Hyoscyamus niger L., das Bilsenkraut, gehört zur Familie der Solanaceae (Nachtschattengewächse). Die englischen Namen sind Black Henbane, Stinking Nightshade. EPPO-Code HSYNI.
Das Bilsenkraut ist in Europa, Asien und Afrika weit verbreitet. In Deutschland kommt es nicht überall vor, nur selten bis zerstreut. Nach Nordamerika wurde es verschleppt. Nur wenig kann man es in Australien und Neuseeland finden. Im Norden gedeiht sie noch bis zum 64sten Breitengrad, kaum darüber hinaus. Es wächst gut an wärmeren Standorten auf stickstoffreichen Böden, die steinig und sandig sein können. Es tritt an Schuttplätzen und Wegrändern auf, aber auch auf dem Acker in Hackfrüchten oder in Gärten.
Die ein- oder zweijährige Pflanze kann über 1 m hoch werden und fällt durch ihre beige-gelben, violett geaderten Blüten mit dem schwarzen Kelchgrund auf. Das Bilsenkraut ist besetzt mit teilweise 1 cm langen Haaren und riecht etwas streng. Die unteren Blätter sind bis zu 20 cm lang, die oberen kleiner, aus deren Achseln die Blüten wachsen. An den parallelen Blättern der Blütentriebe kann man sie auch aus der Ferne gut erkennen. Blütezeit ist Juni bis zum Oktober. Die Früchte sind Deckelkapseln.
Das Bilsenkraut steht in dem Ruf, Hexen zu ihrer Flugfähigkeit verholfen zu haben. Die Alkaloide der Pflanze, die auch getrocknet erhalten bleiben, rufen Rauschzustände und Halluzinationen hervor, die aber leicht tödlich enden können, da die Konzentrationen in den Pflanzen stark schwanken. Beim Pferd reichen 180 bis 360 gr aus, um den Tod herbeizuführen, siehe Datenblätter der Universität Zürich. Bilsenkraut wird daher nicht mehr in der Volksmedizin eingesetzt, nur noch stark verdünnt in der Homöopathie.
| Ein Streifen Bilsenkraut in Zuckerrüben. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Das Bilsenkraut überragt die Zuckerrüben erheblich. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die unteren Blätter können 20 cm Länge erreichen und 15 cm breit sein. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blätter umfassen den Stängel zu etwa einem Drittel und stehen sich versetzt gegenüber. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Zwischen den dichten, kurzen Haare stehen einige wenige lange Haare. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| In den Blattachseln werden die Seitentriebe gebildet. Die oberen Triebe blühen bereits. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Pflanze streckt sich und beginnt zu blühen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die oberen Blätter sind nur ca 5 cm lang. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein Trieb mit den typisch wechselseitig, aber nur zu einer Seite ausgerichteten Blättern. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die oberen Blätter sind ca. 5 cm lang. Sie laufen spitz zu, haben aber zwei große seitliche Spitzen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blätter sind auch an der Blattunterseite, vor allem auf den Adern behaart. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Auch die Kronblätter sind außen behaart, die Antheren lila schwarz. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Pollen ist weiß. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blüten am Ende des Triebes. Eine Blüte misst ca. 2,5 cm im Durchmesser. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Früchte sind Deckelkapseln und stehen eng aneinander gereiht. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Frucht ist 2 cm hoch. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Obwohl die Früchte aus den Achseln der wechselständigen Blätter sprießen, so stehen sie doch fast in einer Reihe. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Trieb mit den Früchten ist einfach faszinierend. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Deckel der Kapsel ist abgefallen. Die Samen sind sichtbar. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Samen sind flach, fast rund und etwas über 1 mm im Durchmesser. Dazu der Deckel der Kapsel. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Keimblätter sind ca. 1 cm lang. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die ersten Blätter sind oval und gestielt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Erst das vierte oder fünfte Blatt zeigt große Zähne am Blattgrund. (Bild: W. Wohlers) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers. Mai 2019.
Fotos von Pollen des Bilsenkrauts siehe bei PalDat, einer palynologischen Datenbank.
Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos gibt es beim finnischen NatureGate.