Blattpaaren. (Bild: W. Wohlers) |
| In den Blattachseln der Seitentriebe bilden sich weitere Triebknospen, die sich aber meistens nicht weiterentwickeln. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Tragblätter der unteren Blüten sehen aus wie die unteren Stängelblätter (Bild: W. Wohlers) |
| Ein Tragblatt oben an der Pflanze ist wesentlich breiter als die Stängelblätter unten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Tragblätter der Blüten sind gegenständig, aber die Blüten richten sich nur einer Seite. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Tragblätter können auch rötlich sein. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Braktee mit drei Adern. (Bild: W. Wohlers) |
| Knospen am Ende eines Triebes. (Bild: W. Wohlers) |
| Knospen und Blütenstand von oben fotografiert. (Bild: W. Wohlers) |
| Das Tragblatt umfasst häufig die Blüte. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine gerade geöffnete Blüte, hier mit weißen Zähnen und hellgrüner Narbe. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die dunklen Antheren sind in der Oberlippe zu erahnen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein Blick von unten in die Blüte zeigt die Antheren. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Pollen sind ca 40 µm lang und zeigen drei Öffnungen in der Zellwand, sogenannte colpate Pollen. (Bild: K. Richert-Pöggeler und Maaß, JKI) |
| Ein Haarkranz wächst aus der geöffneten Oberlippe. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine Blüte mit weißen Zähnen, also eigentlich zum Großen Klappertopf gehörig, aber die Zähne sind kurz, daher R. minor. (Bild: W. Wohlers) siehe Literatur unten. |
| Die Blüten sind flach. (Bild: W. Wohlers) |
| Eine alte Blüte von unten fotografiert. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Narbe ist hier schwarz. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Basis der Oberlippe ist lang behaart, rechts daneben sind Borsten zu erkennen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blütenblätter sind außen mit Drüsenhaaren besetzt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Drüsenhaare dienen wahrscheinlich wie bei der Großen Klapper der Anlockung von Insekten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blüten zeigen nach einer Seite. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Kelchblätter sind am Rand mit Borsten besetzt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Borsten am Rand eines Kelchblatts im Raster-Elektronenmikroskop. (Bild: K. Richert-Pöggeler und Maaß, JKI) |
| Glänzende Kelchblätter. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die noch grüne Fruchtkapsel erscheint zwischen den Kelchblättern. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein Bestand reifer, aber auch noch grüner Pflanzen. (Bild: W. Wohlers) |
| Die flachen, hier älterer Samen messen 4 mm. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Keimblätter sind nur 2 mm lang, ungestielt und kurz behaart, die ersten Blätter wulstig. (Bild: W. Wohlers) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers. März 2020.
Fotos vom Pollen des Kleinen Klappertopfs siehe bei PalDat, einer palynologischen Datenbank.
Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos gibt es beim finnischen NatureGate.
Literatur zu Rh. serotinus und Rh. minor und deren Hybridisierung Vielleicht ist es doch nur eine Art.