Röhling & Koch Deutschlands Flora 05 1839
Vorwort
Die Bearbeitung der Synopsis Florae germanicae et helveticae hat die Fortsetzung des vorliegenden Werkes unterbrochen. Aber auch schon die Bearbeitung des Werkes selbst läfst nur ein langsames Erscheinen der einzelnen Theile desselben zu, indem die Art der Bearbeitung einen Zeitaufwand erfordert, der mir als Lehrer der speciellen Pathologie und Therapie nicht so gespendet ist, wie ich für eine raschere Fortsetzung des Werkes wünschen möchte. Man wird bei der Benutzung desselben finden, dafs ich blofs dasjenige niederschrieb, was ich bei eigener Untersuchung fand. Man wird aber deswegen auch Manches finden, was bisher noch nicht beobachtet war. Da, wo ich Etwas entlehnen mufste, habe ich die Quelle jedesmal getreulich angezeigt. Mein eingeschlagener Weg ist allerdings der, welcher langsamer, aber auch der, welcher sicherer zum Ziele führt.
Ich bringe nun, um den Besitzern des Werkes einen Beweis zu geben, dafs ich dasselbe fortwährend mit gleicher Sorgfalt pflege, hier einstweilen die erste Abtheilung des fünften Bandes dar. Ich wollte diese nicht länger zurückhalten, da die Darstellung der nun folgenden Ordnung, wie sie die neuere Zeit gegeben hat, wiederholt eine gründliche Untersuchung erfordert, indem es wenigstens scheint, als ob noch manchem Schwankenden ein festerer Grund unterzulegen sey.
Meine Ansichten habe ich auch jetzt wieder ohne Scheu vorgetragen, und auch die rohen Ausfälle in den Schriften eines Deutschen botanischen Schriftstellers gegen andersdenkende Gelehrte haben mich von meinem ruhigen, forschenden Gange nicht ablenken können. Ich werde auch künftig, wie es bis jetzt geschähe, für meine Ansichten meine Gründe aufstellen, aber jedesmal mit einer gebührenden Achtung gegen die Ansichten Anderer. Uebrigens werden die selbstuntersuchenden und selbstforschenden Botaniker Alles prüfen und das Beste behalten. Wer etwas Gutes geliefert hat, darf unbesorgt seyn, die Zeit bringt es an das helle Sonnenlicht, und wenn auch anfänglich Schatten darüber verbreitet werden. Habe ich mich hin und wieder geirrt, und dagegen ist kein Sterblicher gesichert, so mag das mit anderm Werthlosen zu Grunde gehen, aber ich habe auch die Ueberzeugung, manches Dunkele aufgehellt und manchen Zweifel gelöfst zu haben. An Fleifs und Sorgfalt, das Wahre zu finden und zu geben, habe ich es nicht fehlen lassen.
Aus einigen Aeusserungen mufs ich schliefsen, dafs man mir es verargt, dafs ich manche Schriften über die Deutsche Flora nicht überall citire. Dagegen mufs ich erinnern, dafs es schon in dem ursprünglichen Plane des Werkes lag, was auch bisher so blieb, dafs keine vollständige Synouymie gegeben werden sollte, die, abgesehen davon, dafs eine solche stets voller Irrthümer ist und bleibt, das Werk unnützer Weise vergröfsern und vertheuern würde. Es ist schon früher bemerkt worden, dafs ausser den allgemeinen Werken von Linne, Willdenow und DeCandolle nur diejenigen Synonyme aufgenommen werden, welche einen abweichenden Namen enthalten, oder wegen irgend einer andern Veranlassung angeführt werden müssen. Aus dieser Ursache habe ich auch meine eigene Synopsis in der vorliegenden Abtheilung nur hin und wieder aufgeführt, und nur da, wo aus irgend einem Grunde ich es für nothwendig erachtete.