Papaver rhoeas L., der Klatsch-Mohn gehört zur Familie der Papaveraceae (Mohngewächse). Die englischen Namen sind Field Poppy, Common Poppy. EPPO-Code PAPRH.
Klatsch-Mohn ist der Inbegriff für Natur und Landwirtschaft überhaupt. Und das schon seit Jahrhunderten. Die leuchtend roten, großen Blüten vom Frühsommer bis zum Oktober führten zur hohen Popularität der Pflanze, zumindest bei den Nicht-Landwirten. Die Pflanze kam mit dem Ackerbau aus Vorderasien nach Mitteleuropa und ist heute fast überall in Deutschland und weltweit bis nach Alaska hoch verbreitet, in Skandinavien bis zum 62 Breitengrad, selbst vereinzelt noch am Polarkreis, hier eine Karte von Finnland. In Australien und Neuseeland ist der Klatschmohn auch zu finden, aber wenig. Auf dem Acker ist er seltener geworden, denn er ist wenig konkurrenzstark und hat in den heute dichten Getreidebeständen keine guten Chancen, sich zu vermehren. Auch ist Klatschmohn empfindlich gegenüber allen Herbiziden. Wenn er auftritt, kann er allerdings Ertragsverluste im Weizen von 8 kg/ha verursachen. Er wächst am besten auf feuchtem, kalk- und nährstoffreichem Boden.
Nach Straßenbaumaßnahmen ist der Straßenrand häufig im ersten Jahr mit Mohnpflanzen bedeckt. Die im Boden liegenden, bis zu sechzig Jahre dort überdauernden Samen wurden nach oben befördert und durch Licht zum Keimen angeregt. An den Baustellen tritt er ab dem zweiten Jahr in dichten Beständen auf, weil er sich im ersten Jahr mit den anfangs meistens wenigen Pflanzen stark vermehren konnte. Aber im Laufe der nächsten Jahre verschwindet er wieder, da sich eine Kraut- und Grasnarbe bildet, die den Boden so stark beschattet, dass Mohn nicht mehr keimen kann. Klatsch-Mohn ist eine den Menschen begleitende Pflanze und auf ihn angewiesen, zumindest in unseren Breitengraden. Ohne offenen Boden, der meistens von Menschen aufgerissen wird, würde er bei uns nicht überleben können.
Als Erinnerung an den ersten Weltkrieg und Kriege überhaupt werden in Großbritannien in November papierene Mohnblüten verkauft, the poppies of Flanders. Denn die Schlachtfelder waren im nächsten Jahr rot mit Mohnpflanzen. Das war eine alte Erkenntnis, die wieder entdeckt wurde. Im Schwedischen heißt Mohn vallmo, valmue im Norwegischen und Dänischen. Altnorsk valr sind die Gefallenen, die von den Valkyren nach Valhalla geführt werden.
Der Klatsch-Mohn ist giftig, führt bei Tieren allerdings selten zu Todesfällen. In der Naturheilkunde wird er gegen verschiedene Leiden eingesetzt.
