Geranium robertianum L., das Ruprechtskraut oder der Stinkende Storchschnabel, gehört zur Familie der Geraniaceae (Storchschnabelgewächse). Der englische Name ist Herb Robert. EPPO-Code GERRO.
Das Ruprechtskraut tritt häufig auf und ist in Asien und Europa verbreitet. In Nordamerika ist es in einigen Gebieten heimisch geworden. Verschleppt wurde es auch nach Neuseeland und Australien, kommt dort aber nur im Südosten vor. Im Norden wächst es noch bis hinauf nach Mittelschweden, ebenso in Finnland bis zum 64sten Breitengrad. Es keimt auf feuchtem Boden, auch im Schatten unter Sträuchern und an Nordwänden und ist viel in Gärten, auch Obstgärten zuhause.
Die ein- oder auch zweijährige Pflanze wird selten höher als 40 cm, verzweigt sich aber viel und wächst in die Breite. Das Ruprechtskraut hat ein typisch dreiteiliges Blatt, das gefiedert ist und durchaus 5 cm oder mehr groß werden kann. Die Pflanze ist stark behaart. Die rosa Blüten haben einen Durchmesser von etwa 1 cm. Der Samen ist 3 mm lang und typisch runzlig mit einer Doppellinie, die in die beiden Fanghaare ausläuft. Diese sind etwas klebrig. Der Samen wird von einem Teil der Mittellamelle wegkatapultiert. Die fünf Katapulte fliegen ca 40 cm weit, die Samen mindestens das Doppelte.
Das Ruprechtskraut wurde früher in der Medizin als Herba roberti aufgrund seiner Gerb- und anderer Inhaltstoffe bei vielen Indikationen verwendet: Zahnschmerzen, Fieber, Nasenbluten, Magen-Darmerkrankungen, heute noch in der Homöopathie. Zerreibt man die Blätter, verbreitet sich ein typischer, würziger Geruch, der unter anderem auf Geraniol, Geraniin, Gallo- und Ellagitannine zurückzuführen ist. „Stinken“ kann man eigentlich nicht sagen, ebenso wenig wie Unkraut.
Woher der Name stammt ist nicht klar. Eventuell wurde es nach dem Heiligen Ruprecht benannt, dessen Name als eine Variante von Robert angesehen wird. Nett ist eine Geschichte zur Herkunft des lateinischen und damit auch des deutschen Namens. Gottfried Briemle schreibt 1997 in seinem Kräuteratlas, dass es an einen Mitarbeiter Linnés mit Namen Robert erinnert. Dieser roch immer etwas streng, weil er sich ungern wusch. So benannte der Meister die Pflanze nach ihm. Sein Nachname wird verschwiegen!
Man sollte das Ruprechtskraut im Garten ruhig in Maßen stehen lassen, da es im Schatten kaum Konkurrenz macht, nützliche Insekten fördert und damit zur biologischen Vielfalt im Garten beiträgt, was dazu führt, dass man weniger Probleme mit Blattläusen hat. Und besser als nackter Boden ist es allemal!
| Eine Pflanze an einer Nordwand mit knapp 50 cm langen, sich flach ausbreitenden Trieben. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| An sonnigen Standorten kann das Ruprechtskraut 70 cm in die Breite wachsen. Häufig ist es rot gefärbt. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| An Bahndämmen kann das Ruprechtskraut in großen Mengen auftreten. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Eine junge Pflanze mit noch nicht so stark gefiederten Grundblättern. (Bild. W. Wohlers, JKI) (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die Blätter sind dreiteilig. Eine Pflanze im Hausschatten an der Nordwand. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die Oberseite der Blätter ist behaart. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die überwinternde Pflanze bildet im Frühjahr einen zentralen Stängel, von dem das übrige Wachstum ausgeht. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die Stängel sind stark behaart. Deren Basis ist etwas angeschwollen und bricht leicht ab. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die Basis von Blättern und oberen Seitentrieben ist angeschwollen. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die Blätter sind dreigeteilt und gefiedert. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Obere Stängelblätter sind kleiner als die unteren. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Ein Blatt ganz oben, immer noch dreigeteilt, ungefiedert, aber tief gesägt. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die Knospen haben kleine Hochblätter und stehen zu zweit. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die Blütenstiele sind drüsig behaart. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Manchmal ist eine der beiden Blüten noch nicht entwickelt. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die leuchtendrosa Blüte zeichnet sich durch intensiv rosa gefärbte Narben und orangegelbfarbenen Pollen aus. Fünf Antheren sind hier bereits geöffnet sind. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die Blüten können auch ganz hell sein und die Antheren braun. Die fünffädige Narbe ist rosa. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die Basis der Narbe zeigt beim Verblühen bereits, wie kompliziert die Frucht aufgebaut ist. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Sechs oder mehr Blüten bzw Samenstände haben ein kleines Tragblatt, jede Blüte hat ein Hochblatt. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Nach der Blüte beginnt der Schnabel zu wachsen. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die Kelchblätter sind lang behaart. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Neben den langen Haaren gibt auch noch Drüsenhaare auf den Kelchblättern. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die Frucht einschließlich Schnabel wird über 1 cm lang. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die Mittelsäule, der Schnabel, verfärbt sich mit zunehmender Reife rötlich und wird schließlich braun. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die Kelchblätter spreizen sich und trocknen noch etwas, bis die runzligen Samen von der zentralen Mittelsäule katapultiert werden. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Katapulte der Mittelsäule und die 3 mm langen Samen mit den beiden Fanghaaren. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Die Samen werden wegkatapultiert und bleiben mit ihren Fäden irgendwo hängen. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Der runzlige Same ist teilweise behaart. Die Fangfäden umschlingen alles, was sie treffen. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Der leere Samenstand von der Seite. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Der leere Samenstand zeigt, wie kompliziert die Blüte aufgebaut ist.(Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Zwischen Kelchblatt und Mittelsäule gibt es noch zehn kleine Blättchen. (Bild. W. Wohlers) |
| Die zehn kleinen Blättchen enden lang und schmal. (Sind das etwa die Filamente der Antheren?) (Bild. W. Wohlers) |
| Die Keimblätter entfalten sich, rechts. Sie haben eine typische Einbuchtung und sind schütter behaart. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
| Eine Keimpflanze mit zwei, noch nicht dreigeteilten Blättern. (Bild. W. Wohlers, JKI) |
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Literatur: Briemle, Gottfried (1997) Farbatlas Kräuter und Gräser. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
Verfasser: Wohlert Wohlers, JKI. Juli 2015.
Fotos vom Pollen des Ruprechtskrauts siehe bei PalDat, einer palynologischen Datenbank.
Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos gibt es beim finnischen NatureGate.