Nicandra physaloides (= N. physalodes), die Giftbeere, gehört zur Familie der Solanaceae (Nachtschattengewächse). Die englischen Namen sind Apple of Peru, Shoo-fly Plant. EPPO-Code NICPH.
Die Giftbeere ist seit dem 18ten Jahrhundert in unseren Gärten zu finden, allerdings trotz ihrer schönen Blüten selten, da sie giftig ist und auch unangenehm riecht. Ihr Herkunftsland ist Peru. Weltweit, so auch in Nordamerika und Europa, ist sie aber verwildert, weniger in Deutschland als in Groß-Britannien, Belgien und den Niederlanden. In Australien wächst sie vor allem an der Ostküste, in Neuseeland auf der nördlichen Insel. In den letzten vierzig Jahren hat sie sich in wärmeren Klimaten, auch in den Tropen, stärker ausgebreitet und kann vor allem in Mais den Kulturpflanzen ein starker Konkurrent sein. Sie wächst viel am Weg und auf gestörten Flächen, auch an Gewässer- und Waldrändern.
Die einjährige Pflanze kann 2 m hoch werden, in den Tropen sogar 3 m. Die Blätter können 10 cm breit und mit Stiel 35 cm lang sein. Sie sind spitz auslaufend und grob gezähnt. Die 2 bis 4 cm großen Blüten sind glockenartig, hängen aber nicht. Sie sind hellblau mit einem weißen Grund, selten auch ganz weiß. Blütezeit ist Juni bis September. Die Samen sind von einem ballonartigen Fruchtkelch umgeben, ähnlich den Blasenkirschen der Gattung Physalis, daher der Artname physaloides (und nicht grammatisch verkehrt physalodes ohne i!).
Nicandra physaloides verursacht klinische Störungen nach Aufnahme großer Pflanzenmengen. Die Gattung ist benannt nach Nicander von Colophon, einem Griechen des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts. Die Giftbeere kannte er allerdings nicht. In seinem Werk „Alexipharmaca“ geht es um Gifte, deren Wirkung und um Gegenmittel. Der englische Name Shoo-fly weist darauf hin, dass die Pflanze Insekten verscheuchen soll.
| Auch in Deutschland am Kaiserstuhl kann die Giftbeere mehr als 3 m Höhe erreichen, hier im Oktober. (Bild: R. Maurath, Landratsamt Breisach) |
| Die Giftbeere ist die grüne Pflanze im gelben, reifen Maisfeld. Hier konnte sie sich ausbreiten. (Bild: R. Maurath, Landratsamt Breisach) |
| Die Giftbeere wird im JKI-Unkrautgarten 1, 5 m hoch. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine junge Pflanze, die im Spätsommer keimte, die in Mitteleuropa aber kaum bis zur Samenreife gelangen wird. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Pflanze einer Giftbeere am Maisfeldrand im Juli. (Bild: R. Maurath, Landratsamt Breisach) |
| Dieses Blatt war 16 cm lang. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blätter sind gestielt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Oberfläche der jungen Blätter ist glänzend. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blattadern sind versenkt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Stängel sind häufig rot gefärbt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Aus jeder Blattachsel entspringt nur eine Blüte, aber häufig noch ein weiterer Seitentrieb. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blütenknospen stehen aufrecht. Hier sind auch einige der wenigen Haare zu sehen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine große, aufrecht stehende Knospe kurz vor der Blüte. (Bild: W. Wohlers) |
| Öffnet sich die Blüte, dann senkt sie sich in die Waagerechte. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Blüten sind meistens hellblau und 5 cm lang, hier mit der Schwebfliege Episyrphus balteatus. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die geöffneten Blüten stehen waagerecht. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Hellgelbe Antheren und Narben. Der Blütengrund kann dunkelblaue Flecken aufweisen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Nach der Blüte senken sich die Früchte ab und schwellen an, siehe rechts unten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Kelchblätter bleiben nicht nur erhalten sondern wachsen während der Samenreife noch etwas. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Kelchblätter laufen am Grund in zwei spitze Enden aus. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Kelchblätter sind nur am Grund miteinander verwachsen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Im Inneren reift die Beere heran. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Unter der Fruchtoberfläche sind wohl die Abdrücke der Samen zu erkennen. (Bild: W. Wohlers) |
| Ist die Frucht reif, so trocknen die dünnen Kelchblätter aus und verfärben sich hellbraun. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die braunen Früchte hängen wie Laternen am Stängel. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Oberfläche der Kelchblätter ist charakteristisch strukturiert. (Bild: W. Wohlers) |
| Die geöffnete Beere. Die flachen Samen messen wenig mehr als 1 mm im Durchmesser. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Samen hinterließen auf meiner Hand ein unangenehm taubes Gefühl, obwohl keine Haare oder ähnliches zu entdecken sind, nur eine strukturierte Oberfläche. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Keimblätter sind etwa 1,5 cm lang. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Das erste richtige Blatt hat bereits einen gebuchteten Rand. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers, JKI. Mai 2018.
Fotos von Pollen der Giftbeere siehe bei PalDat - einer palynologischen Datenbank.