Die folgende Aufstellung soll eine kleine Hilfe darstellen, für denjenigen, der sich aus Interesse Wildbienen-Nisthilfen in den Garten oder auf den Balkon stellt. Vorweg sei jedoch gesagt, dass dieser Schlüssel nur die häufigsten Arten bzw. Artengruppen nennt und keinesfalls vollständig oder gar wissenschaftlich ist. Er ist nur als Einstieg gedacht.
Wichtig zu wissen ist auch, dass die handelsüblichen Nisthilfen nur für hohlraumbrütende Bienen geeignet sind, die nur einen Bruchteil (etwa 14 %) der Wildbienenarten ausmachen. In dieser Gruppe sind noch dazu die “Bauchsammlerbienen” überrepräsentiert. Sie sind jedoch hervorragend geeignet, erste Einblicke in die Biologie der Wildbienen zu nehmen.
Der Schlüssel ist so aufgebaut, dass Sie an jedem Punkt zwei Merkmale zur Auswahl haben. Die Punkte sind nummeriert und am Ende jeder Merkmalsbeschreibung wird auf das Merkmalspaar hingewiesen, dass die Möglichkeiten weiter einengt. Zum Beispiel können Sie bei Punkt 1 zwischen dichter Behaarung an den Beinen oder der Abdomenunterseite oder keiner besonderen Behaarung wählen. Entscheiden Sie sich für die Behaarung geht es bei Punkt 2 weiter, sehen Sie keine solche Behaarung geht es gleich zu Punkt 7. Wenn Sie bei der Lösung angekommen sind, wird auf keinen weiteren Punkt mehr verwiesen.
Eine Hilfe ist es auch, sich die Verschlüsse der Nester genauer anzusehen: Mauerbienen verschließen ihre Nester mit Lehm, Scherenbienen bauen auch noch kleine Steinchen in den Verschluss ein. Wollbienen benutzen Pflanzenwolle, während Löcherbienen Harz verwenden. Maskenbienennester sind mit einem pergamentartigem Häutchen aus einem Drüsensekret verschlossen. An den Nisthilfen kann man auch häufig Parasiten beobachten, die ihre Eier in den Bienennestern ablegen.
Ausgespart wurden bei diesem Schlüssel die Männchen der genannten Bienen und die solitären Wespen, die das Ganze für den Anfänger unnötig kompliziert hätten. Da auch die genannten Gattungen sehr verschiedene Lebensweisen aufweisen, beziehen sich die Anmerkungen zur Biologie auch nur auf die genannten Arten. Dabei wurde jeweils der lateinische Gattungsname auch mit aufgeführt, um die Beschäftigung mit der weiterführenden Literatur zu erleichtern.
Schlüssel für häufig an Nisthilfen vorkommenden Bienenarten
1 | | Dichte Haarbüschel ("Sammelbürsten") am 3. Beinpaar oder auf der Unterseite des Hinterleibes | ► 2 |
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– | | Keine besondere Behaarung | ► 7 |
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2 | | Sammelbürste an den Beinen, 14-15 mm, stark grau-/schwarzbraun behaart | | Pelzbienen | |
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– | | Sammelbürste auf der Unterseite des Hinterleibes | ► 3 |
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3 | | Beobachtet im Frühjahr (ab März/ April) | ► 4 |
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– | | Beobachtet im Frühsommer (ab Mai/ Juni) | ► 5 |
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4 | | | |
– | | 4-14 mm, schwarz, nur schwach behaart, sehr schlanker Körper, stark entwickelter Oberkiefer | | Scherenbienen |
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5 | (3) | | |
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6 | | 11-18 mm, deutlich gelb-schwarz gezeichnet | | Wollbienen |
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7 | (1) | 4-9 mm, schwarz mit heller Gesichtszeichnung und hellen Flecken an Brust und Beinen | | Maskenbienen |
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Biologie der im Schlüssel genannten Arten
Mauerbienen (Osmia)
Jeder, der Nisthilfen in seinem Garten oder auf seinem Balkon anbringt, wird Mauerbienen beobachten können. Diese Gruppe umfaßt im deutschsprachigen Raum etwa 52 Arten. Zwei davon, die Rote und die Gehörnte Mauerbiene beobachtet man oft an Nisthilfen. Die Gehörnte Mauerbiene fliegt z. T. schon an sonnigen Februartagen, bis in den Mai hinein. Durch ihre charakteristische schwarz-rote Färbung und die zwei “Hörnchen” am Kopfschild des Weibchens ist sie leicht zu erkennen.
