Lactuca serriola L., der Kompass-Lattich oder Stachel-Lattich, gehört zur Familie der Asteraceae oder Compositae (Korbblütler). Der englische Name ist Prickly Lettuce. EPPO-Code LACSE.
Der Kompass-Lattich ist in Deutschland weit verbreitet. Nur im Alpenvorland und im Nordwesten ist er nicht zu finden. Ursprünglich aus Vorderasien und dem Mittelraum stammend hat er sich auch nach Nordamerika verbreitet.
In Australien ist er viel, in Neuseeland nur wenig zu finden. Im Norden kommt er noch bis zum 61 Breitengrad vor, scheint aber weiter nach Norden zu wandern. Er liebt sonnige, trockene Standorte und ist an Wegrändern, auf freien, selten gemähten Flächen, aber auch in Feldern und Weinbergen zu finden.
Die einjährige Pflanze kann bis 1,80 m hoch werden. Anhand der bis 1 cm langen Borsten der Mittelrippe auf der Blattunterseite ist der Kompass-Lattich leicht zu erkennen. Allerdings gibt es auch Pflanzen ohne diese Beborstung. Die Blätter sind charakteristisch gelappt. Sie tragen Zähnchen am Rand. Bei Verletzungen tritt ein weißer Milchsaft aus. Die Pfahlwurzel von 2 m Länge ermöglicht das Wachstum auf trockenen, auch steinigen Standorten. Die Blätter richten sich immer nach der Sonne aus, daher der Name Kompass-Lattich. Der Blütenkorb ist meistens nur morgens geöffnet. Blütezeit ist Juni bis September.
Der Kompass-Lattich ist höchstwahrscheinlich der Vorfahre unseres Salats Lactuca sativa, zumindest nah verwandt, denn sie kreuzen sich. Im lateinischen Namen bedeutet der Bestandteil lac Milch: Die gesamte Gattung zeichnet sich durch weißen Milchsaft aus. Häufig wird der Kompass-Lattich auch Wilder Lattich genannt. Damit ist heute aber meistens Lactuca virosa, der seltene Gift-Lattich gemeint.
| Ein dichter Bestand am Wegrand in einem Weinberg an der Mosel. Ohne Bekämpfung besiedelt er den ganze Weinberg.(Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Kompass-Lattich tritt seit einigen Jahren häufig in Raps auf. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| In Zuckerrüben findest man den Kompass-Lattich auch. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| 2 m hohe Pflanzen am Straßenrand. (Bild: W. Wohlers) |
| Bis Anfang Mai hat die Pflanze ca. zehn Blätter gebildet. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine noch flache Rosette Anfang Juni. (Bild: W. Wohlers) |
| Am Beginn des Schossens ist die Pflanze meistens sehr kompakt. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Triebe sind jetzt ca 25 cm hoch. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Knospen erscheinen am Trieb. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Blätter sind tief gesägt. Im Gegenlicht werden die Adern sichtbar. (Bild: W. Wohlers) |
| Typisch ist die Reihe langer Borsten auf der Mittelrippe der Blattunterseite. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Blattrand trägt meistens kleine Zähne. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Pflanzen vor dem Schießen. Die linke sieht einer Salatpflanze (Lactuca sativa) doch schon sehr ähnlich. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine Pflanze vor der Blüte. Die Blätter sind stängelumfassend und hier markant gezähnt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blätter an den Seitentrieben sind bis maximal 1 cm lang. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Auch in den unteren Blättern der Seitentriebe bilden sich Blüten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die kleinen Blütenkörbe sind anfangs rundlich, häufig rot gefärbt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die oberste Knospe an einem Seitentrieb hat sich bereits gestreckt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein schmales, oberes Blatt mit einem Seitentrieb und weiteren Nebenknospen. (Bild: W. Wohlers) |
| Rindenmulch konnte diese prächtige Pflanze nicht unterdrücken. Sie war wohl schon gekeimt. (Bild: W. Wohlers) |
| Aufgrund der vielen Seitentriebe kann der Kompass-Lattich ganz schön mächtig werden. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Knospen des Triebendes und kleine Knospen in Blattachseln. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Bei Trockenheit und hohen Temperaturen krümmt sich die Triebspitze, richtet sich abends aber wieder auf. (Bild: W. Wohlers) |
| Ein 1 cm langer Blütenkorb kurz vor dem Öffnen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Zungenblüten sind hellgelb, häufig auf der Unterseite leicht rötlich. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein regelmäßiger, hellgelber Blütenkorb mit nur 13 Blüten ist typisch. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Verblüht ist der Korb schmal, spitz zulaufend und 1,5 cm lang. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Samenkorb öffnet sich. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Flugschirm steht auf einem langen Stiel und hat ungefiederte Haare. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Samen sind fleckig, gerippt und zum Schirm hin beborstet. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Schirm bricht leicht ab. Die Samen sind ca 4 mm groß. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Im Herbst stehen die abgestorbenen Pflanzen meistens noch lange am Acker- und Wegrand. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Nur wenige aussamende Pflanzen am Feldrand reichten aus, dieses Feld im folgenden Jahr zu dominieren. (Bild: W. Wohlers) |
| Die ca 1 cm großen, kurz gestielten Keimblätter sind bereits am Rand behaart. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die ersten richtigen Blätter tragen sehr kleine Zähne am Rand. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine kleine Rosette von 18 cm Durchmesser. (Bild: W. Wohlers) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers. Mai 2019.
Fotos von Pollen des Salats Lactuca sativa siehe bei PalDat, einer palynologischen Datenbank. Da der Kompasslattich der Vorfahre unserer Salatpflanze sein könnte, hat der Pollen wohl das gleiche Aussehen.
Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos gibt es beim finnischen NatureGate.