Lamium purpureum, die Purpurrote Taubnessel gehört zur Familie der Lamiaceae (Lippenblütler). Die englischen Namen sind Purple Archangel und Red Dead-nettle. EPPO-Code LAMPU.
Die Purpurrote Taubnessel ist in ganz Europa verbreitet, so auch in Deutschland. Nach Nordamerika wurde sie verschleppt und ist dort auch häufig. Im Süden kommt sie zwar in Neuseeland und Australien vor, aber nur wenig. In Skandinavien wächst sie auch noch am 66sten Breitengrad, kaum darüber hinaus. Sie gedeiht gut auf Äckern und lückigen Wiesen, unter Sträuchern und an Wegrändern. Sie bevorzugt nährstoffreiche, kalkhaltige bis schwach saure Böden. Sie gehört zu den wenigen Pflanzen, die mit der Intensivierung der Landwirtschaft seit Mitte des vorigen Jahrhunderts zugenommen haben.
Die einjährige Pflanze wird bis zu 30 cm hoch und ist behaart. Die jungen Blätter sind häufig rötlich. Daher auch der Name. Sie sind nur gekerbt und nicht eingeschnitten und unterscheiden sich dadurch von der Eingeschnittenen Taubnessel Lamium hybridum. Die Blätter erinnern in ihrer Form an die der Brennnesseln, sind aber taub ohne Brennhaare und wesentlich kleiner mit nur 1,5 cm Länge. Sie sind dreieckig oder herzförmig, runzlig, gesägt und haben Stiele. Die Blüten sind rosa bis violett, wobei die Oberlippe in der Regel dunkler ist. Sie können über 1 cm lang werden und stehen in Scheinqirlen. Sie blühen das ganze Jahr über in der frostfreien Zeit.
Hauptkeimperiode ist bei der Purpurroten Taubnessel April. Sie keimt aber häufig gleichzeitig mit Raps im Herbst. Ertragverluste wird sie kaum verursachen, da sie so klein ist. Aber sie blüht im nächsten Frühjahr zur der Zeit, in der gegen den viel auftretenden Rapsglanzkäfer (Meligaethus aeneus) mit Insektiziden gespritzt wird. Leben Bienenvölker in der Nähe, so besteht die Gefahr einer Schädigung, da die Bienen die blühenden Taubnesseln aufsuchen. Es muss dann mit bienenungefährlichen Insektiziden behandelt werden.
Zu Lamium pupureum wurden lange viele Unterarten gezählt, die aber heute als eigenständig gesehen werden: Lamium hybridum, siehe dazu den offenen Naturführer.
Die Purpurrote Taubnessel wird in der Naturheilkunde gegen verschiedene Leiden eingesetzt, da sie viele Gerbstoffe und ätherische Öle enthält. Sie wird getrocknet und als Tee eingenommen.
| Einzelne Pflanzen mit den typisch purpurroten Blättern. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blätter können grün sein und nur am Rand etwas rot. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Purpurrote Taubnessel unter Raps am Ackerrand. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Purpurrote Taubnessel in einer wenig gepflegten Wiese im öffentlichen Grün. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Purpurrote Taubnessel kann im Rasen dichte Bestände bilden. Nach einer Mahd sind die neuen Blätter grün. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein dichter Bestand der Purpurroten Taubnessel unter einer Hecke. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Nur einmal habe ich eine weiße Variante der Purpurroten Taubnessel gesehen. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Blätter sind herzförmig, der Rand gekerbt. (Bild: Arno Littmann, JKI) |
| Die ersten Blätter einer bereits im Herbst gekeimten Pflanze sind im Frühjahr meistens ganz rot gefärbt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blätter sind mit weißen, durchsichtigen Haaren besetzt. (Bild: W. Wohlers) |
| Hier sind die Haare auf der Blattunter- sowie der Oberseite zu sehen, sowie in der Mitte Kelchblätter, die auch drüsige Haare haben. (Bild: W. Wohlers) |
| Aufgrund des Schattens des Blattes darüber sind die Haare der Oberseite gut zu sehen. (Bild: W. Wohlers) |
| Auf der Blattunterseite sind vor allem die Adern behaart. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Blätter stehen gegenständig. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blattstiele umfassen den Stängel. Sie sind verwachsen und am Rand behaart. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die vierkantigen Stängel mit einer Wulst an den Ecken sind unbehaart, nur ein kurzes Haar ist rechts zu sehen und einige sehr kurze Drüsenhaare. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Stängel können auch dicht behaart sein. Der Blattstiel ist hier schwarz verfärbt. (Bild: W. Wohlers) |
| In den unteren Blattachseln bilden sich Seitentriebe, oben nur Blüten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Pflanze kann 30 cm hoch werden. (Bild: Arno Littmann, JKI) |
| Von den Knospen ist die Oberlippe zu sehen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Neben den Blüten werden noch weitere Knospen gebildet. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Kelchblätter sind mehr als die Hälfte zusammengewachsen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blüten sind hellviolett, die Oberlippe ist dunkler, aber weiß behaart. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die vier dunklen Antheren, der Pollen ist orangefarben. (Bild: W. Wohlers) |
| Es sind vier Antheren, die immer eng zusammen stehen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Narbe ist kaum hinter den Antheren zu erkennen, nur an der etwas dunkleren Farbe. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| In einer Frucht sitzen immer vier Samen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die nur 2 mm großen Samen tragen weiße, kurze Haare, die leicht abgerieben werden können. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die 1 cm großen Keimblätter zeichnen sich durch einen typischen Blattgrund mit zwei Zähnchen aus. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers. Mai 2019.
Fotos von Pollen der Purpurroten Taubnessel siehe bei PalDat, einer palynologischen Datenbank.
Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos gibt es beim finnischen NatureGate.