Die Rote Mauerbiene ist dagegen bräunlich-rot gefärbt, trägt aber ebenfalls die “Hörnchen” am Kopf. Diese Art kann man von März bis Juni beobachten. Beide verschließen ihre Nester mit Lehm und bevorzugen Nisthilfen mit einem Durchmesser von 6-8 mm. In bezug auf ihren Blütenbesuch sind sie wenig anspruchsvoll.
Scherenbienen (Chelostoma)
Ab April bis in den Juni kann man die Hahnenfuß-Scherenbiene an vielen Nisthilfen beobachten. Diese schwarze Biene ist von anderen Nistwandbesuchern leicht durch ihren sehr schlanken Körper zu unterscheiden. Im Gegensatz zu den Mauerbienen sammelt diese Art nur an Hahnenfuß. Charakteristisch ist der Nestverschluß, in den Steinchen mit eingebaut werden. Besiedelt werden Niströhren von 3-5 mm Durchmesser. Es gibt noch weitere, mit bloßem Auge schwer zu unterscheidende Arten dieser Gattung, die hauptsächlich an Glockenblumen Pollen sammeln.
Pelzbienen (Anthophora)
Sehr selten kann man an künstlichen Nisthilfen auch eine Pelzbienen-Art beobachten, die Frühlings-Pelzbiene. Auf den ersten Blick kann man sie aufgrund ihrer Größe mit einer Hummel verwechseln, wobei man beim genauerem Hinsehen die Haare der Sammelbürste an den Hinterbeinen gut erkennen kann. Auch ihre etwas gedrungene Gestalt ist charakteristisch. Sie fliegt ab März bis in den Juni hinein. Diese Art nutzt viele verschiedene Nahrungspflanzen, bevorzugt jedoch Borretsch- und Primelgewächse sowie auch Lippenblütler. Für diese großen Bienen sollte man Bohrlöcher von 8 mm bereithalten.
Blattschneiderbienen (Megachile)
Im Frühsommer kann man einige Arten dieser Gattung beobachten. Charakteristisch ist, dass die Weibchen kleine Stücke aus Blättern ausschneiden, um damit ihre Nester auszukleiden. Die einzelnen Arten sind wiederum mit bloßem Auge schwer voneinander zu unterscheiden. Die meisten Arten sind beim Blütenbesuch nicht besonders wählerisch, doch gibt es auch spezialisierte Arten. Die Niströhren sollten für diese großen Bienen einen Durchmesser von 6-8 mm haben.
Maskenbienen (Hylaeus)
Diese sehr kleinen Bienen sind auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen, da sie kaum behaart sind. Im Gegensatz zu den anderen hier besprochenen Bienen sammeln sie den Pollen nicht an der Körperaußenseite, sondern verschlucken ihn und würgen ihn im Nest wieder hervor. Vor allem die Männchen tragen eine typische helle Gesichtszeichnung, woraus der Name hervorging. Auch bei den Weibchen sind meist zumindest helle Streifen zwischen den Augen zu erkennen. Die Nester werden auch in sehr engen Röhren (3 mm) angelegt und mit einem cellophanartigem Drüsensekret verschlossen. Ab Mai sind diese Bienen zu beobachten.
Wollbienen (Anthidium)
Diese etwas gedrungenen Bienen sind wie Wespen gelbschwarz gezeichnet. Sie unterscheiden sich jedoch an der stärkeren Behaarung am Thorax und bei den Weibchen an der Pollensammelbürste auf der Unterseite des Hinterleibes. Die Weibchen tragen Pflanzenhaare als Nistmaterial ein, so dass die Nester wie in Watte gebettet aussehen. Sie erscheinen ab Juni. Auffallend sind vor allem die Männchen die an Nahrungspflanzen patrouillierend umherfliegen, andere Bienen (auch anderer Arten) vertreiben und auf Weibchen warten. Besucht werden hauptsächlich Schmetterlings-, Lippen- und Rachenblütler. Die Nistgänge sollten 6-8 mm Durchmesser haben.
Löcherbienen (Heriades)
Erst ab Juni kann man diese kleinen Bienen beobachten. Löcherbienen sind streng auf den Pollen verschiedener Korbblütler spezialisiert. Eine weitere Besonderheit ist der Nestverschluss aus Harz, der z. T. auch mit kleinen Steinchen oder Pflanzenteilen vermischt wird. Diese Bienen bevorzugen Nistgänge von 3-4 mm Durchmesser.