| Der Pflanzenbestand im JKI-Unkrautgarten. (Bild: Arno Littmann, JKI) |
| In Getreidefelder wächst er heute meistens nur am Rand. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Hier wurde ein Streifen mit Weizen zwar gesät, aber offensichtlich nicht mit Herbiziden behandelt. (Bild: W. Wohlers) |
| Klatschmohn im Zuckerrübenfeld. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Ein dichter Mohnbestand in einem brach liegenden Feld. Dadurch wird der Samenvorrat im Boden für sechzig Jahre aufgefüllt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Nach Bauarbeiten kann er als Lichtkeimer die offene Fläche gut besiedeln. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| In diesem Kiesbeet konnte er sich ohne jegliche Konkurrenz nicht nur halten, sondern gut entwickeln. (Bild: W. Wohlers) |
| Wenn er Platz hat, dann bildet der Klatschmohn eine Rosette, hier im Frühjahr gekeimt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Diese Pflanze scheint gut durch den Winter gekommen zu sein und bildet im milden März neue Blätter. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| In einem milden Frühjahr kann die Rosette sehr dicht sein. (Bild: W. Wohlers) |
| Bei den jungen Blättern stehen die Haare besonders dicht. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Pflanze hat begonnen zu schossen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine gut entwickelte Pflanze im Mai, die am Rand eines Weizenfeldes steht, wo sie genügend Licht bekommt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die unteren, 6 cm langen, Blätter sind symmetrisch gebuchtet. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Obere Stängelblätter sind meistens dreigeteilt mit einem langen Endlappen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Aus den Blattachseln sprießen Nebentriebe. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die ganze Pflanze ist lang behaart. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Haare können an der Basis abgeknickt sein und eng am Stängel aufrecht anliegen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| In den Blattachseln bilden sich die Knospen, die Warzen mit jeweils einem Haar auf den Hüllblättern tragen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Haupttrieb mit den ersten Knospen und darunter ein Nebentrieb. (Bild: W. Wohlers) |
| Der ganze Haupttrieb nickt. (Bild: W. Wohlers |
| Die Knospen sind nickend und sitzen auf langen Stielen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine Blüte hat zwei Hüllblätter, die beim Aufblühen abfallen. (Bild: Arno Littmann, JKI) |
| Die Kronblätter sind unter den Hüllblättern stark gefaltet. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Frisch entfaltet sind die Blüten noch etwas zerknittert. Meistens fallen sie nach einem Tag ab. (Bild: Arno Littmann, JKI) |
| Die Blüten können im Feld über dem Weizen in 1 m Höhe schweben. (Bild: W. Wohlers) |
| Die Blüten bilden einen charakteristischen Kelch, eigentlich sogar zwei, da zwei Kronblätter sich gegenüberstehen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Vier Kronblätter. Die Rapsglanzkäfer werden wohl von der roten Farbe mit hohem Gelbanteil angelockt. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Typisch hat der Klatschmohn ein dunkles Kreuz auf der Basis der Kronblätter. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die dunkle Basis und das Kreuz sind nur zu sehen, weil sich jeweils zwei Kronblätter am Grund nicht überlappen, hier sogar insgesamt nicht. Bei einem Kronblatt fehlt die dunkle Basis. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Plötzlich saß diese Hummel in der Blüte. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Auch Bienen steuern Klatschmohnblüten an. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die hier bereits leeren Antheren sitzen auf schlanken, schwarzen Filamenten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Meistens sind es nicht mehr als fünfzehn Narbenstrahlen, hier aber siebzehn. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Klatsch-Mohn zeigt manchmal Variationen, die dann als Ziermohn verkauft werden. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Auch ganz weiße Blüten mit rosa Grund sieht man manchmal im JKI-Unkrautgarten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Bei dieser rosa Blüte ist das ansonsten schwarze Kreuz am Grund in weiß zu sehen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Hier fehlt das schwarze Kreuz am Grund der Kronblätter. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Früchte schwellen zu rundlichen Samenkapseln heran. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Abstehende, eng anliegende und abgewinkelte Haare hier unterhalb der reifen Kapsel. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Eine relativ schmale Kapsel kurz vor der Reife. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Der Rand des Kapseldeckels hat sich nach oben gebogen und öffnet damit die Kompartimente mit den Samen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die dicke Samenkapsel entlässt hunderte von kleinen Samen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Samen sind nierenförmig mit auffälliger Oberfläche. Sie können 60 Jahre im Boden überdauern. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die Auflaufquote ist recht hoch, wenn die Samen genügend Licht bekommen. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die ca 1 cm langen Keimblätter sind schmal, das erste richtige Blatt noch ganzrandig. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Die ersten vier richtigen Blätter sind noch ganzrandig. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Und weil er so schön, hier noch nochmal Klatschmohnblüten. (Bild: W. Wohlers, JKI) |
| Auf einem Gemälde von Paolo Veneziano, Mitte 15tes Jahrhundert, weist die naturnah gemalte Klatschmohnblüte wohl auf den kommenden Tod des Jesus-Kindes hin; sie korrespondiert mit seinem roten Kleid. (Bild: W. Wohlers) |
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Verfasser: Wohlert Wohlers. Oktober 2021.
Eine detaillierte Beschreibung mit schönen Fotos gibt es beim finnischen NatureGate.
Fotos vom Pollen des Klatschmohns siehe bei PalDat, einer palynologischen Datenbank.
Herbizide schauen Sie bitte im aktuellen Pflanzenschutzmittelverzeichnis nach, Stichwort Klatsch-Mohn.